Livereview: Stratovarius - Amaranthe - Seven Kingdoms

09. April 2013, Pratteln - Z7
By Tinu
Es gab mal eine Zeit, in welcher Stratovarius das Z7 locker füllten. Seit diesen Tagen ist einiges innerhalb der Band passiert und von der damaligen Besetzung sind nur noch Sänger Timo Kotipelto und Keyboarder Jens Johansson übrig geblieben. Selbst der Antreiber der letzten Jahre, Schlagzeuger Jörg Michael, hat sich verabschiedet und fungiert heute als Tourleiter. Speziell für die Bühnenperformance hinterlässt dies einen sehr faden Beigeschmack. Keine Frage, der Neutrommler Rolf Pilve macht einen guten Eindruck, spielt die Songs einwandfrei, aber der Druck, welcher früher von Mister Michael erzeugt wurde, fehlt an allen Ecken und Enden. Tja, man kann sogar fast sagen, dass eine Kotipelto Soloband auf der Bühne stand, doch dazu später mehr…

Seven Kingdoms
Als Erste stiegen Seven Kingdoms auf die Bretter, welche die Welt bedeuten. Belangloser Speed-Metal, mit interessanten Doppel-Leads der Gitarristen und einer total gelangweilten Sängerin liessen den Gang zur Tränke einfach werden. Der Bewegungsradius auf der Bühne erhöhte sich mit zunehmender Spieldauer, aber die Truppe aus Florida schien ausser einem Höflichkeitsapplaus kaum was zu reissen. Da halfen selbst die lange Mähne und der kurze lederne Minirock von Shouterin Sabrina Valentine kaum was.

<<< Amaranthe
Das Bild änderte sich schlagartig mit Amaranthe. Die schwedisch-dänische Truppe mit drei Sängern wurde schon vor dem ersten, gespielten Ton lautstark von den sehr jungen und meistens weiblichen Anhängern begrüsst. Die Combo um Aushängeschild und Hingucker Elize Ryd schien der heimliche Headliner dieses Abends zu sein. Von Beginn weg war bedeutend mehr Aktion auf der Bühne und das Zusammenspiel der drei sehr unterschiedlichen Stimmen entpuppte sich als Wunderwaffe. Die Mischung aus gutturalem und klarem Gesang ist sicherlich nichts Neues, aber in der Verbindung, wie sie von Amaranthe in dieser Form vorgestellt wird, sicher einzigartig. Musikalisch bedienen sich die Nordländer vieler Elemente, die einerseits aus traditionellem Metal, teils rockigen Elementen und andererseits fast derbem Melodic Death Metal stammen. Auch auf diese Art sicherlich nichts, was man nicht schon gehört, oder gesehen hat. ABER die sehr sympathische Art der Band hievt Amaranthe aus dem Meer an Bands heraus. – Alleine die verteilten Küsse und die Highheels von Elize, die mit vielen Nieten bestückt waren, liessen Frauen- und Männerherzen höher schlagen! – Überflüssig war an diesem Auftritt nur das Schlagzeug-Solo, ansonsten gingen Amaranthe klar als die Sieger dieses Abends hervor. Nach diesem Auftritt verliessen nämlich schon einige Besucher frühzeitig das Z7...

Stratovarius
Konnten da Stratovarius noch einen obendrauf setzen? Musikalisch auf jeden Fall, denn alleine Jens an den schwarz-weissen Tasten ist ein wahrer Ohrenschmaus und mit seinen zwei gelben Plastik-Enten an seinem Arbeitsinstrument hatte er mal wieder die Lacher auf seiner Seite! Timo Kotipelto war gesanglich auf der absoluten Höhe, hatte sichtlich Spass und animierte das Publikum immer wieder zum Mitklatschen und Mitsingen. Der Rest der Band, Rolfe Pilve, Gitarrist Matias Kupiainen und Bassist Lauri Porra, der übrigens noch immer wie eine jugendliche Version von Metallicas Cliff Burton aussieht, übten technisch einen guten Job aus. Mehr aber auch nicht, und genau da lag das Problem. Die Band scheint neben Jens und Timo mittlerweile austauschbar geworden zu sein. Geht keine Action von Mister Kotipelto aus, dann bleibt ein fades Bühnenbild. Im Vergleich zu Amaranthe ging man da sprichwörtlich baden.

Stratovarius spielten viele Hits, teils in einer abgeänderten Version («Eagleheart»). Nicht so, dass die Songs ganz neu erklangen, aber gewohnt bekannte Stellen wurden verändert. Für die einen mag dies cool sein, für die anderen sehr jedoch gewöhnungsbedürftig. Dass man als Headliner mit einem dermassen grossen Backkatalog im Rücken keine 90 Minuten spielt, ist definitiv ein Schlag ins Gesicht der Fans. Okay, sechs neue Songs des aktuellen Studiowerkes «Nemesis» fanden den Weg in die Setliste und zeigten, dass die neue Scheibe genügend Potenzial hat. Speziell «Fantasy» scheint ein kommender Hit zu werden. Mit nur sechs Evergreens das Ganze zu beenden… - Schön war jedenfalls, dass «Eternity» wieder den Weg in die Setliste fand und mit «Destiny» der wohl längste Stratovarius-Song weiterhin im Set von Bestand ist. Inwieweit das Schlagzeug-Solo und die Keyboard-Einleitung zu «Black Diamond» (noch) sein muss, entschied letztlich jeder für sich selbst.

Stratovarius spielten einen guten Gig, aber von einer Band mit einem solchen Aufgebot an Hits darf man mehr erwarten oder auch mal Songs, die noch nie, oder selten gespielt wurden. Es ist zu hoffen, dass der grosse Zuschaueraufmarsch nicht nur wegen Amaranthe war, sondern auch wegen der schwedisch-finnischen Konstellation. Zu gönnen wäre es der Truppe, zumal sie neben all den Tiefschlägen, welche die Band in den letzten Jahren wegstecken musste immer noch da ist, wie sie hingehört. Grundsätzlich kann sich die Band aktuell nur noch selber aushebeln!

Setliste: «Abandon» - «Speed Of Light»» - ««Halcyon Days»» - «Eternity» - «Dragons» - «Drum-Solo» - «Eagleheart» - «Fantasy» - «Destiny» - «Keyboard-Solo» - «Black Diamond» - «Unbreakable» - «If The Story Is Over» -- «Hunting High And Low»