Die Ankündigung dieses Konzertes von Steve Stevens (Billy
Idol, Atomic Playboys) einerseits und das Package als Solches,
zusammen mit Axe-Man Gus G. (Firewind, Ozzy Osbourne) andererseits,
war eher überraschend. Die gewählte Location, nämlich das Plaza in
Zürich, war indes eine gute Wahl, was der rege Publikumsaufmarsch
verdeutlichte. Zudem war dieser Event wieder einmal einer von denen,
wo sich, mitunter bedingt durch Social Media (sprich Facebook) viele
Leute untereinander kannten. Man kam kaum einen Meter weit, ohne
dass Hände geschüttelt und Wangen gebusselt wurden. Obwohl die
Schlange beim Einlass ordentlich lang war, schmuggelte ich mich
frech vorne rein, weil ich ja noch meinen Fotopass abholen musste.
Zu meiner Freude klappte es nicht nur mit der Akkreditierung,
sondern es gab einen separaten Fotopass. Dazu kam, dass ich heute
Abend meine neue Kamera dem allerersten Fronteinsatz unterzog und
deshalb gespannt auf die ersten neuen Fotos war. Mein Standort ganz
vorne rechts erwies sich dann in der Folge aber nicht als wirklich
ideal, dafür war ich jedoch grundsätzlich nah am Geschehen dran.
Unter dem Strich passte es also trotzdem.
Gus G. (zusammen mit James-Paul Luna und Melissa Bonny)
Normalerweise musiziert der flinke Grieche entweder bei seiner
Stammband Firewind oder stand zuletzt ja in Diensten von Ozzy
Osbourne, bevor die letzten Shows mit Black Sabbath stattgefunden
haben. Angekündigt war ein Acoustic-Set, und darum sah man vor dem
Konzert nicht viel mehr als zwei Barhocker mit je einem
Mikrophon-Ständer davor. Gus und James-Paul brandete schon mal ein
ordentlicher Begrüssungsapplaus entgegen, als sie von der Bar her
kommend auf die Bühne stiegen. Danach wurde ein schönes Potpourri
aus Solo-Songs von Gus (ab den Scheiben «I Am The Fire», 2014 und
«Brand New Revolution», 2015), Tracks von Firewind und einem Cover
des wohl den wenigsten Besuchern bekannten Black Sabbath Slow-Tune
«Planet Caravan» (von «Paranoid», 1970) zum Besten gegeben. Neben
dem akustisch überaus filigranen Spiel von Gus überzeugte auch sein
Sidekick James-Paul Luna (Holy Grail) mit instrumentalen wie
gesangstechnischen Fähigkeiten auf hohem Niveau. Beim Song «Burn»
(kein Cover der Deep Purple Klassikers!) gab es noch Unterstützung
durch die Schweizer Sängerin Melissa Bonny (Evenmore, Rage Of
Light), die nicht
nur
optisch ein Hingucker war. Insgesamt war diese Performance als Paket
ganz in Ordnung, aber der Oberburner war die Darbietung definitiv
nicht. Über die Gesamtdistanz von gut vierzig Minuten schlich sich
hinten raus gar etwas Langeweile ein. Dies manifestierte sich unter
anderem durch lautstarkes Gequatsche vieler Leute. Gewisse
Quasselstrippen gingen einem dabei total auf dem Sack, und ich frage
mich auch anderenorts immer wieder, was das soll. Bleibt doch zu
Hause oder geht raus, damit man drinnen zu mehr Hörgenuss kommt…,
echt jetzt! Gerade bei einem akustischen Konzert ist das gegenüber
den Musikern einfach nur respektlos! Highlight war für mich klar
«The Temple Of The King», wo die akustische Fassung den eh schon
ruhigen Song mit einem zusätzlichen Glanz überzog.
Setliste:
«My Will Be Done» - «Burn» - «Just Can't Let Go» - «The Temple Of
The King (Rainbow Cover)» - «World On Fire (Firewind Song)» - «Lady
Of 1000 Sorrows (Firewind Song)» - «Planet Caravan (Cover Black
Sabbath)» - «I Am the Fire».
Steve Stevens Vollmundig angekündigt als „Grammy
Award Winning Guitarist, Songwriter & Composer“ war den Kennern und
Fans auch ohne das klar, dass hier einer grössten Gitarristen der
80er/90er anrückte. In erster Linie natürlich als unerlässlicher
Partner von Billy Idol seit über drei Dekaden (mit einem Break in
den 90ern, als Mark Younger-Smith seinen Platz einnahm) und
Solo-Artist mit Atomic Playboys sowie der Zusammenarbeit mit Vince
Neil (Mötley Crüe) auf dessen Solo-Dreher «Exposed» (1993). Des
Weiteren gehört natürlich der Abschnitt mit dem verstorbenen „King
Of Pop“ Michael Jackson dazu, wo sich Steve Stevens beim Song «Dirty
Diana» (1987) mitunter auch videomässig unvergessen rein hängte, und
so mit Eddie van Halen (Guitar-Solo bei «Beat It») und der späteren
Tour-Gitarristin Jennifer Batten auf Augenhöhe gleichzog. Zudem war
da eben noch das Grammy-Ding zum Filmsoundtrack zum
Kino-Kassenschlager «Top Gun» (1986) und Credits zu einigen anderen
Filmen. Darüber hinaus gehört Steve Stevens zur langsam aber sicher
aussterbenden Spezies der letzten „Rockstars“, will heissen, dass er
sein Markenzeichen von wegen den toupierten schwarzen Haaren und dem
(kunst-?) ledernen Bühnenoutfit nach wie vor pflegt. Passend zum
Ganzen lieferte Steve, kaum hatte er angefangen zu spielen, dann
noch die Tour-Posse des Jahres ab! Als er nämlich in der vordersten
Reihe einen werten Kollegen von mir (ich nenne jetzt keinen Namen,
aber es weiss ja mittlerweile eh jeder, wer es war…) mit seinem
Chickenfoot-Shirt erblickte, brachte das den Star-Gitarristen
offensichtlich
so aus der Fassung (O-Ton: „Steve Satriani würde es nicht so toll
finden, während dem ganzen Konzert ein Shirt von mir anschauen zu
müssen“!), dass er das zunächst etwas verwirrte Publikum allen
Ernstes dazu aufforderte, dem Typen ein anderes Shirt, aber nicht
zwingend eines von ihm zu besorgen. Da hinter meinem Kollegen
zufälligerweise ein sichtlich „ältererer Fan“ stand, der sich gleich
zwei Shirts übergezogen hatte und nun eines (natürlich mit Steve
drauf!) abgab, verkam die Aktion, Gott (oder sonst wer) sei Dank
nicht zur totalen Peinlichkeit.
Nach diesem in der Tat
amüsanten Intermezzo stand zum Glück jedoch wieder oder besser
gesagt nur noch die Musik im Vordergrund, und davon gab es
anschliessend reichlich. Mit dabei auf der Bühne standen noch
Gitarrist Ben Woods, Bassist Uriah Duffy (Whitesnake), Schlagzeuger
Michael Bennett (Slash, Stevie Wonder, Bruno Mars) und
Sänger/Keyboarder Franky Perez (Apocalyptica). Die vermeintlich wild
zusammengewürfelte Truppe erwies sich neben dem Maestro alsbald sehr
schlagkräftig, und so wurde einigen Phasen des Stevens‘schen
Musikschaffens eine Frischzellenkur verpasst. Da fehlte somit weder
«Dirty Diana», noch das eben
erwähnte «Top Gun Anthem» und (zu wenig) Songs der Ära Idol wie der
knackige Titeltrack «Atomic Playboys», der von den gut in Stimmung
gebrachten Fans euphorisch abgefeiert wurde. Das schien auch den
fast permanent rauchenden Saiten-Hexer zu beflügeln, der spätestens
mit dem akustischen Meisterwerk «Flamenco.A.Go.Go» seine
Vielseitigkeit und das technische Können unterstrich. Das
anspruchsvolle Spiel auf einer Akustik-Gitarre ist weitaus schwerer
als auf einer E-Guitar, und selbst wenn nicht 100% alles perfekt
war, so ist die Fingerfertigkeit von Herrn Stevens schlichtweg
grandios. Das gleiche Attribut galt der gut gelaunten Meute im Plaza
Club, die beim Billy Idol-Classic «Rebel Yell» den erwarteten
Siedepunkt erreichte. Der währte leider nicht so lange, da sich die
Band gleich danach von der Bühne in Richtung Backstage verkrümelte
und dafür wieder hinter dem Hauptbar-Tresen durchgehen musste. Dort
verblieben die Musiker jedoch nicht lange und brachten zu dem
abschliessenden beiden Zugaben noch Gus G. zurück auf die Bühne.
Zusammen zockte das Ensemble die legendäre Hendrix-Nummer «Voodoo
Child» und als letzte Zugabe das Led Zeppelin Monster «Whole Lotta
Love», wo der ebenfalls reaktivierte James-Paul Luna seinem
Bühnen-Buddy Franky Perez klar dessen Grenzen aufzeigte. Unter dem
Strick war der Abend auf jeden Fall kultig, aber wie so oft haderte
ich etwas mit der Setliste in Sachen (unnötige) Covers, wenn es
daneben noch so viele geile eigene Alternativen gibt.
Setliste: «Crackdown» - «Day Of The Eagle» - (Michael Jackson
Cover)» - «Hellcats Take The Highway» - «Cinecitta» -
«Flamenco.A.Go.Go» - «Eyes Without A Face (Billy Idol Cover)» -
«Guitar Solo Steve Stevens» - «Top Gun Anthem» - «Dazed And Confused
(Led Zeppelin Version)» - «Atomic Playboys» - «Prime Mover» - «Rebel
Yell (Cover Billy Idol)» -- «Voodoo Child (Slight Return, Cover Jimi
Hendrix)» - «Whole Lotta Love» (Cover Led Zeppelin).
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