Steel Panther sind momentan in aller Munde. Selbst die ganz
Düstersten und Härtesten finden Gefallen an der Truppe aus L.A.,
denn «Sex sells» und das weiss die Amerikaner bestens in ihre Show
einzubauen. Ihr dachtet, Tobias Sammet (Edguy) sei neben Bernhard
Weiss (Axxis) die grösste Quasseltante auf der Bühne? Dann habt
Ihr es noch nie mit Gitarrist Satchel und Sänger Michael Starr zu
tun bekommen. Alleine der Redeschwall nach den ersten beiden Tracks
gehört für die Einen zum Unterhaltsamsten und für die Anderen zum
Unnötigsten, was es zu hören gibt. Logisch, der Vierer, ergänzt durch
Blondine und Bassist mit Powerbeton-Fönfrisur Lexxi Foxxx und
Schlagzeuger Stix Zadinia, erfindet die Musik nicht neu. Dazu klauen
sie viel zu offensichtlich bei Van Halen, Mötley Crüe, Poison oder
Ratt. Dies aber mit einer Hingabe, dass es schon wieder Spass macht.
Die besten Tracks stammen nach wie vor vom Debütalbum «Feel The
Steel», was an diesem Abend anhand der Publikumsreaktionen sehr
deutlich zum Ausdruck kam. Lieder wie «Eyes Of A Panther», «Asian
Hooker», «Stripped Girl», «Girl From Oklahoma», «Community
Property», «Death To All But Metal» und «Party All Day (Fuck All
Night)» garantierten eine fantastische Stimmung im gut gefüllten
Kofmehl. Doch bevor wir auf die Ami-Jungs näher eingehen, verweilen
wir kurz bei den Helvetiern von China.
China
Es begann alles rockig und deutete auf einen guten Einstieg für
Steel Panther hin. Aber es schien nicht der Abend von China zu
werden… Das lag aber weder an den Chorgesängen, noch an den alten
Hits. Sondern, dass eine Setliste ausgesucht wurde, die zu viele
Lieder jüngeren Datums beinhaltete und dass die Truppe sehr uneingespielt
wirkte. Da gab es zwischen den Songs zu viele Lücken
und künstliche Pausen, selbst bei den Ansagen von Sänger Eric
St. Michaels. Mit den neuen Songs hatte die Truppe auch nicht gerade
all ihre die Party-Hits am Start. Ich denke, eine Support-Band
sollte ihren Set auch immer ein bisschen am Headliner ausrichten,
und genau da hätten China gross auftrumpfen können. Weg mit den
neuen Liedern und dafür einen reinrassigen «old school» Set
runterhämmern. Die Fans hätten dem Fünfer aus der Hand gefressen. An
diesem Abend stand jedoch keine Einheit auf der Bühne, es gab keinen
Frontmann der bereit war, die Fans aus der Reserve zu locken, und
alles klang nach angezogener Handbremse. Selbst die Bemerkung, dass
der Schlagzeuger Geburtstag hat, verpuffte in den eisernen Wänden des
Kofmehls ungehört. Und wenn Lieder wie «Rock City», «All I Do Is
Wait» und selbst «In The Middle Of The Night» nicht zünden und ein
Feuerwerk entfachen, dann kann was nicht stimmen. Nach knapp 40
Minuten verschwand die Band so schnell von der Bühne, wie sie auch
auf selbiger stand. Schade, wirklich schade…
Setlise: «Light Up The Dark» - «Rock City» - «Kisses On Fire» -
«In The Middle Of The Night» - «Trapped In The City» - «Everywhere You
Are» - «Gates Of Heaven» - «Crazy Like You» - «All I Do Is Wait».
Steel Panther
Tja, nun lag es an den Panthern, die Stimmung zu heben. Und noch
bevor die Truppe auf der Bühne stand, schrie sich ein williges Girl
die Stimme aus dem Körper, wohlwissentlich, dass dies für einen Blow-Job
gar nicht gebraucht wird. Ja, die Jungs sprachen die
ganze Zeit von Pussies, vom Blasen, von einem guten Fi.. - und von all
den Heerscharen an Mädels, die nur darauf warten, so richtig hart
durchgenudelt zu werden. Im Vergleich zu Manowar, die das als Sport
sehen, um damit ihre Männlichkeit zu demonstrieren, belächeln Steel
Panther das Ganze und nehmen sich dabei selber nicht ernst. Oder wer
nimmt der Band ein solches Image ab, die eine männliche Blondine
in ihrer Reihen hat, die sich ständig den Lippenstift nachzieht oder
mit Haarspray die Festigkeit der blonden Mähne zu einem
Betonklotz sprayt. Tja, Lexxi spielt den unterbelichteten Boyfriend,
aber dies mit einer solchen Hingabe, dass es Spass macht, nicht nur
ihm zuzusehen. Steel Panther sind Comedy und mehr
Entertainment, denn handwerkliches Geschick. Aber! Wollen wir das
nicht alle? Wollen wir nicht einfach nur gut unterhalten werden und
den Alltag für ein paar Minuten vergessen? Mit einem breiten Grinsen
nach dem Konzert ins Auto
steigen und laut die Chorpassage von «Eyes
Of A Panther» und «Community Property» mitschreien? Mit einem lauten
«hei-hei-hei» von «Party All Day (Fuck All Night)» die Scheiben in
der eigenen Karre zum Zerbersten bringen? Eben! Und genau deshalb
können wir uns ein Lachen nicht verkneifen, wenn sich Lexxi immer
wieder mit seinem Schminkspiegel am Bühnenrand posierend aufstellt.
Daneben steht mit Satchel ein wahrer Lady-Killer auf der Bühne.
Einer, der mehr Girls vernascht hat, als die Sänger von Mötley Crüe
und Van Halen zusammen. Einer, der sich auch gerne ins Rampenlicht
stellt und dabei seinen Sänger in den Hintergrund schiebt. Genau
dieser Michael Starr quittierte das Ganze mit einem breiten Grinsen,
wenn er schweisstropfend nach «Tomorrow Night» von einem Chick (remember,
die, welche sich die Seele aus dem Körper schreit) eine Schachtel
Pralinen bekommt und genau weiss, die besten Geschenke bekommt an
Ende des Tages dennoch der Shouter! Und sei es nur in Form von
Schokolade, welche ein Gräuel für den Bassisten ist, da sich in
diesen kleinen Dingern so viel Kalorien befinden, wie er in seinem
ganzen Leben noch nie gesehen hat.
Michael weiss, wie er sich bewegen muss. Mit seiner stripteasetänzelnden
Art brachtet er das Blut der holden Weiblichkeit zum
Pulsieren und die hohen Schreie, die in den 80er-Jahren ein
David Lee Roth (Van Halen) nicht besser hingekriegt hätte, versetzen
die weiblichen Körper zusätzlich in Wallung. Lobte Michael den
älteren Herren im Publikum für sein Erscheinen, geht es letztendlich
nur darum, dass sich Mister Starr an die Tochter des Besuchers ran
machen will. Dies weiss der Vater jedoch bis am Schluss des Konzerts
gekonnt zu verhindern, auch als die ersten zwei Babes die Bühne
erklimmen und nach einem Wetttrinken (Cola gegen Bier) mal so
richtig auf Betriebstemperatur kommen. Für den Sänger kam dies
gerade recht, stand er doch nun schon einige Minuten kusslos auf
der Bühne, damit er den Mädels seine Zunge in den Mund schieben kann.
Tja, und als sich die Beiden völlig erschöpft von der
Tatsache, dass sie neben der Band auf der Bühne standen, mal neben
den Drumriser setzten, sangen Michael und Satchel acapella mässig «…backstage
pass for you…». Den Rest kann sich jeder selber denken. Wir lassen
die folgenden Worte aus moralischen Gründen im Verborgenen. Bei
«17 Girls In A Row» schien die Bühne vor lauter Mädels aus dem
Publikum zu klein zu werden. Die
Motivation auf die Stage zu kommen,
schien dabei auch ganz unterschiedlicher Art zu sein. Waren die
einen einfach froh mal da zu stehen, gingen andere ganz steil und
noch andere bettelten auf der Bühne förmlich um einen Backstage-Pass.
Tja, wer in den 80ern gross geworden ist, kennt die eiserne
Regel… Zu all den willigen Mädels auf der Bühne meinte Michael
voller Stolz: «Do you see this in a fucking Slayer show?», nachdem
schon zu Beginn des Konzertes demonstriert wurde, wie bei Steel
Panther, beziehungsweise Slayer, menschliche Körperflüssigkeit
ausgetauscht wird.
Vielleicht war es nicht die beste Steel Panther Show in der Schweiz
und vielleicht war das Kofmehl auch die falsche Location, doch der
Vierer brannte die Hütte völlig nieder und es roch förmlich nach
Kopulationsaft und gierigem Verlangen. Dass die Musik dabei etwas in
Vergessenheit geriet, liegt auf der Hand. Trotzdem ging jeder,
wirklich jeder Besucher mit einer viel besseren Laune nach Hause,
als er sie vor dem Konzert mit sich rumgetragen hatte. Dies alleine
macht ein gutes Konzert aus. Ich bin mir sicher, dass ich die Jungs
nicht zu letzten Mal gesehen habe, auch wenn der Kofmehl-Gig meine
steelpantherische Entjungferung war und nicht alle meine
Erwartungen erfüllt wurden. Trotzdem macht es einfach Spass, den
Jungs zuzusehen und zuzuhören und sich bei den Klängen von «Eyes
Of A Panther», «Girl From Oklahoma» (in der Akustik-Version), «Community
Property» (das Publikum sang die ersten Strophen lauthals alleine,
Gänsehaut!!!) und «Party All Day (Fuck All Night)» (das Kofmehl
steht Kopf) dem o(h)ralen Orgasmus zu nähern…
Setliste Steel Panther: «Pussywhipped», «Tomorrow Night», «Asian
Hooker», «Just Like Tiger Woods», «Eyes Of A Panther», «Gangbang At
The Old Folks Home», «If I Was The King», «Guitar Solo Satchel»,
«Turn Out The Lights», «Party Like Tomorrow Is The End Of The
World», «Stripped Girl», «Girl From Oklahoma», «The Burden Of Being
Wonderful», «17 Girls In A Row», «Gloryhole», «Death To All But
Metal» - «Community Property», «Party All Day (Fuck All Night)»
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