Die Konzertreihe der eisheiligen Nächte sind ja bekanntermassen
von den Medieval-Rockern von Subway To Sally ins Leben gerufen
worden (dieser Begriff ist natürlich rein oberflächlicher Natur),
und mit stetig wechselnder Begleitung machen sich die Deutschen auf,
zahlreiche Konzerthallen zu beehren – wie an diesem einen Sonntag im
Dezember, der aufgrund eines Gemisches aus Schnee und Regen ziemlich
kalt und unfreundlich seine Aufwartung machte. Doch im Z7 selber
regierte eine Wärme, derer man sich gerne hingab – was nicht zuletzt
an immer mal wieder gebrauchten, pyrotechnischen Effekten gelegen
hatte. Nachdem die Bühne in weniges Licht getaucht und die
Hintergrundbeschallung abgeschaltet worden war, trat der Meister
persönlich, Eric Fish, vor das bereits zahlreich versammelte
Publikum und hiess in seiner gewohnt charmanten Art die Gäste
willkommen. Nachdem die zuvor spielenden Bands genannt worden waren,
verschwand Eric wieder und machte die Bühne frei für…
Megaherz
Jaja, diese deutsche Truppe hatte in der Vergangenheit so einiges an
Veränderung über sich ergehen lassen müssen – zuerst der Abgang des
Frontmannes Alexander Wesselsky (‚Alexx’) sowie des Keyboarders und
Programmers Jochen Seibert (‚Noel Pix’), danach das kurze Intermezzo
mit Mathias Elsholz am Gesang (um nur ein Vorgang zu nennen) und
anschliessend die erneute Suche nach einem Sänger sowie diversen
musikalischen Mitstreitern. Seit 2007 ist nun Alex Wohnhaas (‚Lex’)
der neue Frontmann, und mit dem in Bälde erscheinenden Album
„Götterdämmerung“ will man offensichtlich an die alten Traditionen
anschliessen – the clown is back! Zumindest auf dem Cover. Nun,
soviel zur Vorgeschichte. An eben diesem Sonntag Abend schwang sich
eine Truppe auf die Bretter, die gutgelaunter und kraftvoller nicht
hätte sein können! Lex sieht beinahe exakt aus wie Alexx (inklusive
rasiertem Kopf) und benahm sich ebenso wort- wie gestenreich,
sprintete über die gesamte Bühne, stellte sich am Bühnenrand auf und
forderte das Publikum zu zahlreichen Klatsch- und Mitsingspielchen
auf. Was ziemlich gut funktionierte, denn dem Charisma des Sängers
konnte man sich nicht so leicht entziehen, denn nur schon beim Intro
„Dein Herz schlägt“ konnte man die Spielfreude und die Kraft der
Band spüren. Nach dem Klassiker „Kopfschuss“ kam auch schon ein
neueres Stück: „Jagdzeit“, inklusive eigens für diesen Titel
engagierte, ähm, nun ja ‚Sängerin’, erfreute trotz erwähnter
fragwürdiger Einlage. Sänger Lex war sich auch nicht zu schade, bei
„Freiflug“ Crowdsurfing zu begehen. Nach logischerweise gespielten,
weil klassischen Tracks „Beiss Mich“ und „Miststück“ verabschiedeten
sich die Jungs von der Bühne, was schade war, denn es waren einige
gute Songs wie „Windkind“ oder „Ruf mich an“ nicht gespielt worden –
dafür aber noch ein neueres Lied, „Mann im Mond“. Man darf auf den
neuen Longplayer gespannt sein, und nach einer kurzen Umbaupause
kamen dann auch schon…
Letzte Instanz
Es war eigentlich ziemlich logisch, dass diese Gruppe mit Subway To
Sally spielte, passte ihr Songschema und Auftreten echt gut zum
Headliner, was bei Megaherz ein wenig aus dem Rahmen gefallen war.
Nun gut, Abwechslung muss sein und tut gut. Letzte Instanz
vertrauten anstelle von viel Bühnenakrobatik mehrheitlich voll auf
die Atmosphäre, welche aus ihren Songs entspringt. Zu Recht, denn
nur schon die neueren Stücke wie „Neue
Helden“
oder „Atme!“ sind verdammt guter Bühnenstoff, welcher die bereits
zahlreicher erschienenen Konzertbesucher noch mehr einheizten.
Logischerweise war nach Megaherz ein wenig ein Abfall der
Stimmungskurve auszumachen, aber Letzte Instanz machten dies nach
wenigen Tönen wieder wett. Sänger Holly Loose entkleidete auch nach
einigen Songs den Oberkörper und stand ab und an gerne auf den
Monitorboxen, während Cellist Benni Cellini seine teilweise feuerrot
gefärbten Rastas und seinen Bart zum Spiel seines Cellos und im Takt
der Musik generell wie ein Irrer kreisen liess – auch hier war mehr
als nur deutlich anzumerken, dass die Band einfach Spass daran
hatte, auf der Bühne zu stehen. Zwischendurch gab es witzige
Einlagen mit Stücken wie „The Final Countdown“ (instrumental) und „You
Gotta Fight (For Your Right)“. Man darf mit Interesse das neue Album
„Ewig“ erwarten, das im Oktober 2012 erscheinen soll. Doch genug von
den Vorgruppierungen, so interessant und schweisstreibend sie auch
gewesen sein mögen, zum Headliner und Initiator der Eisheiligen
Nacht…
Subway To Sally
Nach einer weiteren, relativ kurzen Umbaupause durften die sich in
immer grösserer Anzahl versammelten Konzertbesucher den Main Act des
Abends mit frenetisch anmutendem Jubel, Geklatsche und Gepfeife
begrüssen. Eric Fish und seine Truppe fackelte auch gar nicht lange
und gingen sogleich in die Vollen: „Kämpfen wir!“, „Schlagt die
Glocken“ oder auch „Das schwarze Meer“ wurden voller Energie und mit
Pyros untermalt dargeboten, jedes einzelne Mitglied der
Band gab alles, und es war unübersehbar: Diese Band gilt nicht
umsonst als eine der besten und aktivsten Mittelalter Rock-Truppe im
deutschsprachigen Raum, wenn nicht gar weltweit. Schlag auf Schlag
folgten bekannte und neuere Lieder, allesamt wunderbar ins Live-Set
passend und der Stimmung zutragend. Egal, ob nun „Eisblumen“,
„Nichts ist für immer“ oder „Besser du rennst“ – jeder einzelne Song
wurde inbrünstig und leidenschaftlich vorgetragen, untermalt von
einer grandios spielenden und extrem gut miteinander harmonierenden
Rhythmus- und Melodiefraktion. Man konnte auch dank der echt guten
Abmischung die einzelnen Instrumente voneinander unterscheiden, es
entstand kein Klangbrei. Frau Schmitt war mit ihrem Geigenspiel der
musikalischen Diversität eine echte Bereicherung, und Bodenski
steuerte mit seinem bekannten Drehleierspiel ebenso eine deutliche
Note der Individualität für Subway To Sally bei – was sich in jedem
Song bemerkbar machte. Gegen Ende hin wurden Klassiker wie „Kleid
aus Rosen“ oder auch „Wenn Engel hassen“ gespielt, bevor mit
düsterer Ansage hinsichtlich des (eventuellen) Ende der Welt
„MMXXII“ angestimmt wurde, während im Hintergrund auf elektronisch
dargestellten Säulen endzeitliche Symboliken gezeigt wurden. Sah
ganz nett aus und untermalte die düstere Stimmung gut, jedoch muss
die Frage gestellt werden, ob eine solch offensichtliche Haltung der
Band gut ansteht. Wie dem auch immer sei, mit „Sieben“ sowie „Julia
und die Räuber“ wurde im Zugabenteil das Konzert endgültig
beschlossen. Subway To Sally haben mehr als nur deutlich bewiesen,
welche Bühnenpräsenz sie besitzen und dass sie diese auch gekonnt zu
nutzen wissen. Einmal mehr ein grossartiger Abend mit tollen Songs,
mitreissender Atmosphäre und hervorragenden Künstlern!
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