Ein vorprogrammierter, perfekter und vollkommener Abend! Location:
Dynamo Grosser Saal mit einer kleinen Kapazität von ca. 500 Personen
und auf der Bühne ein Doppelpack - mal wieder aus Finnland - auf das
ich mich wahnsinnig gefreut hatte. Vor allem waren die Erwartungen
an den Opener The Man-Eating Tree meinerseits sehr hoch. Erst im
Jahre 2009 gegründet, hat mich die Band mit ihrem Debüt „Vine“
sofort davon überzeugt, dass ihr melancholischer Rock-Metal von mir
mehr als einmal pro Woche über Kopfhörer mit viel Genuss aufgenommen
werden wird. Für mich ist die Scheibe die beste Veröffentlichung des
recht bewegten Jahres 2010. Rockslave hat die CD unter den September
2010 Releases optimal besprochen, daher empfehlenswert darüber
nachzulesen und vor allem: Kaufen!
The Man-Eating Tree
Oftmals ist es so, dass eine Band zwar auf Platte überzeugt, dafür
aber live langweilt oder umgekehrt. Mir geht es zumindest so. Daher
hatte ich zwar grundsätzlich grosse Erwartungen an den Support von
Tarot, versuchte aber auch, so gut es ging, meine Hysterie in Grenzen
zu halten, um am Ende nicht enttäuscht zu werden. Man weiss ja nie
so recht. Der erste Song „Lathing A New Man“ welcher auch die
Einleitung auf dem Album darstellt, kommt schon gleich mal
grossartig rüber. Gefolgt von einer
kleinen Auswahl Songs vom
besagten Album, auch das Cover „Nights In White Satin“ darf nicht fehlen,
bestätigten sie mir, dass sie den Anforderungen, die ich vorab an sie
gestellt hatte, gerecht wurden. Unaufdringlich untermalen die
melancholisch betonten Keyboard Passagen die Songs und ich glaube
keiner jammert schöner als Tuomas Tuominen. Er berührt live mit
einem fast teilweise schon weinerlichem Gesang das Herz und Gemüt.
Sein Gesang ist für mich das stilprägende Element in der Musik von
The Man-Eating Tree und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Im
Gegenzug zu den melodischen Parts gibt es harte Riffs und Druck vom
Schlagzeuger. In ihrer Heimat Finnland erreichten sie mit „Out Of
The Wind“ sogar Platz 3 in den Charts und ich würde mir wünschen,
dass man die Band auch ausserhalb des Landes mit dem besten
Musikgeschmack der Welt würdigen wird.
Nach 8 Songs war der Zauber dann schon vorbei. Bleibt nur die grosse
Hoffnung auf eine neue Tour oder auf ein Konzert im Zuge der vielen
Festivals, die im Sommer wieder anstehen. Wunderbare Musik! Für das
gibt es auch für die Supportband die Auflistung der gespielten Songs
an diesem Abend. Tuomas Tuominen war so freundlich und hat sie mir
persönlich überreicht und war für ein kurzes Gespräch offen und
super sympathisch. Von A-Z eine grossartige Band.
Setlist The Man-Eating Tree: Lathing A New Man, King of July, Out Of
The Wind, Of Birth
For Passing, Instead Of Sand And Stone, White Satin, Aaroni, Amended
Tarot
Nach gut 30 Minuten Umbaupause staunt man nicht schlecht, einen
weissen Laptop auf der Bühne vorzufinden. Wie sich dann schnell
herausstellt spielt Tommi Salmela von dort aus die Samples und
Intros ein und wechselt sich mit Marco Hietala am Gesang ab. Für
Marco scheint das Musizieren mit der Band Tarot eine interessante
Abwechslung zu
Nightwish zu sein, mit denen er die grossen Hallen der
Welt füllt und mit dem so gut wie reinen Bass-Spiel er bei besagter
Band nicht so im Mittelpunkt steht wie bei Tarot. So unterhält er in
einem trockenen Humor das Publikum zwischendurch mit lustigen
Geschichten und erzählt bereitwillig Anekdoten aus dem Leben der
anderen Bandmitglieder wie z.B. Stories über den „cock“ des
Keyboarders Janne Tolsa. Ob man das wissen muss, ist eine andere
Frage. Erstaunlich, normalerweise sind Finnen ja nicht so redselig
wenn nicht sogar eher stumm. Mir gefällt das, es macht die ganze
Show recht lebendig und unterhaltsam. Auch wenn die gleichen oder
ähnliche Spässchen bei anderen Konzerten auch erzählt werden, also
nicht spontan sind. Als es dann einen ziemlich lauten Knall am
rechten Bühnenrand gab, verstummte sogar auch mal Marco für einen
kurzen Moment, um dann lauthals zu lachen: „Oh, der Lichtmann ist
ohnmächtig
geworden, ich denke es ist besser, dass er heute kein Bier mehr
bekommt“ Auch Tarot überzeugen mich live absolut und Songs wie das
eher balladenhafte „Tides“ vom „Crows Fly Black“ Album oder das
Cover „Veteran Of The Psychic Wars“ (Blue Öyster Cult) sind in der
Live-Version für mich der Beweis, dass Musik unbeschreiblich
intensive Emotionen in einem aufsteigen lassen kann, ohne die ich nie
mehr leben möchte. Klingt theatralisch, das soll es auch sein!
Einfach göttlich. Am Ende der Show warteten noch ca. 15 hartnäckige
Fans an der Absperrung und Marco Hietala versprach in 5 Minuten
wieder zurück zu sein. Was er dann auch tat, um bereitwillig den Fans
für gemeinsame Fotos und Autogramme zur Verfügung zu stehen.
Das ist eben das Schöne an solchen Events, auch wenn die eher mager
besuchten Konzerte für die Künstler nicht sehr lukrativ sein mögen.
Mit ca. 200 Besuchern ist die Atmosphäre sehr familiär und der
unkomplizierte Umgang mit den Fans lässt jeden Musikfreak mit
Herzklopfen und einem Lächeln auf den Lippen in der Nacht selig
einschlummern. Wir von Metal Factory hatten im Anschluss noch die
Ehre ein Interview mit Marco Hietala zu bekommen, von dem Rockslave
noch an anderer Stelle berichten wird.
Setlist Tarot: Sleep In The Dark, I Walk Forever, Satan Is Dead,
Crows Fly Black, Tides,
Calling Down The Rain, Hell Knows, Veteran Of The Psychic Wars,
Crawlspace Zugabe:
Warhead, Traitor
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