Livereview: The Darkness - Blackfoot Gypsies

20. November 2017, Pratteln – Z7
By Oliver H.
Letztes Jahr am Brienzersee Rockfestival, danach Support von Guns n' Roses im Letzigrund Stadion und jetzt Headliner im guten alten Metalschuppen Z7. Wer die Engländer kennt, der weiss, dass vom charismatischen Sänger Justin Hawkins einiges an Show erwartet werden darf und dazu haben sie noch ihr "neues" Album «Pinewood Smile» im Gepäck, das mit Sicherheit auf sein Publikum wartet. Im Vorfeld aber durften die Newcomer von Blackfoot Gypsies sich erstmal ihre Sporen abverdienen und die Meute für den Abend anheizen. Der Sound der Amerikaner ist eine Mischung aus Southern Rock, Blues und Country, und die optische Aufmache erinnert stark an Led Zeppelin & Co. Eine Zeitreise zurück zum Ursprung des Hard Rocks war somit garantiert.

Blackfoot Gypsies

Das Quartett aus Nashville, Tennessee spielte dann, auch wenn mit ziemlicher Verspätung, motiviert auf und bescherte dem Publikum stimmigen Sound, beeinflusst von Blues, Punk Rock, Southern Rock, Soul, Americana und Country. Sänger und Gitarrist Matthew Paige wirbelte über die Bühne und rockte vor dem Mikroständer wie ein Irrer. Daneben zog Bassist Dylan Whitlow unter seiner Fellmütze eine nervöse Show ab und würgte sein Instrument aufs Übelste. Zakk Murphy traktierte die Becken seines Drumkits mit zwei Rasseln, so gross wie Grapefruits. Daneben wirkte Ollie Dogg, der Mann an der Mundharmonika, wie ein Schluck Wasser, der neben seinen Bandkollegen als Standfigur beinahe unterging. Die Verstärker röhrten oldschoolmässig roh und die etwas nasale Stimme vom Sänger breitete sich im Raum aus. Je mehr Songs gespielt waren, desto eher kam die Band in Fahrt. Meins war es jedoch nicht und der Altrock des Vierers fing mit der Zeit ganz schön an zu nerven. Nun, etlichen Fans gefiel das Treiben, das auch perfekt zum Woodstock-Festival gepasst hätte. Doch wie schon das Original, fand auch die Imitation irgendwann ein Ende.


The Darkness
Eine halbe Stunde später war die gesamte Bühne in Rauch gehüllt und die ersten Klänge des englischen Vierers dröhnten aus den Lautsprechern. Es wurde auch unter den Zuschauern schlagartig laut im Saal, als Dan Hawkins und dessen Bruder Justin, Letzterer in gewohnt engem Outfit mit Riesenausschnitt, die Bühne betraten. Mit ihrem Debüt «Permission To Land» galten sie 2003 als Retter des Rock'n'Roll und 14 Jahre später sind The Darkness noch immer die markanteste und aufregendste Rockband Englands (zumindest meiner Ansicht nach). Dies stellten sie auch an diesem Abend eindrucksvollunter Beweis. Viel Licht und ein sichtlich gut gelaunter Sänger nahmen das Z7 in Beschlag. Nach dem Opener folgte bereits der Kracher «Love Is Only A Feeling», mit dem sie das Publikum vollends in den Sack packten, das an diesem Abend zu einem grossen Teil aus weiblichen Fans bestand. Hawkins hatte leichtes Spiel, und die Zuschauer frassen ihm aus der Hand. Charmant wie immer, plauderte er mit den Fans und forderte sie dazu auf, ihm Brille, Stirnband oder T-Shirt zu leihen, welche er nach Erhalt auch anzog und die Gegenstände dann getragen wieder seinem Besitzer zurückgab. Die obligaten Sprünge, Pirouetten oder auch der Kopfstand vor dem Schlagzeug gehörten an diesem Abend fest ins Programm. À propos Schlagzeug. Der derzeitige Drummer bei The Darkness ist kein Geringerer als Roger Taylors (Queen) Junior, der den Sound der Engländer mit reichlich Können aus dem Hintergrund perfektioniert.

Musikalisch war die Band gewohnt professionell. Der Sound klar und drückte heftig ab, sodass der Raum sich mit genialer Musik und immer mehr Personen füllte. Redefreudig war Justin ja schon immer, aber an diesem Abend erzählte er gefühlt mehr als sonst, was vielleicht daran lag, dass er seine Stimme zumindest gesanglich etwas schonen musste. Am Nachmittag des Auftritts war er nämlich noch beim Arzt wegen Stimmproblemen, was für den Sound von The Darkness doch von erheblicher Wichtigkeit ist. Anzumerken war ihm in dieser Hinsicht jedoch nichts. Die hohen Passagen veredelten gewohnt jeden Song und drückten ihnen den typischen "The Darkness-Stempel" auf. Des Weiteren war die Band wieder einmal sehr spendabel, was die Konzertsouvenirs anging. Reichlich locker schnippsten sie ein Plektrum nach dem anderen in die Menge und erfreuten damit sicherlich die vordersten hundert Leute. Peinlich für den einen aber sehr erheiternd fürs Publikum war auch die Showeinlage eines Fans, der in den Genuss kam, während eines Songs auf der Bühne zu verweilen. Krampfhaft unternahm er mehrere Versuche, darunter auch mit Hilfe von Justin Hawkins, seine Lederjacke auszuziehen, die aber vor lauter Schweiss hartnäckig an seinen Oberarmen hängenblieb. Unter Gelächter der Zuschauer ebnete er sich zwischen den Songs wieder seinen Weg ins Publikum. Alles in allem ein wunderbarer Konzertabend, der nach gut anderthalb Stunden mit «I Believe In A Thing Called Love» sein Ende fand. Das Spektakel hätte aus meiner Sicht gut und gerne noch eine Stunde länger dauern dürfen, aber ich bin mir sicher – die kommen wieder!

Setliste: «Open Fire» - «Love Is Only A Feeling» - «Southern Trains» - «Black Shuck» - «One Way Ticket To Hell» - «Givin Up» - «All The Pretty Girls» - «Barbarian» - «Friday Night» - «Makin Out» - «Every Inch» - «Stuck In A Rut» - «Solid Gold» - «Get Yer Hands Off» - «Growing On Me» - «Japanese» - «I Believe In A Thing Called Love»