Die Freude meinerseits bei der Ankündigung dieses Konzertes war
gross, denn irgendwie sind The Cult in den 80ern und 90ern
auftrittsmässig an mir vorbei gerauscht, warum auch immer!
Spätestens seit dem dritten Studio-Album «Electric» von 1987, einem
absoluten Hardrock-Meilenstein, muss jeder AC/DC-Fan diese Band
zwingend auch kennen! Nicht wenige meinten danach zu diesem
Klassiker, dass dies das Album sei, das Angus & Co. eigentlich
hätten bringen müssen, aber nie fertig gebracht haben! Dazu kommt,
dass Frontmann Ian Astbury zumindest früher eine unglaubliche Aura
ausstrahlte und oft als Jim Morrison (R.I.P.) der Neuzeit galt. Der
zweite, kreative Kopf ist Gitarrist Billy Duffy, ohne den es die
zahlreichen, geilen Riff-Monster nicht geben würde und obwohl es The
Cult seit 2006 wieder richtig ernst meinen, tourten und 2007 ihr
bislang letztes Studio-Album «Born Into This» veröffentlichten,
sollte es nochmals ein Weilchen dauern, bis ich die Kult-Truppe in
der Schweiz endlich mal zu Gesicht bekommen sollte. Das Fehlen eines
Supports war dabei Nebensache wie ärgerlich zugleich.
The Cult
Warum am heutigen Abend keine Vorgruppe zugegen war, entzieht sich
meiner Kenntnis, zumal auf dem Ticket ja ein "Special Guest"
angekündigt war. Bei einem Stehplatz-Preis von annähernd CHF 60.-
dürfte dem Publikum nämlich schon etwas mehr geboten werden. So
dauerte es dann halt eine ganze Weile, bis das Volkhaus quasi aus
dem Halbschlaf gerissen wurde. Um Punkt 21.30 Uhr war es dann
endlich soweit und eine ziemlich laute wie brachiale Version von
«Lil' Devil» eröffnete das erwartete "Best-Of"-Konzert mit einem
Streifzug durch fast die ganze Karriere der Engländer. «Electric
Ocean», ebenso auf «Electric» zu finden wie der Opener, legte gleich
noch mehr Briketts nach und versetzte das altersmässig bunt
gemischte Publikum gleich in eine ausgelassene Stimmung. Ian
Astbury's Stimme war soweit gut in Form, was man von seinem etwas
pfundig wirkenden Äusseren auch sagen konnte. Billy Duffy sah
derweil mit seinem Kurzhaarschnitt etwas gar brav aus, was sich aber
zum Glück nicht auf sein Gitarrenspiel übertrug. Der Sound kam recht
scharf und laut aus der PA geschossen und das Armschwingen à la Pete
Townshend unterstrich die vorhandene Power auch optisch. Unterstützt
wurden die
beiden Ur-Mitglieder von Mike Dimkich (g), Chris Wyse (b)
und John Tempesta (b), die seit 2006 fest an Bord sind und man daher
von einem durchaus gefestigten Lineup sprechen kann. Das ist nicht
so selbstverständlich, denn insgesamt gaben sich in den vergangenen
einige Musiker die Klinke in die Hand. 1999 stiess ja ein gewisser
Matt Sorum (Ex-Guns n' Roses) ein zweites Mal zur Band, ging mit
ihnen anschliessend auf Tour und spielte 2001 das mittlerweile etwas
verkannte Album «Beyond Good And Evil» ein. Für mich war das die
stärkste Besetzung damals, auch von der Optik her. Doch das ist
längst kalter Kaffee und wer die aktuelle Band heute Abend in Zürich
hat spielen sehen, bekam die volle Dröhnung um die Ohren geballert!
Die Setliste reichte zurück bis zum Debüt-Album «Dreamtime» (1984)
und enthielt unter anderem auch zwei "neue Songs" von «Born Into
This». Interessanterweise wurde «Ceremony» von 1991 komplett
ignoriert, was an dieser Stelle schon etwas erstaunt, denn dieses
Teil rockt ja genauso wie der Rest! Die Hitdichte war jedoch auch so
auf hohem Niveau und wurde immer frenetischer abgefeiert. Überhaupt
stand eigentlich nur die Musik im Vordergrund, will heissen man
verzichtete auf jeglichen Schnick-Schnack auf der Bühne. Nicht mal
ein Backdrop mit dem Bandlogo war zu sehen und selbst das Licht
stammte von der hausinternen Anlage. The Cult waren also quasi nur
mit ihren Instrumenten plus Stage-Amps unterwegs und wahrscheinlich
konnte man sich sowieso glücklich schätzen, dass überhaupt ein
Konzert in der Schweiz abgehalten wurde. Die beiden Zugaben «Love
Removal Machine» und «She Sells Sanctuary» entfachten zum Schluss
nochmals ein Höllenfeuer der gepflegteren Art und nach rund 85
Minuten war ein überraschend gutes Gastpiel von Ian Astbury und
seinen Kollegen zumindest gefühlt viel zu früh zu Ende gegangen.
Bleibt also schwer zu hoffen, dass sich die Engländer bald wieder in
unseren Breitengraden sehen lassen, denn der überaus laute
Schlussapplaus dürfte Grund genug dafür sein!
Setliste: «Lil' Devil» - «Electric Ocean» - «Phoenix» - «Rain» - «Sweet
Soul Sister» - «Revolution» - «The Witch» - «I Assassin» - «Edie
(Ciao Baby)» - «Nirvana» - «Star» - «Spirit Walker» - «Rise» - «Dirty
Little Rockstar» - «Fire Woman» - «Wild Flower» -- «Love Removal
Machine» - «She Sells Sanctuary».
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