Nach 2013, 2015 und 2016 stand heuer meine vierte “Sweden
Rock”-Festival Sause an. Der Live-Bericht hierüber
heisst natürlich nichts anderes, als dass das Ganze leider
schon wieder Geschichte ist! Doch nach dem Festival heisst
zumindest im Falle dieses Kultanlasses postwendend vor dem
nächsten Festival im kommenden Jahr. Metal Factory war dieses
Jahr wiederum mit einem (nagelneuen!) gemieteten Camper vor
Ort, und der harte Kern mit Cheffe Roxx, Langhaar-Träger Kissi
und meine Wenigkeit erhielt diesmal Zuwachs mit „El Tino“
Martin Fust, der seine Premiere in Sölvesborg bestreiten
durfte. Mit über achtzig Bands (!), die sich auf total vier
Tage verteilten, war das Billing abermals fett und wiederum
prominent besetzt. Die beiden Blockbuster waren Aerosmith (auf
Abschieds-Tour) und die Scorpions (immer noch auf
„Abschieds-Tour“?!). Weitere Gäste auf der grossen
Festival-Stage waren mitunter Alter Bridge, Mustasch,
Gotthard, Doro Pesch’s Warlock, Thunder, Rival Sons sowie In
Flames und klingende Namen der Währung Venom, Saxon, Edguy,
Steel Panther, Kix, Helix, Treat oder Ratt gabs zuhauf oben
drauf. Nicht zu vergessen: Lucifer’s Friend! So war das Mahl
für zahlreiche Geschmäcker erneut üppigst angerichtet.
Im Wissen darum, dass dieser Event bisher immer friedlich
sowie ohne grössere Zwischenfälle abgehalten wurde und für die
Region stets ein kulturelles wie wirtschaftliches
Jahreshighlight darstellt, stellte sich im Umfeld des ganzen
Terror-Wahnsinns in Europa die berechtigte Frage, ob auch hier
spürbare Auswirkungen davon zu spüren sein werden. Die Antwort
ist „ja“, wenn auch augenscheinlich nur durch sehr grosse in
einen Zufahrtsweg gestellte Beton-Sperren, die kleinere
Hindernisse (die bis letztes Jahr gänzlich fehlten),
ergänzten. Die sichtbare Überwachung des Festivals und dem
Gelände darum herum durch Security und Polizei schien nicht
merklich aufgestockt, aber ich bin mir sicher, dass eine
erhöhte Bereitschaft erstellt wurde. Wären ereignisbedingt
Einsatzkräfte nötig gewesen, hätte es wohl nicht lange
gedauert, bis diese da gewesen wären. Eigentlich eine
unschöne, aber traurige Tatsache der Gegenwart. Um es gleich
vorweg zu nehmen: Passiert ist nichts, zumindest machte es den
Anschein, dass alles seinen gewohnten Lauf nahm und der
bewährte Mix aus lokal angesiedelten Besuchern wie Metalheads
aus aller Welt feierte die 26. Ausgabe des „Sweden Rock“-
Festivals so wie immer schon, nämlich friedlich und
ausgelassen! (rsl)
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Mittwoch, 07.06.2017
4Sound Stage
Emma Varg stand als erste
Truppe auf der Bühne und eröffnete die 26. Ausgabe des Sweden
Rock Festivals. Die Schweden um Sängerin und Namensgeberin
Emma Varg rockten sich mit viel Gefühl in die Herzen der
Besucher. Herausragend war die Stimme von Emma und die Songs,
die sich mit der richtigen Portion Melodie, ohne gross
nachzufragen, sofort in die Gehörgänge der Anwesenden frästen.
Der Fünfer erfindet die Musik nicht neu, bietet aber coole
Kost, die man sich problemlos nochmals anhören kann. Mit
Art
Nation folgte der nächste schwedische Happen auf der 4Sound
Stage. Mit bisher zwei veröffentlichten Alben scheinen die
Dame (am Bass) und die Herren in Schweden ein kleiner
Geheimtipp zu sein. Zumindest liessen dies die Reaktionen des
Publikums erahnen. Eine Spur melodischer als Emma Varg grinste
sich Sympathikus Sänger Alexander Strandell in die Herzen der
(weiblichen) Fans. Was bei mir auf Tonträger einen sehr guten
Eindruck hinterliess, konnte mich auf der Bühne jedoch nur
teilweise überzeugen. Da wirkte alles ein bisschen zu steif
und alleine die mitreissende Präsentation von Alexander
reichte eben nicht aus, um Art Nation später auftreten zu
lassen. Am AOR-Sound der Schweden lag‘s definitiv nicht, denn
der wusste zu gefallen. Am Ende der Show schien die Band aber
das Publikum auf seiner Seite zu haben und konnte mehr als nur
einen Achtungsapplaus für sich verbuchen.
Grand Magus
trumpften anschliessend mit fetten Riffs auf der Stage auf und
sahen sich einem immer kühler werdenden Wind gegenüber
gestellt. Als kampferprobte Metal-Gladiatoren liess sich das
Trio aber nicht aus dem Konzept bringen und spielte unbeirrt
einen sehr soliden Gig, der dank der fetten Gitarrenwand
sofort punkten konnte. Man kann über die Truppe denken wie man
will, entweder man mag sie, oder man mag sie eben nicht, aber
es gibt wohl kein Publikum, das sich dem Charme der Schweden
entziehen kann. Der schwedische
Wettergott schien allerdings
kaum Gefallen an der Darbietung zu finden, zogen doch dunkle
Wolken auf und liessen erahnen, was bald passieren würde.
Allerdings konnten die Mannen um Janne Christoffersson den Gig
mehr oder weniger noch im Trockenen Gig beenden. Ganz anders
erging es den Mannen um Chris Boltendahl.
Grave Digger zogen
neben den Black Star Ridersswohl die grösste Arschkarte des
gesamten Festivals. Kurz bevor die Deutschen die Bühne
betraten, goss es nämlich wie aus Kübeln! Somit zog es sehr
viele Besucher ins Zelt der Rockklassiker Stage, wowohl die grösste Arschkarte des
gesamten Festivals. Kurz bevor die Deutschen die Bühne
betraten, goss es nämlich wie aus Kübeln! Somit zog es sehr
viele Besucher ins Zelt der Rockklassiker Stage, wo Myrkur
ihren Auftritt absolvierten. Der Regen zog fast waagrecht
seine Bahnen, und wenn Grave Digger-Trommler Stefan Arnold
seine Cymbals verdrosch, wurde er durch das Wasser auf
selbigen förmlich geduscht. Auch seine ansonsten hervorragende
Stick-Show wurde durch den Wind beeinträchtigt. Trotzdem
blieben sehr viele Fans vor der Bühne stehen, huldigten dem
Metal und wurden durch ihn geheilt. Das versprach zumindest
der Opener «Healed By Metal». Das Quintett kämpfte sich durch
den Regen und die Kälte hindurch, blieb eisern stehen und
liess Chris mit einem breiten Grinsen sagen: «Das ist
Schwerstarbeit». Je länger der Gig dauerte, desto besser wurde
die Stimmung, und so verliessen die Deutschen die Bühne im
Bewusstsein, den besten «Sweden Rock Festival»-Gig ihrer
Karriere abgeliefert zu haben. Dies auch dank der alten
Klassiker wie «Heavy Metal Breakdown», «Rebellion» und «Dark
Of The Sun», oder den neueren Nummern wie «Lawbreaker» und
«Season Of The Witch». Die Jungs trotzen nicht nur dem Wetter
und den misslichen Umständen, sondern auch dem wohl
schlechtesten Bühnensound der fünf Stages. (tin)
Sweden Stage Der erste Festivaltag am „Sweden Rock“
beginnt stets am späteren Nachmittag und lässt einen somit
„sanft“ in die bevorstehenden vier Tage einsteigen. Während
Emma Varg auf der 4Sound Stage die Ehre des Festival-Openers
innehielt, folgte auf der grösseren Sweden Stage eine wiederum
heimische Tribute-Band, die sich folgerichtig
A Tribute To Led
Zeppelin nannte und vor erstaunlich grosser Kulisse ein
Potpourri der grössten Zep-Hits zum Besten gab. Dass sowas
leicht in die Hose gehen kann, liegt nahe, und schon der
ausdruckslose wie viel zu unscheinbare Sänger war trotz
passablem Gesang die totale optische Fehlbesetzung. Für ein
Festival dieser Art ging die Rechnung trotzdem auf, aber ich
zog mich alsbald angewidert aus dieser Zone zurück, und dass
mit Niklas Matsson der Bonafide-Drummer hinter den Kesseln
sass, rettete die Chose nicht im Geringsten, aber der
zustimmende Applaus sprach für sich selber. Mit den
Black
Ingvars stieg danach nochmals einheimisches Musikschaffen auf
die Bühne. Gemessen an der schon beinahe euphorischen Reaktion
des sich hier klar in der Überzahl befindenden Lokalpublikums
muss die Truppe in der Heimat ziemlich angesehen sein. Während
unsereins „aus dem Süden“ angereist keinen blassen Schimmer
von dieser Combo hatte, zelebrierte sich die selbstbetitelte
„Dance Metal Band“ mit mächtig Spass und ansteckender
Spielfreude. Alle nicht aus Schweden stammenden Fans liessen
sich offensichtlich gerne von der guten Stimmung anstecken,
und so erfüllten Black Ingvars ihre Aufgabe als Performer wie
Entertainer mit Bravour. Neben Kix und Ratt richtete sich mein
Augenmerk mitunter auch auf die Kanadier von
Helix, die ich
hier zum allerersten Mal
überhaupt (!) live erleben durfte, da
ich sie 1983 als Vorband von Kiss in Basel leider nicht
gesehen hatte, was für ein Fehlentscheid! Der knackige
Hardrock, der vor allem in den 80ern in den USA die stärksten
Momente hatte, funktionierte hier auch nach über 43 Jahren
(!!) seit der Gründung noch locker, und auch wenn der Zahn der
Zeit an Frontmann sowie dem einzig verbliebenem Ur-Mitglied
Brian Vollmer sichtlich genagt hat, lieferten die Canucks im
jetzigen Line-Up amtlich ab und erfüllten die hohen
Erwartungen vollends. Dass ich somit, respektive mitunter in
den Live-Genuss von «Wild In The Streets» kam, war einfach nur
geil und mein erstes Festival-Highlight. Die letzte Band des
ersten Tages auf der Sweden Stage waren die
Black Star Riders,
und dass die mit Sicherheit abgeliefert haben, steht ausser
Frage. Das Problem hierbei war jedoch plötzlich ziemlich
garstiges, sprich nasses Wetter. Wie zuvor schon bei Grave
Digger, schüttete es immer noch kübelweise, und unter solchen
Bedingungen war es schlicht unvernünftig Fotos zu machen und
einen frühen Totalausfall meiner nota bene nagelneuen Kamera
zu riskieren. So schätzte ich auf dem vorzeitigen Rückmarsch
in Richtung Camper mehr den Erwerb meiner neuen wind- und
regenabweisenden Jacke als die Songs der Black Star Riders.
(rsl)
Rockklassiker Stage Dass die kleinste Bühne alles
andere als ein Nebenschauplatz am Sweden Rock ist, beweist der
Opener Lost Society schon aus dem Stand heraus. Verdammt jung,
verdammt talentiert und verdammt spielfreudig sind die
finnischen Modern Thrasher, dass der erste Moshpit nicht lange
auf sich warten lässt. Hätte Fronter Samy Elbanna es nicht
selber gesagt, würde wohl niemand auf die Idee kommen, dass
das Quartett an diesem Abend seinen Einstand auf schwedischem
Boden zelebriert. Ohne Debüt-Bonus, dafür in golden
glitzernden Overalls mit Schlag rocken nachher
Heavy Tiger das
Zelt. Das all-female Glam Rock-Trio macht aus seiner Verehrung
für catchy Riffs à la Kiss oder Thin Lizzy keinen Hehl und
rennt damit natürlich offene Türen beim Publikum ein, obwohl
die Glitzer-Licks der Ladies in einem kleinen Club wohl mehr
Fahrt aufnehmen könnte. Gänsehaut statt Glam verbreitet danach
Myrkur. Epischer Black Metal mit reichlich Pagan-Einschlag aus
Dänemark, angeführt von Sängerin Amalie Brunn, die wie eine
heidnische Göttin im türkisen Nebelmeer thront und die einen
im einem Moment mit glasklarem Gesang verzaubert, im anderen
mit fiesem Gekeife verflucht. Ein erstes
Überraschungs-Highlight des Festivals und ein weiterer Beweis,
warum man die Rockklassiker Stage auf keinen Fall links liegen
lassen sollte. (kis)
Donnerstag, 09.06.2016
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4Sound Stage Den Donnerstag
schon um halb Zwölf eröffnete die quirlige Country-Rock
Sängerin Stacie Collins und ihre Jungs.
Absolut ideal, um
solch einen Tag zu starten. Danach folgte der völlige Stilbruch. Die pothässlichen aber kultigen
Nifelheim legten
los. Andere Bands haben Nieten, aber Nifelheim richtige Nägel
an der Kutten und den Armen. Ihr Black/Thrash konnte auf jeden
Fall viele Leute vor die Bühne ziehen. Dann war Zeit für die
Lokalhelden von The Haunted. Man merkte, dass die Band in
Schweden gerne aufspielt. So konnten sie mit ihrem Neo-Thrash
die grosse Schar an Fans überzeugen. Ganz anders tönte es dann
bei den U.S.-Proggern von Fates Warning. Diese Kultband ist
schon eine Weile im Business unterwegs und fand auch an diesen
Tag ihre Zuhörer. Nicht wenige lagen gemütlich auf dem nahen
Hügel und genossen liegend die sphärischen Töne. Eher
nordisch/sphärisch ging es als letzter Act dieser Bühne mit
Wintersun weiter. Die hochbeliebten Finnen überzeugten
ebenfalls mit einer zwar nicht so spektakulären Show, dafür
mit einer grossartigen Präsenz der Musiker. (rxx)
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Sweden Stage
Wie es sich anfühlen muss, zu wissen, dass man den Peak seiner
Karriere hinter sich hat? Das könnte man viele Musiker fragen,
die am Sweden Rock spielen, doch bei
Phil Campbell liegt es
auf der Hand. Vor ein paar Jahren stand er an der Seite von
Lemmy noch abends auf einer der beiden Hauptbühnen, nun
eröffnet er mit seinen Bastard Sons am Mittag die Sweden Stage
und so richtig wach wird das Publikum dann halt doch erst bei
Song Nr. 3 und 4, Motörheads „Rock Out“ und „Going to Brazil“
und dank einer Vielzahl weiterer Coverversionen («Children Of
The Grave» von Sabbath, «Silver Machine» von Hawkwind als
Lemmy-Hommage) vergisst man beinahe, dass Campbell
mittlerweile auch eigene Songs am Start hätte. Ob die beiden
Mittelfinger, die Campbell am Ende des Set dem grauen Himmel
entgegen streckt, wirklich nur dem Wetter gelten oder dem
Leben an sich? Auf jeden Fall scheinen sie ihre Wirkung zu
entfalten, denn unter Sonnenschein steigen danach
Hardline auf
die Bühne, beziehungsweise Johnny Gioeli. Ist der Fronter doch
noch das letzte verbliebene Original-Mitglied der AOR-Truppe
aus den USA. Dem Interesse des Publikums scheint dies keinen
Abbruch zu tun und nicht nur Klassiker vom 92er-Album «Double
Eclipse» wie «Hot Cherry» oder «Dr. Love» werden fröhlich
mitgesungen, sondern auch neues Material wie der Opener «Where
Will I Go From Here». Womit danach
Coheed And Cambria
am
meisten überraschten? Die Truppe, die Ende der 90er, anfang
der Nuller-Jahre ihre grössten Erfolge feierte und dabei schon
als Heilsbringer des Prog Rock gefeiert wurden, sind heute
eigentlich auch nichts anderes mehr als eine Melodic Rock
Band. Eingängige Songs mit Mitsing-Refrain und exaltierten
Gitarren-Soli und grossen Posen – zumindest an diesem Tag
setzten die durchaus versierten Mannen auf Verträglichkeit
statt Experimente. Ganz anders dagegen
Primus. Die Freak
Rocker um Genie-Schrägstrich-Wahnsinniger Les Claypool zeigten
sich so verschroben wie eh und je, heisst zu verschroben für
geschätzt 90 % der Sweden Rock-Besucher. Doch für den Rest,
ein überschaubarer Haufen an Freaks, vom bebrillten Zappa-Fan
über verkiffte Dreadlock-Träger bis zum verwunderten Black
Metaller, bot das Trio das wahrscheinlich originellste und
erfrischendste Set des ganzen Wochenendes. Und so sag auch
ich: „Too Many Puppies“ forever! (kis)
Festival Stage
Am zweiten Tag des “Sweden Rock” stand mit Aerosmith auf ihrer
„Aero-Vederci“ Abschiedstournee (?) bereits
einer der
absoluten Hochkaräter auf dem Programm. Für mich insofern
ideal, da ich den Auftritt in Zürich am 05.07.2017 terminlich
bedingt nicht werde besuchen können. Der erste Act auf der
Festival Stage waren aber die finnischen Cello-Rocker von
Apocalyptica, die heuer ihren Anfängen huldigen, sprich nur
Metallica-Songs im Programm stehen haben. Was damals belächelt
wurde, hat sich mittlerweile als überaus erfolgreich heraus
gestellt. Obwohl ich die besagte Debüt-CD auch mein Eigen
nenne, kann ich dieser Band bis heute überhaupt nichts
abgewinnen und machte mich deshalb nach den Fotos gleich aus
dem Staub.
Vor vier Jahren stand
Doro Pesch bereits
hier auf der grossen Festivalbühne, und wer sich die Setliste
von damals anschaut, wird erkennen, dass die Mehrzahl der
Songs aus der Zeit mit Warlock stammten. Die aktuelle Tour ist
nur der Vergangenheit, respektive dem 30. Jubiläum des Albums
«Triumph And Agony» gewidmet, und so kamen vor allem die
Altfans in den Genuss von länger nicht mehr gehörten Songs wie
dem Opener «Touch Of Evil». Nebst den jahrelangen
Live-Classics wie «I Rule The Ruins» oder «All We Are» gab es
mit «Kiss Of Death» und «Make Time For Love» gar zwei
Live-Premieren! Dies, weil mitunter gleich das komplette
«Triumph…»-Album aufgeführt wurde, wenn auch in anderer
Reihenfolge. Schon bald merkte dann auch, dass viele der alten
Songs um Längen besser klangen als das Material der jüngeren
Vergangenheit. Ein Gast aus dieser Zeit gesellte sich bei «Für
immer» in der Person des ehemaligen Gitarristen Tommy Bolan zu
Doro und spendierte ein feines Solo. Die Stimmung beim
zahlreich aufmarschierten Publikum war gut und die deutsche
Metal Queen voll im Saft, wir immer!
Mit
Alter Bridge
folgten als nächster Act die bühnenerprobten Amis mit
Frontmann Myles Kennedy. Der massentaugliche Stadionrock
brauchte erwartungsgemäss nicht lange, um sich entfalten zu
können. Das zahlreich aufmarschierte Publikum kam so in den
Genuss einer fast zu aalglatten Show. Immerhin macht hier eben
Myles den entscheidenden Unterschied als charismatischer
Sänger aus, aber über die Distanz besitzt ihr Sound für meinen
Geschmack, trotz immer wieder feiner Melodien, einfach zu
wenig Ecken und Kanten. Somit hielt ich mich nicht lange vor
der Festival Stage auf. Da finde ich die Kollaboration mit
Gunners Axeman Slash weitaus interessanter. Da Axl & Co. aber
höchst erfolgreich wie überzeugend reaktiviert wurden, dürfte
man Slashs Soloding inklusive Mister Kennedy so schnell nicht
mehr erleben können.
Ob das letztlich auch auf
Aerosmith zutrifft, kann und muss zur Kenntnis genommen
werden. Da Steven Tyler und seine Truppe in den letzten Jahren
nicht mehr in Europa auftraten, war die Freude heuer gross und
praktisch überall ausverkaufte Konzerte bedürfen keinen
weiteren Erklärungen mehr. Man durfte sich also auf einen
hitverdächtigen Konzertabend freuen, und die brennende Frage
im Voraus drehte sich natürlich um den Gesundheitszustand der
Protagonisten, die, wie viele ihrer Kollegen aus dieser Riege,
auf siebzig Lebensjahre zugehen. Steven Tyler feiert den
runden Geburtstag nächstes Jahr und sein Toxic –Twin Joe Perry
wird im Früherbst immerhin auch bereits 67 Jahre alt. Doch
wenn es die Rolling Stones immer noch bringen, können das
Aerosmith noch lange. Und so kam es denn auch, wenn auch nicht
mehr mit der gleichen Spritzigkeit wie zu den besten Zeiten.
Steven war jedoch, wie gewohnt, immer in ständiger Bewegung
und nutzte, zusammen mit Joe, den grosszügig ausgelegten
Laufsteg wiederholte Male aus. So liess sich das begeisterte
Publikum zu zahlreichen Klassikern wie «Young Lust», «Livin‘
On The Edge», «Love In An Elevator», «Mama Kin», «Sweet
Emotion» oder «Dude (Looks Like A Lady) in hellste Verzückung
versetzen. Nicht fehlen durfte dabei die eine oder andere
Zucker-Ballade wie «Cryin‘» oder «I Don’t Wanna Miss A Thing».
Dafür fehlte «Crazy», aber da gäbe es noch viele Songs
aufzuzählen, die heute Abend durch Abwesenheit glänzten. Die
über 100-minütige Sause liess aber keinen Zweifel darüber
aufkommen, dass Steven Tyler (v), Joe Perry (g/v), Brad
Whitford (g), Tom Hamilton (b) und Joey Kramer (d) eine
beispiellose Karriere hingelegt haben und einen Backkatalog
für die Ewigkeit erschaffen haben. Ob „Aero-Vederci“ wirklich
eine definitive Bedeutung in sich trägt, werden wird bald
einmal wissen. Falls ja, dann haben sich die Luftschmiede auf
jeden Fall keine Blösse gegeben und sich würdig von ihren Fans
verabschiedet. In diesem Sinne passte die letzte Zugabe «Walk
This Way» wie die Faust aufs Auge. (rsl)
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Rock Stage
Wirklich gespannt war ich auf
Great King Rat, die Band um
Gitarrist Pontus Norgren (HammerFall) und Sänger Leif
Sundin
(ehemals Michael Schenker). Die Jungs hatten grosse Freude,
aber man merkte dem Quintett auch an, dass es schon länger
nicht mehr gemeinsam auf der Bühne stand, ausgenommen Pontus.
Trotzdem wurden Great King Rat ohne Ende abgefeiert. Mit Leif
hat die Truppe einen Shouter, der nach wie vor noch immer ein
verdammt geiles Organ hat und sich sicher durch die Lieder
sang. Angetrieben von einem sehr engagierten Pontus punkteten
Lieder wie «Woman In Love», «Top Of The World», «Take Me Back»
oder «Bad Woman» problemlos und nicht nur in meinen Augen
konnte man von einem fast denkwürdigen Auftritt sprechen,
welchen die Schweden spielten.
Auch einen denkwürdigen
Auftritt spielten Iced Earth, die fast direkt aus dem Studio,
wo ihr neues Meisterwerk «Incorruptible» veredelt wurde, auf
die Bühne gingen. Mit dem Opener des neuen Streichs «Great
Heathen Army» starteten Jon Schaffer und sein Ensemble. Sänger
Stu Block sang grossartig und selbst der längste Schrei kam
kraft- und druckvoll aus seiner Kehle. Seiner sehr
sympathischen Art («Brothers and sisters of Heavy Metal, how
are you?») konnte sich niemand entziehen, und da sich Iced
Earth musikalisch wie eine Dampfwalze präsentierten, wird man
getrost noch seinen Enkeln von diesem Auftritt erzählen. Die
Amis waren eine Macht, hatten mit Brent Smedly einen der
tightesten Trommler und liessen mit dem unverzichtbaren
«Burning Times», «Pure Evil», «Cthulhu», «Dystopia» und der
Livepremiere des neuen Tracks «Seven Headed Whore» nichts
anbrennen.
Danach wurde es mit
Ian Hunter & The Rant
Band bedeutend rockiger und bluesiger. Als würde es die Truppe
nicht interessieren, dass jetzt gleich ihr Auftritt
stattfindet, schlurfte einer nach dem anderen auf die Bühne
und stieg in den Opener «That’s When The Trouble Starts» ein.
Recht früh wurde auch die von Great White bekannte Nummer
«Once Bitten Twice Shy» gespielt, die aber um einiges
70er-Jahre like vorgetragen wurde. Nicht fehlen durften «All
The Way From Memphis» und logischerweise «All The Young
Dudes». Speziell die älteren Zuschauer sprach die Show von Ian
und seinen Leuten an. Diese Fans fühlten sich, als wären sie
soeben im Rock-Himmel aufgewacht. Auch wenn die Musiker
ziemlich gebrechlich aussahen, die Musik hat nichts von seinem
Glanz verloren und liess Ian Hunter und seine Begleitband
so
locker gewinnen. Mit ihrem Sleaze-Rock und der bekannten Show
punkteten Steel Panther auf der ganzen Linie. Ob dann
plötzlich mehr als 17 Mädels auf der Bühne standen und teils
blank zogen oder sich darum stritten, wer denn nun näher bei
den Musiker stehen durfte, es war ein Fest für die Augen,
Ohren und die Lachmuskeln. Sänger Michael Starr und Gitarrist
Satchel liessen nichts aus, lobten die Schönheit der
schwedischen Mädels und hatten mit Bassist Lexxi Foxx die
etwas andere Art von Mann auf der Bühne. Man kennt und liebt
Lexxi für seine Schmink-Eskapaden und seinen ehrlichen wie
naiven Humor. «Community Property» wurde, wie immer, von den
Fans lauthals mitgesungen, so dass sie beim Abschlusstrack
«Party All Day (Fuck All Night)» nochmals kollektiv und
partytauglich ausklinken konnten. Steel Panther kamen, sahen
und siegten, wie auch die letzte Truppe an diesem Abend.
Was Edguy bei diesem Konzert boten, war ein Siegeszug, der
kaum zu toppen war. Gibt sich Sänger Toby Sammet bei den
deutschen Konzerten als Quasseltante, lässt er auch mit
englischer Sprache nichts anbrennen. Dabei splittet er das
Publikum in einen linken, rechten und mittleren Teil. So fand
das berühmte «wer kann lauter schreien» seine Reinkarnation.
«Odin is a semi Heavy Metal fan, it begins to rain» oder die
zu frühe Ansage von «Ministry Of Saints», anstelle von «Land
Of The Miracle», verströmte den genau gleichen Charme wie auch
«…your old fuckers are too tired to raise your hands?» Auch
wollte Toby wissen, ob das Publikum mit der Setliste zum 25.
Bestehen zufrieden sei oder irgendeinen Song vermisse: «No?!
Okay, then good night!» Es war aber noch lange nicht Schicht
im Schacht, und so spielten Edguy mal kurz «The Trooper» von
Iron Maiden an, um dann mit «Save Me» und «Superheroes» den
Partyfaktor noch mehr anzuheben. Wir alle haben an diesem
Abend das wohl beste Edguy-Set ever gesehen, und das wird
wahrscheinlich noch einen Moment so bleiben. Nicht nur wegen
den unzähligen Pyros die beim ersten Song verpulvert wurden,
sondern einfach auch, weil die Truppe eine riesige Einheit auf
der Bühne darstellte, mit «The Piper Never Dies» nicht nur
unserem Rockslave ein wohliges, warmes Gefühl bereitete (ich
bin fast durchgedreht! Rsl) und so kaum jemandem Grund zu
meckern gab. Was für ein Abschluss für den zweiten
Festivaltag!!! (tin)
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Rockklassiker Stage
Skeleton Birth eröffneten am Donnerstag und damit den Tag der
schwedischen Nachwuchsförderung auf der Rockklassiker Stage,
beziehungsweise Nemis Stage, denn die Initiative „New music in
Sweden“ ist es, die über den Tag verteilt ganze 8
Newcomer-Acts auf die Bühne schickte. Während die
Skelettgeburt-Jungs mit ihrem martialischen Thrash-Death-Black
mit Bathory-Anleihen nur wenig neue Akzente setzen konnten,
lohnt es sich bei anderen Truppen genauer zuzuhören.
Dead
Sleep etwa krachten mit (hin und wieder zu) rumpelndem female
fronted Speed Metal in den Nachmittag, die Frauen von
VA Rocks
empfahlen sich als legitime Nachfolger von Girlschool und die
Retro Rocker von Svartanatt punkteten nicht nur mit fancy
Ledervesten, sondern auch mit einer 70's Mischung zwischen den
Allmann Brothers, Graveyard und Grandfunk Railroad.
Unbestritten ist Schweden eine der Talentschmieden für neue
Gitarrenmusik, wobei auf die Revolution im Rock'n'Roll auch
nach diesem Tag nach wie vor gewartet werden muss, sofern die
sich überhaupt jemand wünscht. (kis)
Freitag, 09.06.2017
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4Sound Stage
Dass Landsleute beim eigenen Festival vermehrt als Opener
fungieren können, bescherte in diesem Jahr auch der Band
The
Unguided, die mit den Gebrüdern Richard (v) und Roger
Sjunnesson (g) zwei Gründungs-, respektive Ex-Mitglieder der
Melo-Deather Sonic Syndicate beherbergen, einen Opener-Slot.
Die groovig vorgetragene Melodic
Metal erinnerte in der Tat
nicht mehr gross an die musikalische Vergangenheit. Vielmehr
kam jetzt dasjenige Klanggebilde zum Ausdruck, das die
Sjunnesson-Brothers mit der vormaligen Band nicht mehr
umsetzen konnten. Danach kams dicke, denn als sie angekündigt
wurden, freute sich der Slave wie bolle, denn die
niederländischen Heavy-Rocker
Picture hatte ich bis anhin noch
nie live gesehen. Mit der Rückkehr von Ur-Sänger Ronald van
Prooijen, der nach einem Break von 34 Jahren (!!) letztes Jahr
wieder zu seiner Stammcombo zurück gekehrt ist, fand die
Gründerbesetzung von 1979 erneut zusammen. Mit dem zweiten
Gitarristen Appie de Gelder wurde das Line-Up zudem
wirkungsvoll aufgestockt. Die Motivation, vor allem bei
Frontmann Ronald, war förmlich zu spüren, und so kam ich
letztlich dank dem Sweden Rock zur nie für möglich gehaltenen
Live-Premiere von «Eternal Dark» und weiteren
Klangleckerbissen der 80er. Die gleich gute wenn nicht noch
bessere Laune verbreiteten anschliessend
The Dead Daisies, die
leider zur gleichen Zeit wie Gotthard auftraten, aber deswegen
keinen Deut weniger Leute vor die Bühne locken konnten. Wer
die Supergroup um Sänger John Corabi (Ex-Mötley Crüe,
Ex-Union), Gitarrist Doug Aldrich (Ex-Lion, Ex-Dio,
Ex-Whitesnake), Bassist Marco Mendoza (Ex-weiss der Geier wie
viel!), Drummer Brian Tichy (Ex-Whitesnake) und Gründer David
Lowy (g) schon mal live gesehen und gehört hat, weiss um die
Live-Qualitäten dieser Hammerband. Kaum eine andere Truppe
vermag eigenes geiles Material wie perfekt adaptierte Covers
der Marke «Midnight Moses» oder «Fortunate Son» derart
eindringlich umzusetzen. 2015 mauserten sich
Lucifer's Friend
vom Geheimtipp zu einem der Highlights des Festivals, und auch
zwei Jahre später enttäuschte die Band aus deutschen Musikern
und Ex-Uriah Heep Fronter John Lawton nicht, auch wenn der
Überraschungseffekt natürlich nicht mehr so gross war wie
2015. Die legendären Heavy Rock- und Prog-Pioniere, die
während ihrer ersten Bestehungsphase in den 70's nie live
auftraten, groovten und jammten sich mehr als souverän durch
ihr Set, wobei sich weder die Band noch Lawton ihr Alter
anmerken liessen, sodass man sich am Ende nur noch eine Frage
stellte: Wann gehen Lucifer's Friend endlich mal auf eine
reguläre Tour?! Während auf der Festival Stage die Scorps mit
ungewollt übersteuernden Gitarren zu kämpfen haben, erwartete
die überschaubare Traube Metalheads von
Voivod nichts anderes.
Und die Kanadier boten ihren Fans auch nichts anderes, nämlich
perfektionierten, rumpelnden und einzigartigen Krach ohne
Schnörkel, was nicht nur für den brachialen Sound, sondern
auch für die komplett schmucklose Bühne galt. Ein bisschen
mehr Ambiente hätte der vor allem auf Weisslicht setzende
Lichttechniker zwar schon bieten dürfen, ansonsten gab es von
«Killing Technology» bis «The Unknown Knows» die volle
dissonante, dystopische und dreckige Ladung Voivod. (rsl &
kis) (kis)
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Sweden Stage Als ich mich vor
die Sweden Stage stellte, um mir von
Wishbone Ash die
Sandkörner aus den Augen zu spielen, hegte ich zugegeben keine
grossen Erwartungen. Eine Band, von deren klassischem Line-Up
genau noch Gitarrist und Sänger Andy Powell übrig ist, der
Rest der Besetzung ein gutes dutzend Mal gewechselt hat – ich
stellte mich auf ein bestenfalls gemütliches, im schlimmsten
Fall peinliches Aufwachen ein. Was die alten Herren dann aber
vom Stapel liessen, verschlug mir die Sprache. Frei von
jeglichen Mätzchen, von abgehalftertem Rockstar-Gehabe rockte
und blueste das britische Quartett durch hippieske Classics
wie «The King Will Come», «Warrior» oder «Jail Bait». Danach
wirkten King's X, eigentlich als ansteckende „Groove Machine“
bekannt, richtiggehend matt. Ob es am Publikum lag oder am
eher matschigen Sound – trotz einem mit Perlen aus dem
Bandkatalog gespickten Set wollte der Funke an dieser Show
einfach nicht rüber springen, was man nach und nach auch den
Gesichtern der Band ansah, allen voran Fronter und Basser Doug
Pinnick, der am Ende sogar auf seine ansonsten obligaten
Ansprachen in
Gospel-Form verzichtete. Eine andere Kirche
stiess danach schon auf deutlich mehr Glaube. Auch wenn das
letzte Album «XI» vielleicht auch nicht die ganz grosse
Wiederererweckung war: The Metal Church is open again! Die
Vocals von Rückkehrer Steve Howe sassen, das Getrommel von
Stet Howland (Ex-W.A.S.P.) sass, die kantigen Riffs von
Mainman Kurdt Vanderhoof sowieso, und wer mit einem
Donnergrollen wie «Fake Healer» beginnen und mit einem
Doppelschlag der Sorte «Beyond The Black/Badlands» seinen
Gottesdienst beenden kann, der kann sich einfach sicher sein,
die Metal-Gemeinde auf seiner Seite des Kirchenganges zu
haben. Dagegen wirkte die Industrial-Kommunion der
wiederbelebten Ministry eher wie ein lustloses Requiem, ein
Nachhall auf frühere, bessere Zeiten. Das lag weder an der
tighten Band noch an der wie gewohnt theatralischen
Inszenierung (auch wenn Banner und Armbänder, die an
Nazi-Ästhetik erinnern sollen, schon lange nicht mehr
erschrecken), sondern vor allem am Hohepriester selber. Al
Jourgensen. Einst gefeierter Bürgerschreck und Messias in
einer Personalunion, präsentierte sich der Fronter als ein
Schatten seiner selbst. Las er nicht grad über einen Ordner
gebückt krächzend und unverständlich seine Lyrics ab, sass er
die gefühlte Hälfte der Show auf dem Drumpodest und nuckelte
an seiner Wasserflasche. Einen Almosen in den Klingelbeutel
gibt es da höchstens noch für eine Band, die es mit so einem
Fronter tatsächlich aushält. Manchmal ist es auch für eine
noch so kultige, revolutionäre Band Zeit fürs letzte
Abendmahl. (kis)
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Rock Stage
Oh mein Gott, die letzten Klänge von Edguy summten noch in
meinem Kopf, als das deutsche „Wake Up“ ganz Sölvesborg aus
dem Schlaf holte. Wow, mit was für einer Wucht hämmerten
Primal Fear zu den warmen Mittagstemperaturen. Mit den Screams
von Ralf Scheepers, dem undurchdringbaren Rhythmusteppich von
Mat Sinner (Bass) und Francesco Jovino (Drums) und dem
fantastischen Gitarrenbrett von Alex Beyrodt und Tom Naumann
konnte nichts anbrennen. Höchstens die flinken Finger der
beiden Gitarrenvirtuosen, die ein wirklich feuriges Brett
spielten. Die Show des Fünfers war sehr agil, alle waren
ständig in Bewegung und mit Alex poste ein
kleiner
Performance-Gott am Bühnenrand. Als Gast betrat ein ehemaliges
Bandmitglied die Stage. Magnus Karlsson, der schwedische
Gitarrist, unterstützte die Truppe auf der Bühne, sehr zum
Gefallen der schwedischen Fans. Einen besseren Einstieg als
Primal Fear gab es nicht an diesem Festival. Kultig war dann
der Auftritt von Kix. Die amerikanische Institution rockte das
„Sweden Rock-Festival“ in Grund und Boden. Speziell Sänger
Steve Whiteman entpuppte sich als fantastischer Entertainer,
der sogar aus einem Sprung im Spagat landete. Er nutzte jede
Sekunde auch nonverbal mit dem Publikum zu kommunizieren.
Seine Mimik und Gestik waren sensationell und sein Gesang
verdammt gut. Mit einem Einstieg wie «Girl Money» kann man
auch nichts falsch machen, und so glich der Auftritt einem
weiteren Siegeszug an diesem Festival. «If I say thank you,
than you have to say your welcome», was zu Beginn als Regel
aufgestellt wurde, setzte das Publikum artig in die Tat um.
Steve ist die Reinkarnation aus Steven Tyler und Michael
Monroe, weiss, wie man mit den Fans umzugehen hat und liess
die Frauen bei der Ansage «Are you gonna blow my fuse?» «I
love Sweden, all the beautiful girls that I meet in the hotel.
All the hot kisses and then… I wake up» aufschreien. Er liess
keinen Moment aus, den Spass zu übertragen und den hatten alle
an diesem Auftritt. Nach dieser grossen Portion Party-Rock
veränderte sich nun aber das Bild auf und vor der Bühne. Statt
Sleaze-Rock fand nun mit Clutch Stoner-Rock auf der Stage
statt. Neil Fallon brüllte sich durch die fetten und speckigen
Tracks und siehe da, das Publikum reagierte auch auf diese Art
von Musik. Was mir mit der Zeit zu monoton wurde, schien dem
Publikum den richtigen Tritt zu verpassen. Zumindest schienen
die Ansagen von Neil ihren Reitz nicht zu verlieren, und so
konnten auch die Jungs aus Maryland von einem tollen Konzert
und den damit verbundenen Reaktionen schwärmen. Doch auch
Clutch konnten die Erwartungen und die damit verbundene
Aufregung auf den nächsten Akt auf der Rockstage nicht
verdrängen. Ganz Schweden schien auf den langersehnten
Auftritt von Ratt zu warten, und das Warten sollte sich
bezahlt machen. Auch wenn Sänger
Stephen Pearcy akzeptabel
sang (viele hatten gar keine Erwartungen an den Shouter), war
es schlussendlich die Performance von Gitarrist Warren
DeMartini und Bassist Juan Croucier, welche den Gig zu etwas
Speziellem machte. Die tänzelnde Art von Juan, die man ja
bestens von den alten 80er Video-Clips her kennt, und seine
Bewegungen glichen oftmals denjenigen eines Panthers. Mit dem
ehemaligen Quiet Riot-Gitarristen Carlos Cavazo und dem neuen
Trommler Jimmy DeGrasso (ehemals Black Star Riders, Y&T,
Megadeth) wurde die Instrumentalecke bestens ergänzt, und so
stand dem Ratt-Siegeszugs nichts mehr im Wege. Dank einer
sensationellen Setliste überragten die Jungs zusammen mit den
nachfolgenden Running Wild diesen Abend. Stephen sang weitaus
tiefer als noch früher, und die hohen Parts überliess er immer
wieder Juan. Stephen war ein (fast zu) cooler Frontmann, dem
man die Jahresringe im Gesicht ansah. Seine Bewegungen wirkten
um einiges ruhiger als noch früher. ABER! Wir sahen endlich
wieder Ratt auf einer Bühne, und dies in Bestform! Auf einem
ebensolchen Höhenflug präsentierten sich Rock‘ n Rolf (v, g),
Peter Jordan (g), Ole Hempelmann (b) und Michael Wolpers (d).
Running Wild verschossen Pyros, Feuerfontänen und Glitzerregen
ohne Ende und erinnerten dabei schon fast an eine Kiss-Show.
Im Set präsentierte der Vierer eine sehr gute Mischung aus
alten Klassikern und neuen Hits, die sich bestens in das Set
der Piraten integrierten. Überraschenderweise startete die
Truppe mit «Fistful Of Dynamite», gefolgt von der Hymne «Bad
To The Bone». Auch mit «Lead Or Gold» und «Running Blood»
griff Rolf tief in die Mottenkiste und präsentierte den
enthusiastischen Fans Hit an Hit. Eine grosse Bereicherung ist
Trommler Michael, der mit seinen Donnerfüssen den Tracks einen
unglaublichen Drive verleite. Die neunzig Minuten vergingen
wie im Flug, und mit den Rausschmeissern «Stick To Your Guns»,
eine Wahnsinns-Groove-Nummer, und «Conquistadores» wurde der
grandiose Siegeszug beendet. Auch wenn die Bass-Einleitung zu
«Conquistadores» nicht an das Original von Jens Becker heran
reichte, so ist dies ein Jammern auf ganz hohem Niveau.
Ansonsten zauberten Running Wild wie in den guten alten
Zeiten, und es ist jammerschade, dass die Truppe keine eigene
Headliner-Tour mehr spielen will. Zumindest wenn man die
Besucher «Riding The Storm» und natürlich «Under Jolly Roger»
mitschreien hört, weiss man, dass Running Wild nach wie vor
ihre treuen Anhänger besitzen. (tin)
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Festival Stage
In unseren Breitengraden haben sich die Schweden von
Mustasch
in den letzten Jahren nicht wirklich nachhaltig, sprich
erfolgreich entwickeln können. In ihrer Heimat haben sie aber
einen freilich ganz anderen Status inne, denn sonst kommt man
wohl eher nicht in den Genuss, auf der Festival Stage, der
grössten der insgesamt fünf Bühnen des „Sweden Rock“,
auftreten zu können. Dieser Heim-Bonus wurde so als
Steilvorlage natürlich gerne angenommen. Der Sound von
Mustasch, der teilweise etwas an Volbeat erinnert, enthält oft
orchestrale Elemente, die live dann jeweilen ab Band
eingespielt werden. Die Mischung zwischen Rock und Klassik ist
ja nichts Neues und ohne Letzteres würde es den ganzen Lärm ja
gar nicht gegen auf unserer Mutter Erde, also soweit so gut.
Obwohl bei mir zu Hause mindestens zwei CDs der Nordländer
„rumliegen“, galt meine ganze Aufmerksamkeit im exakt gleichen
Zeitfenster jedoch einer anderen Band auf der 4 Sound Stage: Picture! So nahm ich Mustasch nur aus der Ferne wahr. Die so
aber dennoch einschätzbaren, da sichtbaren Publikumsreaktionen
liessen darauf schliessen, dass diese Chose sichtlich auf
kollektive Zustimmung stiess.! So nahm ich Mustasch nur aus der Ferne wahr. Die so
aber dennoch einschätzbaren, da sichtbaren Publikumsreaktionen
liessen darauf schliessen, dass diese Chose sichtlich auf
kollektive Zustimmung stiess.
Im vergangenen März
waren Gotthard ein gewichtiger Teil des ultimativen Schweizer
Rock-Events, zusammen mit Krokus und Shakra. Die beiden Shows
von Bern und Zürich zeigten im Falle von Gotthard eine
versierte wie spielfreudige Band, die zum 25-Jahrjubiläum das
feine neue Studioalbum «Silver» veröffentlichte. Da
erfreulicherweise
genesen, sass hier in Schweden mit Hena
Habegger wieder der originale Schlagzeuger hinter den Kesseln.
Im Frühling musste ja Dani Löble von Helloween einspringen.
Dieser hätte sich vor dieser beeindruckenden Kulisse bestimmt
auch gerne profiliert. Obwohl Gotthard schon um 16.00 Uhr auf
die Bühne steigen mussten, legten die Schweizer alles andere
als einen laufwarmen Gig auf die Matte, im Gegenteil!
Frontmann Nic Maeder ist mittlerweile die Coolness in Person
und wirklich das Beste, was Gotthard nach dem schmerzlichen
Verlust von Steve Lee (R.I.P.) passieren konnte. Vor allem bei
neuerem Material wie «Silver River», «Electrified» oder «Stay
With Me» liessen die Schweizer ihre Muskeln spielen und
erzeugten trotz dem Nachmittags-Auftritt gute Reaktionen bei
den Fans. Vor, respektive zum Song «Heaven» wurde auf der
grossen Leinwand ein Live-Einspieler mit Steve Lee gezeigt,
der den Song „zusammen mit der Band“ performte. Die Wirkung
liess nicht lange auf sich warten, und obwohl er schon seit
bald sieben Jahren (!) nicht mehr unter uns weilt, ist seine
Aura ungebrochen und der Kloss im Hals nicht zu vermeiden.
Fröhlicher gings dann beim Smasher «Lift U Up» zu und her und
«Anytime Anywhere» empfahl sich einmal mehr als der perfekte
Schlusssong.
Normalerweise kennt man den amerikanischen
Gitarristen Little Steven alias Steven Van Zandt ja eher als
Begleitmusiker von Boss Bruce Springsteen auf dessen
Welttourneen. Heuer hatte er mit The Disciples Of Soul jedoch
seine eigene Truppe mit dabei. Dies hatte auch einen triftigen
Grund, denn mit «Soulfire» gab es ein brandneues Album, wovon
der eine oder andere Track vorgestellt wurde. Das Ganze hatte
bestimmt seinen Reiz, aber trotz der gewählten
Berichterstattung zu den Bands auf der Festival Stage glänzte
der Slave mit Abwesenheit, und das nicht ohne triftigen Grund!
Zwei Jahre zuvor zog ich an gleicher Stelle Mötley Crüe
Lucifer’s Friend vor, was ich danach bitter bereute. Darum war
der Fall sonnenklar, als die Kultband um den ehemaligen Uriah
Heep und Les Humphries Singers Frontmann John Lawton wieder
auf dem Billing stand, dass mich diesmal keine zehn Elefanten
davon abbringen konnten jede Sekunde davon zu geniessen! Darum
nix von Steven an dieser Stelle.
Obwohl sich Stimmen
mehren, dass der vor gut drei Jahren angekündigte Rückzug von
der Bühne nach fünf Dekaden (!) wohl eher ein perfekt
inszenierter „Marketing-Trick war“, ist die Anzahl derer, die
sich darüber freuen, dass die
Scorpions immer noch abrocken,
doch deutlich grösser. So gesehen können sie von mir aus,
sofern die Gesundheit es zulässt, noch lange weiter machen.
Nachdem der ehemalige Motörhead Drummer Mikkey Dee für den
angeschlagenen James Kottak (Ex-Kingdom Come) bei einzelnen
Konzerten einsprang, wurde im letzten Frühherbst der
definitive Einstieg bekannt gegeben. Dadurch steht den
deutschen Rock-Urgesteinen ein weiterer Power-Drummer zu
Verfügung, der sich in seiner Heimat Schweden wohl besonders
auf diesen Auftritt gefreut hatte. Das tat natürlich auch das
zahlreich aufgerückte Publikum, das unter dem Strich jedoch
einen eher mauen Auftritt der Scorpions erlebte. Vor allem der
Beginn des Konzertes mit dem Opener «Going Out With A Bang»
ging voll in die Hose. Anstatt dass man davon gleich
überrollte wurde, hatte das Ganze eher den Anstrich eines
vergleichsweise lauen Lüftchens. Darum sprang der Funke danach
mit gleich vier aufeinander folgenden Altklassikern «Make It
Real», «Bad Boys Running Wild», «The Zoo» und «Coast To Coast»
nicht wie gewünscht auf das Publikum über. Bei den Balladen im
Mittelteil besserte sich die Situation, und die Ehrehrbietung
an Lemmy mit «Overkill» war sicherlich von Freude getragen,
musikalisch aber (trotz Mikkey) völlig irrelevant. Dass erst
«Rock You Like A Hurricane wirklich was reissen konnte,
unterstrich die Feststellung, dass man hier schon bedeutend
geilere Konzerte der Altmeister erleben durfte. (rsl)
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Rockklassiker Stage
Heuer findet dies zum fünften Mal statt, der Auftritt der
Rockklassiker Allstars, die sich jeweils durch gut drei
Dekaden der Rock-Geschichte hindurch spielen. Diesmal dabei
sind unter anderem Ian Haugland (d) und Mic Michaeli (keyb)
von Europe, Rob Marcello (Danger Danger) und Pontus Norgren
(HammerFall, Great King Rat, ex-Poodles) dabei, und dies stets
vor massig stimmungsgeladenem Publikum. Ohne grossen Namen,
dafür mit ordentlich Hillbilly-Spirit sorgten danach auch
Bob
Wayne & the Outlaw Carnies für Feierlaune. Country aus den
Tiefen der amerikanischen Provinz mit einem Schuss
Biker-Rock'n'Roll, damit bringt der selbsternannte Outlaw
Wayne jedes Trucker-Festival und jeder Hell's Angel-Club Treff
zum Toben und so überraschte nicht, dass zu Songs mit
einschlägigen Titeln wie „Spread my Ashes on the Highway“ oder
„Hell Yeah“ die Bierflaschen zustimmend in die Höhe
schnellten. Als dann The Brandos auf die Bühne stiegen, hatten
sich die Reihen deutlich gelichtet. Wenn eine in den 80ern
semi-erfolgreiche Hard Rock-Band irgendwo auf der Welt auf
Fans trifft, dann wohl am Sweden Rock und wenn man einigen
alten Fans die Freude über das Wiedersehen mit der Truppe um
Fronter Dave Kincaid auch anmerkte, schien für alle anderen
ihre Anwesenheit nur dem Umstand geschuldet, dass grad nichts
besseres lief. Eine Vermutung, die dadurch bestätigt wurde,
dass sich eine Viertelstunde vor Show-Ende noch mehr Leute aus
dem Staub machten, als Ratt die Rock Stage enterten. Dagegen
konnten Thyrfing auf eine eingeschworene Fanbase zählen. Seit
Ende der 90er aktiv, gehören die Schweden eigentlich zu den
Pionieren des Pagan Metal, konnten dann aber nie richtig auf
den Hype, der ein paar Jahre später das Genre wachsen lassen
würde, aufsteigen. Ein kleine Tragödie in der Metal-History,
könnten die Trinkhorn-Riffer von Material und Performance her
doch locker mit Szenegrössen wie Finntroll oder Equilibrium
mithalten. (kis)
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Samstag, 19.06.2017
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4Sound Stage
Pünktlich um 11.30 Uhr war wieder Zeit für die regionalen
Spezialitäten. Den letzten Tag des „Sweden Rock“-Festivals
eröffneten
Supralunar. Das Trio spielte eine Mischung zwischen
The Darkness und vielleicht den Beatles, schwer zu sagen. Auf
jeden Fall wurde man wach. Danach füllte sich der Bereich vor
der Bühne. Die hierzulande schon recht angesagten
Corroded
liessen mit ihrem Biker-Outfit der Hölle freien Lauf und
walzten mit ihrem rockigen Thrash alles nieder. Die danach
aufspielenden Merciless gibt es offenbar auch schon seit
anfangs der 90er. Nach einem Split (1994) kamen sie 2003
wieder zusammen, um mit Thrash Metal weiter zu lärmen. Bei dem
Gig hier in Sölvesborg merkte man die Routine zwar an, aber
sonst war nicht so viel Spektakuläres dabei. Ganz anders ging
es dann bei den Engländern von
Carcass zu und her. Ihr
brachialer Death Metal zog massenweise etliche Liebhaber von
gewetzten Messern vor die Bühne. Die Show war fett und der
Sound groovte geil. Was will man an so einem schönen sonnigen
Tag noch mehr? Für ein fröhliches Ende sorgten dann
Treat, die
mit ihrem Melo' Hard-Rock für eine gute und positive Stimmung
sorgten. Kein Wunder, denn diese schwedische Band war schon
immer ein Garant für tolle Alben und stets gute Liveshows.
(rxx)
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Sweden Stage
Der vierte Festivaltag wird stets von einer gewissen
Melancholie begleitet, da jedermann weiss, dass hiermit
bereits wieder der Endspurt eingeläutet wird. Doch mittags um
zwölf Uhr ist von dieser Kehrausstimmung noch gar nichts zu
spüren, im Gegenteil. Mitunter dafür verantwortlich sind die
Electric Boys aus heimischen Gefilden, sprich aus Stockholm.
Zwischen 1989 und 1994 entstanden drei Alben, gefolgt von
einem kapitalen Stromausfall, der satte fünfzehn Jahre (!)
andauerte. Seit 2009 ist das Ur-Lineup um den charismatischen
Frontmann Conny Bloon somit wieder zusammen und spielt immer
noch groovigen Hardrock mit funkiger Schlagseite. Was also
Living Colour und Mother's Finest zelebrieren, beherrschen die
Schweden ebenso, und so wurde ihre Mucke lautstark abgefeiert.
Was mich danach überraschte, wenn nicht sogar überrumpelte,
was die bemerkenswerte Zustimmung, die nachfolgend die
Landsleute von
Sator auslösten. Bei uns völlig unbekannt, ist
die Combo in der Heimat schon seit vielen Jahren ein Begriff.
Mit spürbaren Reminiszenzen an die Biker-Rockszene
zelebrierten die Nordländer ihr 30-jähriges Jubiläum und
hatten dabei einige griffige Songs in der Hinterhand, die vor
allem von ihrem hiesigen Publikum mit geschwellter Brust
mitgesungen wurden. Unsereins zeigte sich dabei peinlich
berührt, denn man kannte rein gar nichts von diesem Liedgut.
Dennoch riss es einen wirklich auch mit und die Stimmung war
schlicht grandios. Ob das bei
Rhapsody (Of Fire) nachfolgend
auch so war, kann ich nicht sagen, denn ich stand während der
Zeit vis-à-vis vor der Rock Stage und sah mir in der Zeit viel
lieber Dareean! Der zumeist ultraspeedige Epic True Metal ist
eh nix für meine Lauscher. Allerdings hätte ich nach der
Hälfte von Dare eigentlich trotzdem mal den Schauplatz des
Geschehens wechseln können, da die Truppe um den (ehemaligen)
Thin Lizzy Keyboarder über die Distanz zu belanglos klang.
Zwei Stunden nach den letzten Klängen der Italiener stand mit
Venom (der Version mit Original-Sänger und Bassist Cronos) die
eigentlich einzige ärgerliche Überschneidung mit einer anderen
Band bevor. Zur exakten Uhrzeit stiegen AUF DER Rock Stage
drübenen Saxon auf die Bretter. Man(n) musste sich somit
entscheiden, und weil ich Biff und seine Jungs nun schon wess
der Geier wie viele Mal live gesehen und gehört habe, fiel die
Wahl (bereits im Vorfeld) auf
Venom, die bedeutend weniger auf
Tour sind als ihre Kollegen. So konnte man sich also auf die
„Väter des Black Metal“ freuen. Einziges Manko war das noch
vorhandene Tageslicht um 20.45 Uhr. Nichtsdestotrotz zeigten
sich Cronos (v/b), Rage (g) und Danté (d) von Anfang an
spielfreudig und vor allem der Chef schien mächtig Spass zu
haben. Da halt auch nicht mehr der Jüngste, fiel die
Performance nicht mehr so ungestüm wie früher aus. Dafür
begann es vor der Bühne langsam zu brodeln und spätestens bei
den alten Schoten wie «Bloodlust» oder «Rip Ride» gab es kein
Halten mehr und in der Mitte vor der Bühne entstand ein
ordentlich abgehender Moshpit! Doch zu Stampfern wie «Welcome
To Hell» oder Doomstern der Marke «Warhead» liess es sich
ebenso vorzüglich abschädeln. (rsl)
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Rock Stage
Amorphis aus Finnland
eröffneten den Reigen am letzten Festivaltag. Ob jung, ob alt,
die Truppe köderte ein breitgefächertes Publikum vor die
Bühne. Mit Sänger Tomi Joutsen verfügt die Truppe über einen
charismatischen Sänger, der den heutigen Pop-Folk-Metal mit
seinem cleanen, aber auch growligen Gesang den Stempel
aufdrückt. Trotzdem zogen zu gleicher Zeit, aber einen Tag
früher, Primal Fear bedeutend mehr Leute vor die Bühne.
Vielleicht auch weil der Heavy Metal der Deutschen einfach
strukturierter daher kommt und nicht mit so vielen Sounds
vermischt wird.
Candlemass zelebrierten anschliessend in der
nachmittäglichen Sonne ihren schweren Doom-Metal. Passt so gar
nicht und raubte den Schweden auch die Magie, welche sie sonst
ausstrahlen. Zum 30-jährigen Jubiläum von «Nightfall» wurde
das komplette Album gespielt. Mit einer schaurigen Bühne,
bestückt mit Gitterzäunen und einem grossen Kreuz am
Mikroständer von Mats Levén, verlieh die Truppe den Songs die
passende optische Unterstützung. Und mit Mats hat die Band
einen fast schon gefährlichen Shouter, der alleine mit seinen
Augen töten könnte. Oder anders ausgedrückt, Mister Levén
verkörpert den Teufel in Person. Mit «Mirror Mirror», «Dark
Reflections», «Crystal Ball» und «Solitude» wurde das Set
beendet. Eine feine Combo, die leider zur völlig falschen
Tageszeit aufspielte.
Darren Wharton, den man als
Keyboarder von Thin Lizzy kennt, spielte mit seiner Band
Dare
(gross) auf. Zusammen mit dem Ten-Gitarristen Vinny Burns
zauberte der Sänger ein keltischirisches Flair nach Schweden.
Der Sound, ausgestattet mit viel Melancholie wie auch einer
fetten Portion Hoffnung, wirkte mit zunehmender Spielzeit aber
fast ermüdend. Dare hätten die Möglichkeit gehabt, eine
wirklich tolle Show abzuliefern, hätten sie sich mehr auf die
rockigeren Tracks konzentriert. So blieb am Schluss der Hauch
eines Schunkelkonzertes im Sweden Rock-Himmel hängen. Auch
wenn die Band (als Ersatz für Kansas) grossartig aufspielte
und speziell mit Vinny einen sehr guten Virtuosen an den
Saiten hat, alleine die Thin Lizzy-Nummer «Emerald» konnte den
eher monotonen Groove des Sets nicht mehr positiv
beeinflussen. Schade, sehr schade.
Zeitgleich mit Venom
duellierten sich Saxon um die Gunst der Fans. Sah man die
unglaublich grosse Menschenmasse vor der Bühne, fragte man
sich zu Recht, wieso Saxon nicht auf der Festivalstage
spielten. Doch auch so zog der «Eagle», respektive die
Lichttraverse in Form eines Adlers, seine Kreise über den
Köpfen der Engländer und wurde dabei von hohen Feuersäulen
flankiert. «The sun is shining and fucking Saxon is on stage»,
begrüsste Sänger Peter „Biff“ Byford das Publikum, welches dem
nie alt zu werdenden scheinenden Shouter aus den Händen frass.
Die angeblichen Stimmprobleme von Biff waren nicht zu hören,
und so grinste und bangte sich der Sänger erfolgreich durch
das Set.
«Motorcycle Man, a song for the fucking bikers» traf
dabei den Nerv des Publikums ebenso, wie auch «Power And The
Glory». «You like the eighties stuff?» Und wie, so war dieser
Gig ein weiterer Siegeszug für Saxon, die mit dem wohl
unterbewertesten Gitarristen Paul Quinn einen
Riff-Hit-Lieferanten in den eigenen Reihen stehen haben, der
Seinesgleichen sucht. Oder wer kann sonst solche Klassiker wie
«Solid Ball Of Rock», «Princess Of The Night», «747 (Strangers
In The Night)», «Wheels Of Steel» oder «Crusader» vorweisen?
Nigel Glockler an den Drums scheint wie ein guter Wein zu
sein, je älter desto besser. Er knallte seine Beats mit einer
Wucht in die Abendsonne, dass es eine Wonne war im zuzusehen
und zuzuhören. «You feeling good? The sun is going down.
Slowly! We play a Thrash-Metal song», kündete Biff «20‘000 FT»
an. Was immer die Sachsen spielten, ob Klassiker oder neues
Material wie «Battering Ram» oder «Sacrifice», die Engländer
waren wie eine Invasion und niemand konnte sich der Macht und
dem Charme des Fünfers entziehen. (tin)
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Festival Stage Ist es wirklich
ein gutes Zeichen für eine Rockband, wenn das Gros des
Publikum ihnen in Campingstühlen sitzend und auf dem Boden
schlummert zuhört? Es mag an der frühen Uhrzeit oder an der
wärmenden Sonne gelegen haben, aber für viele
Festival-Besucher schienen Thunder vor allem den
Hintergrund-Sound für einen gemütlichen
Sommernachmittag im
Grünen zu liefern. Vielleicht hätten die Briten aber auch
einfach nicht gleich mit zwei relativen neuen Songs einsteigen
sollen, denn als sie mit „River of Pain“ erstmals einen
Klassiker (vom 1995er-Album „Behind Closed Doors“) anspielten,
wurde auch die Stimmung vor der Bühne etwas gelassener.
Technisch gaben sich die Mannen um Danny Bowes jedenfalls
keine Blösse und spätestens mit der Band-Hymne „Backstreet
Symphony“ von 1990 zeigte die Band, warum die Sweden
Rock-Organisatoren das Quintett auf die Hauptbühne gestellt
hatte.
Und ach, wie hätte ich mir doch gewünscht, wäre
das die letzte „Symphony“ des Tages geblieben, doch dann
folgte das Sweden Rock Symphony Orchestra. Stolz als
einmaliges Spektakel angekündigt, folgte damit der Tiefpunkt
des gesamten Festivals. Dabei sind die Zutaten von ähnlichen
Projekten mittlerweile bekannt: Man nehme ein
Symphonie-Orchester, ergänze es mit ein paar Metal-Musikern
und stelle ein paar (halb-)bekannte Stimmen aus Rock und
Metal, deren grosse Zeiten mehrheitlich vorbei sind vornedran
und fertig ist der Ausverkauf des Rock'n'Roll. Die
Protagonisten in diesem Fall: Ein erträglicher John Lawton
(«July Morning», «Easy Livin'»), der es trotzdem bei seinem
fulminanten Gig mit Lucifer's Friend hätte belassen sollen.
Eine grinsende Tarja Turunen, die den Einstieg verpatzte
(«Love To Hate», «Nemo»), ein gerade noch erträglicher Joe
Lynn Turner («Rising Force»), ein unnötiger Peter Tägtgren in
Dreiviertel-Hosen («Roswell 47», «Shut Your Mouth»), ein
belangloser Joacim Cans («Last Man Standing», «Hearts On
Fire») und ein bedauernswerter Dan McCafferty. 2013 beendete
dieser seine Karriere als legendäre Stimme von Nazareth mit
den Worten „If you can't do the job you shouldn't be there“
und so sehr man ihm die Freude, wieder mal auf einer grossen
Bühne zu stehen (beziehungsweise auf einem Barhocker zu
sitzen) auch anmerkte; er hätte bei seinen Worten bleiben
sollen. Weder «This Flight Tonight» noch «Love Hurts» brachte
der Schotte, der letztes Jahr seinen 70. Geburtstag feiern
durfte, auch nur halbwegs hin. Der Rocklegende selber nahm man
das überhaupt nicht übel, dafür den Organisatoren hinter
diesem komplett unnötigen, ja einem Festival wie dem „Sweden
Rock“ an sich unwürdigen Theater.
Da wirkten die
traditionsbewussten Rival Sons anschliessend geradezu erlösend
und das trotzdem auch ihrer Performance der letzte Schuss
Grandezza fehlte. Die Kalifornier zelebrierten den
überbordenden 70's Rock im Geiste Led Zeppelins und The Doors,
wofür sie spätestens seit ihrem selbstbetitelten Debüt von
2011 gefeiert werden wie gewohnt ohne Makel, Tadel, Blösse und
gerade darin lag vielleicht die Krux des Ganzen. Begnadete
Musiker, begnadete Songwriter standen da auf der Bühne, doch
vom Wahnsinn des Genies, vom Rand des Abgrund, auf dem die
grossen Rockstars wie Jimmy Page oder Jim Morrison, auf die
sie sich berufen, tanzten, fehlte jede Spur. Keine Frage,
rasante Schlaghosen-Songs wie «Pressure And Time», «Tell Me
Something» oder «Keep On Swinging» haben es zurecht längst auf
tausende Party-Rock-Playlists geschafft und zu aufrichtigen
Balladen wie «Where I've Been» oder «Face Of Light» wurden
bestimmt schon schöne Kinder gezeugt, doch hätte man sich die
Songs eben gerade so gut ab Konserve geben können, und so
klangen auch die von Fronter Jay Buchanan eingeschobenen
Reflexionen über Liebe, Freiheit und Sichselbstsein eher nach
Ratgeber-Sendung denn Love Revolution. Für einen ausgelassenes
Tänzchen in den Abend hinein reichte es dann aber doch.
Sölvesborg ist ja schliesslich auch nicht Woodstock.
Dafür danach ein Stück Göteborg, denn der Gig von
In Flames
wurde zu einem unerwartet gloriosen Heimspiel. Zwar hatten die
vom Melodic zum Modern Metal evolvierten Schweden bereits in
der
Vergangenheit mehrmals bewiesen, auch die grössten Bühnen
(auch diese) headlinen zu können, aber als bekannt wurde, dass
für Sweden Rock-Verhältnisse eine vergleichsweise harte und
„teenie-kompatible“ Band das grosse Finale übernehmen würde,
weckte das bei einigen doch Zweifel, wenn nicht gar offene
Aversion. Und anfangs machten sie es dem eher konservativen
Publikum zu Beginn auch nicht gerade leicht. In Flanellhemd,
engem Longsleeve und mit säuberlich getrimmten Hipster-Bärten
startete das Quartett mit einer Auswahl neueren Materials,
gespickt mit elektronischen Samples («Wallflower», «Alias»,
«Before I Fall») ins Set und packten erst mit «Leeches» vom
06er-Album «Come Clear» die wirklich knatternden Gitarren und
Growls aus, mit denen sie gross geworden waren. Auch von da an
ging es zwar noch ein paar Nummern, bis mit «Moonshields» (vom
1996 veröffentlichten Zweitling «The Jester Race»), gefolgt
vom unkaputtbaren «Only For The Weak» wirklich altes Material
vom Stapel gelassen wurde, doch hatte man sich dabei schon von
der Wucht und vor allem Aufrichtigkeit der Performance
hinreissen lassen. Wie der eigene Geschmack auch immer gepolt
sein mochte, hier zelebrierte eine Band, was sie liebte und
wofür wiederum ihre Band sie liebten. Allen voran Anders
Frieden überzeugte dabei als bäriger Hühne mit grossem Herz,
bedankte sich bei aller Welt für diese Möglichkeit und wenn er
mit grossen, ungläubigen Augen auf das Menschenmeer vor der
Bühne schaute und ergriffen unter seinem Baseballcap
hervornuschelte, umgegebn von tausenden Fans, bevor es ins
emotionale «Here Until Forever» überging, verspürte zumindest
auch ich etwas Gänsehaut, auch wenn ich kein einzelnes Wort
davon verstand, da halt schwedisch. Dass nicht wenige „Sweden
Rock“-Besucher sich von solchen Rührseligkeiten nicht
beeindrucken liessen, sich entweder lieber Treat auf der
4Sound Stage gaben oder sich bereits auf den Weg Richtung Zelt
oder Eigenheim machten, soll an dieser Stelle natürlich nicht
verschwiegen werden. Vielleicht wäre den Göteborgern derselbe
Slot am Donnerstag oder Freitag doch besser bekommen. Alles in
allem lieferten In Flames, die, ob man das nun gut findet oder
nicht, seit nunmehr doch über 20 Jahren zu den ganz Grossen
der europäischen und vor allem skandinavischen Metal-Szene
zählen, eine mehr als souveräne Show ab. Und sind wir ehrlich:
Aerosmith sind derzeit auf Abschieds-Tour, die Scorps sind
ebenso auf „Abschieds-Tour“, Sabbath und Crüe haben das
bereits hinter sich, Dio und Lemmy sind nicht mehr. Früher
oder später werden andere diese Lücken füllen müssen, und
manchmal, nur manchmal, wäre das heute schon besser als
morgen. (kis)
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Rockklassiker Stage So traditionell wie am
Freitag die jungen Wilden das Zelt beherrschen, so
traditionell gehört die Rockklassiker Stage den etwas
vergesseneren Namen. Motvind gehören da dazu, wobei
hierzulande wohl auch in den späten 70ern, als das Quintett
auf der
Höhe seines Erfolges schwamm, von der Truppe was
gehört haben wird. Das liegt wohl weniger am zuversichtlichen
Rock des Vierers, der mal nach den Stones, mal nach Status Quo
gemahnte, sondern wohl vor allem in dem Umstand, dass die
Jungs ausschliesslich auf Schwedisch sangen und singen. Ihre
Landsleute jedenfalls unterstützten die Veteranten lauthals.
Wenn wir ehrlich sind, hatten
Lionheart auch in ihrer
erfolgreichsten Phase in den 80ern allerhöchstens Kult-Status
und so sollte es keinen überraschen, dass die Briten um Dennis
Stratton (ja, der Typ, der auf der ersten Maiden-Scheibe neben
Dave Murray die Gitarre bediente, danach aber bald durch
Adrian Smith ersetzt wurde) auch im Jahr 2017 nicht wirklich
zum Publikumsmagnet avancierten und wenn die Jungs 1984 mit
„Hot Tonight“ ein ganz passables Album abgeliefert hatten (der
eine oder andere Song hätte wohl auch auf einer Def
Leppard-Scheibe unterkommen können), und auch die Spielfreude
stimmte: Hat irgendwer wirklich auf dieses Comeback gewartet?
Ob deutlich mehr Menschen ernsthaft an einer Reunion von
Artch
interessiert sich auf der Welt, das lasse ich hier auch mal
dahingestellt, doch zogen die norwegischen Heavy Metaller
schon deutlich mehr Publikum, gaben sich handwerklich keine
Blösse und bewiesen doch, dass ihr Debüt „Another Return“ von
1988 zurecht von einigen Kritikern noch immer als schändlich
unbeachtete Perle des traditionellen Metals in den späten
80ern gehandelt wird. Zur Schlussschicht liess der Australier
Rob Tognoni mit Rock'n'Roll, Boogie und Blues das Biker- und
Hillbilly-Herz höher schlagen. Eine beherzte, wenn auch wenig
erinnerungswürdige Show, deren Publikumszuspruch wohl vor
allem den nicht allen entsprechenden In Flames geschuldet war.
(kis)
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