Ich frage mich ernsthaft, ob sich da überhaupt jemand etwas
überlegt hat bei dieser Zusammenstellung. Wie wäre es mit einem
Funken Nachsicht für Menschen, die höchst empfindlich reagieren und
aufgrund übertriebenem, emotionalen Befinden gesundheitliche Schäden
davon tragen könnten? Interessiert die Tourplaner nicht, oder?!
Hauptsache die Kohle stimmt! Typisch!
Nun ja, zum Glück weiss man sich zu helfen und nach einer 70-minütigen
progressiven (!) Muskel-entspannung nach Dr. Friedrich
Hainbuch ist es auch mir gelungen, diesen Abend zu überleben. DGM
waren mir durch die Empfehlung von Michael Le Pond, dem Bassisten von
Symphony X, bekannt und dadurch war ich interessiert, diese Band mal
live zu sehen. Wegen Pagan's Mind musste ich im Freundeskreis
heftige Streitgespräche führen. Welches aktuelle Album ist denn nun
besser, das von Symphony X oder das von Pagan's Mind? Kann man es
überhaupt vergleichen? Fixiert auf das Album «Iconoclast» von
Symphony X, das mich voll in seinen Bahn gezogen hat, verteidigte
ich die Scheibe bis aufs Blut. Doch dann öffnete sich mir der Song
«Intermission» vom neuen Pagan's Mind Album «Heavenly Ecstasy» und
plötzlich war alles anders. FOLLOW THE FIRE...ich würde diese
Kombination gerne mal in Italien live sehen. Mit einem Publikum, bei
dem das Blut schon von Geburt aus 24 Stunden am Tag am Kochen ist,
wäre dieses Paket bestimmt eine Wucht!
DGM
Perfekter Opener! DGM wurden von Symphony X hoch gelobt und
versüssten den Abend als Einstieg mit innovativem Progressiv Metal
made in Italy. Die Band wurde 1994 als reine Instrumental-Band ins
Leben gerufen und fand nun Mark Basile als Frontmann, um den Songs
eine perfekte Stimme zu geben. Der charismatische Shouter mit den
stechend grünen Augen verstand es zu überzeugen und die ausgeprägten
Gitarrensoli verliehen dem progressiven Sound einen besonderen Kick.
Diese Truppe muss sich wirklich nicht hinter den zwei qualitativ
hochwertigen Folgebands verstecken und ich behaupte nun ganz frech,
dass diese Band wohl zu den Besten zählt, die Italien zu bieten hat.
Technisch versiert und mit der passenden Ausstrahlung auf der Bühne
ist DGM hoffentlich eine Band die uns noch lange mit hervorragender
Musik beliefern wird. Verdammt starker Auftritt! Leider mit sechs
Titeln etwas zu kurz, ich hätte mehr davon vertragen können.
Pagan's Mind
Ich bin hin und her gerissen. Pagan's Mind? Symphony X? Wenn ich
mich zurück lehne und nachdenke, haben mir Symphony X live besser
gefallen. Die kraftvolle und übermächtige Stimme von Russell Allen
ist eben sehr dominant und lässt jeden anderen Sänger "neben" ihm
alt aussehen. Trotz allem haben Pagan's Mind schon allein durch den
überaus ultrastarken Release von «Heavenly Ecstasy» Sonderpunkte in
der Tasche und da hätte egal was kommen können – es hätte nichts
daran geändert, dass ich wahnsinnig viel Spass hatte an meinem
ersten Live-Konzert dieser Band. Die Norweger hatten Freude und
jedes einzelne Mitglied konnte dies perfekt vermitteln. Doch
musste ich feststellen, dass Symphony X es besser verstanden, die
Power und Wucht der Songs die auf dem Album herrschen, live zu
transportieren.
Symphony X
2011 hatten Symphony X bereits den zweiten Besuch im Z7 hinter sich und
bewiesen dieses Mal, dass sie es noch besser können. Russell Allen
hatte zu Beginn diesen Jahres etwas Mühe mit der Stimme und wirkte
recht angestrengt. Davon war an jenem Abend nichts zu bemerken.
Perfekter Auftritt, darum frage ich mich immer noch, warum das Publikum so
träge gewesen ist? Russel Allen schaffte es am Ende doch, allerdings
mit viel viel Feingefühl und Geduld, die Leute aus der Reserve zu
locken. Die spassigen Einlagen des Pagan's Mind Bassisten Steinar
Krokmo, der lediglich in Unterhose, bauchfreiem Shirt (urgh!) und
Kopfschmuck bekleidet aus dem Nichts erschien und die Band mit
orientalischen Hüftschwung animierte, sorgten für geniale Stimmung
und entlockten dem Publikum begeisterten Applaus. Die Herren von
Symphony X beherrschen ihre Instrumente bis zur Perfektion und
lassen einem mit offenem Mund und heraus fliessendem Speichel einfach
nur sprachlos da stehen. Bei der Auswahl der Songs konzentrierte man
sich auf die zwei letzten Alben, wogegen ich mich nicht wehren
wollte. Und überhaupt gab es eigentlich rein gar nichts zu kritisieren!
Eine Rüge setzt es lediglich für das träge Publikum ab, welches aussergewöhnlich
zurückhaltend reagiert hat. Vielleicht war es einfach nur Ehrfurcht!?
Setliste: «Iconoclast» - «The End Of Innocence» - «Dehumanized» - «Bastard Of
The Machine» - «Electric Messiah» - «When All Is Lost» - «Children Of The
Faceless God» - «Heritic» - «Inferno (Unleash The Fire)» - «Of Sins And
Shadows» - «Eve Of Seduction» - «Serpent's Kiss» - «Set The World On Fire».
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