Livereview: Stone Sour - Hellyeah
11. November 2010, Zürich – Volkshaus
By Liane P.
Für mich war es eine Premiere. Beide Bands hatte ich bis anhin noch nie live erleben dürfen, daher war ich recht gespannt, was da wohl auf mich zukommen würde. Circa 1100 Leute hatte es an diesem Abend ins Volkshaus getrieben. Seit 100 Jahren ist der Ort eine feste Grösse in Zürich. Der Theatersaal mit seiner hübschen Galerie und dem besonderen Flair gehört zu meinen Lieblings-Venues, und ich habe das Gefühl, es kann dort spielen wer will, die Stimmung ist immer sehr gut und aussergewöhnlich. Heute im Angebot für 55.00 Steine: Stone Sour, inkl. Support-Häppchen: Hellyeah! - der von Vinnie Paul (Pantera) im Jahre 2006 gegründeten so genannten Metal-Supergroup. Es gab keine zusätzliche Gastband, obwohl dies auf der Eintrittskarte zu lesen war. Glück gehabt, denn ich dachte zuerst schon, ich hätte was verpasst...

Hellyeah

Nachdem mich 3 (!) Security-Männer mit recht viel Mühe vom Absperrgitter, welches Bühne und Publikum trennt, abgekratzt hatten, konnte ich wenigstens ein paar vernünftige Fotos vom Opener schiessen. Holy Moly!! Da kam ein plötzlicher Gegenwind, dem musste man erst mal standhalten können! Die Herren Hellyeah schalteten schon mit den ersten 3 Tönen in den 6. Gang hoch und beschleunigten in 1 Sekunde von 0 auf 400. Ich musste mich erst mal sammeln, richten und die Nase nach-pudern. „Heute Abend sind wir alle Freunde, wir sind eine Familie“, verkündete Chad Gray und erklärte, dass er vom „Fangetue“ nicht viel halte. Mit Brüllen, Kreischen und manchmal auch Singen füllt der Shouter (auch bekannt durch die Band Mudvayne) die 40 Minuten der zur Verfügung gestellten Spielzeit in der auch die restlichen „4 Cowboys“ auf die Zuhörer kompromisslos einprügelten. Sinn und Zweck der Band ist es, einfach nur Spass zu haben. Prollige Songtexte („Drinking beer smoking weed ya getcha’ hellyeah/Gotta bruised attitude ya getcha’ hellyeah/Think you’re fuckin’ with this well hell no/Balls, volume, strength getcha’ come on“), Double-Bass Triolen im Stile von Pantera, ein harter Sound und Schreiattacken prägten durchweg das Bild. Somit ist das Publikum erst mal wachgeschüttelt und aufmerksam und bereit für den Haupt-Act. Man bedankt sich bei Stone Sour für die Unterstützung und verspricht bald wieder auf Schweizer Bühnen zu rebellieren.


Stone Sour
Wow, das macht richtig Freude und erzeugt Gänsehaut - an jeder Stelle am menschlichen Körper. Das recht junge Publikum, durchschnittlich 25 Jahre alt, schrie sich schon die Seele aus dem Leib, da war der Haupt-Act noch nicht mal auf der Bühne. Das nennt man mal eine solide Fanbase, wo das Schweizer Publikum doch eher zurückhaltend ist! Davon merkte man an diesem Abend rein gar nichts. So gehört sich das. Ehrlich gesagt war ich mit gemischten Gefühlen gekommen, da mich das neue Album von Stone Sour (noch) nicht gerade aus den Socken haut, aber was ich da live geboten bekam, war für mich eine unglaubliche Überraschung und eine qualitativ hochwertige Live-Darbietung und zwar was Beides, Sound und Bühnenerscheinung betrifft. Corey Taylor, der auch für Slipnot am Mikrofon steht, geniesst sichtlich von Anfang an die Reaktion der Leute und steht schon beim 2. Song kopfschüttelnd, fast ein wenig fassungslos am Bühnenrand und grinst sich einen ab. Manche Sänger schaffen es noch nicht mal spätestens zur Zugabe den Draht zum Publikum aufzubauen, Corey Taylor ist schon beim Betreten der Bühne „Eins“ mit den Leuten da unten. Sind wir doch alle froh, dass man die Band nach einer längeren Stilllegung (1992-1997) Gott sei Dank wiederbelebt hat. Der kommerzielle eher pop-rockige Hit „Through Glass“ darf natürlich nicht fehlen und wird mit viel Gefühl vorgetragen. Nun, Corey ist vielfältig und somit der lebende Beweis dafür, dass man druckvolle Songs wie „Reborn“ oder „Get Inside“ auch mit schnittiger Kurzhaarfrisur als „dreckige Frontsau“ rüberbringen kann. Sicher wie das Amen in der Kirche: Live haben Stone Sour mich voll überzeugt und ich werde mir das aktuelle Album „Audio Secrecy“ ganz bestimmt nochmals in Ruhe zu Gemüte führen und wahrscheinlich nun aus einer anderen Perspektive aufnehmen können.

Setlist Stone Sour: Mission Statement, Reborn, Made Of Scars, Say You`ll Haunt Me, Unfinished, Let`s Be Honest, Your God, Bother, Through Glass, Digital (Did You Tell) Get Inside.
Zugabe: The Bitter End, Hell & Consequences, 30/30-150