Es gab mal eine Zeit, in welcher
Stratovarius das Z7 locker füllten. Seit diesen Tagen ist einiges
innerhalb der Band passiert und von der damaligen Besetzung sind nur
noch Sänger Timo Kotipelto und Keyboarder Jens Johansson
übrig geblieben. Selbst der Antreiber der letzten Jahre, Schlagzeuger
Jörg Michael, hat sich verabschiedet und fungiert heute als Tourleiter.
Speziell für die Bühnenperformance hinterlässt dies einen sehr faden
Beigeschmack. Keine Frage, der Neutrommler Rolf Pilve macht einen guten
Eindruck, spielt die Songs einwandfrei, aber der Druck, welcher früher
von Mister Michael erzeugt wurde, fehlt an allen Ecken und Enden. Tja,
man kann sogar fast sagen, dass eine Kotipelto Soloband auf der Bühne
stand, doch dazu später mehr…
Seven Kingdoms
Als Erste stiegen Seven Kingdoms auf die Bretter, welche die Welt
bedeuten. Belangloser Speed-Metal, mit interessanten Doppel-Leads der
Gitarristen und einer total gelangweilten Sängerin liessen den Gang zur
Tränke einfach werden. Der Bewegungsradius auf der Bühne erhöhte sich
mit zunehmender Spieldauer, aber die Truppe aus Florida schien ausser
einem Höflichkeitsapplaus kaum was zu reissen. Da halfen selbst die
lange Mähne und der kurze lederne Minirock von Shouterin Sabrina Valentine
kaum was.
<<< Amaranthe
Das Bild änderte sich schlagartig mit Amaranthe. Die
schwedisch-dänische Truppe mit drei Sängern wurde schon vor dem ersten,
gespielten Ton lautstark von den sehr jungen und meistens weiblichen
Anhängern begrüsst. Die Combo um Aushängeschild und Hingucker Elize Ryd
schien der heimliche Headliner dieses Abends zu sein. Von Beginn weg
war bedeutend mehr Aktion auf der Bühne und das Zusammenspiel der drei
sehr unterschiedlichen Stimmen entpuppte sich als Wunderwaffe. Die
Mischung aus gutturalem und klarem Gesang ist sicherlich nichts Neues,
aber in der Verbindung, wie sie von Amaranthe in dieser Form
vorgestellt wird, sicher einzigartig. Musikalisch bedienen sich die
Nordländer
vieler Elemente, die einerseits aus traditionellem Metal, teils
rockigen Elementen
und andererseits fast derbem Melodic Death Metal stammen. Auch auf
diese Art
sicherlich nichts, was man nicht schon gehört, oder gesehen hat. ABER
die sehr sympathische Art der Band hievt Amaranthe aus dem Meer an
Bands
heraus. – Alleine die verteilten Küsse und die Highheels von Elize, die
mit vielen Nieten bestückt waren, liessen Frauen- und Männerherzen
höher
schlagen! – Überflüssig war an diesem Auftritt nur das Schlagzeug-Solo,
ansonsten gingen Amaranthe klar als die Sieger dieses Abends hervor.
Nach diesem Auftritt verliessen nämlich schon einige Besucher
frühzeitig das Z7...
Stratovarius
Konnten da Stratovarius noch einen obendrauf setzen? Musikalisch auf
jeden Fall, denn alleine Jens an den schwarz-weissen Tasten ist ein
wahrer Ohrenschmaus und mit seinen zwei gelben Plastik-Enten an seinem
Arbeitsinstrument hatte er mal wieder die Lacher auf seiner Seite! Timo
Kotipelto war gesanglich auf der absoluten Höhe, hatte sichtlich Spass
und animierte das Publikum immer wieder zum Mitklatschen und Mitsingen.
Der Rest der Band, Rolfe Pilve, Gitarrist Matias Kupiainen und Bassist
Lauri Porra, der übrigens noch immer wie eine jugendliche Version von
Metallicas Cliff Burton aussieht, übten technisch einen guten Job aus.
Mehr
aber auch nicht, und genau da lag das Problem. Die Band scheint neben
Jens und Timo mittlerweile austauschbar geworden zu sein. Geht keine
Action von Mister Kotipelto aus, dann bleibt ein fades Bühnenbild. Im
Vergleich zu Amaranthe ging man da sprichwörtlich baden.
Stratovarius spielten viele Hits, teils in einer abgeänderten Version
(«Eagleheart»). Nicht so, dass die Songs ganz neu erklangen, aber
gewohnt bekannte Stellen wurden verändert. Für die einen mag dies cool
sein, für die anderen sehr jedoch gewöhnungsbedürftig. Dass man als
Headliner
mit einem dermassen grossen Backkatalog im Rücken keine 90 Minuten
spielt,
ist definitiv ein Schlag ins Gesicht der Fans. Okay, sechs
neue Songs des aktuellen Studiowerkes «Nemesis» fanden den Weg in die
Setliste und zeigten, dass die neue Scheibe genügend Potenzial hat.
Speziell «Fantasy» scheint ein kommender Hit zu werden. Mit nur sechs
Evergreens das Ganze zu beenden… - Schön war jedenfalls, dass
«Eternity»
wieder den Weg in die Setliste fand und mit «Destiny» der wohl längste
Stratovarius-Song weiterhin im Set von Bestand ist. Inwieweit das
Schlagzeug-Solo und die Keyboard-Einleitung zu «Black Diamond» (noch)
sein muss, entschied letztlich jeder für sich selbst.
Stratovarius spielten einen guten Gig, aber von einer Band mit einem
solchen Aufgebot an Hits darf man mehr erwarten oder auch mal Songs,
die noch nie, oder selten gespielt wurden. Es ist zu hoffen, dass der
grosse Zuschaueraufmarsch nicht nur wegen Amaranthe war, sondern auch
wegen der schwedisch-finnischen Konstellation. Zu gönnen wäre es der
Truppe, zumal sie neben all den Tiefschlägen, welche die Band in den
letzten Jahren wegstecken musste immer noch da ist, wie sie hingehört.
Grundsätzlich kann sich die Band aktuell nur noch selber aushebeln!
Setliste: «Abandon» - «Speed Of Light»» - ««Halcyon Days»» - «Eternity»
- «Dragons» - «Drum-Solo» - «Eagleheart» - «Fantasy» -
«Destiny» - «Keyboard-Solo» - «Black Diamond» - «Unbreakable» - «If The
Story Is Over» -- «Hunting High And Low»
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