Metal im Nouveau Monde, das war mal wieder dringend an der Reihe.
Nach einem ersten geglückten Abend mit der Serge-Plattentaufe im
Oktober 2007 war leider erneut mehr als ein weiteres Vierteljahr
vergangen, ohne mit der Programmation Rücksicht auf die
Langhaarfraktion Fribourgs zu nehmen. Überraschenderweise erschienen
an diesem verschneiten Osterfreitag eine hohe Anzahl
Nicht-Fribourger - so konnte mal unter anderem Berner-, Basler- und
Zürcher-Dialektfetzen aus dem allgemeinen Chaos aufschnappen.
Attack Vertical
Attack Vertical, die erste Band des Abends, mussten zu Beginn des
Gigs mit dem ansässigen Publikum beginnen, die angereisten Leutchen
liessen sich mit dem Eintritt in's Konzertlokal viel Zeit.
Nichtsdestotrotz warf sich die Band von Anfang an mit voller Wucht
ins Getümmel, und konnte so erste Sympathie-Punkte verbuchen.
Gitarrist Edmond (Gleichzeitig der Organisator des Abends) entpuppte
sich dabei als aktivstes Bandmitglied, und wechselte die
Bühnenseiten im Minutentakt, während er gleichzeitig die Aufgaben
als Lead- & Rythmus-Gitarrist, wie auch als Backingvokalist
wahrnahm. Wie erwähnt gab sich auch der Rest der Band keine blösse,
aber neben Sänger XXX und Edmond schien der Bewegungsradius dann
doch etwas eingeschränkt zu sein. Die Musik von Attack Vertical
bewegte sich irgendwo in der bisher überraschend unangetastet
gebliebenen Schnittmenge von Punk und Metalcore, ohne aber wirklich
für Überraschung zu sorgen. Während die Band mehr als deutlich ihre
Entertainer-Qualitäten präsentierte, blieb ihre musikalische
Ausrichtung irgendwie auf der Strecke. Den Publikumsreaktionen tat
dies keinen Abbruch, zumal die Jungs ja quasi gleich aus der Nähe
kommen - Nach vierzig Minuten Spielzeit ernteten Attack Vertical
redlich verdienten Applaus, aber für mehr reichte die Energie
scheinbar noch nicht.
Enigmatik
Mit Enigmatik stiegen darauf die Exoten des Abends auf die Bühne –
Das Quartett vermischt seit längerer Zeit technischen Death Metal
mit wirren Instrumental-Passagen und Filmsamples, und fuhr mit ihrer
aktuellen Scheibe «Slitherin» leider überraschend negative Reviews
ein (Siehe CD-Rewiews April 2008). Das Publikum reagierte zwar
überraschend grosszügig auf die brutale Breitseite, aber nebst
amtlichem Applaus und glegentlichen Zwischenrufen vielen die
Reaktionen eher zurückhaltend aus - Enigmatik's Mucke scheint für
Banger wie auch für Pogo-Freaks einfach zu komplex auszufallen.
Während Basser Loïc und die beiden Gitarristen Benoit und Dominique
alle möglichen queren Läufe aus ihren Saiten prügelten, hinkte
Drummer Guido peinlicherweise ein paar mal zu oft hinterher - Das
Rastamonster hinter dem Riesenkit präsentierte zwar eine extrem
dynamische Palette an Fills und Beats, vermochte aber teilweise das
Tempo bei den Blastbeats nicht zu halten und sorgte so nebst den
schrägen Songstrukturen für eine weitere belastende Komponente. Das
Publikum zeigte nach zwanzig Minuten bereits erste
Ermüdungserscheinungen, und nicht wenige Besucher verzogen sich auf
ein Lungenbrötchen ins Foyer. Die Band zockte derweil unermüdlich
weiter und ballerte einen undurchschaubaren Songmonolithen nach dem
anderen durch die PA. Als nach gut 50 Minuten dann der letzte Ton
verklang, liess sich in den Augen einiger Besucher dann doch eine
gewisse Dankbarkeit ob dem Ende des Konzerts lesen.
Sybreed
Die Genfer von Sybreed vermochten es aber locker, das Publikum mit
dem Eröffnungsschlag «Emma-O» aus der sich androhenden
Zapfenstreich-Lethargie zu holen - Anfangs schwächelte zwar der
Sound noch ein bisschen, aber schon rein optisch stand der Gewinner
des Abends fest: Das Quartett schlug zu Beginn weg den dynamischsten
Weg des Abends ein, vor allem Basser Burn und Gitarrist Drop
quittierten die schweren Doublebass-Salven unablässig mit
schmissigen Posen und aktivem Rumspringen. Die Reaktionen des
Publikums spiegelten die Energie deutlich wieder: Zwar musste der
Schreiberling dieser Zeilen mit Hilfe seines Bodyguards Thomas «Die
Wand» Jenny zeitweise selber den Anstifter spielen, aber immerhin
kreisten endlich die Haare, und auch ein kleiner Moshpit kam nun zum
Einsatz. Die Band zockte sich derweilen hauptsächlich durch Songs
ihrer aktuellen Platte «Antares», ohne aber Übersongs wie
«Re-Evolution» und «Decoy» vom Vorgänger «Slave Design» zu
vergessen. Bis zu diesem Zeitpunkt erntete «Permafrost» klar die
stärksten Reaktionen, aber als die Band nach mehrminütigen
Zugabeaufforderungen ein letztes Mal auf die Bühne stieg und im
Zweierpack «Take The Red Pill» und «Bioactive» rausprügelte, wurde
schnell klar, dass genau diese beiden Songs den Preis für die
schweisstreibendste Performance des Abends abräumen würde - Das
Publikum wie auch Sybreed zogen ein letztes Mal sämtliche Register,
und beide Parteien blieben am Ende ordentlich ausgepowert zurück –
Die Reaktionen hatten an diesem Punkt längst die Schwelle zu
«Enthusiastisch» übertreten, was zweifelsohne auch den angereisten
Fans zu verdanken war. Neuzugang Kevin machte übrigens seine Sache
am Drumkit mehr als ordentlich - Obwohl der Vergleich mit
Studiodrummer Dirk Verbeuren (Soilwork, Scarve) schon im Ansatz
hinkt, muss klar konstatiert werden, dass Kevin in Sachen Druck und
Tightness dem von Dirk eingetrommelten Album in nichts nachsteht.
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