Livereview: Symphony X - Pagan's Mind - DGM
20. Oktober 2011, Pratteln - Z7
By Liane
Ich frage mich ernsthaft, ob sich da überhaupt jemand etwas überlegt hat bei dieser Zusammenstellung. Wie wäre es mit einem Funken Nachsicht für Menschen, die höchst empfindlich reagieren und aufgrund übertriebenem, emotionalen Befinden gesundheitliche Schäden davon tragen könnten? Interessiert die Tourplaner nicht, oder?! Hauptsache die Kohle stimmt! Typisch!

Nun ja, zum Glück weiss man sich zu helfen und nach einer 70-minütigen progressiven (!) Muskel-entspannung nach Dr. Friedrich Hainbuch ist es auch mir gelungen, diesen Abend zu überleben. DGM waren mir durch die Empfehlung von Michael Le Pond, dem Bassisten von Symphony X, bekannt und dadurch war ich interessiert, diese Band mal live zu sehen. Wegen Pagan's Mind musste ich im Freundeskreis heftige Streitgespräche führen. Welches aktuelle Album ist denn nun besser, das von Symphony X oder das von Pagan's Mind? Kann man es überhaupt vergleichen? Fixiert auf das Album «Iconoclast» von Symphony X, das mich voll in seinen Bahn gezogen hat, verteidigte ich die Scheibe bis aufs Blut. Doch dann öffnete sich mir der Song «Intermission» vom neuen Pagan's Mind Album «Heavenly Ecstasy» und plötzlich war alles anders. FOLLOW THE FIRE...ich würde diese Kombination gerne mal in Italien live sehen. Mit einem Publikum, bei dem das Blut schon von Geburt aus 24 Stunden am Tag am Kochen ist, wäre dieses Paket bestimmt eine Wucht!

DGM
Perfekter Opener! DGM wurden von Symphony X hoch gelobt und versüssten den Abend als Einstieg mit innovativem Progressiv Metal made in Italy. Die Band wurde 1994 als reine Instrumental-Band ins Leben gerufen und fand nun Mark Basile als Frontmann, um den Songs eine perfekte Stimme zu geben. Der charismatische Shouter mit den stechend grünen Augen verstand es zu überzeugen und die ausgeprägten Gitarrensoli verliehen dem progressiven Sound einen besonderen Kick. Diese Truppe muss sich wirklich nicht hinter den zwei qualitativ hochwertigen Folgebands verstecken und ich behaupte nun ganz frech, dass diese Band wohl zu den Besten zählt, die Italien zu bieten hat. Technisch versiert und mit der passenden Ausstrahlung auf der Bühne ist DGM hoffentlich eine Band die uns noch lange mit hervorragender Musik beliefern wird. Verdammt starker Auftritt! Leider mit sechs Titeln etwas zu kurz, ich hätte mehr davon vertragen können.


Pagan's Mind
Ich bin hin und her gerissen. Pagan's Mind? Symphony X? Wenn ich mich zurück lehne und nachdenke, haben mir Symphony X live besser gefallen. Die kraftvolle und übermächtige Stimme von Russell Allen ist eben sehr dominant und lässt jeden anderen Sänger "neben" ihm alt aussehen. Trotz allem haben Pagan's Mind schon allein durch den überaus ultrastarken Release von «Heavenly Ecstasy» Sonderpunkte in der Tasche und da hätte egal was kommen können – es hätte nichts daran geändert, dass ich wahnsinnig viel Spass hatte an meinem ersten Live-Konzert dieser Band. Die Norweger hatten Freude und jedes einzelne Mitglied konnte dies perfekt vermitteln. Doch musste ich feststellen, dass Symphony X es besser verstanden, die Power und Wucht der Songs die auf dem Album herrschen, live zu transportieren.


Symphony X
2011 hatten Symphony X bereits den zweiten Besuch im Z7 hinter sich und bewiesen dieses Mal, dass sie es noch besser können. Russell Allen hatte zu Beginn diesen Jahres etwas Mühe mit der Stimme und wirkte recht angestrengt. Davon war an jenem Abend nichts zu bemerken. Perfekter Auftritt, darum frage ich mich immer noch, warum das Publikum so träge gewesen ist? Russel Allen schaffte es am Ende doch, allerdings mit viel viel Feingefühl und Geduld, die Leute aus der Reserve zu locken. Die spassigen Einlagen des Pagan's Mind Bassisten Steinar Krokmo, der lediglich in Unterhose, bauchfreiem Shirt (urgh!) und Kopfschmuck bekleidet aus dem Nichts erschien und die Band mit orientalischen Hüftschwung animierte, sorgten für geniale Stimmung und entlockten dem Publikum begeisterten Applaus. Die Herren von Symphony X beherrschen ihre Instrumente bis zur Perfektion und lassen einem mit offenem Mund und heraus fliessendem Speichel einfach nur sprachlos da stehen. Bei der Auswahl der Songs konzentrierte man sich auf die zwei letzten Alben, wogegen ich mich nicht wehren wollte. Und überhaupt gab es eigentlich rein gar nichts zu kritisieren! Eine Rüge setzt es lediglich für das träge Publikum ab, welches aussergewöhnlich zurückhaltend reagiert hat. Vielleicht war es einfach nur Ehrfurcht!?

Setliste: «Iconoclast» - «The End Of Innocence» - «Dehumanized» - «Bastard Of The Machine» - «Electric Messiah» - «When All Is Lost» - «Children Of The Faceless God» - «Heritic» - «Inferno (Unleash The Fire)» - «Of Sins And Shadows» - «Eve Of Seduction» - «Serpent's Kiss» - «Set The World On Fire».