Vor Jahren waren fette Packages wie dieses, das unter dem Banner
"Power Of Metal" läuft, eher seltener, da die einzelnen Bands in der
Regel genug Zuschauer anzogen. Ganz grosse Festivals sind bei dieser
Betrachtung ausgenommen, obwohl es davon aktuell mehr im Angebot
hat, als je zuvor. Dennoch und zwar bedingt durch die mittlerweile
enorme Menge an aktiven Gruppen aus dem Hard & Heavy Bereich, gräbt
man sich zunehmend gegenseitig die Leute ab. Jüngstes Beispiel dafür
bei uns waren Ex-Ozzy Klampfer Zakk Wylde (Black Label Society) und
TSO (Trans-Siberian Orchestra), die am gleichen Abend in Zürich
aufspielten. Vor allem Ersterer hätte sonst mehr Leute als die
natürlich immer noch gut 1'000 Fans im Volkshaus anziehen können.
Die diesjährige "Power Of Metal"-Tour wartete mit einem angenehmen
Stilmix und im Falle der wieder vereinigten Psychotic Waltz einer
echten Überraschung auf und das kam gar einer Sensation gleich. Nach
unendlich langen 14 Jahren der Funkstille kehrten die Kultprogger im
Original-Lineup der frühen 90er zurück und werden bald neue Songs
(!) für ihre Fans am Start haben. Headliner waren jedoch Sympony X
und mit Nevermore stand mindestens noch ein Schwergewicht im Lineup
des Festivals. (rsl)
Thaurogod
Pünktlich um 18.30 Uhr stiegen erst mal die finnischen Epic und
Symphonic Power Metaller auf die Bühne und nicht weniger als sechs
Musiker behändigten sich kurz darauf ihrer Instrumente. Die Mucke
hörte sich in der Folge ganz ordentlich an und das technische Können
blitzte alsbald auf. Vor allem die beiden Gitarristen Emil Pohjalainen (Lead) und Lasse Nyman (Rhythm) liessen es ganz schön
krachen. Sänger Michele Luppi (der aber wohl eher kein Finne ist)
performte stilsicher und Keyboarder Emmi Taipale agierte stets
songdienlich und übertrieb es nicht. Bei der ersten von insgesamt
fünf Bands des heutigen Abends war es schon im Voraus abzusehen,
dass der Auftritt nicht länger als gut eine halbe Stunde dauern
würde. So war es denn auch und darum konnten sich Thaurogod kaum
sehr variabel in Szene setzen. Insgesamt bewegte sich alles mehr
oder weniger im grünen Bereich und wurde mit viel Herzblut
dargeboten. Das Publikum reagierte aber bis auf jeweils höflichen
Schlussapplaus eher lethargisch, was so natürlich keine Stimmung
aufkommen liess. Die Finnen (und ihr wohl italienischer) Sänger
liessen sich davon aber nicht beirren und zogen ihr Ding straight
durch. Etwas, was man von Profis erwarten kann. Mit Sicherheit haben
sie auf der laufenden Tour schon bessere Reaktionen erhalten, aber
hier und heute Abend war da nicht viel zu holen. Immerhin spielten
sie ausnahmslos eigene Songs, aber letztlich fehlte wohl noch das
berühmte Quäntchen im Sinne eines packenden Songwritings. Das Debüt
«Upon Haunted Battlefields» kenne ich allerdings nicht und wer
wissen will, was ihn an gleicher Stelle beim «Metal Fest 2011»
erwartet, kann sich das Ganze ja mal anhören. Solider Auftakt, der
die Leute aber leider kaum bis gar nicht aus der Reserve locken
konnte. (rsl)
Mercenary
Obwohl es Leute gibt, die wie T. B. aus O. seit Jahren völlig auf
die Dänen abfahren, habe ich den Sound dieser Truppe nie wirklich
gemocht noch als bahnbrechend empfunden. Vor ein paar Jahren, also
zur Blütezeit des Melodic Death Metals, konnte man durchaus mit der
Szenenspitze mithalten und feierte ein paar Achtungserfolge. Dazu
gehören mittlerweile auch zwei Auftritte beim «Prog Power Festival»
in den U.S.A. Vor allem das dritte Album «11 Dreams» von 2004
bedeutete einen spürbaren
Schritt vorwärts und brachte damals den
Deal bei Century Media ein. Nach diversen Support-Slots, unter
anderem für Nevermore, Death Angel oder Megadeth waren Mercenary im
Jahre 2007 als Headliner unterwegs. Zu diesem Zeitpunkt war der
langjährige Sänger und Bassist Henrik "Kral" Andersen schon nicht
mehr mit an Bord und wurde durch René Pedersen ersetzt. Ende 2009
gab es weiteren Aderlass, bei dem der Weggang von nicht weniger als
drei Kollegen hingenommen musste. Mittlerweile sind diese Lücken
wieder geschlossen und mit «Metamorphis» steht gar ein brandneues
Langeisen in den Regalen. Die grundsätzliche Ausrichtung ist
geblieben, also meist recht vorwärts treibende Songs, die mit
Metalcore artigem Gesang ausgestattet sind. Dies war und ist der
entscheidende Punkt, der mich mit Mercenary irgendwie nie richtig
warm werden liess und seit Ende 2009 die zweite, cleane Stimme von
Mikkel Sandager und die Sounds von Keyboarder Morten Sandager als
leibhaftiger Musiker fehlen (kam heute Abend alles ab Band), ist der
Aderlass deutlich spürbar und lässt das Ganze nun zu gleichförmig
zurück. Die besten Momente waren bezeichnenderweise immer dann
auszumachen, wenn tempomässig einige Gänge zurück geschaltet wurde
und cleane Vocals die Chose abwechslungsreicher gestalteten. Da nun
rund 45 Minuten zu Buche schlugen, ebbte mein Interesse jedoch bald
einmal stark ab, obwohl der Sound grundsätzlich ganz ok war. Ob es
jemals wieder zu einem Headliner gereicht, wage ich an dieser Stelle
zu bezeifeln. (rsl)
Setliste: «Intro» - «World Hate Center» - «Endless Fall» - «Through
The Eyes» - «River Of Madness» - «In Bloodred Shades» - «The
Follower» - «Firesoul».
Psychotic Waltz
Ungefähr satte 14 Jahre ist es jetzt her, seit sich die Band 1997
(nach ihrer Gründung im Jahre 1988) aufgelöst hatte. Für viele Fans
ist es daher ein absoluter Leckerbissen, dass man sich nun wieder im
alten Lineup zusammen fand und die Reunion auf der «Power Of Metal»-Tour feiern konnte. Die recht abgedrehte Art der Performance
von Buddy Lackey, der sich nun Devon Graves nennt, zog sofort die
Blicke auf sich. Ich war wie hypnotisiert durch den charismatischen,
grosswüchsigen Sänger mit der Glatze, der mit seiner Gestik und
Mimik Figuren im Stile von inneren Kampfkünsten (Tai Chi) einbaute,
um
die Songs lebendig(er) zu gestalten. Das ganze Programm sowie das
Zusammenspiel zwischen dem Stageacting und den psychedelischen
Klängen liessen einen laufend glauben, man sei auf einem anderen
Planeten. Brian McAlpin zeigte derweil eine bemerkenswerte physische
wie musikalische Leistung und spielte seine Gitarre auf dem
Rollstuhl sitzend (!), da er sich mal durch einen Autounfall den
Rücken gebrochen und sich dabei eine Querschnittslähmung zugezogen
hatte. Ich sage nicht, dass mir die Performance von Psychotic Waltz
besser gefallen hat, als alles andere was am besagtem Tag im Z7
geboten wurde, aber hervorgehoben haben sie sich allemal optisch wie
auch musikalisch. Hätte ich das Ganze noch 20 Minuten länger hören
und sehen dürfen, wäre ich wohl in Trance gefallen. (lia)
Setliste: «Ashes» - «Spiral Tower» - «Into the Everflow» - «Cold» -
«Morbid» - «Halo Of Thorns» - «Nothing» - «I Of The Storm».
Nevermore
Warrel Dane und seine Jungs hatten noch eine gewaltig grosse
Rechnung bei mir und all den Fans offen, die letztes Jahr Zeuge des
Debakels von Balingen beim «BYH!!!-Festival» geworden waren. Das war
nämlich ein Trauerspiel sondergleichen, da der sonst so
charismatische Frontmann gesundheitlich stark angeschlagen und nur
noch ein lauer Schatten dessen war, was man sonst von ihm gewohnt
ist. Im Vorfeld der aktuellen Tour drang allerdings wiederum keine
gute Kunde durch, denn bereits mitte Februar musste sich Bassist Jim
Sheppard einer Gehirntumor-Operation unterziehen und war auf die
«Power Of Metal»-Tour hin noch nicht wieder fit. So spielt(e) an
seiner Stelle zur Überraschung vieler Fans ein ziemlich flottes
Mädel auf, das auf den Namen Dagna Barrera hört und bereits auf
Warrels genialer Solo-Scheibe «Praises To The War Machine» (2008)
Spuren hinterlassen hat. Die optische Aufwertung wäre allerdings
nicht nötig gewesen, denn kaum angefangen, konnte man unschwer
feststellen, dass das heute Abend ganz anders abgehen würde. Zur
Tour-Unterstützung von Jeff Loomis (g) wurde wiederum der Ungare
Attila Voros verpflichtet, der, wie Miss Barrera, auch schon mit
Warrel zusammen gearbeitet hat und bereits live mit Nevermore
aufgetreten ist. Mr. Dane bewegte sich stimmlich weitgehend und
deshalb erfreulich auf dem benötigten Niveau und hinterliess auch
stimmungsmässig einen
grundsätzlich guten Eindruck. Nach den Intro
kam mit «Inside Four Walls» ein überaus starker Opener zum Zug, der
auf «Dead Heart, In A Dead World» (2000), einem der besten Alben im
Backkatalog zu finden ist. Vom aktuellen Longplayer folgten danach
gleich die ersten drei Songs am Stück, wenn auch in anderer
Reihenfolge und liessen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass
Nevermore nach wie vor zu den absoluten Top-Acts in dieser Stilecke
gehören. Unzählige, fliegende Langhaarmatten und zuckende Körper
huldigten ihren Göttern. Obwohl der Sound grundsätzlich nicht von
schlechten Eltern war, fehlte mir aber irgendwie der letzte Kick,
der einen im Normalfall und auch schon im Z7 aus den Latschen kippen
lässt/liess. Dieses Manko wurde mindestens ein Stück weit durch die
sexy aussehende und immer wieder mal bangende Bassistin
ausgeglichen, die sich technisch ziemlich cool durch die mächtige
Soundwand ihrer Kollegen hindurch behaupten konnte. Von «This
Godless Endeavor» (2005), dem (vorläufig?) letzten von Andy Sneap
produzierten Langeisen («The Obsidian Conspiracy» von 2010 stammt
erstmals von Peter Wichers, der Mix und das Mastering aber nach wie
vor von Sneap) fanden mit «Born» und dem Titeltrack noch zwei
Vertreter den Einzug in die Setliste des gut stündigen Auftrittes,
der mit dem brachialen «Enemies Of Reality» als Zugabe viel zu früh
um war. Der Schandfleck von Balingen wurde aber auf jeden Fall
überzeugend beseitigt! (rsl)
Setliste: «Intro» - «Inside Four Walls»» - «Moonrise (Through
Mirrors Of Death)» - «The Termination Proclamation» - «Your Poison
Throne» - «Born» - «The Heart Collector» - «The River Dragon Has
Come» - «Emptiness Unobstructed» - «This Godless Endeavor» -- «Enemies
Of Reality».
Symphony X
Die Erwartungshaltung meinerseits an die Band, welche den gelungenen
Abend abschliessen sollte, war recht hoch. Das Album «Paradise Lost»
hat in den letzten Wochen einfach nicht den Ausweg aus meinem Player
finden können und so spielte ich die Scheibe, bis sie brannte. Die
Vorfreude auf das Konzert war daher immens. Mit dem Opener «Of Sins
And Shadows» aus «The Divine Wings Of Tragedy» haben sie mich schon
mal glücklich gemacht. Als Michael LePond dann bereits beim 2. Titel
in die Mitte der Bühne stürmte, um mit seinem fetten Bass-Intro «Domination»
einzuleiten, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Der Titel
gehört absolut zu meinen Top 10 Lieblingssongs «of all time»! Zu den
weiteren Highlights des Auftrittes zählten selbstverständlich die
zwei neuen Songs «End Of Innocence» und «Dehumanized». Seit gut
einem Jahr warten die Symphony X Anhänger nun auf die nächste
Scheibe. Zumindest kennt man jetzt den Titel des heiss ersehnten,
nächsten Studio Albums, welches «Iconoclast» heissen wird. Die Songs
passen wunderbar in die Songlandschaft und hören sich live schon mal
vielversprechend an. Das Zusammenspiel der Musiker war erstklassig
und die raue, aggressive Stimme von Russell Allen verdiente einen
extra Applaus, obwohl ich der Meinung bin, dass es ihn sichtlich ab
und an sehr viel Kraft gekostet haben musste, alle Töne und
Stimmlagen einhalten zu können. In Sachen ausdrucksstarker
Bühnenpräsenz machte Sir Russell Allen in jedem Fall eine gute
Figur. Und mit «Paradise Lost» bewies er eindrücklich, dass er
einfach ein gnadenlos guter Sänger ist. Zum Schluss feierte man noch
ganz offiziell den Geburtstag der, neben Russell Allen, nächsten
wichtigen Person in der Band: Michael Romeo (g) wurde 43 Jahre alt
und bekam dafür von Russell eine Flasche Whiskey in den Hals
geschoben. Das Publikum ehrte ihn mit einem Geburtstagsständchen.
Ein fulminanter Ausklang eines abwechslungsreichen, langen Abends
und danke für eine perfekte Songauswahl! Die nächste Headliner-Tour
kommt bestimmt. (lia)
Setliste: «Of Sins And Shadows» - «Domination» - «Serpent's Kiss» -
«End Of Innocence» - «Paradise Lost» - «Inferno (Unleash The Fire)»
- «Smoke And Mirrors» - «Dehumanized» - «Set The World On Fire (The
Lie Of Lies)» - - «Eve Of Seduction».
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