Vor fast zwei Jahren
kamen die nun mittlerweile auch bei uns bekannten Amis zum ersten Mal
in die Schweiz und versetzten zumindest einen Teil der Szene in helle
Aufruhr. Dank einigen ziemlich schlüpfrigen Videos war der wilde Haufen
virtuell schon längst etabliert und nun wollte man auch bei uns sehen
und hören, wie das Ganze entsprechend live rüber kommt. Wer damals auch
zugegen war, weiss, wie hammergeil dieses Konzert war. Der Nachschlag,
ein paar Monate später im Zürcher Volkshaus, war dann bereits nicht
mehr so zahlreich besucht, was eigentlich eher überraschend war, doch
die Shows von Steel Panther unterliegen einem durchdachten Drehbuch und
wenn man genau weiss, was kommt, ist es halt nicht mehr so prickelnd.
Der quirlige Vierer kompensiert das aber durch unbändige Spielfreude
und dem Gespür für massentaugliche Songs mit ansteckendem
Mitsing-Charakter. Kommt dazu, dass mit «All You Can Eat» ein
überzeugendes neues Teil und nota bene das dritte Album am Start ist,
das etwas anders, aber nicht minder überzeugend daher kommt. Als
Support fungierten die Schweizer Rocker von Backwash, die den
regionalen Heimvorteil zu nutzen wussten.
Backwash
Bislang hatte ich die Jungs noch nie live gesehen, wohl aber deren
umtriebige Managerin am letztjährigen „Sweden Rock in Sölvesborg kennen
gelernt. Gegründet wurde die Combo an der Schwelle zum neuen
Jahrtausend und hat seither eine EP und zwei full lenght Alben unter
die Leute gebracht. Überdies wurde eifrig getourt und dies
im Schlepptau von Namen wie Krokus, The Quireboys, Nashville Pussy,
Turbonegro oder Zeke. Vor der letztjährigen Veröffentlichung von
«Backwash» veränderte sich noch die Besetzung. Aktuell sind Kevin (v),
Volli (g), Toby (b) und Spiga (d) am Start, was nebst der neuen Stimme
heisst, dass zu vorher nun eine Gitarre weniger ist. Im schon
ordentlich gut gefüllten Komplex 457 brauchten die Zürcher dann nicht
lange, bis sie den Draht zum Publikum aufbauen konnten. Handwerklich
absolut im grünen Bereich, wurde harter Rock mit etwas moderner
Schlagseite präsentiert. Kevin zeigte dabei markante
Frontmann-Qualitäten und war stets sehr aktiv. Die Kollegen standen ihm
eigentlich in Nichts nach und lieferten als Ganzes eine mehr als solide
Performance ab. Mir persönlich fehlten allerdings Songs mit spürbarem
Wiedererkennungswert. Über kurz oder lang klang Vieles überwiegend
ähnlich und das moderne Element des Sounds ging halt auf Kosten des
Grooves. Das für Backwash heimische Publikum schien jedoch gut zu
antizipieren und liess fortlaufend immer lauteren Schlussapplaus
aufkommen. Das beflügelte vor allem Sänger Kevin, der sich artig bei
den Konzertbesuchern des heutigen Abends bedankte. Die Mucke von
Backwash erreichte mich wie gesagt nicht, aber auch meine Wenigkeit
konnte den Jungs zumindest klar attestieren, dass sie sich auf der
Bühne augenscheinlich sehr wohl fühlen und das merkte man von Anfang an
bis zum Schluss der knappen Dreiviertelstunde.
Setliste: «Against All Odds» - «She's Rock 'n' Roll» - «Worthless» -
«Sniff Me» - «Highroller» - «One Down One To Go» - «Backwash Baby» -
«You Don't Have To Like Me» - «One More Dollar».
Steel Panther
Für die mittlerweile dritte Sause in der Schweiz hatte ich keine sehr
grossen Erwartungen mehr, da die erste Show am gleichen Ort vor knapp
zwei Jahren nicht mehr, nein nie mehr zu toppen sein wird. Trotzdem
nahm es mich wunder, wie sich die neuen Songs von «All You Can Eat»
(VÖ: 01. April 2014) im Kontext mit dem älteren Material schlagen
würden. Bevor die Sache aber überhaupt stattfinden konnte, musste man
als Besucher des Komplex 457 aber zuerst mal überhaupt in die Halle
kommen. Das gestaltete sich zu Beginn aussergewöhnlich harzig, bis dann
mal auffiel, dass offenbar gleich zwei Events zur gleichen Zeit in der
gleichen Location angesagt waren. Die hatten freilich, respektive
stilistisch nichts gemein, was sich schon nur an der Kleidung der Leute
leicht feststellen liess. So standen dann also zahlreiche Steel Panther
Fans in der falschen Kolonne und setzten fast Wurzeln an, bis dann
endlich mal einer der Security kam und darauf hinwies, dass die rechte
Kolonne für die Abteilung Cock Rock vorgesehen sei. Nach diesem
Intermezzo, das zum Glück regenfrei blieb, dauerte es schliesslich
nicht mehr lange, bis sich die Schlange von draussen aufgelöst hatte.
Na also…, geht doch…, und trotz der unplanmässigen Verzögerung war ich
zum erforderlichen Zeitpunkt für Backwash im Fotograben. Beim Headliner
war die Schar der Presseleute dann deutlich grösser und es herrschte
ein gedrängtes Nebeneinander, als Michael Starr (v), Satchel (g/v),
Lexxi Foxx (b/v) und Stix Zadinia (d) die Bühne unter ziemlich laut
aufbrandendem Begrüssungsapplaus betraten. Optisch war alles so, wie zu
erwarten, sprich also immer noch bunt wie schrill, mit viel Schminke
und den unveränderten
drei von vier Perücken, die einzig und allein über die ganze Dauer des
Konzertes zu halten hatten. Besonders bei Bassist Lexxi Foxx muss das
Vertrauen in die Qualität seiner Kunstmähne, respektive dessen
Fixierung, grenzenlos sein.
Dass dem wirklich so ist, zeigte sich bereits schon beim Opener «Eyes
Of A Panther», wo sich die sofort freisetzende Energie der Band
umgehend auf die Fans übertrug. Besser als gleich mit einem Ohrwurm
kann man eine Show nicht beginnen und wer die Amis schon mal gesehen
und gehört hat, konnte dem anschliessend schon bald einsetzenden
Gelaber von Satchel und seinen Kollegen umgehend ein Lächeln inklusive
etwas Kopfschütteln entgegen setzen. Die immer wieder mal vorkommenden
Sticheleien, mitunter auch gegen Lexxi, sind wie gesagt Programm und
fester Part einer jeden Show von Steel Panther. Der überwiegende Teil
bestand jedoch aus Musik, respektive einem Hit nach dem anderen und
davon haben die Amerikaner, ausgehend von lediglich drei Studioalben,
schon eine ganze Menge am Start! Je länger das Konzert andauerte, desto
mehr gelangte ich zur Überzeugung, dass der heutige Auftritt von der
Musikalität her, darin eingeschlossen auch drei neue Songs vom
kommenden Album, der bisher beste auf Schweizer Boden zu werden schien.
Frontzampano Michael Starr war bestens drauf und führte das Komplex
zielstrebig auf den Höhepunkt des Abends hin. Bevor dieser Moment
Tatsache wurde, gab es natürlich auch diesmal wieder eine von einigen
Girls bevölkerte Bühne zu den Songs «Gold Digging Whore» - «It Won't
Suck Itself» und dem
metallischen «Death To All But Metal». Ganz nach dem Gusto der
männlichen Besucher (und der Band!) gab es die eine oder andere
Oberweite wie Rückansicht zu begaffen, wobei es in Zürich, verglichen
mit anderen Städten auf der Tour, insgesamt ziemlich gesittet zu und
her ging. Ihren Spass hatten freilich alle Protagonisten dieser
Szenerie, aber der orgiastische Höhepunkt stand ja, wie gesagt, erst
noch bevor. Als die ersten Klänge des absolut hammermässigen «Community
Property» angespielt wurden, stand das Komplex kurze Zeit später völlig
Kopf! Die Lautstärke des mitgesungenen Refrains verursachte nichts als
Gänsehaut und eigentlich geht man ja genau wegen so was an eine
Rock-Show! Nach etwas mehr als neunzig Minuten ging ohne Zweifel der
bisher klar stärkste Auftritt von Steel Panther zu Ende und am 18. Juni
2014 wird das House Of Rust, sprich das Kofmehl in Solothurn, nochmals
zum Handkuss kommen. So be there folks!
Setliste: «Eyes Of A Panther» - «Tomorrow Night» - «Asian Hooker» -
«Just Like Tiger Woods» - «Party Like Tomorrow Is The End Of The World»
- «Let Me Cum In» - «Guitar Solo Satchel» - «Turn Out the Lights» -
«Gloryhole» - «The Burden Of Being Wonderful» - «Gold Digging Whore» -
«It Won't Suck Itself» - «Death To All But Metal» -- «Community
Property» - «17 Girls In A Row» - «Party All Day (Fuck All Night)».
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