Einmal mehr nahm die Metal Factory Crew den langen
Weg nach Südschweden auf sich, um ins geheiligte Norje zu
pilgern. Hinsichtlich der Tatsache, dass die Crew dieses Jahr
bloss aus Roxx und Kissi bestand, musste ein ziemlicher Kraftakt
hingelegt werden. Ersterer musste sogar ganz allein den Part des
Fotografen übernehmen. Das war nicht immer ganz einfach, da es
fünf Bühnen gab und manchmal zwei bis drei Bands gleichzeitig
spielten. Aber wir wollen jetzt mal nicht auf hohem Niveau
jammern, denn schliesslich waren wir am "Sweden Rock"-Festival!
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Mittwoch, 04.06.2014
4Sound Stage Unter grauem, aber wenigstens
trockenem Himmel eröffneten die Australier
Vdelli das Festival. Mit
ihrem traditionellen und wenig beeindruckenden Hard Rock
sorgten die Australier für einen zunächst sanften Einstieg in vier
laute Tage. Ein bisschen Glam hier, ein bisschen Blues da und ein
Gitarrist, der sich wie die Reinkarnation von Keith Richards
aufführte. So versuchten danach die Norweger
Backstreet Girls das Publikum
auf ihre Seite zu ziehen, was wegen dem seltsam rumpeligen
Gesang nur teilweise gelang. Auch nicht für jedermann,
wuchteten Crowbar ihre Riffs
von der Bühne. Die Sludge-Wütriche um Rauschebart Kirk
Windstein sorgten bei den geneigten Hörern bisher für die
härtesten Sounds des Festivals. Dann folgte etwas Spezielles.
Angekündigt wurde Blaze Bailey vs.
Paul DiAnno, der Erste gegen den Dritten, zumindest was
die Reihenfolge der einstigen Iron Maiden Sänger betrifft.
Zuerst kam also
Blaze auf die Bühne und liess mit tadellos vorgetragenen Songs
wie «Sign Of The Cross», «Futureal» oder «The Clansman» die
90er Ära von Maiden wieder aufleben und lud unzählige Kehlen zum
Mitsingen ein. Danach übernahm ein angeschlagen wirkender Paul
DiAnno die versiert aufspielende Backing Band. Wegen seinem kaputten
Bein, wie er erklärte, sang Paul die ganze Zeit auf dem
Drumriser sitzend. So schwang etwas Mitleid mit ihm mit,
während man zu Klassikern wie «Wrathchild», «Remember
Tomorrow» (widmete er dem verstorbenen früheren Maiden-Drummer Clive
Burr) oder «Sanctuary» abfeiern konnte. Als grosses Finale kam
Blaze wieder auf die Bühne, um im Duett mit Paul «Running Free»
und «Iron Maiden» ins dankbare Publikum zu schleudern.
Rockklassiker Stage Quasi die "Sweden Rock"
Hausband Dust Bowl Jokies aus
der Region Sölvesborg, entjungferte die Rockklassiker Stage
(benannt nach einem schwedischen Radionsender). Hatte der
Sänger was von Crashdïet-Fronter Simon Cruz, war man
musikalisch eindeutig auf den Spuren von Hardcore Superstar
unterwegs. Somit auch hier alles typisch schwedisch. Die
danach spielenden Black Trip
orientierten sich eher an irischen Vorbildern. Wenn man gerade
mal nicht auf die Bühne schaute, konnte man meinen, Phil Lynott
und seine Mannen würden da oben stehen. Rockiger Heavy Metal mit
Lizzy Doppel-Gitarren war das und damit macht man an so einem
Festival nie was falsch. Zumindest aus symbolischer Sicht
hätte man die Rainmakers
nicht einladen sollen, denn die Amerikaner machten ihrem Namen
alle Ehre und brachten nicht nur ihren Melodic Rock mit,
sondern auch das Nass vom Himmel herunter, was die proggigen
Rock'n'Roller trotz einwandfreier Leistung einige Zuschauer
kostete.
Sweden Stage Das Festival
begann auf der Sweden Stage mit starken Männern. Jedenfalls
gaben sich Freak Kitchen als
solche. Das Trio zelebrierte Testosteron geladenen Hard Rock mit
Southern und Stoner-Anleihen, hinterliess bis auf den
Motorradhelm des Bassisten aber wenig Eindruck. Eindrücklich,
doch für uns Schweizer alles
andere als nachvollziehbar war
danach die Jubelstimmung bei Eddie
Meduza Lever. Dabei handelt es sich um eine Art "Tribute
Show" für den schwedischen Kultmusiker Eddie Meduza, der mit
seinem Country Rock Blues und Texten über Schnaps und Sex vor
allem in ländlichen Gegenden ganze Heerscharen begeistert
haben soll. Das schilderte uns jedenfalls ein Journi vom "Sweden Rock
Magazin" so. Die Hochstimmung bei Magnum
hingegen erfasste auch uns. Mit einem tollen Set, gespickt mit
Klassikern und Songs neueren Datums, versammelten sich tausende
Fans vor der Sweden Stage und feierten die britischen
Geschichtenerzähler lautstark ab. Unter der Ägide des vergleichsweise
kratzig klingenden Bob Catley mauserten sich Magnum mit Hits
wie «How Far Jerusalem» und «Kingdom Of Madness» zum
eigentlichen Headliner des Abends. Dies verdankten sie auch dem
Regen, der das Set vor den anschliessend aufspielenden
Queensrÿche heimsuchte. Die
wiedererstarkten Progger aus Seattle lieferten trotz garstigen
Bedingungen eine Hammer-Show ab. Zwei Stunden Queensrÿche, ohne
Mätzchen und Allüren, wobei die lupenreine Performance von
Sänger Todd La Torre Vorgänger-Diva Geoff Tate keine Minute
vermissen liess. Tracks des aktuellen, selbstbetitelten Albums
fügten sich dabei nahtlos in Band-Perlen der Sorte «Walk In
The Shadows», «Queen Of The Reich» und «My Empty Room» ein und
machten ein für allemal klar, dass diese Band zurecht den
Namen Queensrÿche zugesprochen bekommen hat.
Donnerstag, 05.06.2014
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4Sound Stage Kaum aufgewacht am
Donnerstag, verschleppten einen Riot
Horse mit ihrem Sound in die Südstaaten der USA. Etwas
70's Rock, etwas Blues und eben viel Southern, das war der
Mix, den das Quintett zur "New Band of 2013" des "Sweden Rock
Magazin" hatte werden lassen. Live wirkte das Ganze aber wie
ein lauwarmer Aufguss von Black Stone Cherry und den Rival
Sons, ohne Groove, ohne Wiedererkennungswert. Auch nicht
gerade eingängig, dafür umso ambitionierter zeigten sich
Cloven Hoof. Die britische
80ies Legende, von deren Originalbesetzung einzig Basser Lee
Payne übrig ist, haute beherzt und tadellos tight in die
Saiten, was aber nur ein paar Reihen Old-School-Fans wirklich
erfreute. Das allgemeine Fazit: zu vertrackt! Eine kurze Sache
waren danach Roxie 77. Die
amerikanisch-schwedische Freundschaft hatte sich zur Aufgabe
gemacht, den Weltrekord für die meisten gleichzeitig auf einer
Bühne gespielten E-Gitarren nach Schweden zu holen und
schaffte das mit ganzen 22 Stück, unter anderem von Kindern
bedient, dann auch. Turisas
müssen sich um solche Aufmerksamkeitshilfen kaum kümmern,
sorgen die Humppa-Metaller mit ihren Kostümen und Shows doch
schon für genug Aufsehen. Schwarz-rot bemalt hampelte und
tanzte die Combo auf der im gleichen Farbkonzept gehaltenen
Bühne zu schunkel-metallischen Nummern wie «We Ride Together»,
«Battle Metal» und natürlich dem Boney M-Cover «Rasputin», die
zeitweise gar
nah am Schlager vorbei schrammten, aber trotzdem
oder vielleicht gerade deswegen für bierselige Feierlaune
sorgten. Auch nordländische, aber elegischere Klänge schlugen
danach die Isländer Sólstafir
an. Pagan, Stoner, Post Metal, Sludge – funktioniert die ganz
eigene Mischung des Quintetts auf Scheibe und entwickelt einen
hypnotischen Sog, springt der Funke zumindest an diesem Tag
nicht wirklich aufs Publikum über und nur wenige
Festivalgänger lassen sich von der zu rumpeligen Darbietung
packen. Masterplan traf da
schon eher den Geschmack. Die deutschen Melodic Metaller um
Mastermind und Gitarrist Roland Grapow (Ex-Helloween) zockten
sich durch die mittlerweile auch schon fünf Alben zählende
Bandgeschichte und stellten dabei gleich den neuen Fronter
Rick Altzi vor. Passte der im Vergleich zu seinen Vorgängern
raue Gesang bei rockenden Songs wie «Time To Be King» und
«Crystal Night» nicht schlecht, konnte er Jorn Lande und Mike
DiMeo streckenweise doch nicht ganz das Wasser reichen. Als
Kontrastprogramm zu Alice Cooper beendeten
Sparzanza dann den
4Sound-Tag. Bei uns noch ein unbeschriebenes Blatt, sorgten
die Schweden beim vornehmlich jungen Publikum mit einer
heftigen Mischung aus Modern Metal, Hardcore und Thrash,
gepaart mit einer bewegungsfreudigen Performance für
Nackenschmerzen am nächsten Tag, wobei es vor allem die
elegischen Nummern waren, welche die Teens in Euphorie
versetzten.
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Sweden Stage
Bombus, man verzeihe mir das
Wortspiel, waren Bombe! Besser jedenfalls hätte der Tag nicht
anfangen können, denn ohne mit der Wimper zu zucken, rifften
die vier Schweden alle Müdigkeit in Grund und Boden. Metal mit
Eiern, oft groovend, dann auch mal thrashig oder ratternd wie
Motörhead, tight gespielt und mit viel Headbangen vorgetragen,
so sollte man jeden Tag geweckt werden. Leider wurde man
(zumindest meine Wenigkeit) danach durch
Robin Beck schon fast wieder
zu einem Nickerchen verleitet. Die Melodic Rock-Lady und
bessere Hälfte von House Of Lords Fronter James Christian
trällerte sich fröhlich souverän und von versierter Backing
Band begleitet durch schmalztriefende AOR-Nummern. Ob nach der
Darbietung der für eine Coca-Cola-Werbung verwendeten
Kitsch-Ballade «First Time» (1988 an der Spitze der
Single-Charts in England, Deutschland und der Schweiz) der
Konsum ebenjenes Getränkes sprunghaft anstieg, entzieht sich
meiner Kenntnis. Jedenfalls blieb es gemütlich auf der Sweden
Stage: Typisch britischer Folk Rock, dafür stehen
The Men They Couldn't Hang.
Der angegraute Fünfer, der seine grössten Erfolge in den 80ern
mit sozialkritischen (Trink-)Liedern über Margaret Thatcher
und ihre Politik gefeiert hatte, sang zusammen mit einem
ebenso in die Jahre gekommenen Publikum gut gelaunt von der
Ungerechtigkeit auf der Welt. Dass auch
Uriah Heep eher zum alten,
denn frisch gegossenen Eisen gehören, muss man niemandem
erklären. Auch jüngere Generationen kennen die Truppe um
Gitarrist und Zwischendurch-Sänger Mick Box. Die
Flower Power Veteranen nutzten ihre gute Spielzeit für einen
Querschnitt ihres fast 50-jährigen Bestehens. Vom Publikum
alles wohlwollend goutiert, waren es dann aber erst das
Schlussbouquet, bestehend aus «Lady In Black» und den Zugaben
«Gypsy» und «Easy Livin», welche zu wahren Jubelstürmen
führten. Es mag ja löblich sein, sich nicht nur auf seinen
alten Hits ausruhen zu wollen, doch wenn es das ist, was das
Publikum hören will, dann sollte man es ihnen geben. Anderes
als bloss das alte Material liefern konnten
Dark Angel gar nicht. Die
80er Thrash-Legende, in den letzten Jahren nur durch
vereinzelte Gigs in Erscheinung getreten, zeigte sich in
bester Abriss-Laune und forderte vom Publikum mit
Headbang-Walzen wie «Darkness Descends», «Merciless Death» und
dem finalen «Perish In Flames» auch die letzten, eigentlich
für den Nachhause-Weg aufgesparten Kräfte.
Festival Stage
Die grösste aller "Sweden Rock"-Bühnen wurde dieses Jahr von
Pretty Maids, den Nachbarn
aus dem Süden, eröffnet. Wie so oft, lieferten die Dänen eine
packende Show und vor allem Ronnie Atkins merkte man an, dass
es solche Kulissen sind, für die der Fronter liebt. Kaum
Überraschungen, dafür Hits an Hits bot die Setlist und das zu
früher Stunde zahlreiche Publikum nahm Klassiker wie «Rodeo»,
«Love Games» oder «Future World» dankbar an. Für Festivals
sind und bleiben die Mädels eben eine todsichere Nummer. Deutlich
jünger, aber mit ähnlicher Garantie auf gute Stimmung gesegnet, sind
Black Stone Cherry. Solch
eine Spielfreude, wie das Quintett aus Kentucky an den Tag
legte, sieht man viel zu selten und so ist es nicht
erstaunlich, dass die Southern Power Rocker offensichtlich jedes Publikum in
den Griff bekommen und eigentlich simple Party-Hymnen wie
«White Trash Millionaire» oder «Blame It On The Boom Boom» zu
Hüpf- und Mitsing-Orgien führten. In ähnlicher Manier, dabei
ein Stück
metallischer, machten danach
Alter Bridge weiter. Myles
Kennedy und seine Mannen liessen sich nicht zweimal bitten und
starteten gleich mit der Hit-Nummer «Addicted To Pain» vom
letzten Album «Fortress». Das reichte aus, um den Funken
überspringen und das Publikum toben zu lassen. Dass dabei
bewegungstechnisch auf der Bühne wenig abging, schien kaum
jemanden zu stören. Ohne grosse Mätzchen (und ohne grosse
Abwechslung) folgte Song auf Song, tosender Applaus auf
tosender Applaus oder anders ausgedrückt: Schweden scheint den
Amis einfach verfallen. Dass Alice
Cooper auf ähnlich grosse Sympathien zählen durfte, war
allen klar. Für seinen Headliner-Posten kramte der Meister des
Schockrock wie gewohnt in der Requisiten-Kiste, fand darin
aber nur wenig Neues. Mit gewohnt tadelloser Backing Band,
dann noch inklusive der so bezaubernden wie
begabten, mittlerweile aber abgetretenen Orianthi an der Gitarre, gab es
erstochene Babys, old fellow Frankenstein, etwas Irrenanstalt, den obligaten
Galgen und weitere dazugehörige Must-Plays. Rock-Entertainment pur, aber eben
ohne Überraschungen. Die gab es erst, nachdem Cooper mit «I Love
The Dead» ins Totenreich abgestiegen war und mit «Break
On Through (To The Other Side)» von den Doors, «Revolution»
von den Beatles, «Foxy Lady» von Hendrix und The Who's «My
Generation» in voller Länge einen Vorgeschmack auf sein
anstehendes Cover-Projekt darbot. Eigentlich sollte es ja
nachdenklich stimmen, wenn der spritzigste und spielfreudigste
Part einer rund zweistündigen Show aus Songs anderer Musiker
besteht, doch ganz ehrlich: Zumindest an diesem Abend
interessierte das niemand. Spätestens dann nämlich war das
ganze "Sweden Rock" angesteckt von der ausgelassenen Stimmung
auf der Bühne und als dann zur obligaten Zugabe «School's Out»
Cooper-Buddy Rob Zombie zum Mikro griff, herrschte
Ausgelassenheit rundum. So endete dieser Abend mit vielen zufriedenen
Gesichtern.
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Rock Stage
Was für ein Start! Anstatt mit einer eigenen Nummer, legten
Jake E. Lee's Red Dragon Cartel
gleich mit Ozzy's «Ultimate Sin» los. Für alle, die es nicht
wissen: Jake E. Lee war mal dessen Klampfer und spielte nicht
nur die genannte Kultscheibe, sondern auch das ebenso legendäre
«Bark At The Moon» Album ein, dessen Titeltrack die morgendliche
Lektion in Sachen Gitarrengott-Sein abschliessen sollte.
Tadellos zockte dazwischen seine derzeitige Band aktuelles
Drachenkartell-Material wie Songs aus Lee's Zeiten unter dem
Badlands-Banner. Das zwischendurch mal sein Amp ausstieg,
liess diesen dabei nicht nervös werden. Es sei ja nicht
seiner, witzelte er. Mit einem Highlight für Frickel-Freaks
ging es danach weiter. Transatlantic
sind die aktuelle Soupergroup des Prog Rock und nur schon die
Musikernamen lassen Genre-Fans in Orgasmen ausbrechen: Mike
Portnoy auf dem Podest am rechten Bühnenrand an den Kesseln,
Tastenmann Ted Leonard (Enchant, Spock's Beard u.a.) ihm
gegenüber und dazwischen Roine Stolt (The Flower Kings), Pete
Trewavas (Marrilion) und natürlich Neal Morse (Spock's Beard).
So erhaben wie lustvoll bescherten die Herren dem
staunenden
Publikum ein mal sphärisches, mal vertracktes Klangerlebnis,
wechselten untereinander die Gesangsparts oder gaben sie an
Immer-mal-wieder-Gast Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) ab.
Einfacher, aber nicht weniger wirkungsvoll gingen danach
Tesla zu Werke. Die
US-Stadion Rocker, immerhin seit über dreissig Jahren "on the road"
(mit einer Pause in den 90ern), schöpften aus dem Vollen ihrer
Diskographie und ballerten stramme Rocker wie «Hang Tough»
oder «Comin' Atcha Live» ebenso raus, wie die unverwüstliche
Power-Ballade «Love Song». Sänger Jeff Keith strahlte dabei bis in
die hintersten Reihen des Publikums, bzw. seines Gebisses und
alle Anwesenden freuten sich ab dem jungen Gitarristen Dave
Rude. Danach war Zeit für Rob Zombie
und seine Monster-Truppe. Grosse Portraits alter
Horrorfilm-Helden zierten einmal mehr die Bühne und sorgten
für die richtige Grusel-Stimmung. Industrial, der nie seine
Rockwurzeln vergisst, dafür steht Rob Zombie und damit zog er
bald das ganze Festival in seinen Bann. Ja, da steppte der Bär
und zwar nicht nur vor der Bühne: Gitarrero John5 (Ex-Marilyn
Manson) fiel, wie die gesamte Band, nicht nur durch sein
unverkennbares Klampfen, sondern auch und gerade durch seine
pausenlose Wirbelwind-Performance auf. Gegen Ende der Show
stimmten sie dann noch «Schools Out» von Alice Cooper kurz an
und schürten die Hoffnungen, dass Herr Zombie später bei der
Alice Cooper Show reinschauen würde. Schade nur, dass der
Überhit «Dragula» nicht ganz so kraftvoll daher kam wie der
Rest des Sets, während welchem Rob die Meute wie gewohnt stets
im Griff hatte.
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Rockklassiker Stage
NEMIS - New Music In Sweden, so nennt sich ein schwedisches
Newcomer-Gefäss, und am Donnerstag stand die Rockklassiker
Stage im Zeichen von genau jenem. Schwedische Rockmusik
unterschiedlichster Sorte, wobei der Schein wie so oft trügen
konnte. Zum Beispiel bei Season One.
Kaum zu glauben, aber es scheint Bands zu geben, die sich
komplett in Zebra-Garderobe kleiden und trotzdem keinen
Glam/Sleaze machen. Auf eher inspirationslosen Modern Metal,
wie ihn das aufgetackelte Quintett zockte, wäre ich jedenfalls
vom Anblick her nicht gekommen. Da passte bei
Mamont Verpackung und Inhalt
schon besser. Bunt gemusterte Hemden, Schlaghosen, Schnauzer -
mit retro Aussehen und retro Klängen, genauer psychedelisch
angehauchtem Stoner mit viel Hall, aber auch genau so viel
Groove, meditierten die Jungs das eher überschaubare Publikum
in die 70er zurück. Und gleich von
Feral wieder zurück gerissen in die brutale Gegenwart.
Oder nicht ganz, denn der mal groovende, mal angeschwärzte
Death Metal, tight und fett, hätte gerade so gut aus den
frühen 90ern stammen können. VA!?
Hauten da schon einiges fröhlicher (und auch
publikumsgenehmer) in die Saiten. Eingängiger Glam Rock, von
T-Rex und Kiss ebenso inspiriert wie ihren Landsfrauen
Crucified Barbara, nicht lupenrein gezockt zwar, dafür mit
ordentlich Feuer unterm Hintern. Auch
Eyes Wide Open schienen
voller Energie, doch interessierte deren US-Modern Metal,
irgendwo zwischen Sonic Syndicate und Disturbed, kaum. Also
lieber zurück in die 70er und zwar mit
The Crystal Caravan. Ob man
nun auf den treibenden Heavy Rock mit psychedelischen
Ausreissern stand oder nicht: Wer einen Fronter wie Niklas
Gustafsson hat, der in für seinen Bauchumfang knapper
Zirkus-Uniform unbändig über die Bühne sprintete und dabei
seine Wampe ebenso ungeniert präsentierte wie seinen
Handwerker-Ausschnitt, der hypnotisiert eben nicht nur,
sondern liefert auch superbe Unterhaltung ab. Doch auch danach
gab es was fürs Auge und zwar im klassischen Sinne. Taco nennt
sich die Front-Frau der Kick-Ass-Rocker
BEAST! und sieht nicht nur
verschämt gut aus, sondern tritt, wie es das Genre verlangt,
mit ihrem rauen Pub-Rock auch ordentlich Arsch. Dagegen hätten
die Möchtegern-Macker Ammotrack,
der Absacker des Abends, gleich einpacken können, die
Mustasch's Stampf Rock mit poppigen Melodien zu kreuzen
scheinbar für eine gute Melodie hielten.
Freitag, 06.06.2014
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4Sound Stage
Den Tag auf der zweitkleinsten Bühne eröffneten die Australier
Kings Of The Sun und
wandelten dabei auf den Spuren von unumgänglichen Landsleuten
wie AC/DC und Rose Tattoo. Pub Rock, hin und wieder mit
AOR-Sprenkeln, ganz ordentlich, halt 08/15. Um Längen
überzeugender waren danach die Briten der wiederbelebten
Jaguar mit ihrem
Original-NWOBHM. Vor allem Sänger Jamie Manton spürte den
zweiten (oder dritten?) Frühling, hüpfte zuerst einmal gleich
in den Fotograben, um mit einem Fotografen zu tanzen und alle
Fans einzeln zu begrüssen. Das zugegeben überschaubare
Publikum dankte es ihm und seinen ebenfalls spritzig
aufspielenden Mitmusikern mit frenetischer Rückmeldung. Danach
hätten Lynch Mob spielen sollen, doch da deren Auftritt leider
abgesagt hatte werden müssen, luden die heimischen
Electric Boys nach ihren
gloriosen Auftritten von 2009 und 2012 zur Party. Die
Hippie-Sleaze-Rocker überzeugten einmal mehr und mit einem
Blick auf den bis ganz hinauf gefüllten Hang, hätte man sich
gewünscht, dass die Jungs um Conny Bloom mit den gleichzeitig
auf der Festival Stage böllernden Kvelertak den Platz getauscht
hätten. Danach folgten die überflüssigen
Royal Republic. Mit ihrem
poppigen Garage Rock passt das Quartett aus Malmö zwar ebenso
wenig an ein "Sweden Rock" wie Mando Diao, doch zumindest die
jüngste Besucherschicht liess sich die Posterboys nicht
entgehen. Um zu zeigen, dass sie doch ordentlich rocken können,
wurde kurz Metallica's «Battery» angespielt. Geht doch, dachte
man, doch schon ging es wieder weiter mit fröhlichen
Mitsing-Melodien im Hüpf-Rhythmus. Genau so die Sprunggelenke
belastet haben soll danach Sir Reg,
dessen Irish Rock wir wegen der unverzichtbaren, leider aber
viel zu kurzen Pressekonferenz von Black Sabbath ungehört lassen
mussten. Als
Überraschung des Tages konnten dann zu später
Stunde Death SS her halten.
Aus Italien kommend, überzeugten sie mit ihrem Shock Rock,
unverkennbar inspiriert von Alice Cooper und ergänzt durch
schwarzromantischen Gothic Rock zwischen Type O Negative und
Lacuna Coil. Dazu passend gab es Mikroständer mit Kruzifixen,
etwas billig projezierte Düster-Videos und eine tanzende
Nonne, die sich zu so klischeehaften wie unterhaltsamen Songs
namens «Baphomet», «Let The Sabbath Begin» oder «Vampire»
entblösste, um die Kruzifix-Masturbationsszene aus «Der
Exorzist» nachzuspielen. Eine Show wie ein Grindhouse-Movie:
etwas trashig, etwas verrucht, dabei auch etwas voraussehbar,
vor allem aber verdammt unterhaltsam.
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Sweden Stage
Scheuklappen kennt dieses Festival keine, wenn es um verzerrte
Gitarrenmusik geht. Das hilft nicht zuletzt, auch junge
Zuschauer zu generieren. Davon hatte es jedenfalls, wie später
auch bei Royal Republic auf der 4Sound Stage, viele im
Publikum, als Skillet den Tag
auf der Sweden Stage eröffneten. Die geschlechtergemischte
Truppe mischte Ami-Rock mit Electro und sorgte damit für eine
hüpfende und kreischende Teenie-Masse. Was dabei alles live
gespielt wurde und was ab Band kam, wie etwa der nur
gelegentlich von Sunnyboy und Fronter John Cooper in die Hand
genommene Bass, wurde nicht ganz ersichtlich, schien das
Publikum aber auch nicht zu kümmern. Deutlich interessierter
an technischem Können waren da die Fans von
Q5, beziehungsweise am technischen
Können von Gitarrist Floyd Rose, der mit seiner Erfindung des
gleichnamigen Gitarrentremolos seither das Spiel von Gitarristen auf
der ganzen Welt prägt. Dergestalt enttäuscht war dann aber ein
grosser Teil der Anwesenden, als diese feststellen mussten,
dass eben dieser Mr. Rose derzeit nicht mit der von ihm gegründeten
Band unterwegs ist. Trotzdem oder gerade deshalb liessen die
beiden aktuellen Gitarristen keine Gelegenheit zu ihrem 80ies
Hard Rock verstreichen, um am tonverändernden Hebel zu
rütteln. Eine deshalb überflüssige, ja enttäuschende Darbietung. Da war
man froh, danach mit Annihilator
eine ordentliche Riffwalze um die Ohren gehauen zu bekommen.
Die kanadische Thrash-Institution um Shredd-Meister Jeff
Waters konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf Klassiker
der Sorte «King Of The Kill» (wie immer gesungen von Waters
selber), «Set The World On Fire» oder natürlich «Alison Hell».
Zockte messerscharf wie gewohnt energiegeladen und erntete
dementsprechenden Applaus. Den Gipfel in Sachen Kult folgte
aber erst noch und zwar in Form von
Canned Heat. Seit knapp fünfzig Jahren (!) existiert die Band,
die beim "Woodstock Festival" 1969 auftrat und deren Boogie-Hit
«Going Up The Country» zu einer der Hymnen der Flower
Power Bewegung wurde. Mit ihrem anderen grossen Hit «On The
Road Again» startete die Altherren-Runde um Drummer Fito de la
Parra eine so intime wie beeindruckende Lehrstunde in Sachen
bluesigem Boogie-Rock. Es mag an der melancholischen
Abendstimmung gelegen haben, an den zufriedenen Gesichtern
ergrauter Rock-Veteranen oder dem weltvergessen neben mir
tanzenden Hippie-Mädchen, doch boten
die vier so tight wie beseelt aufspielenden Herren im Pensionalter mir mit ihrer
Show das ehrlichste und einnehmendste Konzerterlebnis seit
Langem. Sich danach noch auf Therion
einzulassen, war keine leichte Sache. Bombast anstatt
Reduziertheit, Theatralik anstatt Gelassenheit war angesagt.
Mächtig war die Show, gespickt mit Gastmusikern und einer
Best-Of Setlist jedoch allemal. Genau so wie die Musiker und
SängerInnen nicht nur technisch über jeden Zweifel erhaben
waren, sondern auch für ordentlich für Bewegung auf der Bühne
sorgten. Ein tadellos inszenierter Auftritt.
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Rock Stage
Auf der zweitgrössten Bühne des Festivals wurde am Freitag der
schwedische Nationalfeiertag zelebriert. Man stelle sich einen
Schweden vor, der am 1. August in die Schweiz kommt und
nationalen Grössen wie Tony Vescoli zuschaut, wie er den
Schweizer Psalm intoniert und 10'000 Leute mitjohlen, dann hat
man in etwa ein Bild davon.
Danach kam dann aber einer der
Höhepunkte und zwar ebenfalls aus Schweden. Endlich mal wieder
Talisman auf der Bühne,
angeführt von einem stimmlich wie charismatisch einmal mehr
überzeugenden Jeff Scott Soto. Als Tribute-Show für Marcel
Jacob (dem Gründer von Talisman), der vor fünf Jahren verstorben
war, war diese einmalige Reunion-Show gedacht und spätestens
beim Song «I'll Be Waiting» standen und sangen alle mit, als
würde die Nationalhymne wiederholt. Ein überwältigender
Moment. Danach war Joe Bonamassa
dran, die Schweden zu überzeugen und er hatte keine Mühe
damit. Der Saitenvirtuose spielte mit seiner Gibson Les Paul
den Blues mit rockiger Note, mal schnell, mal langsam, ohne
dabei aber eine Gelegenheit für ein ausgedehntes Solo
auszulassen. Mit Sänger Tony Harnell am Mikrophon und
gradlinigem 80er Hard Rock starteten die nachfolgenden
Norweger TNT einen Weckruf,
falls jemand beim guten Bonamassa eingeschlafen sein sollte.
Wenn man auf solch eine Diskographie zurück blicken kann und es
dann auch noch beherzt scheppern lässt, hat man die Leute
locker auf seiner Seite, sodass Evergreens wie «As Far As The
Eye Can See», «Seven Seas» und zu guter Letzt natürlich
«10'000 Lovers» gehörig abgefeiert wurden. Nun folgte auf der
selben Stage wie anno 2006 und 2010, also schön im
Vierjahresrhythmus, W.A.S.P.
Bei den vergangenen Shows noch ziemlich gut im Schuss, wirkte
Blackie Lawless dieses Mal eher träge und sah total
aufgedunsen aus. Dafür kommunizierte der ehemalige
Bürgerschreck, mittlerweile aber gottesfürchtige Fronter
lockerer und vor allem freundlicher mit seinem Publikum.
Dieses feierte die obligaten Hits wie «Wild Child» oder
«I Wanna Be Somebody», aber auch eher "sanfte" Nummern wie
«Sleeping In The Fire» oder «Forever Free» überschwänglich ab,
übersahen Blackies Formtief also treuherzig. Wegen eines
Todesfalls in der Familie hatten sich Megadeth relativ
kurzfristig dazu entschieden, ihre komplette Europa-Tournee
abzusagen. Anstatt Megadave, gab es deshalb den Panzer-Udo als
Nachschlag zur vergleichsweise frühen Headliner-Show von Black
Sabbath. Und um es kurz zu machen: Der Ersatz war wohl eher
ein Upgrade. Solch eine arschtighte Show, wie sie
U.D.O. an diesem Abend
darboten, hätten Megadeth nicht hinbekommen. Ob Stampfer
neueren Datums oder alte Accept-Keulen, die schwedischen
Massen stehen auf Metal made in Germany und tobten dementsprechend.
Dass Udo Dirkschneider im Studio schon seit
einigen Jahren nicht mehr die grossen Würfe gelingen, er
vielmehr das immergleiche Album alle zwei Jahre mit neuem
Titel auf den Markt bringt, ist schade. Dass der würfelförmige
Riff-General live in seinem Camouflage-Zweiteiler jedoch noch
immer ganze Battalione zum kollektiven Headbangen abkommandieren
kann, beeidruckt immer wieder. Und steckt an, sodass man bei
allem Meckern am Ende doch selig «Metal Heart» und «Balls To
The Wall» mitgröhlt.
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Festival Stage
Schwedischer Nationalfeiertag hin oder her, aber dieser Act
war jetzt einfach zu schräg. Zwei abgehalfterte Comedians
jenseits der 50 und in trashigen Anzügen lallten schwedische
Texte zu 80ies Reggae-Sounds und wurden dabei von einem kleinen
Backing-Chor in Flamingo-Outfit unterstützt. Die
Electric Banana Band
eröffnete den Freitag auf der Festival Stage mit Euphorie
unter den Einheimischen und verständnisloser Irritation bei
allen internationalen Gästen. Leider ebenfalls irritiert
wirkte danach das Publikum beim Auftritt von
Kvelertak. In ihrem wuchtigen
Sound sprengen die Norweger sämtliche Genre-Grenzen, Stoner,
Sludge, Hardcore, Melo Death, Prog, Punk und Kick Ass, doch
das brachte an diesem Nachmittag alles nichts. Das insgesamt
eher konservativ eingestellte "Sweden Rock" Publikum wollte von
dieser extremen Mischung schlicht nichts wissen und so war
alles noch so energiegeladene Headbangen und Riffen eigentlich
vergebens. Nicht, dass es an diesem Festival keine Fans der
Band gegeben hätte, doch eben nicht genug für die gigantische
Hauptbühne und so lautete das Fazit: Gerne wieder, doch das
nächste Mal bitte auf der 4Sound oder Sweden Stage. Mit ihrem
symphonischen Melodic Metal entsprachen
Kamelot da schon eher dem
Geschmack der Anwesenden. Angeführt vom ebenfalls norwegischen
Shouter Tommy Karevik liessen
die Amis die Double-Bass rasen, die
eine oder andere Pyro-Attacke in die Luft gehen und schienen
sich sowieso pudelwohl zu fühlen auf der riesigen Bühne.
Persönlich überhaupt nicht (mehr) meine Baustelle, musste man
anerkennen, dass die Herren die Masse mehr als genug im Griff
hatten, damit bombastische Drachen- und Kriegerhymnen wie
«Ghost Opera», «Sacrimony (Angel Of Afterlife)» oder «March Of
Mephisto» die epischen Publikumschöre erhielten, die sie von
ihrer Theatralik her forderten. Wie schon vor zwei Jahren bei
seinem Solo-Besuch am "Sweden Rock", bevorzugte Herr Osbourne
auch mit Black Sabbath eine
frühere Spielzeit als andere Headliner. Schon um 20 Uhr
wartete so da gesamte, wirklich gesamte (keine andere Band
spielte zu diesem Zeitpunkt) Publikum auf die Wiederkehr der
Gründerväter des Heavy Metals. Doch als sie dann da waren,
Ozzy, Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward-Ersatz Tommy
Clufetos, herrschte zumindest bei mir Enttäuschung. Und zwar
überhaupt nicht wegen der Band, sondern wegen den Besuchern.
Wurde «War Pigs», wie auf der gesamten Tour der Opener, noch
frenetisch bejubelt, also wie es sich gehört, wenn eine
Legende auf der Bühne steht, fiel die
Stimmung schon bei Song
Nr. 2, dem alles andere als unbekannten «Into The Void» in
Richtung Keller. Es mag weiter vorne, näher an der Bühne, mehr
abgegangen sein, doch schon vor dem Mischpult herrschte bei
unerreichten Doom Rock-Hymnen wie «Snowblind», «Fairies Wear
Boots» und sogar bei der Bandhymne «Black Sabbath» eher
höfliches Interesse denn glückselige Ekstase. Klatschen taten
die Schweden zwar ganz ordentlich, egal ob Geezer Butler
seinen Bass beim um ein Solo verlängerten Intro von «N.I.B.»
knattern liess, neues Material vom letztes Jahr
veröffentlichten Reunion-Album «13» gezockt wurde oder Ozzy
mit «Kuckuck»-Rufen und kesselweise Wasser das Publikum
anzuheizen versuchte, doch eine Rock'n'Roll-Party sieht anders
aus und man hatte fast das traurige Gefühl, dass die Mehrheit
der anwesenden Leute Black Sabbath nur von irgendwelchen «Best Of
Rock»-Samplern her kannten. Einzig bei den ewigen Gassenhauern
«Iron Man» und «Paranoid», letztere Nummer als finale Zugabe,
schlug das Stimmungsbarometer nämlich etwas nach oben aus und
im Nachhinein bin ich verdammt froh, die Chance genutzt zu
haben, diese Pioniere des harten Riffs zwei Wochen später im
Hallenstadion noch einmal bei gebührendem Ambiente zu erleben.
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Rockklassiker Stage
Mit elektrifizierter Frauen-Power startete der Freitag auf der
Rockklassiker Stage. Die fünf Girls von
Thundermother wandelten gut
gelaunt auf den Spuren von Pub Rock Bands à la AC/DC und Rhino
Bucket, bzw. schwedischem Kick-Ass der Sorte Hellacopters. Der
passende Sound für eine feuchtfröhliche Rock-Party im Club,
das auf jeden Fall, doch bleibt dahin gestellt, ob die Band
dieselbe Aufmerksamkeit erhalten würde, bestünde sie eben
nicht aus Donnermüttern, sondern -vätern. Alles andere, als
sich um das Interesse des Publikums zu sorgen, mussten danach
die Rockklassiker Allstars.
Die bereits letztes Jahr abgehaltene Cover-Sause unter
schwedischen Rockstar-Kumpels (u.a. Joacim Cans von HammerFall
und Ian Haugland von Europe) sorgte schon 2013 für immensen
Andrang. Dass es dieses Jahr vor der kleinsten Bühne noch
enger wurde, hatte nicht zuletzt mit einem very Special Guest
zu tun: Da bei Motörhead wegen Lemmys Gesundheit gerade
Zwangspause angesagt war, setzte sich Mikkey Dee,
bekannterweise auch Schwede, für ein paar Songs, u.a. «Ace Of
Spades», hinter die Kessel. Ansonten gab es von Twisted Sister
(«We're Not Gonna Take It») bis Dio («Holy Diver») die
klassische Rock Live-Disco und dergestalt war auch die
Stimmung. Diese konnten Blues Pills
trotz ihrer Vorschusslorbeeren nicht ganz halten. Die derzeit
auf allen Kanälen bejubelten Retro-Newcomer erfüllten die
Erwartungen jedenfalls nicht vollends. Spielerisch
einwandfrei, von Elin Larsson mit ihrer souligen
Joplin-Überstimme bis zum klampfentechnischen Jungvirtuosen
Dorian Sorriaux, herrschte eine undurchschaubare Zurückhaltung
auf der Bühne. Bluesige Heavy Rock Nummern wie «Devil's Man»
oder «Black Smoke» kamen sauber und tight, mehr aber nicht.
Was fehlte, war Spontaneität und Lockerheit und zumindest ich
kam nicht umhin, mich zu fragen, ob der Aufstieg und die
grossen Bühnen für diese Truppe nicht doch etwas zu früh
gekommen waren. Eine ähnlich kometenhafte Steigerung ihrer
Bekanntheit erlebten in den letzten Jahren auch
Heaven's Basement. Englischer
Herkunft, rockt das Quartett nach amerikanischem Rezept, soll
heissen mischt melodischen Hard Rock mit Sleaze-Parts,
modernen Versatzstücken und Stadion-Atmosphäre. Dass dieser
austarierte Mix funktioniert, bewiesen die Briten mit einer
so kraftvollen wie sattelfesten, um nicht zu sagen fast schon
unsympathisch professionellen Performance.
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Samstag, 07.06.2013
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4Sound Stage
Gerade mal vor etwas mehr als einem Jahr formiert, eröffneten
die schwedischen R'n'R-Jungs The
Hawkins die 4Sound Stage. Bluesiger Hard Rock mit
leichten 70ies Anleihen, aber auch AC/DC-Einflüssen. Nett zum
Aufwachen, mehr aber nicht. Schon länger, aber erst seit
Kurzem wieder gemeinsam, verläuft die Geschichte von
The Rods. Die
Kult US-Metaller um Sänger und Gitarrist David 'Rock'
Feinstein, der von seiner Gestalt her noch etwas koboldartiger
wirkte wie sein berühmter Cousin Ronnie James Dio (R.I.P.),
überzeugten vor allem, aber nicht nur mit unbändiger
Spielfreude ihr überschaubares aber dankbares Publikum. Um
einiges grösser war danach
die Masse vor der Bühne bei
Powerwolf. Trotz sengender
Hitze liessen es sich die vampiresken Power Metaller und allen
voran Fronter Attila Dorn nicht nehmen, ihre bekannt theatralische Show
aufzufahren. Alles andere hätten die Fans wohl auch nicht
akzeptiert, gehört das Transilvanien-Feeling doch genau so zu
dieser Band wie Mitsing-Smasher der Sorte «Raise Your Fist
Evangelist», «We Drink Your Blood» und «Lupus Dei». Auf
jeglichen Schnickschnack verzichteten hingegen
Five Horse Johnson. Erdig
und bluesig liess das Quintett ihren Southern Rock mit
Stoner-Anleihen in den Nachmittag hinein donnern und sicherte sich
somit den Applaus des grössten Publikums der 4Sound Stage an
diesem Tage. Mit ihrem elegisch folkigen Doom Metal waren die
nachfolgenden Avatarium
nämlich eher was für Kenner. Die Newcomer, deren Geschicke im
Hintergrund von Candlemass-Mastermind Leif Edling als
Produzent und Songwriter geleitet werden, überzeugten durch
wuchtige Riffs, genau so wie folkige Akustikgitarren-Passagen,
vorgetragen von der reizenden Jennie-Ann Smith. An Lockerheit
und Selbstsicherheit darf die blonde Frontdame zwar ruhig noch
etwas zulegen, und auch vom Songwriting her wäre gegen etwas
mehr Abwechslung nichts einzuwenden. Alles in allem jedoch
hinterliess das Quintett einen so sympathischen wie potenten
ersten Live-Eindruck. Vorstellen, das müssen sich
Asphyx schon lange nicht
mehr. Zumindest bei Fans der härteren Gangart sind die
Holländer berühmt berüchtigt für eine ordentliche Tracht
Ohren-Prügel. Ihr schonungsloser grimmiger Death Metal, der
einen stimmungstechnisch in die 80er zurück versetzte, war das
perfekte Kontrast-Programm für all jene, denen der Party-Sound
von Volbeat zu poliert und fröhlich war.
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Sweden Stage
Eine waschechte American Freakshow wurde schon am Mittag auf
der Sweden Stage geboten. Die legendären 80er US-Rocker
Madam X (u.a. Mit Roxy
Petrucci von Vixen) glänzten vor allem optisch, bzw.
aktionstechnisch, indem Basser Gozilla X zum Beispiel gleich
zwei seiner Tieftöner zu Kleinholz zerdepperte und sich danach vor
Anstrengung gleich hinter die Bühne übergeben musste.
Eher ungewollt boten auch Sodom
vollen Körpereinsatz, indem Fronter Tom Angelripper rückwärts
über seinen Monitor auf dem Hintern landete. Ohne ernsthafte
Blessuren riffte sich das Ruhrpott-Trio danach durch
Thrash-Klassiker wie «Agent Orange» und «Ausgebombt» und
rüttelte damit das sich sonnende Publikum wach. Bei
Saga hingegen kehrte dann
schon beinahe wieder laue Abendstimmung ein. So gut gelaunt
wie ihr überraschend textsicheres Publikum bot das Quintett
AOR / 70ies Prog mit mehr Synthies denn Gitarren (ganze drei
Tastentürme). Alles andere als harmonisch lärmte es danach bei
Emperor aus den Boxen. Der
erste Gig
der Kult Black Metal Truppe um Ihsan (mit
unpassender, gold-weisser Ibanez Iceman) zog zahlreiche Jünger
vor die Bühne, deren Fäuste zum symphonischen Schwarzmetall
verbissen in den nächtlichen Himmel ragten. Für das finale
Headbangen zeigte sich dann Arch
Enemy verantwortlich. Dass sich nach Mitternacht,
während Volbeat gerade auf der Hauptbühne bollerten, der ganze
Hügel füllte, war wohl nicht zuletzt der Neugierde vieler Fans auf
die neue Sängerin Alissa White-Gluz geschuldet. Die
Nachfolgerin von Angela Gossow, von ihr selbst erwählt,
meisterte ihren Job souverän und zapfte zusammen mit ihren
Axt-Sekundaten Michael Amott und Nick Cordle die allerletzten
Kraftreserven ab.
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Rock Stage
Wie schon vor einem Jahr, startete der letzte Tag auf der Rock
Stage mit Sonne und psychedelischen Riffs. Liessen damals
Masters Of Reality schon am Mittag das Publikum ins Weltall
schweben, war diese Aufgabe heuer
Monster Magnet beschieden.
Die Space-Rock Legende um den immer mal wieder verdrogten,
dann wieder cleanen Dave Wyndorf überzeugte mit dröhnendem
Sound, lustvollen Jams und natürlich Exzess-Hymnen der Sorte
«Negasonic Teenage Warhead», «Powertrip» und «Spacelord». Die
britische 70ies Legende Foghat
entsprach mit ihrem Blues und Boogie Rock danach zwar eher dem
Geschmack der "Sweden Rock" Mehrheit, konnte zumindest mich aber
nicht restlos begeistern. Garanten für gute Stimmung und
Mitklatschen sind angestaubte Slide-Guitar-Klassiker wie «Fool
For The City», «Home In My Hand» oder das als Finale gezockte
«Slow Ride» zwar noch immer, doch fehlte der dauernd
wechselnden Besetzung (nur noch Drummer Roger Earl ist aus
frühen Tagen dabei) irgendwie der ehrliche Groove, wie ihn am
Vortag Canned Heat versprüht hatten. Weniger Groove, dafür
umso mehr Bombast boten danach
Within Temptation. Die Holländer um Frontfrau Sharon
den Adel wurden ihrer Rolle als momentan vielleicht grösste
Symphonic Metal Band (jedenfalls seit den Sängerinnen-Querelen
bei Nightwish) mehr als gerecht und spielten vor imposanter
Bühnenkulisse und, von unzähligen Feuersäulen unterstützt, eine
umwerfende Show vor tobendem Publikum, die den Fokus vor allem
auf das aktuelle Werk «Hydra» und den Vorgänger «The
Unforgiving» legte. Überraschend gesittet blieb die Stimmung
im Anschluss beim Hard Rock Hillbilly schlechthin:
Ted Nugent. Für einzig diesen
Auftritt hatte er diesen Sommer sein geliebtes Amerika
verlassen und dessen überdimensionierte Flagge passenderweise als
Backdrop Verwendung fand. Doch so richtig Anklang fand der
Motor City Man nicht. Mag es an seinen in letzter Zeit
getätigten wie grenzdebilen Hinterwäldler-Äusserungen gelegen haben
oder schlicht an dem Umstand, dass sein hin und wieder
country-versetzter Heavy Rock'n'Roll über neunzig Minuten und bei
immer gleichem Lärmpegel (wohl die lauteste Show des ganzen
Festivals!) mit der Zeit ermüden liess; bis auf ein zwei
nostalgische Klassiker-Momente («Stranglehold» und natürlich
«Cat Scratch Fever») rauschte dieser Auftritt an einem (oder
zumindest an mir) irgendwie spurlos vorbei. "Music is love"
krächzte Nugent immer wieder in sein überdimensioniertes
Headset Mikrophon. Auch Liebe kann manchmal anöden.
Rockklassiker Stage Der letzte Festivaltag
begann mit einem Knaller, ja vielleicht dem Knaller des ganzen
Festivals! Und um ehrlich zu sein: Nichts anderes hatte ich
von Horisont erwartet. Mit
kreischenden Double-Lead Gitarren, groovender Sharpness und
einfach grossartigen Songs legten die einheimischen
Retro-Rocker eine astreine Show hin, an der sich auch
bedeutend grössere Namen auf deutlich grösseren Bühnen würden
messen müssen. The Night Flight
Orchestra zum Beispiel schafften das nicht ganz.
Technisch einwandfrei und lustvoll zockte das Side-Project von
Soilwork's Björn Strid seinen orgelverstärkten Classic Rock,
doch das Ganze wirkte im Vergleich zum vorherigen Kuttenrock
zu glatt und kalkuliert. Mit einem Sympathiebonus konnten
danach Pain Of Salvation in
ihr Set starten. Deren Kopf Daniel Gildenlöw stand nämlich
nach einem langwierigen Kampf gegen eine Virus-Infektion zum
ersten Mal wieder auf der Bühne. Eindringlich und tight wie eh
und je zockte er gemeinsam mit seiner Truppe
Prog-Metal Unikate wie «Used&», »Ashes» oder «Linoleum» und die
Freude darüber, dies endlich wieder tun zu können, stand ihm
wie seinen Fans ins Gesicht geschrieben.
Necrophobic hingegen boten
keinen Platz für Rührseligkeiten. Angeschwärzter Death Metal,
der vor allem in ihrer Heimat Kult-Status besitzt, begeisterte
das Publikum und schändete die Nackenwirbel. Ähnlich sahen das
auch Flotsam And Jetsam. «No
Place For Disgrace», also "kein Platz für Schande", shoutete Erik A.
Knutson und fasste damit die vorhergehende Show zusammen. Old
School Thrash, tight und energetisch, ballerte die
wiedererstarkte Kult-Truppe in den Samstag Abend hinein und beendete
damit das Treiben auf der kleinsten Bühne des Sweden Rock.
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Festival Stage
Ehrlich überrascht zeigte sich Fronter Ted Poley sowohl über
die Anzahl der Anwesenden, als auch über die Anzahl
Danger Danger-Shirts, als
eben jene kurz nach Mittag die Festival Stage aus ihrem Schlaf
erweckte. Die 80ies Hard Rocker aus New York zockten vor lauter
Euphorie überschäumend Hits (die man im Gegensatz zum Namen
der Band noch kennt) wie «Boys Will Be Boys», «Bang Bang»
und «Naughty Naughty», wobei Poley sich dann auch noch zu
einem Spaziergang im Publikum hinreissen liess. Eines der
Festival-Highlights! Musikalisch wie auch vom freudigen Grinsfaktor
her, ging es mit Y&T auf
gleicher Höhe weiter. Dave Meniketti und seine Mannen
genossen das Festival-Ambiente sichtlich, liessen sich auch zu
bluesigen Jams hinreissen. Mit «Summertime Girls» hatten sie
dazu auch den perfekten Hit mit im Gepäck, der aus
abertausenden Kehlen mitgesungen, besser klang als jedes
Studio-Playback, wie Meniketti danach stolz befand. Eine
weitere Legende, so findet er auch in seiner eigenen
Vorstellung von sich selbst, stand dann bei Sonnenuntergang
auf der Bühne. Billy Idol,
der 58-jährige Dauerjüngling gab sich weiterhin als Punk und
peitschte das Publikum vom einleitenden «Postcards From The
Past» bis zum abschliessenden Dreigespann «White Wedding»,
«King Rocker» und «Mony Mony» zu Höchstleistungen in Sachen
Mitsingen und Klatschen an. Dabei zur Seite stand ihm wie seit
je her Gitarren-Charmeur Steve Stevens. Und der würde es auch
für immer bleiben, betonte Idol (ein Seitenhieb gegen Kollege
Bon Jovi und seine Trennung von Richie Sambora?), und das zu
recht: Stevens und Idol sind ein kaum zu übertreffendes Paar.
Wenn der eine verschnaufte, drehte der andere auf und
umgekehrt. Eine Two-Man-Show also war dieses Konzert, doch die
Hits kamen, die Party-Stimmung auch, und so kam der
Schlusspfiff für einige wohl auch nach circa hundert Minuten (zehn
davon überzogen) zu früh. Was mir danach beim das Festival
abschliessenden Headliner-Set von
Volbeat vor allem in Erinnerung geblieben ist: Wie
unglaublich bescheiden und dankbar sich die dänischen
Elvis-Metaller gaben. Fronter Michael Poulsen konnte gar nicht
oft genug betonen, wie dankbar sie seien und dass sie dies nie
zu hoffen gewagt hätten. Derweil machten sich musikalisch und
performatorisch klar, warum und wie sie in den letzten 10
Jahren von kleinen Club-Bühnen auf die riesige Festival Stage
gelangt waren. Im Akkord feuerten die Dänen einen Party-Kracher
nach dem anderen ins Publikum, angefange beim eröffnenden «Doc
Holliday», über die Johnny Cash Hommage «Sad Man's Tongue» und
«Evelyn» (mit LG Petrov von Entombed als Gast) bis zum finalen
«The Mirror And The Ripper». Unterstützt von einer mächtigen
Lightshow (beinahe genauso viel Licht vom unteren wie vom
oberen Bühnenrand, dazu viel Strobo, drei verstellbaren
Licht-Kreisen in Herzform und später ein brennendes Bandlogo)
liess der Fünfer sein Publikum toben. Dass sich dabei die
verschiedenen Songs nicht riesig voneinander unterschieden, ja
man hin und wieder als Nicht-Fan sogar das Gefühl hatte, einen
Song erst gerade eben schon gehört zu haben, schien das Gros
der Anwesenden nicht sonderlich zu stören. Neidlos jedenfalls
muss man anerkennen, dass Volbeat nicht nur die vielzähligen
Teenie-Girls und -Boys in den vorderen Reihen (Hüpf- und
Kreischalarm dort vorne!), sondern auch einige deren Eltern,
bzw. gestandene Rocker in Feierlaune versetzten. Ein würdiger
Headliner also? Von der Power, der Bühnenpräsenz und der
Partytauglichkeit her bestimmt. Bei rund zwei Stunden Spieldauer
führte das ewige Gebolze, das immer gleiche Rock'n'Rollen
hingegen bald einmal zu Langeweile. Daran sollten die Jungs
noch arbeiten. Das Potenzial jedenfalls ist da, die Euphorie
der Fans auch, und so muss oder darf man dem "Sweden Rock" zu
seinem Entscheid gratulieren, der nächsten Riff-Generation
Rechnung zu tragen.
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