Im kommenden Frühling wird es schon beinahe sechs Jahre,
respektive lockerst über 2‘000 Tage (!) her sein, seit die
amerikanischen Glamsters das erste Mal in der Schweiz aufgespielt
haben. Mittlerweile sind es ein paar Auftritte mehr geworden, wovon
ich mir bis heute jedoch nicht mehr jeden einverleibt habe. Auch der
Besuch des heutigen Gastspiels, diesmal im Zürcher Volkshaus, stand
zuerst eher auf der Kippe. Grund dafür ist das neue und
songwriterisch diesmal ziemlich mau ausgefallene Album «Lower The
Bar», das keinen Stich gegenüber den ersten beiden Alben «Feel The
Steel» (2009) und «Balls Out» (2011) aufweisen kann. Die Hitdichte
hat spürbar abgenommen und die Affinität hin zu den alten Van Halen
wirkt fast zu penetrant. Unter dem Strich und trotz der längst
ausgelutschten Showelemente, die natürlich nach wie vor unter die
Gürtellinie zielen, stehen immerhin noch vier motivierte Musiker auf
der Bühne. Im Vorprogramm fungierte die Band Fozzy des Landkollegen
und ehemaligen Wrestlers Chris Jericho. Obwohl seit 2000 immerhin
sieben Studioalben erschienen sind, konnten die Amis in Europa
bisher nichts gross reissen, und das blieb auch heute Abend so.
Fozzy Der zu Beginn ziemlich magere Publikumsaufmarsch
war trotz Black Sabbath’s Altklassiker «War Pigs» als Intro
bezeichnend für das hiesige Interesse an Fozzy, nämlich herzlich
wenig. Als die Band pünktlich um 20.00 Uhr auf die Bretter stieg,
standen dann immerhin ein paar Dutzendschaften vor der Bühne. Wie
üblich für diesen Stil, also Dampframmen Heavy-Rock mit leicht
moderner Schlagseite, bliesen Chris und seine agilen Jungs von
Anfang an voll zum Angriff! Das energetische Stageacting trug dann,
wie erwartet, dazu bei, dass die musikalische Durch-schnittlichkeit
mindestens zu einem gewissen Grad kaschiert werden konnte. Frontgaul
Mr. Jericho setzte dabei voll auf die Karte Interaktion mit dem
mehrheitlich eher jungen Publikum, und die Rechnung schien
stimmungsmässig ganz gut aufzugehen. Dennoch bewies ein Blick ins
gut bevölkerte Foyer, dass sich
ein
guter Teil der Besucher nicht viel bis gar nichts aus der
Support-Band machte. Wirklich viel verpassten sie dabei nicht, da
die typische Ami-Mucke zwar durchaus Energien freizusetzen vermag,
aber auf Dauer viel zu gleichförmig klang. Die Songs stammten
allesamt von den letzten drei Alben und boten, wie bereits erwähnt,
keine wirklich grosse Varianz. Diese kann manchmal durch eine gut
gewählte Cover-Version eines bekannten Hits in Ermangelung eigener
kompositorischer Höhenflüge nicht schaden. Fozzy besassen diesen
Trumpf in Form des ABBA Kultsongs «SOS», zogen diesen lässig durch
und siehe da, das Volkshaus rockte doch noch amtlich ab. Dass es
letztlich aber keine eigenen Songs waren, die die grösste Resonanz
unter den Fans hervor riefen, blieb mir selber als persönlich
enttäuschender Aspekt zurück. Die Aufgabe als Einheizer für den
Headliner wurde gemäss Schlussapplaus jedoch klar erfüllt.
Setliste: «Intro (War Pigs, Black Sabbath)» - «Judas» - «Drinkin
With Jesus» - «Sin And Bones» - «Painless» - «Spider In My Mouth» -
«SOS (ABBA Cover) » - «Lights Go Out» - «Bad Tattoo» - «Sandpaper».
Steel Panther
Früher machte man sich noch die Mühe und kreierte geile wie
spannungsgeladene Intros oder bediente sich geeignetem Material,
bevor jeweils ein Album-Opener oder eben eine Live-Show losging. Zum
Beispiel Ennio Morricone’s Kult-Melodie «The Ecstacy Of Gold» aus
dem legendären Western «The Good, The Bad And The Ugly» brannte sich
bei Metallica vor allem auf der '86 / '87er «Master Of Puppets»-Tour
unauslöschlich in die Gehirnrinde der Metalheads ein. Etwas
Besseres, als danach «Battery» zu bringen, ist, respektive war
damals nicht möglich und schlicht genial. Die simplere Variante ist einfach einen Song
einer anderen Band, oft in kompletter Länge, abzuspielen. So
geschehen auch heute Abend, wo das mittlerweile doch noch ziemlich
gut bevölkerte Volkshaus mit Van Halen’s Classic «Everybody Wants
Some!!» auf die bevorstehende Steel Panther Show eingestimmt wurde.
Wer die Amis schon einmal oder auch mehrere Male gesehen hat, wusste
nun ziemlich genau, was auf ihn zukam. Mit «Eyes Of A Panther» wurde
dann ein zugkräftiger Earcatcher vom Debüt-Album ausgewählt, der
seine Wirkung nicht verfehlte und gleich für Stimmung in der Bude
sorgte. «Goin' In The Backdoor», der erste Song des aktuellen
Albums, schlug dann anschliessend die Brücke zur Gegenwart und
vermochte durchaus auch zu gefallen. Doch schon bei «Asian Hooker»
wurde einem sofort wieder bewusst, wie gut vor allem die frühen
Songs der Amis sind. Dass sich dabei ein hübsches „Asian Girl“ aus
dem Publikum dazu berufen fühlte auf die Bühne zu gehen, versteht
sich von selbst.
Frontgaul
Michael Starr war darob natürlich sichtlich „erregt“ oder zumindest
in bester (Show-) Stimmung und machte sich umgehend an das Girl ran.
Spätestens mit «Party Like Tomorrow Is The End Of The World» war die
holde Weiblichkeit vor Ort, und das waren natürlich nicht wenige,
auf Betriebstemperatur. Der Rest ist dann schnell erzählt, sofern
man Michael Starr (v), Satchel (g/v), Lexxi Foxx (b/v) und Stix
Zadinia (d) schon mal live gesehen hat. Dazu gehört mitunter viel
dusseliges Geplapper von Michael, Lexxi’s andauernde Make-Up
Fummeleien und Satchel lieferte, neben ebenso massig sinnfreiem
Geschwätz, immerhin auch einen unterhaltenden Solo-Part ab.
Zunehmend peinlich bis unnötig ist das obligate Bevölkern der Bühne
zu «17 Girls In A Row», da sich erstens stets viel mehr Girls auf
der Bühne tummeln und es zweitens keine nackten Tatsachen zu sehen
gab. Wir sind ja hier in der Schweiz und in Zeiten von Social Media
sind unvorteilhafte Fotos nicht wirklich gefragt, wobei das nicht
immer so war. Nicht fehlen durfte schliesslich der Oberheuler
«Community Property» als erste Zugabe und mit dem Bon Jovi liken
Party-Kracher «Party All Day (Fuck All Night)» ging es ein letztes
Mal richtig ab im Volkshaus. Als Fazit resultierte die erwartete
Darbietung, wobei das neue Songmaterial, darunter auch
Mittelmässiges wie «Wasted Too Much Time», spürbar schwächelt. Mal
sehen, was die Amis in der nächsten Zeit noch imstande sind zu
reissen, sonst wird dieser einst leuchtende Stern am Szene-Himmel
langsam aber sicher Fahrt nach unten aufnehmen.
Setliste:
«Intro Everybody Wants Some!!, Van Halen» - «Eyes Of A Panther» -
«Goin' In The Backdoor» - «Asian Hooker» - «Party Like Tomorrow Is
The End Of The World» - «Wasted Too Much Time» - «Poontang
Boomerang» - «Guitar Solo Satchel» - - «That's When You Came In» -
«Weenie Ride» - «17 Girls In A Row» - «Gloryhole» - «Death To All
But Metal» -- «Community Property» - «Party All Day (Fuck All
Night)».
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