Das letzte Mal, als Tesla unlängst (31.10.07) in der Schweiz
aufspielten, hatte ich noch irgend eine schwache Ausrede parat,
warum ich da mit Abwesenheit "geglänzt" hatte. Obwohl die Amis
unbestritten absolute Meister ihres Fachs sind, also wenn es um
multiplatinveredelten US-Rock geht, nahm ich die Band eigentlich von
Anfang an unverständlicherweise nicht wahr und hatte nie auch nur
einen einzigen Tonträger von ihnen im Regal stehen! Tja..., was sagt
man dazu? Besser spät als nie?!! Wie dem auch sei..., die zweite
Chance liess ich mir diesmal wohlweislich nicht entgehen und sollte
es nicht bereuen. Mit dabei im Sinne eines eigentlich zweiten
Headliners war die Australische Rock-Legende Rose Tattoo, die trotz
fortgeschrittenem Alter der zwei (von ursprünglich fünf)
verbliebenen Gründungsmitgliedern, das heisst Sänger Angry Anderson
und Gitarrist Mick Cocks, immer noch rocken, wie wenn es kein morgen
gäbe. Den Auftakt als Support bewerkstelligten Havanna Beat Club aus
Berlin.
Havanna Beat Club
Zu Beginn des Konzertabends lümmelten nur gerade eine Hand voll
Leute vor der Bühne rum, als die Deutschen auf die Bühne kamen und
ihren Rotzsound mit starker Motörhead Schlagseite auffuhren. Die
punkige Attitüde passte zwar nicht schlecht, aber zu Beginn klang es
schon fast (zu) frech nach Lemmy & Co. The Almighty, die Sex Pistols
oder Zodiac Mindwarp konnten dabei auch als guten Vergleich heran
gezogen werden. Obwohl die Songs mit viel Energie vorgetragen
wurden, verpuffte die Wirkung beim spärlichen wie lethargisch
reagierenden Publikum zu einem grossen Teil. Havanna Beat Club
liessen sich davon aber nicht beirren und zockten ihre Songs
unentwegt weiter runter. Stilistische Ausflüge in leicht schräge
Sound-Gefilde trugen danach ebenso wenig zu erhöhter Stimmung bei,
wie die ansich gute Performance der einzelnen Musiker. Vor allem
Drummer Stefan Woicke hinterliess mehr als nur einen guten Eindruck.
Wieso sich der zweite Gitarrist Uwe Quicker bei den doch eher
wärmeren Temperaturen in einen schwarzen Anzug mit Krawatte zwängte,
blieb als Mysterium des Abends im Raum stehen. Insgesamt vermochte
die Truppe aus Berlin zwar durchaus zu punkten, da alleine der geile
Bass-Sound von Martin Dahl eine Ohrenweide war. Leider spendeten die
anwesenden Leute dem ersten Gastspiel von Havana Beat Club auf
Schweizer Boden kaum Beachtung, was ungerechtfertigt war.
Rose Tattoo
Nach etwas mehr als einer halben Stunde Umbauzeit war dann die Bühne
bereit, respektive frei für Rose Tattoo! Und nun waren fast alle da,
also in der Halle drin, die sich zuvor noch meist draussen
rum
gedrückt hatten. Angry Anderson, der kleine, üppig tättowierte
Glatzkopf und seine Kollegen wurden stürmisch begrüsst. Gleich zu
Beginn und danach immer wieder mal wurden die Leute mit dem
berühmten Spruch «Brothers and Sisters» bedacht. Nach dem
schmerzlichen Tod von Gitarrist Pete Wells im Jahre 2006 konnten die
Fans der Tatts nicht zwingend damit rechnen, dass ihre Lieblinge
weiter machen. Da dies aber der persönliche Wunsch von Pete (R.I.P.)
war, ging, respektive geht die Geschichte weiter, mittlerweile schon
über 32 Jahre! Tight wie Sau und mörderisch laut legten die Aussies
in ihrer unnachahmlichen Art und Weise los. Sänger Angry legte sich
dabei stimmungsmässig von Beginn weg voll ins Zeug und zelebrierte
die Songs mit voller Hingabe und einem Quäntchen Theatralik. Was bei
vielen Kollegen aufgesetzt aussehen würde, verlieh dem kleinen Mann
am Mikro jedoch Würde und Ausstrahlung ohne Ende. Überdies war aber
auch immer genug Energie vorhanden, was einmal gar dazu führte, dass
ein Mikro nach dem harten Aufschlagen auf dem Bühnenboden seinen
Dienst verweigerte. Bald war für Ersatz gesorgt und weiter ging die
Show! In der Heimat oft als kleine AC/DC bezeichnet, gingen Rose Tattoo aber stets unbeirrt ihren Weg und erarbeiteten sich eine
treue Fanbase, die sich mittlerweile über mehrere Generationen
erstreckt. Der heutige Abend wurde mit einem 30-jährigen Song,
nämlich «One Of The Boys» vom 78er Debüt eröffnet, um mit «Man About
Town» gleich darauf folgend den Bogen zum letztjährigen Album «Blood
Brothers» zu schlagen. Was für ein Einstieg ins Set und schon stand
einer der grössten Smasher bevor:«Rock'n'Roll Outlaw»! Wer nun
dachte, dass die Aussies hiermit ihr Pulver bereits verschossen
hatten, sah sich getäuscht. Rose Tattoo nahmen ihre Fans mit auf
eine phonstarke Zeitreise durch die ganze Karriere und liessen im
wahrsten Sinne des Wortes die Halle erzittern. Gegen Schluss der
fast 90 Minuten gab's inklusive der Zugaben ein paar Wiederholungen,
aber trotzdem: Kult ohne Ende, den man einfach gesehen haben
muss..., und hoffentlich bald wieder sehen wird!
Setlist: «One Of The Boys» - «Man About Town» - «Rock'n'Roll Outlaw»
- «1854» - «Never Too Loud» - «Tramp» - «Nothing To Lose» - «We
Can't be Beaten» - «Bad Boy For Love» - «Remedy» - Nice Boys» - «Rock'n'Roll
Is King» - «Scarred For Live» - «Never Too Loud (2)» - «Never Too
Loud (3)» - «Nothing To Lose (2)» - «Nice Boys (2) -- «BBR» - «Astra
Wally».
Tesla
Und nun war es soweit, dass ich armer Wurm unter dem Rockhimmel
tatsächlich (erst) das erste Mal "so richtig" in Kontakt mit Tesla
kommen sollte. Einer Band, die in den 80ern vor allem in den Staaten
drüben mega angesagt war und Millionen von Platten verkauft hatte!
1986 gegründet, waren sie damals zu gleicher Zeit wie Dokken und
Mötley Crüe beim Platten-Multi Geffen am Start und begründeten ein
paar Jährchen später mit dem legendären
Akustik-Album «Five Man Acoustical Jam» den ganzen nachfolgenden Akustik-Hype, den viele
Bands wie Aerosmith, Nirvana, Kiss, Gotthard oder auch die Scorpions
ebenfalls erfolgreich in die Tat umsetzten. Ab dem vierten Album «Psychotic
Supper» von 1994 riss der Faden dann aber bei den Amis, da
einerseits der Grunge den klassischen Hardrock in die
Bedeutungslosigkeit bombte, die Verkaufszahlen stagnierten und
Gitarrist Tommy Skeoch's Drogensucht den Rest besorgte. Nach ein
paar Solo-Versuchen näherten sich 2001 die Bandmitglieder der
Ur-Formation wieder so an, dass im Herbst 2001 in Sacramento ein
grandioses Konzert abgehalten werden konnte. Da die anschliessende
Tour ebenfalls auf grosse Resonanz stiess, leckten Tesla (und ihre
Fans!) mit dem Live-Album «RePlugged Live» definitiv wieder Blut.
2004 folgte schliesslich das fünfte Studio-Album «Into The Now» und
mit dem Doppeldecker «Real To Reel» huldigte man letztes Jahr
ausgiebig den Vorbildern und Kollegen der Szene. Das erklärte auch
den etwas exotisch anmutenden Black Sabbath Klassiker «Warpigs» als
zweiten Song des heutigen Headliners im Z7, der zwar nicht so recht
ins Gesamtbild passen wollte. Alles andere jedoch..., und wenn ich
ALLES sage, dann meine ich auch ALLES war ein Hardrock Siegeszug
ohnegleichen! Was da Sänger Jeff Keith und seine Boys, nämlich die
Axt-Front mit Frank Hannon und Dave Rude, sowie die Rhythm-Section
mit Bassist Brian Wheat und Drummer Troy Luccketta vom Stapel
liessen, war eine musikalische Rock-Lektion erster Güte! Mr. Keith,
der eine auffällige sowie kratzbürstige Stimme hat, erinnerte dabei
immer wieder an Zappel-Philipp Steven Tyler von Aerosmith und
hinterliess auch von der Optik wie Kommunikation her einen
tadellosen Eindruck. Das galt wie gesagt auch für die tighte
Performance der ganzen Band, die natürlich auch bei den akustischen
Parts glänzen konnte. Der hammermässige Auftritt verströmte die
gleiche Energie, wie sie auch Y&T oder Great White frei setzen
können. Die begeisterten Fans, von denen nicht wenige auch ältere
Tesla-Shirts trugen, kamen nach dem letzten Besuch ihrer Helden im
Oktober des vergangenen Jahres während rund 85 Minuten abermals voll
auf ihre Kosten. Meine Wenigkeit wird fortan, das heisst wenn
möglich, jedes weitere Schweizer Konzert dieser Ausnahme-Band
anschauen gehen, wetten?!! Tesla fuckin' rocks!!!
Setlist: «Ez Come Ez Go» - «War Pigs» - «Song And Emotion» - «Heaven
911» - «Modern Day Cowboy» - «Changes» - «Love Song» - «Got No Glory»
- «Heaven's Trail» - «What You Give» - «Little Suzie» - «Signs» -- «Comin'
Atcha Live».
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