Ein Abend mit Subway To Sally, das war die
Überschrift an diesem Mittwoch. Dunkelheit und viele Lieder.
Ungewohnt akustisch aber gewohnt gut. So die Kurzfassung dieses
Gigs, der die Band auf ihrer „Nackt“-Tour nach Zürich brachte. Das
X-tra war etwa zu drei Vierteln gefüllt und die ganze Zeit über nur
schwach beleuchtet. (Die Fotos sind also absolut authentisch). Auf
der Bühne sind Stühle mit hohen Lehnen aufgestellt und überall rankt
sich Efeu. Während des ganzen Konzerts sitzt die Band, was ihr
manchmal sichtlich schwer fällt. Das Publikum jedoch lässt sich die
Freiheit des Hüpfens, Springens und Tanzens nicht nehmen –
schliesslich ist das hier immer noch ein Konzert von Subway To
Sally!
„Böses Erwachen“ als Einstieg, gefolgt von weiteren Klassikern, bis
Eric Fish endlich die Menge begrüsste. Natürlich mit den Worten
„Hallo Freunde!“. Dass sie alle sitzen ist wirklich ungewohnt,
trotzdem ist der Funke sofort gesprungen, es wird allenthalben
mitgesungen. Die Akustikversionen der Songs unterscheiden sich zum
Teil nicht gross vom Original, da ist immer noch genügend Pep drin.
Trotzdem wurden natürlich vor allem die Balladen für dieses Set
ausgewählt. Der siebte Song ist logischerweise „Sieben“ und die
Leute zählen begeistert mit. Das nächste Stück handelt laut Eric
„zur Steigerung des Erlebnisfaktors nicht nur von einer sondern
gleich von zwei Leichen“. Natürlich „“Element des Verbrechens“, was
akustisch sehr gut klingt. Der Schweissfaktor auf der Bühne hält
sich
in Grenzen, immerhin tragen alle noch ihre Ledermäntel. „Mephisto“
wird begeistert mitgesungen und als Eric zum Hüpfen auffordert, wird
ihm Folge geleistet. Der beliebte „Schrei“ kommt auch nicht zu kurz
und bringt die Dezibel-Anzeige in Schwung. „Kleid aus Rosen“ kommt
als leises Kleinod von der Bühne über das Gitter zu den Gästen
geschwebt. Wunderschön gesungen, spärlich instrumentiert – leider
haben einige Fans das Gefühl, sie müssten unbedingt lauter singen
als Eric und mindestens doppelt so falsch; schade! Zum Glück kann
man beim Summen wenigstens niemanden übertönen und so klingt das
Lied so schön aus, wie es begonnen hatte. Der Applaus dafür ist umso
tosender. Nach „Die Hexe“ und „Unterm Galgen“ kommt einmal mehr
eins, von dem Eric weiss, dass wir jede einzelne Zeile kennen:
„Traum vom Tod [part 2]“. Dann nimmt er ein dickes Buch hervor,
schlägt Seite 200 auf, fordert absolute Ruhe und beginnt mit
„Sanctus“. Singt's mit geschlossenen Augen und blättert trotzdem
emsig weiter. Das Bühnenlicht wechselt von bläulichem Dunkel zu
rötlichem Dunkel. Wessen Augen das Dunkel durchdringen, dem fällt
auf, dass Subway To Sally heute eine Person mehr sind. Neben Frau
Schmitt sitzt ein Cellist, der wahrscheinlich schon früher in der
Schule immer mit den Mädchen getuschelt hat – jedenfalls tut er's
jetzt. Bei „Arche“ tobt das Publikum, auch „Sag dem Teufel“ wird
hüpfend aufgenommen. Simon erzählt danach von einem Fan, der alle
Subway-Texte aufgeschrieben hat. In dieser Sammlung „finde sich auch
ein Text, der dermassen frauenfeindlich. sei, dass sogar Sido sich
weigere, ihn auswendig zu lernen“. Das Prinzip ist ganz einfach:
<<Hat deine Braut [füge zwei wüste Attribute ein], [füge Todesart
ein]>>. Simon steht auf und macht den Clown, was sehr goutiert wird;
langsam ist es ziemlich heiß geworden im X-tra. Nach „Carrickfergus“
verabschiedet sich Eric und dankt artig. Doch die Leute haben noch
nicht genug, fordern Zugaben. Die Band lässt sich bitten, kann aber
nicht widerstehen und kehrt zurück. „Schlaflied“ und „Ohne Liebe“
folgen. Alles mögliche wird verdankt, unter anderem auch der ominöse
Cellist, der natürlich extra für diese Akustik-Tour an Bord geholt
wurde. Noch eine bei den Deutschen so beliebte Welle und weg sind
sie... „Blut, Blut, Räuber saufen Blut...“, das obligate „Julia und
die Räuber“ wird vom Publikum so lange intoniert, bis die Band
erneut zurückkehrt. Eric schlägt vor, das Lied noch sieben Mal zu
singen, was auch tatsächlich geschieht. Keiner verzählt sich und
alle machen mit. Als Dankeschön gibt’s „Feuerkind“, wobei Erics
Hände sich entzünden und er die (kalte) Flamme mit verträumtem Blick
wieder löscht. Gänsehaut pur – auch beim endgültig allerletzten Song
„Seemannslied“. Ein genialer Abend, vor allem für Subway-Kenner. Wem
es zu wenig gerockt hat, der freue sich auf Oktober: Gleicher Ort,
gleiche Band – aber dann wieder eingestöpselt!
Setliste: Böses Erwachen – Minne - Die Rose im Wasser – Horo - Der
Hofnarr – Sieben - Element des Verbrechens – Kruzifix - Alle
psallite cum luya – Mephisto - Das Rätsel II - Kleid aus Rosen - Die
Hexe - Unterm Galgen - Traum vom Tod [part 2] – Sanctus – Maria –
Liebeszauber – Arche - Sag dem Teufel - Die Braut und der Bräutigam
- Carrickfergus – Schlaflied - Ohne Liebe - Julia und die Räuber –
Feuerkind - Seemannslied
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