Livereview: Subway To Sally - Letzte Instanz - Megaherz
18. Dezember 2011, Pratteln Z7
By Toby S.
Die Konzertreihe der eisheiligen Nächte sind ja bekanntermassen von den Medieval-Rockern von Subway To Sally ins Leben gerufen worden (dieser Begriff ist natürlich rein oberflächlicher Natur), und mit stetig wechselnder Begleitung machen sich die Deutschen auf, zahlreiche Konzerthallen zu beehren – wie an diesem einen Sonntag im Dezember, der aufgrund eines Gemisches aus Schnee und Regen ziemlich kalt und unfreundlich seine Aufwartung machte. Doch im Z7 selber regierte eine Wärme, derer man sich gerne hingab – was nicht zuletzt an immer mal wieder gebrauchten, pyrotechnischen Effekten gelegen hatte. Nachdem die Bühne in weniges Licht getaucht und die Hintergrundbeschallung abgeschaltet worden war, trat der Meister persönlich, Eric Fish, vor das bereits zahlreich versammelte Publikum und hiess in seiner gewohnt charmanten Art die Gäste willkommen. Nachdem die zuvor spielenden Bands genannt worden waren, verschwand Eric wieder und machte die Bühne frei für…

Megaherz

Jaja, diese deutsche Truppe hatte in der Vergangenheit so einiges an Veränderung über sich ergehen lassen müssen – zuerst der Abgang des Frontmannes Alexander Wesselsky (‚Alexx’) sowie des Keyboarders und Programmers Jochen Seibert (‚Noel Pix’), danach das kurze Intermezzo mit Mathias Elsholz am Gesang (um nur ein Vorgang zu nennen) und anschliessend die erneute Suche nach einem Sänger sowie diversen musikalischen Mitstreitern. Seit 2007 ist nun Alex Wohnhaas (‚Lex’) der neue Frontmann, und mit dem in Bälde erscheinenden Album „Götterdämmerung“ will man offensichtlich an die alten Traditionen anschliessen – the clown is back! Zumindest auf dem Cover. Nun, soviel zur Vorgeschichte. An eben diesem Sonntag Abend schwang sich eine Truppe auf die Bretter, die gutgelaunter und kraftvoller nicht hätte sein können! Lex sieht beinahe exakt aus wie Alexx (inklusive rasiertem Kopf) und benahm sich ebenso wort- wie gestenreich, sprintete über die gesamte Bühne, stellte sich am Bühnenrand auf und forderte das Publikum zu zahlreichen Klatsch- und Mitsingspielchen auf. Was ziemlich gut funktionierte, denn dem Charisma des Sängers konnte man sich nicht so leicht entziehen, denn nur schon beim Intro „Dein Herz schlägt“ konnte man die Spielfreude und die Kraft der Band spüren. Nach dem Klassiker „Kopfschuss“ kam auch schon ein neueres Stück: „Jagdzeit“, inklusive eigens für diesen Titel engagierte, ähm, nun ja ‚Sängerin’, erfreute trotz erwähnter fragwürdiger Einlage. Sänger Lex war sich auch nicht zu schade, bei „Freiflug“ Crowdsurfing zu begehen. Nach logischerweise gespielten, weil klassischen Tracks „Beiss Mich“ und „Miststück“ verabschiedeten sich die Jungs von der Bühne, was schade war, denn es waren einige gute Songs wie „Windkind“ oder „Ruf mich an“ nicht gespielt worden – dafür aber noch ein neueres Lied, „Mann im Mond“. Man darf auf den neuen Longplayer gespannt sein, und nach einer kurzen Umbaupause kamen dann auch schon…

Letzte Instanz
Es war eigentlich ziemlich logisch, dass diese Gruppe mit Subway To Sally spielte, passte ihr Songschema und Auftreten echt gut zum Headliner, was bei Megaherz ein wenig aus dem Rahmen gefallen war. Nun gut, Abwechslung muss sein und tut gut. Letzte Instanz vertrauten anstelle von viel Bühnenakrobatik mehrheitlich voll auf die Atmosphäre, welche aus ihren Songs entspringt. Zu Recht, denn nur schon die neueren Stücke wie „Neue Helden“ oder „Atme!“ sind verdammt guter Bühnenstoff, welcher die bereits zahlreicher erschienenen Konzertbesucher noch mehr einheizten. Logischerweise war nach Megaherz ein wenig ein Abfall der Stimmungskurve auszumachen, aber Letzte Instanz machten dies nach wenigen Tönen wieder wett. Sänger Holly Loose entkleidete auch nach einigen Songs den Oberkörper und stand ab und an gerne auf den Monitorboxen, während Cellist Benni Cellini seine teilweise feuerrot gefärbten Rastas und seinen Bart zum Spiel seines Cellos und im Takt der Musik generell wie ein Irrer kreisen liess – auch hier war mehr als nur deutlich anzumerken, dass die Band einfach Spass daran hatte, auf der Bühne zu stehen. Zwischendurch gab es witzige Einlagen mit Stücken wie „The Final Countdown“ (instrumental) und „You Gotta Fight (For Your Right)“. Man darf mit Interesse das neue Album „Ewig“ erwarten, das im Oktober 2012 erscheinen soll. Doch genug von den Vorgruppierungen, so interessant und schweisstreibend sie auch gewesen sein mögen, zum Headliner und Initiator der Eisheiligen Nacht…


Subway To Sally
Nach einer weiteren, relativ kurzen Umbaupause durften die sich in immer grösserer Anzahl versammelten Konzertbesucher den Main Act des Abends mit frenetisch anmutendem Jubel, Geklatsche und Gepfeife begrüssen. Eric Fish und seine Truppe fackelte auch gar nicht lange und gingen sogleich in die Vollen: „Kämpfen wir!“, „Schlagt die Glocken“ oder auch „Das schwarze Meer“ wurden voller Energie und mit Pyros untermalt dargeboten, jedes einzelne Mitglied der Band gab alles, und es war unübersehbar: Diese Band gilt nicht umsonst als eine der besten und aktivsten Mittelalter Rock-Truppe im deutschsprachigen Raum, wenn nicht gar weltweit. Schlag auf Schlag folgten bekannte und neuere Lieder, allesamt wunderbar ins Live-Set passend und der Stimmung zutragend. Egal, ob nun „Eisblumen“, „Nichts ist für immer“ oder „Besser du rennst“ – jeder einzelne Song wurde inbrünstig und leidenschaftlich vorgetragen, untermalt von einer grandios spielenden und extrem gut miteinander harmonierenden Rhythmus- und Melodiefraktion. Man konnte auch dank der echt guten Abmischung die einzelnen Instrumente voneinander unterscheiden, es entstand kein Klangbrei. Frau Schmitt war mit ihrem Geigenspiel der musikalischen Diversität eine echte Bereicherung, und Bodenski steuerte mit seinem bekannten Drehleierspiel ebenso eine deutliche Note der Individualität für Subway To Sally bei – was sich in jedem Song bemerkbar machte. Gegen Ende hin wurden Klassiker wie „Kleid aus Rosen“ oder auch „Wenn Engel hassen“ gespielt, bevor mit düsterer Ansage hinsichtlich des (eventuellen) Ende der Welt „MMXXII“ angestimmt wurde, während im Hintergrund auf elektronisch dargestellten Säulen endzeitliche Symboliken gezeigt wurden. Sah ganz nett aus und untermalte die düstere Stimmung gut, jedoch muss die Frage gestellt werden, ob eine solch offensichtliche Haltung der Band gut ansteht. Wie dem auch immer sei, mit „Sieben“ sowie „Julia und die Räuber“ wurde im Zugabenteil das Konzert endgültig beschlossen. Subway To Sally haben mehr als nur deutlich bewiesen, welche Bühnenpräsenz sie besitzen und dass sie diese auch gekonnt zu nutzen wissen. Einmal mehr ein grossartiger Abend mit tollen Songs, mitreissender Atmosphäre und hervorragenden Künstlern!