Ich als alter SBB-Fan und ÖV-Veteran bin ja
immer wieder überrascht, über welche Begebenheiten und Probleme man
so auf den Schweizer Strasse stoplern kann. Zürich macht da
scheinbar keine Ausnahme, den Weg von der Autobahnausfahrt ins
Rohstofflager zu finden, entpuppt sich zumindest als Meisterleistung
- Einmal an der richtigen Einfahrt vorbeigezischt, durften wir dann
so um die drei Mal über der Stadt kreisen, bis dann endlich das
Toni-Areal vor uns auftauchte.
Selbstredend haben wir dabei den Auftritt der Vorband Black Sonic
Prophets aus Lichtenstein beinahe komplett vorpasst. Für drei Songs
reichts dann trotzdem noch, und wenn die für die sämtlichen
vorhergehenden 30 Minuten stellvertretend waren, dann kriegte das
Zürcher Publikum ordentlich was serviert. Harter, zeitgenössischer
Rock, ordentlich Abgehfaktor und Mitsing-Parts - das Publikum hatte
seine Freude daran, und die Band bedankte sich mit einem kurzen «I'm
Broken»/ Pantera-Einschub. Feine Sache! Auch bemerkenswert: Die Band
konnte auf einen klaren und druckvollen Mix zählen, was bei Vorbands
dieser Grösse wirklich selten der Fall ist - Recht so!
In der Umbaupause gab's dann zuerst mal lecker Bier, desweiteren
reicht die Zeit zur kurzen Publikums-Analyse: Vorne das junge
Fussvolk, hinten die älteren Semester - Schön, zu sehen, dass sich
die Leute aller Vorurteile zum trotz endlich an einen Gig zweier Ach
so verpönter Slipknot-Mucker trauen!
Die
Bühne im Rohstofflager bietet ja bekanntlich jetzt nicht so viel
Platz, aber davon profitieren zumindest die vorderen Reihen des
Publikums - Als Stone Sour unter frenetischem Jubel die Bühne entern
um den Abend mit «30/30-150» zu eröffnen, geht vor allem Corey
Taylor (Gesang) immer wieder auf Tauchstation und gibt sich extrem
Fannahe. Im kurzen Break nach dem ersten Song geht der Saal dann
richtig steil, Begeisterung macht sich breit, und die Band freut
sich wie kleine Kinder um die stürmischen Reaktionen.
Verschnaufspause gibt's trotzden keine, «Orchids» folgt nahtlos,
«Hell & Consequences» ebenso. Irgendwo im ersten Drittel des Gigs
wirft jemand ein überkleid auf der Bühne, was Corey zum Kommentar
«Irgendeine arme Sau wird auf dem Nachhause-Weg verdammt kalt haben»
verleitet - Keine Frage, die Lacher hat er auf seiner Seite.
Ãœberhaupt hatte man irgendwie das Gefühl, dass nicht nur der Band
pudelwohl bei der Sache war - Die anwesenden Leute wollten defintiv
unterhalten werden, die Stimmung konnte buchstäblich aus der Luft
gegriffen werden. Im Laufe der kompletten 1.5 Stunden trieb Corey
das Publikum nicht zur zu Höchstleistungen an und bedankte sich
artig für den entgegengebrachten Enthusiasmus, sondern riss vor
allem auch Witze am Stapel. Keine Frage, dieser Mann liebt seinen
Job. Als weiteres Fundstück und Hingucker erwweist sich dann unter
anderem eine auf die Bühne geworfene
Seemansmütze,
die sich Corey kurzum auf den Kopf setzt - Prompt beginnt ein
kleiner Haufen Anwesender «An der Nordseeküste» zu gröhlen, und der
Ausnahmevokalist steht völlig entwaffnet und breit grinsed im
Scheinwerferlicht. Musik hat's natürlich auch noch eine Wagenladung
voll gegeben, alte wie neue Tracks vom aktuellen Album wurden
gespielt, nebst Corey's Gesang zählte vor allem Roy
Mayorgas-Drumming zum musikalischen Höhepunkt des Abends - Der Mann
ist die personifizierte Hyperaktivität. Im Mittelteil steht Corey
für «Bother» alleine mit der Akkustik-Gitarre auf der Bühne, stimmt
aber zuerst mal den Schnulzen-Klassiker «Wicked Game» von Chris
Isaak an, und das Publikum singt von der ersten Zeile an mit -
Gänsenippel! «Bother» schliesslich sorgt für ultimativen
Kuschelfaktor (Ich könnte schwören, dass sich der Typ hinter mir nur
knapp beherrschen konnte...), mit «Trough Glass» hält die Band
wieder Einzug auf die Bühne. Logisch, dass das Zürcher Publikum nach
dem letzten Song noch nicht genug hatte, und Corey & Co gaben ihm
mit einem schwer groovenden «Come (What)ever May» und dem harten «Get
Inside» die abschliessende Dosis.
An dieser Stelle lässt sich eigentlich nur noch konstatieren, dass
zwar die Merch-Preise mal wieder übertrieben hoch waren (80 Franken
für die Pullover!), der Abend aber ansonsten nicht besser hätte
werden können. Rundum zufriedene Bands und Besucher, jede Menge
Adrenalin und zudem der Beweis, dass Stone Sour defintiv für den
Schritt in die grosse Rock-Liga bereit sind.
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