Testament auf Durchreise im Transilvania, dazu noch ein
ordentlicher Brocken Support-Bands, das musste gefeiert werden -
Zumal Testmant mit ihrer aktuellen Platte «The Formation Of
Damnation» eine ordentliche Dampfwalze am Start hatten. Also auf die
schnelle Mitfahrgelegenheit organisieren, ein paar Liter Flüssiges
besorgen, und dann ab nach Erstfeld. Knapp zwei Stunden später dann
bei Wust und Fritten vor dem Transilvania die schlechte Nachricht:
Testament waren aufgrund organisatorischer Probleme seitens des
Veranstalters des vorabendlichen Gigs in Serbien bis zu diesem
Zeitpunkt noch nicht eingetroffen, Soundcheck konnte keiner
durchgeführt werden. Na dann, hoffentlich wird da noch was draus!
Erstmal rein, Lokal begutachten, Leutchen begrüssen, und siehe da:
Die Show geht tatsächlich schon um 16h00 los…
Bitterness
Mit Bitterness steigt die einzige deutsche Formation des Abends auf
die Bühne. Die zum Trio zusammengeschrumpfte Formation konnte sich
bisher bereits einen guten Namen erspielen, und fuhr dabei auch
einige wichtige Auftritte mit bekannten Headlinern ein. Wie es bei
grossen Events leider Standart ist, muss die Band leider auf einen
guten Mix verzichten und kriegt damit auch nicht wirklich viel Druck
gebacken. Die Reaktionen sind für diese Position im Billing wohl
auch ok, viel geht dabei aber auch nicht wirklich. Fronter/Gitarrist
Frank Urschler gibt die Überbrückungs-Versuche zwar nicht auf, aber
innerhalb 40 Minuten lässt sich nun mal nicht viel reissen. Licht
aus, Applaus, nächste Band…
(El Muerte)
Disparaged
Disparaged sind die ersten Schweizer des Abends, und haben sich
hierzulande schon einen ordentlichen Ruf gezimmert - Umso
enttäuschender, dass während des Gigs mehrere Male der Strom
ausfällt, und die Band somit auch nicht wirklich viel Spannung
aufbauen kann. Das Publikum reagiert gelassen auf das sich
wiederholende Missgeschick, lässt sich aber auch bei diesem Gig
nicht zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Solider Auftritt, aber
definitiv noch ausbaufähig.
Licht aus, Applaus, Band Nummer drei…
(El Muerte)
Cremation
Weiter als Cremation kann man es im Schweizer Untergrund wohl kaum
bringen - die Band gibt's nun schon seit geraumer Zeit, letztes Jahr
wurde eine Jubiläums-DVD mit dem Gig zum 10-jährigen Bestehen
veröffentlicht, aufgezeichnet im heimischen Moshpit in Naters. Die
Band um Frontoperator Spiga langt gleich ordentlich hin, und dank
ihrem Ruf und der Performance verdichten sich auch die Reihen vor
der Bühne. Blöderweise hat der Soundtech die technischen
Gegebenheiten aber immernoch nicht im Griff, weswegen bisweilen die
zweite Basstrommel völlig untergeht - was die Ausgangslage für's
Headbangen auch nicht wirklich einfach gestaltet. Irgendwann im
Laufe des dritten Songs kühlt die Stimmung dann wieder merklich ab,
die Ursache dafür lässt sich nicht leicht definieren: Kriegen die
Leute langsam genug vom Soundmüll, sind sie einfach nur faul, oder
liegt's schlussendlich dann doch einfach am Publikumsgemisch?
Immerhin ist das Publikum in zwei mittlerweile gut sichtbare Häflten
geteilt: Einmal wären da die Thrashfans, die mit dem Deathgebolze
der bis anhin gebotenen Performances nicht viel anfangen konnten,
und auf der anderen Seite dann die extra für die Massaker-Mucke
angereisten Todesmetaller - Verschmischung scheint bis zu diesem
Punkt nicht drin zu liegen, anstatt zusammen die Humpen auf die
Bands zu heben wird lieber missmütig umher geguckt, und
streckenweise Trübsal geblasen. Cremation gehen dann irgendwann doch
recht schnell vorbei, nach etwa 45 Minuten Showzeit gibt's auch hier
nicht viel mehr als Standart-Applaus, und das wär's dann auch
gewesen. Licht aus, Band Nummer vier…
(El Muerte)
Deadborn
Kurz etwas gegessen und weiter gings mit dem Reigen heftigen
Riffgewitters. Deadborn aus Deutschland führten mit ihrem brachialen
Brutal Death den an diesem Abend vorherrschenden Sound weiter. Dabei
liess sich das Publikum noch nicht ganz aus der Reserve locken, was
sich einerseits in der eher geringen Zahl bewusst vor der Bühne
ausharrender und andererseits in deren Reaktionen wiederspiegelte.
So konnte der Vierer um Mario Petrovic zu Beginn lediglich einige
Kopfnicker und den altbekannten Höflichkeitsapplaus ernten, was
sicherlich auch mit der eher dürftigen Interaktion des Frontgrowlers
mit den Anwesenden zusammenhing. Hingegen zeigten sich die beiden
Saitenmalträtierer Jan Maier (bas.) und Jo Morath (git.) in bester
Bangmanier, was bei letzterem sogar darin gipfelte, dass sich seine
Lockenpracht in seiner Klampfe verfing. Auch der Sound zeigte sich
dabei nicht von der besten Seite: Zu breiig die Gitarren, zu stumpf
die Drums, sodass Songs wie «Decades Of Decapitatio» (vom
gleichnamigen Debütalbum von 2005), «Coma Timecode» oder «Back To
Blackness» von der aktuellen, 2007 erschienenen Scheibe «Stigma
Eternal» ihre Heftigkeit nicht optimal versprühen konnten.
(Kissi)
Dying Fetus
Als heimliche Headliner durften hingegen Dying Fetus bezeichnet
werden. Wohl nicht zuletzt durch den umjubelten Gig der US-Prügler
als Headliner des Mountains Of Death 2008 waren nicht wenige der
Transilvania-Besucher mit einem der schön kranken Föten-Shirts
bekleidet. Folglich eng wurde der Platz langsam vor der Bühne,
während der Anteil munter drauflos Bangender eindlich ansteckend
stieg. Zwar sind Dying Fetus seit dem Weggang von Front-Embryo Vince
Matthews, Klampfer John Gallagher und Felldrescher Erik Sayenga
(wurde 2007 ersetzt durch Duane Timlin) nur noch zu dritt unterwegs,
mit dem erbarmungslosen, gleichzeitig aber technischen
anspruchsvollen Gemisch aus Grindcore und Death Metal kann man aber
immer noch Nacken zum Bersten bringen. Zwar wirkt die Performance
auf der Bühne durch den Doppelgesang von John Gallagher (git.) und
Sean Beasly (bass) leider etwas statisch, dies jedoch wird von den
Riffmonstern mit jede Menge Tightness und professionellem Auftreten
wieder wettgemacht. So kommt zumindest so etwas wie ein Moshpit
zustande und etliche Köpfe kreisen in der Luft zu Songs sowohl vom
letztes Jahr veröffentlichte Album «War Of Attrition», als auch von
älteren harschen Death-Perlen wie «Killing On Adrenaline», «Stop To
Nothing» oder «Destroy The Opposition», dessen Kracher «In Times Of
War» und «Epidemic Of Hate» nicht als einzige Tracks dem ganzen
Trabsilvania klar machten, dass Dying Fetus in einer bedeutend
höheren Liga als die schon erwähnten Bands spielen und den Posten
gleich vor Testament redlich
verdient hatten.
(Kissi)
Testament
Der Testament-Gig wurde ein Lehrstück in Sachen Qualitäts-Mucke: Wie
gut kann eine Band performen, die mit sechs Stunden Verspätung im
Club eintrifft, deswegen den Soundcheck komplett auslassen muss, und
sich während des Gigs das Publikum auch noch als äusserst halbgar
herausstellt? Die Antwort fällt überraschend nüchtern aus:
Glücklicherweise ist die Band nach 25 Jahren Existenz professionell
genug, sich nichts vom Stress anmerken zu lassen, und einfach ein
verdammt gutes Set abzulieferen. Das Line-Up des Abends verleitete
bereits im Vorfeld zu einigen Spekulationen, im Laufe des Abends kam
dann die Gewissheit: Gemäss den Reaktionen im Publikum waren
vielleicht gerade mal knapp die Hälfte der anwesenden Besucher für
Thrashmetal zu begeistern – Der Rest verschränkte grösstenteils ob
der «fehlenden Brutalität» die Arme und stand gelangweilt herum.
Aber wie bereits erwähnt, Testament war dies herzlich egal, die Band
scheint dank der neuen Platte zur Hochform aufzulaufen. Während man
von Drummer Paul Bostaph sowieso nicht viel zu Gesicht bekam,
grinste Basser Greg Christian wie im Drogenrausch vor sich hin,
während Rythmus-Klampfer Eric Peterson breitbeinig Riffs abfeuerte,
Lead-Gitarrist Alex Skolnick Hippiemässig die Hüften schwingen
liess, und natürlich Frontschrank Chuck Billy nebst amtlichem Gesang
den Mik-Ständer als Gitarrenersatz missbrauchte. Trotz der
konsequent schlechten Sound-Qualität heizte die Band so richtig ein,
bekam aber aufgrund der oben erwähnten Konditionen auch nicht
ansatzweise ihrer Leistung entsprechende Reaktionen zurück. Die
Songauswahl beinhaltete nebst den üblichen Klassikern wie «Into The
Pit», «Practice What You Preach», und «Souls Of Black» endlich auch
wieder aktuellere Stücke wie etwa «Trail Of Tears» & «Low» (vom
gleichnahmigen Album), und die Übersongs «D.N.R.» & «Three Days In
Darkness» (Von «The Gathering). Irgendwo gegen Mitte des Konzerts
kam Chuck dann auf die neue Platte zu sprechen, um kurz darauf in «More
Than Meets The Eye» einzuleiten - Trotz der erschreckend lahmen
Reaktion des Publikums kamen die Sprechchöre doch noch zu gange, was
wohl für die Energie der wenigen wirklich komplett motivierten
Anwesenden sprach. Als die Band sich nach «The Preacher» zum ersten
Mal verabschiedete, kamen ernsthafte Befürchtungen auf, dass es
wahrscheinlich erst gar nicht zu Zugaben kommen würde - immerhin
köchelten die Reaktionen selbst nach über einer Stunde Vollbedienung
auf Sparflamme. Glücklicherweise hatten Testament Einsehen, und
ballerten zum Abschluss neben den bereits erwähnten «D.N.R.» & «Three
Days In Darkness» auch noch «Alone In The Dark» und «Disciples of
Watch» in die Gehörgänge. Als sich die Band irgendwann gegen
Mitternacht am Bühnenrand vor dem Publikum verbeugte, bot sich ein
trauriges Bild: Ganze vier Reihen stark war der begeisterte Kern,
nur knapp darauf folgten die ersten losen Reihen, und gegen die
Mitte des Saals klafften bereits riesige Löcher im Publikum. Schade,
dass sich die Konzert-Besucher trotz der dargebotenen Leistung nicht
motivieren liessen - An Testament's Leistung lässt sich nun definitv
nichts aussetzen, im Gegenteil: Obwohl das Konzertende sich aufgrund
der lange andauernden Umbauarbeiten & Tonproblemen
vom versprochenen Zeitpunkt von 22h30 auf rund 00h15 verschoben
hatte, gab die Band wirklich ihr Bestes.
Setliste: Over The Wall, Into The Pit, Apocalyptic City, Practice
What You Preach, New Order, Electric Crown, More Than Meets The Eye,
Low, Trail Of Tears, Henchman, Souls Of Black, The Preacher, D.N.R.,
Three Days In Darkness, Alone In The Dark, Disciples Of Watch
Ich habe wirklich keine Ahnung, in wie fern der Veranstalter sich
den Abend im Vorfeld ausgelegt hat, aber das Experiment scheint
definitiv fehlgeschlagen zu sein - was zum grössten Teil aber nicht
wirklich in die Schuhe des Veranstalters geschoben werden kann. Gut,
klarer Fall: Etwas ausgeglichenere Stilverhältnisse wären klar von
Vorteil gewesen, aber ich erlaube mir an dieser Stelle trotzden
deutlich mit dem Finger auf die ignoranten Exemplare unter den
Todesbleiern zu zeigen - Nur rumstehen und rummotzen kann auch keine
Lösung sein…
(El Muerte)
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