Als Fan und Freund von harten Klängen gibt es einfach ein paar
Dinge, die man gesehen haben muss! Dazu gehört mit Sicherheit auch
Steve Lukather, ohne den es den millionenfachen Erfolg seiner
(einstigen) Hauptband Toto nie gegeben hätte. Nach vielen Jahren
Karriere mit allen Höhen und Tiefen, man denke da an den tragischen
Tod von Schlagzeuger Jeff Porcaro (R.I.P.) im Jahre 1992.
Mittlerweile, so scheint es zumindest, ist für den charismatischen
Gitarristen das Kapitel Toto abgeschlossen. Er hatte dazu in
Interviews verlauten lassen, dass er einfach keinen Bock mehr auf «Africa»,
«Rosanna» und «Hold The Line» habe. Wer will es ihm auch verdenken,
so oft hatte er diese Songs gespielt. Doch wie viele andere
Beispiele zeigen, soll man nie nie sagen! Tatsache ist aber, dass
die Band letztes Jahr (von Steve) offiziell aufgelöst wurde und
somit den immer noch zahlreichen Fans auf der ganzen Welt vorderhand
nur die Tonträger und die Erinnerungen bleiben. Oder doch nicht
ganz? Lest weiter und Ihr werdet erfahren, was es damit auf sich
hat.
Steve Lukather
Normalerweise kriegt der brav Eintritt zahlende Gast im Z7 vor dem
Headliner einen Support vorgesetzt. Dem war heute Abend
ausnahms-weise mal nicht so! Darum mussten sich die etwa 500
Leute (oder auch etwas weniger) in Geduld üben. Eigentlich hätte es
um 20.30 Uhr laut gesetztem Time-Schedule los gehen sollen, aber die
Begleiter von Master Lukather und er selber liessen nochmals fast 20
Minuten verstreichen. Quasi als Intro lief Van Halen's Classic
«Dance The Night Away», was den amerikanischen Gast optimal
ankündigte. Dann war es endlich soweit und die Bühne wurde von den
Musikern in Beschlag genom-men. Ausser einem eher monströsen Key-board
dominierte der Minimalismus. Optischer Firlefanz war offensichtlich
nicht gefragt, nicht mal ein Backdrop wurde aufgehängt und auch das
Licht kam aus dem Hause. Somit reduzierte sich das Ganze auf die
musikalische Seite und von der sollte das Publikum noch viel
kriegen. Allerdings fielen zwei Dinge gleich zu Beginn dennoch und
sprichwörtlich ins Auge. Da wäre zum einen das ziemlich
ungewöhnliche Start-Outfit von Drummer Eric Valentine zu erwähnen,
dessen Mund von einer umgebundenen Sado-Maso Kugel regelrecht
verriegelt war! Keine Ahnung, was diese schräge Nummer zu bedeuten
hatte..., und als zweiter Eye-Catcher fungierte der jünger
ausseh-ende Bassist Carlitos del Puerto, der wie ein Lenny Kravitz
Klon aussah. Wie dem auch sei..., Mastermind Steve Lukather kam auf
jeden Fall gutgelaunt auf die Bühne und hinterliess einen ordentlich
fitten Eindruck.
Mit dem Opener «Drive A Crooked Road» und einer Kurzversion von
«Twist The Knife», beide vom gleich benamsten Solo-Debüt (1989) ging
es sogleich flott und rockig zur Sache. Dann folgte mit dem Titelsong
«Ever Changing Times» der Zeitsprung in die Gegenwart, das heisst
zum neuen Solo-Werk, wo bereits die ersten, flinken Soli des Meisters
der sechs Saiten aufblitzten. Unterstützt durch seine megaversierten
Kollegen, spielte sich Steve traumwandlerisch durch sein
Solo-Material, zu dem auch Tracks vom Top-Album «Candyman» gehörten.
Neben der klar rockigen Attitüde wurden auch, wie zum Beispiel bei «How
Many Zeros», jazzige wie jazzrockige Ausflüge unternommen, die vor
allem vom Wahnsinns-Groove von Schlagzeuger Eric Valentine (jetzt
ohne Plastik-Kugel im Gesicht!) lebten. Was der Kerl und vor allem
mit welcher Wucht auf die Felle und Cymbals haute, spottete jeder
Beschreibung. Da fällt mir im Moment nur gerade Russell Gilbrook von
Uriah Heep ein, der ebenfalls einen Mords-Wumms besitzt. Ganz im
Gegensatz zu Keyboarder Steve Weingart, der seinem Instrument sehr
feine Töne in dezenter Lautstärke entlockte. Die so erschaffene
Klangoase kam bei den Fans sehr gut an und wurde mit immer lauterem
Applaus bedacht. Ricky Z, der zweite Gitarrist, bewies sein Können
nicht nur an seiner Klampfe, sondern auch durch seine Hammer-Stimme,
die gelegentlich zum Einsatz kam.
Eines der Highlights des Abends war unbestritten das getragene Stück
«Song For Jeff», wo Steve zu Beginn nur zusammen mit Weingart
soliert und mich dabei stark an Gary Moore erinnerte, wenn dieser
die Extended Version von «Empty Rooms» spielte. Mit geschlossenen
Augen war der Gänsehaut-Effekt garantiert und man konnte echt
spüren, dass dieser Song einem geschätzten und geliebten Menschen
galt, der eine grosse Lücke hinterlassen hat. Nicht minder geil kam
danach «Fall Into Velvet» rüber, wo wieder Jazz-Rock in perfekter
Manier à la Mother's Finest geboten wurde. Überlang geriet
schliesslich «Party In Simon's Pants», wo Herr Valentine gegen Ende
zeigte, wo der Schlagstock-Hammer wirklich hängt, als er mit
verbundenen Augen spielte! Mann..., das war ja sowas von geil,
einfach unglaublich. Wer nun insgeheim gehofft hatte, dass
vielleicht doch noch was von Toto kommt, wurde mit «Wings Of Time»
tatsächlich überrascht! Dieser Titel wurde auf dieser Tour, sprich
zum Beispiel in Deutschland,
nämlich nicht immer gespielt. Der
Zugabeteil mit "nur" zwei Songs hatte es ebenso in sich, denn es
folgte zuerst eine überaus gelungene Version vom Pink Floyd'schen
Jahrhundert-Klassiker «Shine On You Crazy Diamond», ehe mit «The
Road Goes On» der zweite Toto-Song ein phantastisches Konzert mit
fast 150 Minuten Spielzeit akustisch beendete. Wie ich im Vorspann
bereits erwähnt habe: Muss man gesehen haben!
Setlist: «Drive A Crooked Road/Twist The Knife» - «Ever Changing
Times» - «Live For Today» - «How Many Zeros» - «Stab In The Back» -
«Hate Everything About You» - «Weingart-Valentine Solo» - «Song For
Jeff» - «Fall Into Velvet/Never Walk Alone» - «Talk To Ya Later» -
«Tell Me What You Want From Me» - «Party In Simon's Pants» - «Jammin'
With Jesus» - «Wings Of Time» - «Hero With A 1000 Eyes» -- «Shine On
You Crazy Diamond» - «The Road Goes On».
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