Livereview: Tesla - Rose Tattoo - Havanna Beat Club
10. Juni 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Das letzte Mal, als Tesla unlängst (31.10.07) in der Schweiz aufspielten, hatte ich noch irgend eine schwache Ausrede parat, warum ich da mit Abwesenheit "geglänzt" hatte. Obwohl die Amis unbestritten absolute Meister ihres Fachs sind, also wenn es um multiplatinveredelten US-Rock geht, nahm ich die Band eigentlich von Anfang an unverständlicherweise nicht wahr und hatte nie auch nur einen einzigen Tonträger von ihnen im Regal stehen! Tja..., was sagt man dazu? Besser spät als nie?!! Wie dem auch sei..., die zweite Chance liess ich mir diesmal wohlweislich nicht entgehen und sollte es nicht bereuen. Mit dabei im Sinne eines eigentlich zweiten Headliners war die Australische Rock-Legende Rose Tattoo, die trotz fortgeschrittenem Alter der zwei (von ursprünglich fünf) verbliebenen Gründungsmitgliedern, das heisst Sänger Angry Anderson und Gitarrist Mick Cocks, immer noch rocken, wie wenn es kein morgen gäbe. Den Auftakt als Support bewerkstelligten Havanna Beat Club aus Berlin.

Havanna Beat Club
Zu Beginn des Konzertabends lümmelten nur gerade eine Hand voll Leute vor der Bühne rum, als die Deutschen auf die Bühne kamen und ihren Rotzsound mit starker Motörhead Schlagseite auffuhren. Die punkige Attitüde passte zwar nicht schlecht, aber zu Beginn klang es schon fast (zu) frech nach Lemmy & Co. The Almighty, die Sex Pistols oder Zodiac Mindwarp konnten dabei auch als guten Vergleich heran gezogen werden. Obwohl die Songs mit viel Energie vorgetragen wurden, verpuffte die Wirkung beim spärlichen wie lethargisch reagierenden Publikum zu einem grossen Teil. Havanna Beat Club liessen sich davon aber nicht beirren und zockten ihre Songs unentwegt weiter runter. Stilistische Ausflüge in leicht schräge Sound-Gefilde trugen danach ebenso wenig zu erhöhter Stimmung bei, wie die ansich gute Performance der einzelnen Musiker. Vor allem Drummer Stefan Woicke hinterliess mehr als nur einen guten Eindruck. Wieso sich der zweite Gitarrist Uwe Quicker bei den doch eher wärmeren Temperaturen in einen schwarzen Anzug mit Krawatte zwängte, blieb als Mysterium des Abends im Raum stehen. Insgesamt vermochte die Truppe aus Berlin zwar durchaus zu punkten, da alleine der geile Bass-Sound von Martin Dahl eine Ohrenweide war. Leider spendeten die anwesenden Leute dem ersten Gastspiel von Havana Beat Club auf Schweizer Boden kaum Beachtung, was ungerechtfertigt war.

Rose Tattoo
Nach etwas mehr als einer halben Stunde Umbauzeit war dann die Bühne bereit, respektive frei für Rose Tattoo! Und nun waren fast alle da, also in der Halle drin, die sich zuvor noch meist draussen rum gedrückt hatten. Angry Anderson, der kleine, üppig tättowierte Glatzkopf und seine Kollegen wurden stürmisch begrüsst. Gleich zu Beginn und danach immer wieder mal wurden die Leute mit dem berühmten Spruch «Brothers and Sisters» bedacht. Nach dem schmerzlichen Tod von Gitarrist Pete Wells im Jahre 2006 konnten die Fans der Tatts nicht zwingend damit rechnen, dass ihre Lieblinge weiter machen. Da dies aber der persönliche Wunsch von Pete (R.I.P.) war, ging, respektive geht die Geschichte weiter, mittlerweile schon über 32 Jahre! Tight wie Sau und mörderisch laut legten die Aussies in ihrer unnachahmlichen Art und Weise los. Sänger Angry legte sich dabei stimmungsmässig von Beginn weg voll ins Zeug und zelebrierte die Songs mit voller Hingabe und einem Quäntchen Theatralik. Was bei vielen Kollegen aufgesetzt aussehen würde, verlieh dem kleinen Mann am Mikro jedoch Würde und Ausstrahlung ohne Ende. Überdies war aber auch immer genug Energie vorhanden, was einmal gar dazu führte, dass ein Mikro nach dem harten Aufschlagen auf dem Bühnenboden seinen Dienst verweigerte. Bald war für Ersatz gesorgt und weiter ging die Show! In der Heimat oft als kleine AC/DC bezeichnet, gingen Rose Tattoo aber stets unbeirrt ihren Weg und erarbeiteten sich eine treue Fanbase, die sich mittlerweile über mehrere Generationen erstreckt. Der heutige Abend wurde mit einem 30-jährigen Song, nämlich «One Of The Boys» vom 78er Debüt eröffnet, um mit «Man About Town» gleich darauf folgend den Bogen zum letztjährigen Album «Blood Brothers» zu schlagen. Was für ein Einstieg ins Set und schon stand einer der grössten Smasher bevor:«Rock'n'Roll Outlaw»! Wer nun dachte, dass die Aussies hiermit ihr Pulver bereits verschossen hatten, sah sich getäuscht. Rose Tattoo nahmen ihre Fans mit auf eine phonstarke Zeitreise durch die ganze Karriere und liessen im wahrsten Sinne des Wortes die Halle erzittern. Gegen Schluss der fast 90 Minuten gab's inklusive der Zugaben ein paar Wiederholungen, aber trotzdem: Kult ohne Ende, den man einfach gesehen haben muss..., und hoffentlich bald wieder sehen wird!

Setlist: «One Of The Boys» - «Man About Town» - «Rock'n'Roll Outlaw» - «1854» - «Never Too Loud» - «Tramp» - «Nothing To Lose» - «We Can't be Beaten» - «Bad Boy For Love» - «Remedy» - Nice Boys» - «Rock'n'Roll Is King» - «Scarred For Live» - «Never Too Loud (2)» - «Never Too Loud (3)» - «Nothing To Lose (2)» - «Nice Boys (2) -- «BBR» - «Astra Wally».

Tesla
Und nun war es soweit, dass ich armer Wurm unter dem Rockhimmel tatsächlich (erst) das erste Mal "so richtig" in Kontakt mit Tesla kommen sollte. Einer Band, die in den 80ern vor allem in den Staaten drüben mega angesagt war und Millionen von Platten verkauft hatte! 1986 gegründet, waren sie damals zu gleicher Zeit wie Dokken und Mötley Crüe beim Platten-Multi Geffen am Start und begründeten ein paar Jährchen später mit dem legendären Akustik-Album «Five Man Acoustical Jam» den ganzen nachfolgenden Akustik-Hype, den viele Bands wie Aerosmith, Nirvana, Kiss, Gotthard oder auch die Scorpions ebenfalls erfolgreich in die Tat umsetzten. Ab dem vierten Album «Psychotic Supper» von 1994 riss der Faden dann aber bei den Amis, da einerseits der Grunge den klassischen Hardrock in die Bedeutungslosigkeit bombte, die Verkaufszahlen stagnierten und Gitarrist Tommy Skeoch's Drogensucht den Rest besorgte. Nach ein paar Solo-Versuchen näherten sich 2001 die Bandmitglieder der Ur-Formation wieder so an, dass im Herbst 2001 in Sacramento ein grandioses Konzert abgehalten werden konnte. Da die anschliessende Tour ebenfalls auf grosse Resonanz stiess, leckten Tesla (und ihre Fans!) mit dem Live-Album «RePlugged Live» definitiv wieder Blut. 2004 folgte schliesslich das fünfte Studio-Album «Into The Now» und mit dem Doppeldecker «Real To Reel» huldigte man letztes Jahr ausgiebig den Vorbildern und Kollegen der Szene. Das erklärte auch den etwas exotisch anmutenden Black Sabbath Klassiker «Warpigs» als zweiten Song des heutigen Headliners im Z7, der zwar nicht so recht ins Gesamtbild passen wollte. Alles andere jedoch..., und wenn ich ALLES sage, dann meine ich auch ALLES war ein Hardrock Siegeszug ohnegleichen! Was da Sänger Jeff Keith und seine Boys, nämlich die Axt-Front mit Frank Hannon und Dave Rude, sowie die Rhythm-Section mit Bassist Brian Wheat und Drummer Troy Luccketta vom Stapel liessen, war eine musikalische Rock-Lektion erster Güte! Mr. Keith, der eine auffällige sowie kratzbürstige Stimme hat, erinnerte dabei immer wieder an Zappel-Philipp Steven Tyler von Aerosmith und hinterliess auch von der Optik wie Kommunikation her einen tadellosen Eindruck. Das galt wie gesagt auch für die tighte Performance der ganzen Band, die natürlich auch bei den akustischen Parts glänzen konnte. Der hammermässige Auftritt verströmte die gleiche Energie, wie sie auch Y&T oder Great White frei setzen können. Die begeisterten Fans, von denen nicht wenige auch ältere Tesla-Shirts trugen, kamen nach dem letzten Besuch ihrer Helden im Oktober des vergangenen Jahres während rund 85 Minuten abermals voll auf ihre Kosten. Meine Wenigkeit wird fortan, das heisst wenn möglich, jedes weitere Schweizer Konzert dieser Ausnahme-Band anschauen gehen, wetten?!! Tesla fuckin' rocks!!!

Setlist: «Ez Come Ez Go» - «War Pigs» - «Song And Emotion» - «Heaven 911» - «Modern Day Cowboy» - «Changes» - «Love Song» - «Got No Glory» - «Heaven's Trail» - «What You Give» - «Little Suzie» - «Signs» -- «Comin' Atcha Live».