Wenn das finnische Stimmwunder in die Schweiz zurückkehrt,
ist die Veranstaltung ein echtes Muss. Ich bin ich überglücklich,
die Diva wieder sehen zu können. Das letzte Mal habe ich sie 2011 in
Pratteln gesehen. Gespannt bin ich aber auch auf de Vorbands.
Natürlich ist nicht dieselbe Kategorie wie Tarja höchstselbst zu
erwarten, denn sie ist eine Klasse für sich. Dennoch glaube ich,
dass sie sich gute und würdige Supports ausgesucht hat. Ich habe
aber auch einige "Ängste" in Bezug auf dieses Konzert. Es findet im
Kofmehl Solothurn statt. Regelmässige Besucher wissen, dass es dort
eher ein Glücksfall ist, wenn der Ton sauber abgemischt wird. Auch
das Licht ist teilweise ziemlich übel. In Hoffnung, dass die Technik
dieser Powerkanone würdig ist, gehe ich gut gelaunt hin. Die humanen
Merchandise-Preise und der frühe Konzertbeginn sind mir durchaus
sympathisch.
Skin Flint
Kurz nach Türöffnung beginnt das aus Botswana stammende Heavy Metal
Trio ihre Show. Leider merke ich bereits ab den ersten Tönen, dass
meine Befürchtungen berechtigt waren. Eine weitere "Glanzleistung"
an Tontechnik im Köfu. Ziemlich schade, denn der Sound der Band
scheint gut zu sein. Die kleine Band um Sänger und Gitarrist
Giuseppe Sbrana zeigt Power. Obschon sich der Frontmann auf der
Bühne ziemlich gut zu fühlen scheint (fast etwas zu gut,
irgendwie...) und dies ausgiebig zeigt, zieht die niedliche
Schlagzeugerin Alessandra mit den langen Rastazöpfen die Blicke auf
sich. Ruhig, konzentriert, aber nicht minder gut gelaunt gibt sie
ihre Fähigkeiten zum Besten. Am wenigsten aktiv zeigt sich Bassist
Kebonye, der mit den Gedanken ganz woanders zu sein scheint. Das
verhältnismässig kurze Set ist intensiv, aber dank des "fabelhaften"
Tons ist man doch froh, wenn die Bühne geräumt wird. Ich finde es
sehr schade, dass der Ton den Charme dieser Band so zunichtegemacht
hat. Wenn man genau hinhören könnte, würde man gewisse traditionelle
Elemente im Metal erkennen, was die Band besonders für europäische
Ohren ganz speziell macht. Alles in allem gibt es nach Skin Flint
keinen dauerhaften Eindruck. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Ton
liegt oder an der Band selber. Ich hoffe für das Publikum weiter
hinten, dass man die Darbietung dort etwas besser hören konnte.
My
Own Ghost Die luxemburgische Band um Frontfrau Julie
Rodesch betritt die Bühne und die Hoffnung auf besseren Sound wird
sofort zunichte gemacht. Glücklicherweise hilft es ein bisschen, wenn
man die Ohrstöpsel entfernt, denn so kann man die schöne Stimme
immerhin ein wenig hören. Im Gegensatz zu Skin Flint ist das
Bühnenoutfit der Band etwas besser abgestimmt. Die sympathische
Sängerin und alle Musiker bis auf den Schlagzeuger tragen schwarze
Lederjacken, und das Bild scheint dadurch harmonischer. Das Set ist
sehr schön zu hören und man kann sich nicht genug darüber aufregen,
dass man so wenig hört. Vor Energie sprudelnd schafft es Julie, die
sich sichtlich wohl fühlt mit dem was sie macht, das Publikum in
ihren Bann zu ziehen und zum mitfeiern zu animieren. Stilistisch
passt die Bezeichnung Rock wohl am besten, wobei auch gewisse Pop-
und Metal-Elemente deutlich hörbar sind. Das Quintett zeigt höchste
Konzentration und Hingabe an die von ihnen gespielte Musik. Dies
bleibt nicht unbeobachtet und weckt Sympathie. Es ist definitiv eine
Band, die ich weiterverfolgen und hoffentlich wieder live erleben
werde. Im Gegensatz zu den Vorgängern bleibt hier ein Eindruck
haften und dieser ist durchaus positiv. Auf jeden Fall eine
Empfehlung wert!
Setlist: Footprints In The Sand – Waiting In
The Wings – Crystal Ball – Beautiful Mistake – Life On Standby –
Don’t Say You Love Me - Intoxicated
Tarja
Endlich wird es Zeit für den Grund, weshalb alle hier sind. Begleitet
von sorgfältig ausgewählten Musikern bringt Tarja eine unglaubliche
Show, die sowohl das Ohr wie auch das Auge zu erfreuen weiss. Nach
zwei Liedern wandern die Ohrstöpsel raus, denn wieder hört man
praktisch keine Vocals. Die Technik gut zu bedienen erfordert
natürlich ein gewisses Können. Die Abmischung dieser
aussergewöhnlichen Frau absolut unwürdig und die Freude an der
bezaubernden Stimme, welche man nur ohne Ohrschutz verspüren kann,
wird sich später in Form von Kopfschmerzen rächen. Von den Musikern,
die ich vom damaligen Konzert kenne, sind nur noch Keyboarder
Christian und Gitarrist Alex geblieben. Ganz besonders vermisse ich
Schlagzeuger Mike Terrana, wessen Rolle heute Timm Schreiner
übernimmt. Er macht einen soliden Job, es fehlt ihm jedoch ‘’The
Animal’s’’ Power. Tarja überzeugt auf allen Ebenen. Stylish wie
immer und mit perfektem Augenmakeup kommt sie selbstsicher auf die
Bühne und heizt mit ihrem Sopran richtig ein. Die Setlist beinhaltet
neue und ältere Lieder in einer optimalen Reihenfolge. Zum Mitsingen
eignet sich diese Musik zwar nicht besonders, trotzdem versucht es
das Publikum bei einfacheren Passagen immer wieder. Die finnische
Schönheit hat nun mal eine unvergleichbare Stimme. Während des
ganzen Auftritts hat sie zweimal ihr Outfit gewechselt und legt
selbst mit ziemlich hohen Highheels nette Tänzchen hin und hüpft
voller Freude herum. Spätestens nach 4 Songs ist die zerstörte Laune
wieder aufgebaut, denn wie könnte man mit solcher Energie auf der
Bühne noch wütend sein? Da man die Stimme inzwischen hört, wird der
Abend nun doch ganz gelungen. Selbst das Akustikset, welches ja eher
ruhig sein dürfte, schreit nach Energie und die hübsche Sängerin
kann nicht still sitzen. Interaktionen mit dem Publikum und kleine
Plaudereien fehlen nicht – man kann diese Frau einfach nicht
nicht-lieben. Mit circa zwei Stunden Spielzeit plus Zugabe nehmen es nicht
wirklich viele Bands auf. Alles in allem war es trotz der lieben
Technik ein fabelhafter und befreiender Abend. Gerne wieder, liebe
Tarja!
Setlist: Demons in you – 500 Letters – No Bitter End
(mit Intro) – Lucid Dreamer – Eagle Eye – The Living End – Calling
From The Wind – NW Medley – ? (akustisch) – I Walk Alone (akustisch)
– Love to Hate – Victim of Ritual – Undertaker – Too Many / Encore:
Innocence – Die Alive – Until My Last Breath
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