Das Stone
Hill-Festival im freiburgischen Alterswil ist laut den Organisatoren aus Mangel an
Qualitativ-hochstehenden Anlässen in der Umgebung ins Leben gerufen worden, wobei ein
gemütlicher Grillabend mit ordentlichem Gerstengetränk-Ausschank als Ideenlieferant
herhalten durfte. Aus der anfänglichen Schnaps/Bier-Idee wurde bald einmal Realität, und
ab Mai 2004 wurden in vier Vor-Events einige Bands bereits dem Publikum vorgestellt und
erste Reaktionen geprüft. Dank den guten Besucherzahlen stand der Organisation des
eigentlichen Anlasses nichts mehr im Weg, und so öffnete das Stone Hill Festival 2005 am
Donnerstag dem 4. August um 16:00 die Pforten.
(Anmerkung des Rezensenten: Wegen meiner Tätigkeit als Tontechnik-Assistent konnte
ich leider nicht alle Gitarren-Orientierten-Gigs selber bestaunen, ich musste mich deshalb
für einige Zeilen auf Publikumskommentare verlassen...)
Als erste Band des Festivals wurden «Slaves» aus dem Oberland verpflichtet. Ihr
technischer Death sorgte bei den mittlerweile knapp 40 anwesenden Nasen für lauen
Höflichkeitsapplaus, was den Bassisten zu spitzen Bemerkungen verleitete. Typische Morbid
Angel-Riffs, kontinuierlich gedoppelter Gesang und einige Schnitzer des Drummers rundeten
den durchwaschenen Auftritt ab.
Weiter im Rock-Programm gings einige Bands später auf der Zeltbühne, mit den
ebenfalls aus der Region stammenden «The G's», die diesmal auch gleich die volle
Produktion auffuhren - Inkl. stimmigen Leinwandanimationen. Bewegung scheint den drei
Schwestern immernoch ein Fremdwort zu sein (Ok, die Drummerin ist entschuldigt!), dafür
präsentierten sie diesmal ihre eigenständige Mischung aus Rockgitarre und Metaldrums mit
gesteigerter spieltechnischer Präzision. Die Stimmung stieg während des Gigs nicht
sonderlich an, einige Langhaarsportler fanden sich zwar in der ersten Reihe ein, ansonsten
fiel die Publikumsreaktion doch eher verhalten aus.
Dies sollte sich bei dem darauffolgenden Act nicht sonderlich steigern. «Emerald» aus
Düdingen haben sich dem Retro-Symphonic-Metal verschrieben, orchestrale Keyboards und
Eunuchenvocals inklusive. Von den vielpropagierten Konzerterfahrungen der Band liess sich
allerdings nicht viel merken, die statische Performance und der extrem höhenlastige
Gitarren-Sound unterstrichen den ersten Eindruck: Eine Liebhaber-Band, die sich selber
lieb hat.
«Dog Eat Dog» haben hierfür dann das passende Rezept parat. Als sie um Mitternacht auf
der Hauptbühne loslegen, tobt die Party gleich von Beginn weg, die 400 Zuschauer haben
sichtlich Spass an den Crossover-Legenden. Weil sämtliche Songs beinahe mit doppelter
Geschwindigkeit aus den Boxen dröhnen, bleibt viel Platz für Ansagen und Witze, was dem
Shouter sichtlich Spass bereitet. Zwischen allen Lobeshymnen auf hiesige Gerstensäfte
kriegt das Publikum was zu hüpfen und freut sich wie eine Horde kleine Kinder.
Am Tag darauf folgt der metallische Weckruf in Form von wilden Keifvocals und Blastbeats,
«Enigmatik» nehmen die Hauptbühne mit ihrem epischen Blackmetal im Sturm. Zu schade,
dass das kaum jemanden interessiert - im Gegensatz zum gestrigen Tag halten sich zu dem
Zeitpunkt knapp 20 Personen vor der Bühne auf. Beim Szenepublikum und zu nächtlicher
Stunde hätte diese Musik bestimmt funktioniert, der durchschnittliche Festivalbesucher
findet Soundchecks allerdings wesentlich interessanter. Schade, denn die Leitung stimmte.
Zwei Stunden später bei «Tasteless» genau das gegenteilige Bild: haufenweise
Partygänger, die die alternativ rockende Band gebührend abfeiern. Die Beats sitzen, das
Cello wimmert, die Masse klatscht - ein eindrücklicher Teaser auf das bald folgenden
zweite Album der Band. Dann bei «Psykup» aus Frankreich die genaue Schnittmenge der
beiden bisherigen Konzerte: Zwar ist das Zelt ordentlich gefüllt, doch abgehen will
niemand so richtig. Die Komplexität des dargebotenen Materials übersteigt auch hier das
Verständnis des Publikums, einzig dank der spieltechnischen Präzision bleibt man
trotzdem stehen und kuckt zu. Wirre Hardcore-Passagen der Marke Norma Jean wechseln sich
hier mit ruhigen Teilen ab, vor allem der teils mehrstimmige Gesang brilliert, wie bereits
beim Intro eindrucksvoll demonstriert wurde: Simon & Garfunkels «Sounds of Silence»
a capella.
Bei «Shaper» aus Lausanne kommt der tanzfreudige Teil des Publikums dann auf seine
Kosten, schleppende Industrial- Maschinerien treffen auf treibende Drums (Der
Enigmatik-Drummer schwingt die Stöcke!), dazu verzerrte Vocals und lecker Stromgitarren.
Das Ganze wird auf die Dauer zwar ein wenig eintönig, eignet sich aber perfekt zum
abschalten.
Und wo die Hüpfmuskulaturen so schön warm sind, geht's auf der Hauptbühne
gleich weiter, «Underschool Element» rufen zum CountrySalsaFunkHardcore- Springen.
Gleich von Beginn an animiert die vierköpfige Band (heute mit Ersatzgitarrist) den Mob,
der von nun an kein Halten kennt. Wàhrend sich die hinteren Reihen im Klatschen und
Johlen üben, ist weiter vorne Tanzen angesagt. Kaum jemand kann sich den perkussiven
Rythmen entziehen, Begeisterung macht sich breit. Gegen Ende des Auftritts wandert zwar
eine beachtliche Menge Richtung Zeltbühne davon, aber davon lässt sich der
übriggebliebene Teil nicht die Stimmung verderben.
Am letzten Tag dann gleich ein riesen Dämpfer: Nur zwei ordentlich rockende Bands, und
die eine davon («Aereogramm») habe ich natürlich verpasst. Entschädigung gibt's dann
als Höhe- und bandtechnischer Schlusspunkt bei «Amplifier» aus England. Die drei Jungs
machen ihrem Namen alle Ehre und diefinieren die Messlatte in Sachen Lautstärke und
Intensität noch mal neu. Das Publikum gibt sich begeistert von den dargebotenen
Lärmorgien und Dankesreden. Ein letztes Mal wird gerockt, geschrien und getanzt, und die
Band gibt genau so viel zurück. Ein denkwürdiger Abschluss!
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