Livereview: Tarot - The Man-Eating Tree
31. Oktober 2010, Zürich - Dynamo (Grosser Saal)
By Liane P.
Ein vorprogrammierter, perfekter und vollkommener Abend! Location: Dynamo Grosser Saal mit einer kleinen Kapazität von ca. 500 Personen und auf der Bühne ein Doppelpack - mal wieder aus Finnland - auf das ich mich wahnsinnig gefreut hatte. Vor allem waren die Erwartungen an den Opener The Man-Eating Tree meinerseits sehr hoch. Erst im Jahre 2009 gegründet, hat mich die Band mit ihrem Debüt „Vine“ sofort davon überzeugt, dass ihr melancholischer Rock-Metal von mir mehr als einmal pro Woche über Kopfhörer mit viel Genuss aufgenommen werden wird. Für mich ist die Scheibe die beste Veröffentlichung des recht bewegten Jahres 2010. Rockslave hat die CD unter den September 2010 Releases optimal besprochen, daher empfehlenswert darüber nachzulesen und vor allem: Kaufen!

The Man-Eating Tree

Oftmals ist es so, dass eine Band zwar auf Platte überzeugt, dafür aber live langweilt oder umgekehrt. Mir geht es zumindest so. Daher hatte ich zwar grundsätzlich grosse Erwartungen an den Support von Tarot, versuchte aber auch, so gut es ging, meine Hysterie in Grenzen zu halten, um am Ende nicht enttäuscht zu werden. Man weiss ja nie so recht. Der erste Song „Lathing A New Man“ welcher auch die Einleitung auf dem Album darstellt, kommt schon gleich mal grossartig rüber. Gefolgt von einer kleinen Auswahl Songs vom besagten Album, auch das Cover „Nights In White Satin“ darf nicht fehlen, bestätigten sie mir, dass sie den Anforderungen, die ich vorab an sie gestellt hatte, gerecht wurden. Unaufdringlich untermalen die melancholisch betonten Keyboard Passagen die Songs und ich glaube keiner jammert schöner als Tuomas Tuominen. Er berührt live mit einem fast teilweise schon weinerlichem Gesang das Herz und Gemüt. Sein Gesang ist für mich das stilprägende Element in der Musik von The Man-Eating Tree und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Im Gegenzug zu den melodischen Parts gibt es harte Riffs und Druck vom Schlagzeuger. In ihrer Heimat Finnland erreichten sie mit „Out Of The Wind“ sogar Platz 3 in den Charts und ich würde mir wünschen, dass man die Band auch ausserhalb des Landes mit dem besten Musikgeschmack der Welt würdigen wird. Nach 8 Songs war der Zauber dann schon vorbei. Bleibt nur die grosse Hoffnung auf eine neue Tour oder auf ein Konzert im Zuge der vielen Festivals, die im Sommer wieder anstehen. Wunderbare Musik! Für das gibt es auch für die Supportband die Auflistung der gespielten Songs an diesem Abend. Tuomas Tuominen war so freundlich und hat sie mir persönlich überreicht und war für ein kurzes Gespräch offen und super sympathisch. Von A-Z eine grossartige Band.

Setlist The Man-Eating Tree: Lathing A New Man, King of July, Out Of The Wind, Of Birth
For Passing, Instead Of Sand And Stone, White Satin, Aaroni, Amended

Tarot
Nach gut 30 Minuten Umbaupause staunt man nicht schlecht, einen weissen Laptop auf der Bühne vorzufinden. Wie sich dann schnell herausstellt spielt Tommi Salmela von dort aus die Samples und Intros ein und wechselt sich mit Marco Hietala am Gesang ab. Für Marco scheint das Musizieren mit der Band Tarot eine interessante Abwechslung zu Nightwish zu sein, mit denen er die grossen Hallen der Welt füllt und mit dem so gut wie reinen Bass-Spiel er bei besagter Band nicht so im Mittelpunkt steht wie bei Tarot. So unterhält er in einem trockenen Humor das Publikum zwischendurch mit lustigen Geschichten und erzählt bereitwillig Anekdoten aus dem Leben der anderen Bandmitglieder wie z.B. Stories über den „cock“ des Keyboarders Janne Tolsa. Ob man das wissen muss, ist eine andere Frage. Erstaunlich, normalerweise sind Finnen ja nicht so redselig wenn nicht sogar eher stumm. Mir gefällt das, es macht die ganze Show recht lebendig und unterhaltsam. Auch wenn die gleichen oder ähnliche Spässchen bei anderen Konzerten auch erzählt werden, also nicht spontan sind. Als es dann einen ziemlich lauten Knall am rechten Bühnenrand gab, verstummte sogar auch mal Marco für einen kurzen Moment, um dann lauthals zu lachen: „Oh, der Lichtmann ist ohnmächtig geworden, ich denke es ist besser, dass er heute kein Bier mehr bekommt“ Auch Tarot überzeugen mich live absolut und Songs wie das eher balladenhafte „Tides“ vom „Crows Fly Black“ Album oder das Cover „Veteran Of The Psychic Wars“ (Blue Öyster Cult) sind in der Live-Version für mich der Beweis, dass Musik unbeschreiblich intensive Emotionen in einem aufsteigen lassen kann, ohne die ich nie mehr leben möchte. Klingt theatralisch, das soll es auch sein! Einfach göttlich. Am Ende der Show warteten noch ca. 15 hartnäckige Fans an der Absperrung und Marco Hietala versprach in 5 Minuten wieder zurück zu sein. Was er dann auch tat, um bereitwillig den Fans für gemeinsame Fotos und Autogramme zur Verfügung zu stehen.

Das ist eben das Schöne an solchen Events, auch wenn die eher mager besuchten Konzerte für die Künstler nicht sehr lukrativ sein mögen. Mit ca. 200 Besuchern ist die Atmosphäre sehr familiär und der unkomplizierte Umgang mit den Fans lässt jeden Musikfreak mit Herzklopfen und einem Lächeln auf den Lippen in der Nacht selig einschlummern. Wir von Metal Factory hatten im Anschluss noch die Ehre ein Interview mit Marco Hietala zu bekommen, von dem Rockslave noch an anderer Stelle berichten wird.

Setlist Tarot: Sleep In The Dark, I Walk Forever, Satan Is Dead, Crows Fly Black, Tides,
Calling Down The Rain, Hell Knows, Veteran Of The Psychic Wars, Crawlspace Zugabe:
Warhead, Traitor