Livereview: Tesla - Maxxwell

10. Juni 2014, Pratteln – Z7
By Tinu
 
Tesla ist eine Band mit Kontinuität. Eine Truppe, die durch das Gitarrengespann Frank Hannon und Tommy Skeoch, der Rhythmusmaschinerie mit Bassist Brian Wheat und Schlagzeuger Troy Luccketta und dem Reibeisenorgan von Jeff Keith schon mit dem Debütalbum «Mechanical Resonance» die Verkaufsgrenze von sage und schreibe 1'000'000 verkaufter Exemplare überschritt und dafür Platin in ihrer Heimat Amerika bekam. Tesla ist eine hart rockende und auf der Bühne hart arbeitende Truppe, die ihr Handwerk versteht. Eine Combo, die noch heute, anstelle von Tommy spielt nun Dave Rude die zweite Gitarre, mit Spass auf der Bühne steht und einfach Freude hat, mit ihren Hits zu brillieren. Und eine Truppe, die mit dem neusten Album «Simplicity» endlich wieder auch im Studio das abgeliefert hat, für was sie berühmt geworden sind. Simpler, in die Beine gehender Hardrock, der gitarrentechnischen Finessen immer genügend Freiraum gewährt.

Maxxwell

Der Fünfer aus Kalifornien machte auf der Mini-Tour durch Europa erneut im Z7 Halt und sollte ursprünglich Danger Danger als Support mitbringen. Diese Truppe fiel aber recht schnell aus dem Billing und es war sehr lange unklar, wer denn nun den Supportjob von Tesla verrichten soll. Lynch Mob stand zur Debatte. Als die Truppe um Gitarrist Georg Lynch aber alle Euro-Dates cancelte, war auch hier klar, dass auch Lynch Mob den Weg nicht ins Z7 nicht finden wird. Bis am Mittag des Konzerttages war auch auf der Homepage vom Z7 nicht zu lesen, wer denn nun Tesla begleiten würde. Eben, bis zum Mittag, und dann wurde verkündet, dass die Innerschweizer Maxxwell die ehrenvolle Aufgabe haben dürfen, die Fans für die Amis anzuheizen. Was für viele Leute zunächst eine Enttäuschung war, denn Maxxwell sind weder Danger Danger noch Lynch Mob, änderte sich mit zunehmender Spielzeit des Fünfers hin zu einer kleinen Überraschung. Der groovende Hardrock der Jungs, der logischerweise irgendwo in der helvetischen Szene verwurzelt ist und zwangsläufig mit den alten Gotthard, der ersten Mud Slick-Scheibe und Shakra verglichen wird, trat den Anwesenden heftig in den Allerwertesten. Maxxwell rockten und das nicht zu knapp! Dabei hinterliess Neusänger Gilberto Meléndez (Ex-Gonoreas) gesanglich einen sehr guten Eindruck. Bei den Ansagen muss allerdings noch ein bisschen gefeilt werden. Die sind noch zu zähflüssig, unsicher und kaugummimässig. Die Bühnenperformance war zu Beginn jedoch sehr agil, aber als würde jemand Gilberto die Energie entziehen, mit zunehmender Spielzeit ruhiger. Er war zwar bemüht und kämpfte um die Zuschauer. Der Rest der Bühne trumpfte, wie gewohnt, souverän auf. Das Gitarrengespann mit Cyril Montavon und Hef Häfliger riffte um sein Leben. Genau dies macht auch den Sound von Maxxwell aus. Die Gitarrenarbeit, die einfach kein Bein still stehen lässt. Mit dem neuen Track «Man Of Steel» und dem alten Gassenhauer «Slapshot» konnte man eh nichts falsch machen und so durften sich die Jungs von einer sehr gut aufgeheizten Fanschar verabschieden. Nicht selbstverständlich, wenn die meisten im Publikum auf eine altgediente, mit Hits übersäte Ami-Truppe warten…


Tesla
"It's great to be in Switzerland tonight!!!" Mit dieser Ansage hatte der im Gesicht sichtlich gealterte Frontmann von Tesla seine Fans von der ersten Sekunde an im Griff. Jeff sang wie ein Gott. Auch wenn sich an seinem Reibeisengesang die Geister mitunter scheiden, was der mittlerweile 56 Jahre alte Shouter an diesem Abend bot, war Güteklasse 1A!!! Er stolzierte wie ein Gockel auf der Bühne herum (remember Mick Jagger), tänzelte wie eine Diva (remember Steven Tyler), versprühte eine grosse Theatralik (remember Alice Cooper) und blieb dabei trotzdem immer sich selber. Mit seinem stetig breiten Grinsen im Gesicht verbreitete er immer eine gute Laune. Dass er dabei mit seinem Gitarristen auf der Bühne andauernd leicht zusammen stiess, gehörte dann einfach zu einer Show von Tesla. Die Ansagen teilte sich Jeff mit Frank. Mister Hannon spielte sich an diesem Abend in einen wahren Rausch. Alleine das Gitarren-Duell vor der letzten Nummer «Comin' Atcha Live», mit Dave zusammen und gegeneinander, war etwas vom Besten, was ich in den letzten Monaten zu sehen und zu hören bekam. Die Beiden duellierten sich, forderten immer mehr vom anderen und beendeten das Ganze in einem wahrlich filigranen Rausch an Fingerakrobatik. Mister Rude hat sich inzwischen als feste Grösse in der Band integriert. Auch wenn er immer der «Neue» bleiben wird, weil er halt das einzige nicht Originalmitglied ist, er gehört zur Band wie die emotionalen Parts zu einer Tesla-Show. Denn, wer hat die Unplugged-Shows salonfähig gemacht? Korrekt! Tesla mit ihrer «Five Man Acoustical Jam»! Die blieb an diesem Abend im Hintergrund. Trotzdem wurde mit «Signs» und einer der besten Balladen überhaupt, «Love Song», kurz mal das Gas vom Pedal genommen. Ansonsten spielte der Fünfer aus jedem Album mindestens einen Song. Leider folgte auch einer, in meinen Augen aus dem schlechtesten Werk «Into The Now»… Dies tat der sehr guten Stimmung im Z7 aber keinen Abbruch. Selbst die neuen Lieder vom soeben veröffentlichten «Simplicity»-Werk, «So Divine» und speziell «MP3», reihten sich nahtlos an die Anhäufung alter Hits. Der dreifache Abschlussschlag mit «Modern Day Cowboy», «Lil' Suzi» und «Comin' Atcha Live», nota bene alle vom Debütalbum, hinterliess nur verbrannte Erde und ein total verschwitztes Publikum. Und Letzteres lag nicht nur an den tropischen Temperaturen im Z7!!!

Tja, Jeff gurgelt noch immer jeden Morgen mit Reissnägeln und spült sie anschliessend mit Whisky runter. Es ist ganz einfach eine Göttergabe, diesen Sänger noch immer auf der Bühne zu sehen und zu hören. Entertainer seines Formats gibt es nur noch ganz wenige, denn ihm nimmt man es ab, dass sie das, was sie tun, von Herzen kommt. Das ist keine Show, sondern das ist (s)eine Lebenseinstellung. Dass ihn die gute Stimmung im Z7 sehr erfreute, bekundete Jeff damit, dass er sich immer wieder bei den Besuchern für ihr Kommen und die Unterstützung an diesem Abend bedankte. «Great place» war da nur einer der Sätze, welche er in seinem Dank einband. – Sofern Frank nicht mit einem kräftigen «Mercie» konterte! – Was auch erwähnt werden muss, ist der hammergeile Sound, was hat der Bass gepumpt und für einen Teppich hingelegt (wow, Mister Wheat!!!) und schliesslich das famose Licht. Alles in allem war dies ein Hammer-Gig einer noch immer saustarken Band, die genau weiss, wie man rockt und eine Hütte und die Luft zum Brennen bringt. Nach weit über 90 Minuten verabschiedeten sich die Herren glücklich von ihren Fans. Da konnte es sich Jeff auch nicht verkneifen, kurz von der Bühne zu springen und den vordersten Reihen persönlich zu danken.

Setliste: «I Wanna Live» - «Hang Tough» - «So Divine» - «Heaven's Trail» - «Mama's Fool» - «Into The Now» - «MP3» - «The Way It Is» - «What You Give» - «Signs» - «Love Song» - «Getting' Better» -- «Modern Day Cowboy» - «Lil' Suzi» - «Comin' Atcha Live».