Livereview: Steel Panther - Backwash

04. März 2014, Zürich - Komplex 457
By Rockslave
Das war eine Veranstaltung von:
Vor fast zwei Jahren kamen die nun mittlerweile auch bei uns bekannten Amis zum ersten Mal in die Schweiz und versetzten zumindest einen Teil der Szene in helle Aufruhr. Dank einigen ziemlich schlüpfrigen Videos war der wilde Haufen virtuell schon längst etabliert und nun wollte man auch bei uns sehen und hören, wie das Ganze entsprechend live rüber kommt. Wer damals auch zugegen war, weiss, wie hammergeil dieses Konzert war. Der Nachschlag, ein paar Monate später im Zürcher Volkshaus, war dann bereits nicht mehr so zahlreich besucht, was eigentlich eher überraschend war, doch die Shows von Steel Panther unterliegen einem durchdachten Drehbuch und wenn man genau weiss, was kommt, ist es halt nicht mehr so prickelnd. Der quirlige Vierer kompensiert das aber durch unbändige Spielfreude und dem Gespür für massentaugliche Songs mit ansteckendem Mitsing-Charakter. Kommt dazu, dass mit «All You Can Eat» ein überzeugendes neues Teil und nota bene das dritte Album am Start ist, das etwas anders, aber nicht minder überzeugend daher kommt. Als Support fungierten die Schweizer Rocker von Backwash, die den regionalen Heimvorteil zu nutzen wussten.

Backwash

Bislang hatte ich die Jungs noch nie live gesehen, wohl aber deren umtriebige Managerin am letztjährigen „Sweden Rock in Sölvesborg kennen gelernt. Gegründet wurde die Combo an der Schwelle zum neuen Jahrtausend und hat seither eine EP und zwei full lenght Alben unter die Leute gebracht. Überdies wurde eifrig getourt und dies im Schlepptau von Namen wie Krokus, The Quireboys, Nashville Pussy, Turbonegro oder Zeke. Vor der letztjährigen Veröffentlichung von «Backwash» veränderte sich noch die Besetzung. Aktuell sind Kevin (v), Volli (g), Toby (b) und Spiga (d) am Start, was nebst der neuen Stimme heisst, dass zu vorher nun eine Gitarre weniger ist. Im schon ordentlich gut gefüllten Komplex 457 brauchten die Zürcher dann nicht lange, bis sie den Draht zum Publikum aufbauen konnten. Handwerklich absolut im grünen Bereich, wurde harter Rock mit etwas moderner Schlagseite präsentiert. Kevin zeigte dabei markante Frontmann-Qualitäten und war stets sehr aktiv. Die Kollegen standen ihm eigentlich in Nichts nach und lieferten als Ganzes eine mehr als solide Performance ab. Mir persönlich fehlten allerdings Songs mit spürbarem Wiedererkennungswert. Über kurz oder lang klang Vieles überwiegend ähnlich und das moderne Element des Sounds ging halt auf Kosten des Grooves. Das für Backwash heimische Publikum schien jedoch gut zu antizipieren und liess fortlaufend immer lauteren Schlussapplaus aufkommen. Das beflügelte vor allem Sänger Kevin, der sich artig bei den Konzertbesuchern des heutigen Abends bedankte. Die Mucke von Backwash erreichte mich wie gesagt nicht, aber auch meine Wenigkeit konnte den Jungs zumindest klar attestieren, dass sie sich auf der Bühne augenscheinlich sehr wohl fühlen und das merkte man von Anfang an bis zum Schluss der knappen Dreiviertelstunde.

Setliste: «Against All Odds» - «She's Rock 'n' Roll» - «Worthless» - «Sniff Me» - «Highroller» - «One Down One To Go» - «Backwash Baby» - «You Don't Have To Like Me» - «One More Dollar».

Steel Panther
Für die mittlerweile dritte Sause in der Schweiz hatte ich keine sehr grossen Erwartungen mehr, da die erste Show am gleichen Ort vor knapp zwei Jahren nicht mehr, nein nie mehr zu toppen sein wird. Trotzdem nahm es mich wunder, wie sich die neuen Songs von «All You Can Eat» (VÖ: 01. April 2014) im Kontext mit dem älteren Material schlagen würden. Bevor die Sache aber überhaupt stattfinden konnte, musste man als Besucher des Komplex 457 aber zuerst mal überhaupt in die Halle kommen. Das gestaltete sich zu Beginn aussergewöhnlich harzig, bis dann mal auffiel, dass offenbar gleich zwei Events zur gleichen Zeit in der gleichen Location angesagt waren. Die hatten freilich, respektive stilistisch nichts gemein, was sich schon nur an der Kleidung der Leute leicht feststellen liess. So standen dann also zahlreiche Steel Panther Fans in der falschen Kolonne und setzten fast Wurzeln an, bis dann endlich mal einer der Security kam und darauf hinwies, dass die rechte Kolonne für die Abteilung Cock Rock vorgesehen sei. Nach diesem Intermezzo, das zum Glück regenfrei blieb, dauerte es schliesslich nicht mehr lange, bis sich die Schlange von draussen aufgelöst hatte. Na also…, geht doch…, und trotz der unplanmässigen Verzögerung war ich zum erforderlichen Zeitpunkt für Backwash im Fotograben. Beim Headliner war die Schar der Presseleute dann deutlich grösser und es herrschte ein gedrängtes Nebeneinander, als Michael Starr (v), Satchel (g/v), Lexxi Foxx (b/v) und Stix Zadinia (d) die Bühne unter ziemlich laut aufbrandendem Begrüssungsapplaus betraten. Optisch war alles so, wie zu erwarten, sprich also immer noch bunt wie schrill, mit viel Schminke und den unveränderten drei von vier Perücken, die einzig und allein über die ganze Dauer des Konzertes zu halten hatten. Besonders bei Bassist Lexxi Foxx muss das Vertrauen in die Qualität seiner Kunstmähne, respektive dessen Fixierung, grenzenlos sein.

Dass dem wirklich so ist, zeigte sich bereits schon beim Opener «Eyes Of A Panther», wo sich die sofort freisetzende Energie der Band umgehend auf die Fans übertrug. Besser als gleich mit einem Ohrwurm kann man eine Show nicht beginnen und wer die Amis schon mal gesehen und gehört hat, konnte dem anschliessend schon bald einsetzenden Gelaber von Satchel und seinen Kollegen umgehend ein Lächeln inklusive etwas Kopfschütteln entgegen setzen. Die immer wieder mal vorkommenden Sticheleien, mitunter auch gegen Lexxi, sind wie gesagt Programm und fester Part einer jeden Show von Steel Panther. Der überwiegende Teil bestand jedoch aus Musik, respektive einem Hit nach dem anderen und davon haben die Amerikaner, ausgehend von lediglich drei Studioalben, schon eine ganze Menge am Start! Je länger das Konzert andauerte, desto mehr gelangte ich zur Überzeugung, dass der heutige Auftritt von der Musikalität her, darin eingeschlossen auch drei neue Songs vom kommenden Album, der bisher beste auf Schweizer Boden zu werden schien. Frontzampano Michael Starr war bestens drauf und führte das Komplex zielstrebig auf den Höhepunkt des Abends hin. Bevor dieser Moment Tatsache wurde, gab es natürlich auch diesmal wieder eine von einigen Girls bevölkerte Bühne zu den Songs «Gold Digging Whore» - «It Won't Suck Itself» und dem metallischen «Death To All But Metal». Ganz nach dem Gusto der männlichen Besucher (und der Band!) gab es die eine oder andere Oberweite wie Rückansicht zu begaffen, wobei es in Zürich, verglichen mit anderen Städten auf der Tour, insgesamt ziemlich gesittet zu und her ging. Ihren Spass hatten freilich alle Protagonisten dieser Szenerie, aber der orgiastische Höhepunkt stand ja, wie gesagt, erst noch bevor. Als die ersten Klänge des absolut hammermässigen «Community Property» angespielt wurden, stand das Komplex kurze Zeit später völlig Kopf! Die Lautstärke des mitgesungenen Refrains verursachte nichts als Gänsehaut und eigentlich geht man ja genau wegen so was an eine Rock-Show! Nach etwas mehr als neunzig Minuten ging ohne Zweifel der bisher klar stärkste Auftritt von Steel Panther zu Ende und am 18. Juni 2014 wird das House Of Rust, sprich das Kofmehl in Solothurn, nochmals zum Handkuss kommen. So be there folks!

Setliste: «Eyes Of A Panther» - «Tomorrow Night» - «Asian Hooker» - «Just Like Tiger Woods» - «Party Like Tomorrow Is The End Of The World» - «Let Me Cum In» - «Guitar Solo Satchel» - «Turn Out the Lights» - «Gloryhole» - «The Burden Of Being Wonderful» - «Gold Digging Whore» - «It Won't Suck Itself» - «Death To All But Metal» -- «Community Property» - «17 Girls In A Row» - «Party All Day (Fuck All Night)».