Livereview: Subway To sally - Crematory - End Of Green
10. Oktober 2008, Pratteln Z7
By Toby S.
Dass wir Schweizer immer wieder mal unseren Unmut über die deutsche Einwanderungswelle kundtun, das dürfte jedem irgendwie bekannt sein und zuweilen auch gerechtfertigt erscheinen. Doch es gibt auch Ausnahmesituationen, und so mokierte sich definitiv niemand darüber, dass an einem wunderschönen Freitag Abend im Z7 die Deutschen quasi ein Heimspiel hatten, denn alle Bands kamen aus unserem nördlichen Nachbarstaat, um die Halle zum Beben und eine hervorragende Show abzuliefern. Aber alles der Reihe nach…

End Of Green
Wie in meiner Rezension zur aktuellen Platte „The Sick’s Sense“ angesprochen, hatte sich der Sound in eine (für mich) deutlich kommerziellere Richtung verschoben, ergo war ich nun gespannt, wie sich dies auf die Show auswirken würde. Ohne jegliches Vorspiel in Form einer Begrüssung oder eines Intros standen plötzlich die Jungs auf den Brettern und legten mit „Dead City Lights“ los. Überraschend viele Besucher schienen dem Sound nicht abgeneigt zu sein und pfiffen und klatschten nach jedem Stück ausgiebig. Monsignore Darkness hatte entweder schon ein bisschen einen im Tee oder war sonst wie nicht wirklich fit, wirkte er doch etwas sperrig in seinen Bewegungen und veränderte doch spontan gewisse Gesangslinien in die tieferen Etagen, was beileibe nicht schlecht tönte aber trotzdem auffiel. Zudem sang er die Zeilen bei „Drink Myself To Sleep“ effektiv so, als wäre er schon soweit wie in besagtem Song. HIM-mässig zündete er sich bei „She’s Wild“ eine Zigarette an, lehnte sich lässig gegen den Mikroständer, was etwas Atmosphäre erzeugte und auch Bewegung ins Spiel brachte. Gegen Ende des Sets wurden die Schreigesang-Ansätze, bereits bekannt aus „The Sickness Crown“, vermehrt angewendet, was sich zwar ungewohnt, aber dennoch gut anhörte. Routiniert und professionell zockten die Jungs ihr Set runter, das vornehmlich aus den letzten drei Alben zusammengesetzt war, wenngleich auch „Highway 69“ nicht fehlen durfte. Zwischen den Songs bedankte sich Michelle Darkness artig beim Publikum, sagte aber sonst nichts weiter und machte keine Ansagen. Der Sound war zu diesem Zeitpunkt noch ganz in Ordnung, und nach einer wirklich sehr kurzen Umbaupause ging es weiter mit…

Crematory
Diese Jungs und das Mädel hinterm Keyboard hatten nur auf den Startschuss gewartet und stürmten regelrecht die Bühne. Nach dem Klassiker „Fly“ wurde das Publikum von Sänger und Frontgrunzer Felix fröhlich begrüsst, es wurde nach dem Befinden gefragt und ob die Leute zum Feiern bereit seien. Diese Frage war mehr als nur rhetorischer Natur, denn obgleich die Halle nur ca. dreiviertel voll war, so waren doch die Meisten wegen Crematory erschienen, und das zeigten sie auch: Klatschen, Pfeifen, Mitgröhlen, Jubeln, alles war vorhanden. Klassiker wie „Tears Of Time“ oder „The Fallen“ (mit einer gelungenen Abwechslung seitens des Gitarristen, der spontan die Solo-Parts abänderte) wurden genauso euphorisch abgefeiert wie neuere Stücke vom „Klagebilder“-Album „Höllenbrand“ oder kein „Kein Liebeslied“ und natürlich auch die neue Hymne der Band, „Pray“. Dass die Soundtechnik schnitzerte, konnte am Kommentar von Felix entnommen werden, der vor „Pray“ meinte, dass sie jetzt darum beteten, dass die Gitarre funktionierte. Nach einer Weile wurden offenbar in den vordersten Reihen die Rufe nach „Ausziehen, ausziehen!“ skandiert, was Felix nur mit „Das wollt ihr nicht wirklich sehen!“ kommentierte und danach gleich den Aufruf übernahm und scherzhaft die Dame an den Keys, Katrin, zum Strippen aufforderte. Pech nur, dass dieser Job schon der Bassist übernommen hatte und plötzlich oben ohne dastand. Mit exakt dieser gutgelaunten Stimmung bewegten sich Crematory mit traumwandlerischer Sicherheit durch ihr gesamtes Set, das (zu meinem Bedauern) sich meistens an den neueren Stücken zusammensetzte und Klassiker wie „I Never Die“ oder „Moonlight“ vermissen liess, was aber der Gesamtstimmung keinen Abbruch tat. Man spürte bis in den letzten Winkel des Z7, dass hierbei eine unbändige Spielfreude vorherrschte und keine Seele unberührt liess. Nach einer Solo-Gesangseinlage des Leadgitarristen und den Abbauarbeiten, wobei man die Tochter von Katrin und Markus (Drums) auch zu Gesicht bekam, wie sie liebevoll von Felix auf den Arm gehoben wurde. Dies alles zeigte mehr als deutlich, dass Crematory mehr denn je als Einheit zu Werke gehen und sich auch als solche verstehen, und dass sich die Mitglieder auch familiär sehr nahe stehen, was der ganzen Geschichte einen sentimentalen Touch gibt. Nach einer ein bisschen längeren Umbauphase war es dann Zeit für…

Subway To Sally
Mit Pyros eröffneten die sympathischen Jungs und das relativ leicht gekleidete Mädel an der Geige ihre Show. Eric Fish war von Anfang an Feuer und Flamme und begrüsste das Publikum, dessen Zuschauerzahlen nur leicht in die Höhe geschnellt war. Auch dem Rest der Band war deutlich anzumerken, dass sie den Auftritt genossen, und so wurden Klassiker wie das „Knochenschiff“ auch sehr engagiert vorgetragen. Der Einsatz mittelalterlicher sowie neuzeitlicherer Instrumente, darunter eine doppel- und auch eine dreihälsige Gitarre, war gezielt und der Stimmung äusserst dienlich, auch die Pyroshow inklusive Feuerspucken kam sehr gut an. Überhaupt tanzten, sangen und spielten sich Subway To Sally durch ihr Set, als gäbe es kein Morgen mehr, und ihrer Spielfreude sowie ihrem Enthusiasmus konnte man sich kaum entziehen. Dazu liefen auf der Leinwand im Hintergund immer wieder Bildershows ab, und das Bild der aktuellen „Bastard“-Scheibe kam zwischendurch zum Einsatz. Was sich soundtechnisch bei Crematory angekündigt hatte, kam bei Subway To Sally leider vollends zum Ausbruch: Die Instrumente waren teilweise im Soundbrei nicht mehr von einander zu unterscheiden (zum Glück war dies nicht ständig so), und das Dröhnen des Basses übertönte zeitweise auch die anderen Instrumente. Aber mal abgesehen davon funktionierte alles reibungslos, und mit dem Abgang dieser Truppe ging ein sehr schönes Konzerterlebnis zu Ende.