Eigentlich hatte ich mich bei aller Vorfreude schon vorher gefragt,
ob die amerikanischen Spass-Glamster beim zweiten Schweizer Konzert
innert sieben Monaten nochmals die gleiche Aufmerksamkeit erlangen
würden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, sie taten es nicht!
Platzte im vergangenen März der Komplex 457 Club noch fast aus allen
Nähten, war heute Abend im Volkshaus der Balkon geschlossen. Das
setzte schon mal ein erstes Zeichen, aber die gut 1000 gut gelaunten
Fans, die dafür das ganze Foyer drin bevölkerten, respektive ausfüllten,
waren sichtlich bereit für die zweite Sause von Steel Panther. Nebst
bestimmt zahlreichen "Wiederholungs-täternInnen" gab es wohl auch
eine ganze Anzahl Leute, die erst jetzt ihre persönliche Premiere
mit den stählernen Panthern abhielten. Im Vorprogramm standen Kobra
& The Lotus aus Kanada. Die Band um die Namensgeberin und Frontfrau
Kobra Paige zelebriert eigenen Angaben zufolge einfach Metal, was
durchaus zutrifft. Das Debüt-Album kam in der Heimat eigentlich
bereits 2010 heraus, doch nun ist ein anderes Lineup am Start und so
wurden in Europa die Karten albumtechnisch nochmals frisch gemischt.
Kobra & The Lotus
In der heutigen Zeit von Social Media ist die Geschwindig- und
Verfügbarkeit von Daten wie Informationen schier grenzenlos
geworden. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass Kobra & The Lotus
kürzlich auch in mein Bewusstsein traten. Dies geschah mit einem
Link zum ersten Video «Forever One», das mit seiner Iron Maiden
meets Zed Yago Attitüde eigentlich einen sehr guten ersten Eindruck
hinterliess. Nun stand im Vorprogramm von Steel Panther die
Schweizer Live-Premiere an. Darauf war ich mächtig gespannt! Zum
einen, wie die attraktive Frontfrau rüber kommt und was die Band
dazu im Stande ist zu leisten. Was die Optik angeht, so liess sich
Kobra Streifen ins Gesicht malen, die mich von der Art her umgehend
an Angela Gossow (Arch Enemy) erinnerten. Warum sie das gemacht hat,
liess sich nicht in Erfahrung bringen, aber eigentlich wäre das
Ganze auch ohne gegangen. Kaum angefangen, machte sich bei mir aber
in erster Linie die Gesangsstimme bemerkbar, und dies leider negativ.
Obwohl die Band eigentlich vom Spiel her einen ziemlich tighten
Eindruck hinterliess, zerstörte das total übertriebene Vibrato von
Frau Page jeglichen Reiz. Was zum Beispiel im zweiten Video zu «Welcome
To My Funeral» zu sehen war, nährte zumindest die Hoffnung auf einen
weiteren tollen Song der Canucks. Leider stellte sich dies im
weiteren Verlauf des Abends nicht ein und so schwand mein Interesse
zusehends und Langweile machte sich breit. Ich musste mich gar ins
Foyer draussen begeben, denn das Gejaule war nicht auszuhalten. Ein
Grossteil des gut gelaunten Publikums schien sich daran jedoch nicht
gross zu stören und spendierte ordentlich Applaus. Aus dem Publikum
heraus wurde auch ein Geschenk überreicht, nämlich eine grosse Toblerone.
Kobra freute sich riesig darüber, doch kurzfristig verbesserte das
die Darbietung nicht. Als Kobra & The Lotus dann auch noch Iron
Maidens «The Wicker Man» coverten, war der Zapfen endgültig ab! So
blieb unter dem Strich für meine Begriffe nicht viel Brauchbares
übrig und ich war heilfroh, als diese Tortur endlich zu Ende war.
Setliste: «Nayana» - «No Rest For The Wicked» - «Welcome To My
Funeral» - «Forever One» - «Heaven's Veins» - «The Wicker Man» - «My
Life».
Steel Panther
Nun musste eine echte Steigerung her, doch im Wissen darum, was das
Publikum im Wesentlichen gleich erleben würde, kaufte dem Ganzen
halt gleich etwas von dessen Schneid ab. Nichtsdestotrotz stürmten
Michael Starr (v), Satchel (g/v), Lexxi Foxx (b/v) und Stix Zadinia
(d/v) kurz nach 21.15 Uhr die Bühne und legten unter grossem Jubel
mit dem Opener «Supersonic Sex Machine» los. Umgehend waren dann
natürlich auch alle Faxen und
Posen wieder da und von den Sprüchen
unter der Gürtellinie ganz zu schweigen. Im Vordergrund des teils
tuntigen Herumstöckelns stand wiederum Bassist Lexxi, der es sich
auch diesmal nicht nehmen liess, ständig an seinen Haaren rum zu
fummeln und Lipgloss nach zu tragen. Was man dabei aber im positiven
Sinne nicht verbergen konnte, war das musikalische Können aller
Protagonisten. Allen voran Gitarrist Satchel, der immer wieder
Kostproben seines Könnens, besonders beim Solo, ablieferte. Um dem
Ganzen noch eins drauf zu setzen, stieg er hoch zu Stix' verwaistem
Schlagzeug und bestätigte während dem Solieren noch die Bassdrum
dazu. Dabei zitierte er einige Klassiker der Rock- und
Metal-Geschichte, die überwiegend, auch von den jüngeren Fans,
offensichtlich erkannt wurden. Danach ging die Steel Panther Party
exakt in dem Stil weiter, wie man dies schon vor sieben Monaten
sehen und hören konnte. Natürlich wurden auch wieder einige Girls
aus dem Publikum heraus auf die Bühne geholt, wo diese dann etwas
rumhampeln und mitsingen durften. Somit war das nichts Neues für all
die Konzerbesucher, die schon im März im Komplex 457 Zeuge dieses
farbigen Spektakels wurden. Was allerdings nicht mehr reproduziert
werden konnte, war der magische Moment, der vom allerersten Konzert
in der Schweiz ausging. So durfte aber zumindest eine wiederum
tadellose musikali-sche Performance genossen werden und ich fragte
mich dabei immer wieder, mit welcher Leichtigkeit und Sicherheit die
drei Perückenträger ans Werk gingen. Nicht aus zu denken, wenn sich
hier mal ein Haarteil verselbstständigen würde! Obwohl der Balkon
ja geschlossen war, sorgten unten die gut 1000 Fans für ordentlich Ramba Zamba. Nach knappen 105 Minuten war dann gegen 23.00 Uhr der
zweite CH-Besuch von Steel Panther ebenso Geschichte und der Hype
spürbar eingebremst. Dennoch gab es nicht wenige Fans, die heute
Abend ihre persönliche Premiere mit den vier Amis gebührend feierten
und mächtig Spass hatten. Meine Wenigkeit braucht jetzt aber
definitiv eine Pause und die wird mindestens bis zum nächsten
Studio-Album anhalten, sofern es denn überhaupt noch eines geben
wird.
Setliste: «Intro» - «Supersonic Sex Machine» - «Tomorrow Night» - «Fat
Girl (Thar She Blows)» - «Asian Hooker» - «Just Like Tiger Woods» -
«Let Me Cum In» - «If You Really Really Love Me» - «Guitar Solo
Satchel» - «Turn Out the Lights» - «The Shocker» - «It Won't Suck
Itself» - «Girl From Oklahoma» - «Party All Day (Fuck All Night)» -
«Death To All But Metal» -- «Community Property» - «Eyes Of A
Panther» - «17 Girls In A Row».
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