Livereview: Steel Panther - Fozzy

09. Februar 2018, Zürich - Volkshaus
By Rockslave
Im kommenden Frühling wird es schon beinahe sechs Jahre, respektive lockerst über 2‘000 Tage (!) her sein, seit die amerikanischen Glamsters das erste Mal in der Schweiz aufgespielt haben. Mittlerweile sind es ein paar Auftritte mehr geworden, wovon ich mir bis heute jedoch nicht mehr jeden einverleibt habe. Auch der Besuch des heutigen Gastspiels, diesmal im Zürcher Volkshaus, stand zuerst eher auf der Kippe. Grund dafür ist das neue und songwriterisch diesmal ziemlich mau ausgefallene Album «Lower The Bar», das keinen Stich gegenüber den ersten beiden Alben «Feel The Steel» (2009) und «Balls Out» (2011) aufweisen kann. Die Hitdichte hat spürbar abgenommen und die Affinität hin zu den alten Van Halen wirkt fast zu penetrant. Unter dem Strich und trotz der längst ausgelutschten Showelemente, die natürlich nach wie vor unter die Gürtellinie zielen, stehen immerhin noch vier motivierte Musiker auf der Bühne. Im Vorprogramm fungierte die Band Fozzy des Landkollegen und ehemaligen Wrestlers Chris Jericho. Obwohl seit 2000 immerhin sieben Studioalben erschienen sind, konnten die Amis in Europa bisher nichts gross reissen, und das blieb auch heute Abend so.

Fozzy

Der zu Beginn ziemlich magere Publikumsaufmarsch war trotz Black Sabbath’s Altklassiker «War Pigs» als Intro bezeichnend für das hiesige Interesse an Fozzy, nämlich herzlich wenig. Als die Band pünktlich um 20.00 Uhr auf die Bretter stieg, standen dann immerhin ein paar Dutzendschaften vor der Bühne. Wie üblich für diesen Stil, also Dampframmen Heavy-Rock mit leicht moderner Schlagseite, bliesen Chris und seine agilen Jungs von Anfang an voll zum Angriff! Das energetische Stageacting trug dann, wie erwartet, dazu bei, dass die musikalische Durch-schnittlichkeit mindestens zu einem gewissen Grad kaschiert werden konnte. Frontgaul Mr. Jericho setzte dabei voll auf die Karte Interaktion mit dem mehrheitlich eher jungen Publikum, und die Rechnung schien stimmungsmässig ganz gut aufzugehen. Dennoch bewies ein Blick ins gut bevölkerte Foyer, dass sich ein guter Teil der Besucher nicht viel bis gar nichts aus der Support-Band machte. Wirklich viel verpassten sie dabei nicht, da die typische Ami-Mucke zwar durchaus Energien freizusetzen vermag, aber auf Dauer viel zu gleichförmig klang. Die Songs stammten allesamt von den letzten drei Alben und boten, wie bereits erwähnt, keine wirklich grosse Varianz. Diese kann manchmal durch eine gut gewählte Cover-Version eines bekannten Hits in Ermangelung eigener kompositorischer Höhenflüge nicht schaden. Fozzy besassen diesen Trumpf in Form des ABBA Kultsongs «SOS», zogen diesen lässig durch und siehe da, das Volkshaus rockte doch noch amtlich ab. Dass es letztlich aber keine eigenen Songs waren, die die grösste Resonanz unter den Fans hervor riefen, blieb mir selber als persönlich enttäuschender Aspekt zurück. Die Aufgabe als Einheizer für den Headliner wurde gemäss Schlussapplaus jedoch klar erfüllt.

Setliste: «Intro (War Pigs, Black Sabbath)» - «Judas» - «Drinkin With Jesus» - «Sin And Bones» - «Painless» - «Spider In My Mouth» - «SOS (ABBA Cover) » - «Lights Go Out» - «Bad Tattoo» - «Sandpaper».



Steel Panther
Früher machte man sich noch die Mühe und kreierte geile wie spannungsgeladene Intros oder bediente sich geeignetem Material, bevor jeweils ein Album-Opener oder eben eine Live-Show losging. Zum Beispiel Ennio Morricone’s Kult-Melodie «The Ecstacy Of Gold» aus dem legendären Western «The Good, The Bad And The Ugly» brannte sich bei Metallica vor allem auf der '86 / '87er «Master Of Puppets»-Tour unauslöschlich in die Gehirnrinde der Metalheads ein. Etwas Besseres, als danach «Battery» zu bringen, ist, respektive war damals nicht möglich und schlicht genial. Die simplere Variante ist einfach einen Song einer anderen Band, oft in kompletter Länge, abzuspielen. So geschehen auch heute Abend, wo das mittlerweile doch noch ziemlich gut bevölkerte Volkshaus mit Van Halen’s Classic «Everybody Wants Some!!» auf die bevorstehende Steel Panther Show eingestimmt wurde. Wer die Amis schon einmal oder auch mehrere Male gesehen hat, wusste nun ziemlich genau, was auf ihn zukam. Mit «Eyes Of A Panther» wurde dann ein zugkräftiger Earcatcher vom Debüt-Album ausgewählt, der seine Wirkung nicht verfehlte und gleich für Stimmung in der Bude sorgte. «Goin' In The Backdoor», der erste Song des aktuellen Albums, schlug dann anschliessend die Brücke zur Gegenwart und vermochte durchaus auch zu gefallen. Doch schon bei «Asian Hooker» wurde einem sofort wieder bewusst, wie gut vor allem die frühen Songs der Amis sind. Dass sich dabei ein hübsches „Asian Girl“ aus dem Publikum dazu berufen fühlte auf die Bühne zu gehen, versteht sich von selbst.

Frontgaul Michael Starr war darob natürlich sichtlich „erregt“ oder zumindest in bester (Show-) Stimmung und machte sich umgehend an das Girl ran. Spätestens mit «Party Like Tomorrow Is The End Of The World» war die holde Weiblichkeit vor Ort, und das waren natürlich nicht wenige, auf Betriebstemperatur. Der Rest ist dann schnell erzählt, sofern man Michael Starr (v), Satchel (g/v), Lexxi Foxx (b/v) und Stix Zadinia (d) schon mal live gesehen hat. Dazu gehört mitunter viel dusseliges Geplapper von Michael, Lexxi’s andauernde Make-Up Fummeleien und Satchel lieferte, neben ebenso massig sinnfreiem Geschwätz, immerhin auch einen unterhaltenden Solo-Part ab. Zunehmend peinlich bis unnötig ist das obligate Bevölkern der Bühne zu «17 Girls In A Row», da sich erstens stets viel mehr Girls auf der Bühne tummeln und es zweitens keine nackten Tatsachen zu sehen gab. Wir sind ja hier in der Schweiz und in Zeiten von Social Media sind unvorteilhafte Fotos nicht wirklich gefragt, wobei das nicht immer so war. Nicht fehlen durfte schliesslich der Oberheuler «Community Property» als erste Zugabe und mit dem Bon Jovi liken Party-Kracher «Party All Day (Fuck All Night)» ging es ein letztes Mal richtig ab im Volkshaus. Als Fazit resultierte die erwartete Darbietung, wobei das neue Songmaterial, darunter auch Mittelmässiges wie «Wasted Too Much Time», spürbar schwächelt. Mal sehen, was die Amis in der nächsten Zeit noch imstande sind zu reissen, sonst wird dieser einst leuchtende Stern am Szene-Himmel langsam aber sicher Fahrt nach unten aufnehmen.

Setliste: «Intro Everybody Wants Some!!, Van Halen» - «Eyes Of A Panther» - «Goin' In The Backdoor» - «Asian Hooker» - «Party Like Tomorrow Is The End Of The World» - «Wasted Too Much Time» - «Poontang Boomerang» - «Guitar Solo Satchel» - - «That's When You Came In» - «Weenie Ride» - «17 Girls In A Row» - «Gloryhole» - «Death To All But Metal» -- «Community Property» - «Party All Day (Fuck All Night)».