Dass an diesem Abend eine gesangliche Darbietung auf höchstem
Niveau präsentiert wird, war eine sichere Sache. Die Sopranistin und
Songwriterin Tarja Turunen, welche 1996 als Mitgründerin eine der
erfolgreichsten Metal Bands Finnlands ins Leben gerufen hatte,
stellte dem Schweizer Publikum ihr aktuelles Solo Album „What Lies
Beneath“ vor. Neben Nightwish und der Solo-Karriere hat sie auch an
unzähligen Projekten gearbeitet und sich gesanglich wie musikalisch
weitergebildet und weiterentwickelt. So trat sie zum Beispiel bei
den Savonlinna Opernfestspielen als Solistin auf. Das in Finnland
sehr bekannte Open Air präsentiert sich im Hof der mittelalterlichen
Burg Olvalinlinna, die inmitten eines Sees liegt. Durch ihre Ehe mit dem
Argentinier Marcelo Carbuli bekam sie einen engeren Bezug zu Süd
Amerika, tourte mit befreundeten Musikern durch den Kontinent und
brachte dem Publikum dort deutsche und skandinavische Komponisten
wie Strauss oder Sibelius näher. Tarjas Art von Musik – die
Verschmelzung zwischen Klassik und Metal - hat viele Bands und
Sängerinnen beeinflusst und geprägt. So war auch die Frontfrau der
Vorband „Markize“ unglaublich stolz darauf, für Tarja den Abend
eröffnen zu dürfen. Sicher war ihr auch bewusst, dass es
ausserordentlich schwierig werden würde, das von Tarjas Stimme
verwöhnte Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Markize
Markize die im Jahre 2003 gegründet wurden und in Frankreich zu
Hause sind, offerierten dem Publikum eine Auswahl aus ihrem bisher
einzigen Album „Transparence“. Die Scheibe wurde zuerst 2007
veröffentlicht und danach nochmals, mit neuen Songs, 2009 auf den
Markt gebracht. Am besagten Abend überzeugte die charismatische
Sängerin Alina Dunaevskaya und ihre Gothic Metal Band Markize leider
nur
durch das aufwändige Bühnenoutfit und durch Songs, die in 3
verschiedenen Sprachen vorgetragen wurden: Französisch, Englisch und
Russisch. Speziell durch die französische Sprache verleiht jedoch
die aus Russland stammende Alina den Liedern eine edle Note. Das
überaus originelle Erscheinungsbild und die sympathische
Ausstrahlung der Frontfrau lassen einem nicht länger über die
eigentliche musikalische Aufführung nachdenken, die, wie ich finde,
eigentlich nur durch-schnittlich gewesen ist. Falls ich grundsätzlich
in der Musik etwas nicht verstanden haben sollte, bitte ich um
Korrektur. Aber den Lady Gaga Hit „Bad Romance“ zu covern, war für
meinen Geschmack völlig überflüssig. Lady Gaga finde ich sehr
anstrengend, aufdringlich und über das Mass hinaus übertrieben
exzentrisch, musikalisch für mich unerträglich. Auch hierfür gibt es
von mir einen kräftigen Punkteabzug. Mit neuem Material der Band
kann man wohl zu Beginn des neuen Jahres rechnen. Lassen wir uns
überraschen, schliesslich kann eine Band
wachsen und neu überzeugen.
Tarja Turunen
Wenn ich ehrlich bin, hat mir die Zusammenarbeit mit Nightwish am
besten gefallen, aber grundsätzlich habe ich sehr grossen Respekt vor
Tarjas Arbeit, ihrer Stimme und den unterschiedlichen Projekten,
denen
sie sich bisher gewidmet hat. Es war für mich das erste Solo
Konzert, daher war ich gespannt aber auch sicher, dass dieser Abend
ganz gross werden würde. Der Auftritt wird mit „Dark Star“ vom
aktuellen Album
eröffnet und das Publikum kann sich beim Anblick von Tarja kaum
zurückhalten, die Begeisterung ist gewaltig. Sie hat eine
Ausstrahlung und Präsenz auf der Bühne, die einem vor Ehrfurcht in
die Knie zwingt und spätestens beim Einsatz der Stimme übersät sich
der ganze Körper mit Gänsehaut, beeindruckend! Dass Tarja den
wichtigsten Part auf der Schützenhaus Bühne einnahm, ist
selbsterklärend. Trotzdem liess sie ihren Begleit-musikern viel
Spielraum. Mike Terrana, der seit 2007 in Zusammenarbeit mit Tarja
die Schlag-stöcke schwingt und bereits einen hohen Bekanntheitsgrad
durch Rage, Axel Rudi Pell und Masterplan erzielte, wäre nicht Mike
Terrana, wenn er nicht sein selbsternanntes "Rhythm Beast Performance"
– Solo bringen würde. Auf das aufgepimpte, goldene Schlagzeug wurde
gefühlte 30 Minuten gekonnt eingedroschen und Mike zelebrierte sich,
in dem er mehrmals aufstand und den Applaus der tobenden Leute immer
wieder aufs Neue heraus forderte. Nach dem Nightwish Song «End Of All
Hope» versammeln sich die Musiker zu einer Unlugged Session und
gaben die Songs «Lappi», «Damned And Divine», «Our Great Divide» und
«The Archive Of Lost Dreams» zum besten. Was mir am Ende dann doch
noch kleine Stirnfaltern ins Gesicht zeichnete, war das eingebaute
Medley, welches aus Songs von Nightwish, Belinda Carlisle und Bon Jovi
bestand. Hätte ich so nicht zwingend gebraucht. Das Konzert war für
mich aber eine gelungene Vorstellung und über die ganze Spieldauer
hinweg sehr abwechslungsreich. Auch mich hatte Tarja schwer inspiriert,
Metal Musik in Kombination mit klassischem Gesang lieben zu lernen,
was mich wiederum dazu bewegt hatte, auch andere Bands in diese Richtung
„auszuprobieren“. Schöne Sache! Danke dafür!
Setliste: «Dark Star» - «My Little Phoenix» - «I Feel Immortal» - «Naiad» -
«Falling Awake» - «I Walk Alone» - «Little Lies» - «Underneath» -
«End Of All Hope (Nightwish)» - «Lappi» - «Damned And Divine» -
«Our Great Divide» - «The Archive Of Lost Dreams» - «Ciaran's Well» - «In For A Kill» --
«Where Where You Last Night/Heaven Is A Place On Earth/Living On A Prayer (Medley)» -
«Die Alive» - «Until My Last Breath».
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