Livereview: Sybreed - Enigmatik - Attack Vertical
21. März 2008, Nouveau Monde, Fribourg
By El Muerte
Metal im Nouveau Monde, das war mal wieder dringend an der Reihe. Nach einem ersten geglückten Abend mit der Serge-Plattentaufe im Oktober 2007 war leider erneut mehr als ein weiteres Vierteljahr vergangen, ohne mit der Programmation Rücksicht auf die Langhaarfraktion Fribourgs zu nehmen. Überraschenderweise erschienen an diesem verschneiten Osterfreitag eine hohe Anzahl Nicht-Fribourger - so konnte mal unter anderem Berner-, Basler- und Zürcher-Dialektfetzen aus dem allgemeinen Chaos aufschnappen.

Attack Vertical
Attack Vertical, die erste Band des Abends, mussten zu Beginn des Gigs mit dem ansässigen Publikum beginnen, die angereisten Leutchen liessen sich mit dem Eintritt in's Konzertlokal viel Zeit. Nichtsdestotrotz warf sich die Band von Anfang an mit voller Wucht ins Getümmel, und konnte so erste Sympathie-Punkte verbuchen. Gitarrist Edmond (Gleichzeitig der Organisator des Abends) entpuppte sich dabei als aktivstes Bandmitglied, und wechselte die Bühnenseiten im Minutentakt, während er gleichzeitig die Aufgaben als Lead- & Rythmus-Gitarrist, wie auch als Backingvokalist wahrnahm. Wie erwähnt gab sich auch der Rest der Band keine blösse, aber neben Sänger XXX und Edmond schien der Bewegungsradius dann doch etwas eingeschränkt zu sein. Die Musik von Attack Vertical bewegte sich irgendwo in der bisher überraschend unangetastet gebliebenen Schnittmenge von Punk und Metalcore, ohne aber wirklich für Überraschung zu sorgen. Während die Band mehr als deutlich ihre Entertainer-Qualitäten präsentierte, blieb ihre musikalische Ausrichtung irgendwie auf der Strecke. Den Publikumsreaktionen tat dies keinen Abbruch, zumal die Jungs ja quasi gleich aus der Nähe kommen - Nach vierzig Minuten Spielzeit ernteten Attack Vertical redlich verdienten Applaus, aber für mehr reichte die Energie scheinbar noch nicht.

Enigmatik
Mit Enigmatik stiegen darauf die Exoten des Abends auf die Bühne – Das Quartett vermischt seit längerer Zeit technischen Death Metal mit wirren Instrumental-Passagen und Filmsamples, und fuhr mit ihrer aktuellen Scheibe «Slitherin» leider überraschend negative Reviews ein (Siehe CD-Rewiews April 2008). Das Publikum reagierte zwar überraschend grosszügig auf die brutale Breitseite, aber nebst amtlichem Applaus und glegentlichen Zwischenrufen vielen die Reaktionen eher zurückhaltend aus - Enigmatik's Mucke scheint für Banger wie auch für Pogo-Freaks einfach zu komplex auszufallen. Während Basser Loïc und die beiden Gitarristen Benoit und Dominique alle möglichen queren Läufe aus ihren Saiten prügelten, hinkte Drummer Guido peinlicherweise ein paar mal zu oft hinterher - Das Rastamonster hinter dem Riesenkit präsentierte zwar eine extrem dynamische Palette an Fills und Beats, vermochte aber teilweise das Tempo bei den Blastbeats nicht zu halten und sorgte so nebst den schrägen Songstrukturen für eine weitere belastende Komponente. Das Publikum zeigte nach zwanzig Minuten bereits erste Ermüdungserscheinungen, und nicht wenige Besucher verzogen sich auf ein Lungenbrötchen ins Foyer. Die Band zockte derweil unermüdlich weiter und ballerte einen undurchschaubaren Songmonolithen nach dem anderen durch die PA. Als nach gut 50 Minuten dann der letzte Ton verklang, liess sich in den Augen einiger Besucher dann doch eine gewisse Dankbarkeit ob dem Ende des Konzerts lesen.

Sybreed
Die Genfer von Sybreed vermochten es aber locker, das Publikum mit dem Eröffnungsschlag «Emma-O» aus der sich androhenden Zapfenstreich-Lethargie zu holen - Anfangs schwächelte zwar der Sound noch ein bisschen, aber schon rein optisch stand der Gewinner des Abends fest: Das Quartett schlug zu Beginn weg den dynamischsten Weg des Abends ein, vor allem Basser Burn und Gitarrist Drop quittierten die schweren Doublebass-Salven unablässig mit schmissigen Posen und aktivem Rumspringen. Die Reaktionen des Publikums spiegelten die Energie deutlich wieder: Zwar musste der Schreiberling dieser Zeilen mit Hilfe seines Bodyguards Thomas «Die Wand» Jenny zeitweise selber den Anstifter spielen, aber immerhin kreisten endlich die Haare, und auch ein kleiner Moshpit kam nun zum Einsatz. Die Band zockte sich derweilen hauptsächlich durch Songs ihrer aktuellen Platte «Antares», ohne aber Übersongs wie «Re-Evolution» und «Decoy» vom Vorgänger «Slave Design» zu vergessen. Bis zu diesem Zeitpunkt erntete «Permafrost» klar die stärksten Reaktionen, aber als die Band nach mehrminütigen Zugabeaufforderungen ein letztes Mal auf die Bühne stieg und im Zweierpack «Take The Red Pill» und «Bioactive» rausprügelte, wurde schnell klar, dass genau diese beiden Songs den Preis für die schweisstreibendste Performance des Abends abräumen würde - Das Publikum wie auch Sybreed zogen ein letztes Mal sämtliche Register, und beide Parteien blieben am Ende ordentlich ausgepowert zurück – Die Reaktionen hatten an diesem Punkt längst die Schwelle zu «Enthusiastisch» übertreten, was zweifelsohne auch den angereisten Fans zu verdanken war. Neuzugang Kevin machte übrigens seine Sache am Drumkit mehr als ordentlich - Obwohl der Vergleich mit Studiodrummer Dirk Verbeuren (Soilwork, Scarve) schon im Ansatz hinkt, muss klar konstatiert werden, dass Kevin in Sachen Druck und Tightness dem von Dirk eingetrommelten Album in nichts nachsteht.