Die etwas modernere Ausrichtung des neuen Studio-Albums
«Burn It Down» liess mich zunächst ein wenig irritiert zurück, was
bei den CD-Rezis seine Wirkung zeigte. Auf der anderen Seite sah ich
mich darin bestätigt, dass The Dead Daisies die eigene Messlatte mit
dem sackstarken Vorgänger «Make Some Noise» (2016) plus der bereits
im letzten Jahr nachgeschobenen Live-Retrospektive sauhoch angelegt
haben. Deshalb war ich gespannt und mit sichtlicher Spannung wie
Vorfreude unterwegs nach Pratteln. Die Vermutung, dass das Ganze live
wieder raus gehauen wird, sollte sich schon bald bewahrheiten. Als
ich kurz vor 20:00 Uhr, zusammen mit Metalrose von Rockstation, in
Richtung Z7 schlenderte, war bereits Live-Sound zu hören! Des
Rätsels Lösung hiess King Zebra, aber die Schweizer Band, wo sich
nun Ex-China Frontmann Eric St. Michaels ein neues Nest gebaut hat,
wurde noch zusätzlich ins Billing rein gequetscht und auf 19:30 Uhr
auf die Bühne geschickt. Da insgesamt unzulänglich angekündigt,
führte dies dazu, dass ich mir gerade noch einen Song ansehen und
-hören konnte. Tja, was will man machen?! The News Roses als
Hauptsupport juckte das natürlich nicht, warum auch?!
King
Zebra Wie schon im Vorwort erwähnt, zogen King Zebra als
erste Band des Abends nicht gerade das grosse Los. Einerseits war
das für meine Begriffe, ausser man hatte einen Tipp erhalten oder es
auf Facebook gesehen, nicht ausreichend kommuniziert worden.
Allerdings muss ich an dieser Stelle gestehen, dass es mir an diesem
Abend zeitlich eh nicht gereicht hätte, früher hinzufahren. Fakt ist
aber, dass die Zürcher Sleaze Rocker und Hair Metaller zumindest mit
ihrem neuen Frontmann einen Glücksgriff getätigt haben. Das wiederum
soll seinen Vorgänger Tom Hoochie Coo jedoch in keiner Weise
desavouieren. King Zebra wie auch Hysteria (wo Tom nun das Mikrophon
schwingt) sind bestens gerüstet für die Zukunft. Als „Amuse bouche“
reichte das Gezeigte gerade noch, aber mehr lag heute Abend leider
nicht drin, und so verabschiedeten sich die königlichen Zebras
kurzum von der Bühne und überliessen den Platz den Deutschen von The
New Roses. Müssig zu erwähnen, dass es hierzu keine Fotos gibt, denn
bis ich vor Ort mit meinem Foto-Koffer bereit gewesen wäre, hätte
das Licht in der Halle locker wieder gebrannt. Somit auf ein anderes
Mal an anderer Stelle.
The New Roses Was
erdigen Rock-Sound mit Schmackes aus Germanien angeht, so stand,
respektive stehe ich nach wie vor noch vor dem Szene-Aufkommen der
neuen Rosen vornehmlich auf Zodiac (die ja dem Vernehmen nach
aufgehört haben sollen…, leider!) oder Radio Haze, und in der Sparte
Retro-Rock auf Wolvespirit und Wucan. Letztere zwei Combos sind
jedoch mit female vocals ausgestattet. The New Roses trafen bereits
mit ihrem brillanten Debüt «Without A Trace» (2013), gefolgt vom
nicht minder abrockenden «Dead Man’s Voice» bis hin zum aktuellen
Dreher «One More For The
Road»
(2017) den musikalischen Geschmacksnerv der seither laufend
ansteigenden Fange-meinde. Das Quartett aus Wiesbaden hat den Dreh
offensichtlich raus und hat sich längst als überzeugende Live-Band
etabliert. Das führte mitunter zu Support-Slots für Molly Hatchet
und Accept. Da gelegentlich auch metallische Vibes durchdringen,
vermag die Band durchaus auch Fans aus diesem Lager abzuholen. Das
Tour-Package, zusammen mit The Dead Daisies, sah schon auf dem
Papier gut aus, und wo andere Combos in diesem Billing vom
hochkarätigen Headliner Abend für Abend zerrieben worden wären,
spornte dies Frontmann Timmy Rough (v/g) und seine drei Mitstreiter
erst recht an. Timmy Rough?! Woher kenne ich diesen Namen bloss?!
Natürlich! Archiv sei Dank findet sich ein Support-Auftritt im Z7
aus dem Jahre 2010 für, siehe oben…, genau…, Molly Hatchet, und
damals lief das Ganze noch unter dem Namen „Timmy Rough Band“!
Aktuell hat der Front- und Mainman rundum neue Mitstreiter an seiner
Seite und ist sich stilistisch jedoch treu geblieben. Dass dem
wirklich so ist, zeigten die Jungs darauf mit einem gefühlt leider
zu kurzen, aber dafür umso energetischeren Auftritt! Wie schon vor
nun einigen Jährchen her, überzeugt auch diese Formation mit total
eingeschliffenem Spiel, und so boten The New Roses eine optimale
Steilvorlage für den Headliner.
Setliste: «Every Wildheart» -
«Forever Never Comes» - «Dancing On A Razorblade» - «Gimme Your
Love» - «It's A Long Way» - «Life Ain't Easy (For A Boy With Long
Hair)» - «Devil's Toys» - «One More For The Road» - «Thirsty».
The Dead Daisies
Obwohl mit Gitarrist David Lowy das noch einzig verbliebene
Gründungsmitglied als so zu sagen „unbekanntester Musiker“ der Band
logischerweise noch mit dabei ist, steht/stand der Rest der Truppe
eher im Rampen-, respektive Scheinwerferlicht. Die Namen dazu sind
John Corabi (v), Doug Aldrich (g/v), Marco Mendoza (b/v) und neu
Deen Castronovo (d), der Brian Tichy (Ex-Whitesnake) abgelöst hat,
und wo sich die anderen drei Profi-Musiker ihre bisherigen
Karriere-Credits gutschreiben lassen können, dürfte ja langsam aber
sicher bekannt sein. Das alleine im Sinne des hier schon früh
verwendeten Begriffes „Supergroup“ garantiert indes noch längst
keinen Erfolg, aber The Dead Daisies sind längst über diesen Punkt
hinaus und räumten vor allem mit dem 2016er Album «Make Some Noise»
auf der ganzen Linie ab. Mit der neuen Langrille «Burn It Down»
wurden nun etwas modernere Akzente gesetzt, was ein paar Durchläufe
mehr brauchte, um mehrheitlich die gleichen Vibes auszumachen. Somit
kam ich mit der Erwartung ans Konzert, dass die Liveversionen der
frischen Songs noch etwas mehr Pepp als ab Konserve aufweisen.
Erfreulicherweise bestätigte sich dies gleich beim Opener
«Resurrected» und fünf weiteren Neuheiten von «Burn It Down», zu
denen auch das etwas ruppige «Rise Up» gehörte. Gefragt waren neben
dem Groove aber vor allem die einprägsamen Tracks, und die wurden
von den bestehenden Rock-Perlen wie «Make Some Noise», Song And A
Prayer» oder «Long Way To Go» vorzüglich abgedeckt.
Die
Band zeigte sich auf der Bühne wie gewohnt agil und posierfreudig,
was den zahlreichen Vertretern der fotographierenden Zunft natürlich
wunderbar in die Hände spielte, sprich gute Fotos entstehen liess,
was nicht immer so ist. Ein weiteres Steckenpferd der Daisies, das
bei Weitem nicht jede Band mit der gleichen Überzeugung bringen
kann, sind töfte Cover-Versionen von bekannten Originalen. Hier hat
die Allstar-Gruppe, zumindest bisher, ein mehr als nur ein
glückliches Händchen bewiesen, und dazu gehörten heute Abend The
Rolling Stones («Bitch») und natürlich zwingend wieder The
Sensational Alex Harvey Band («Midnight Moses»). Gerade letzterer
Song kann und muss einfach immer wieder als der absolute Killer-Song
erwähnt wie abgefeiert werden. Leider war danach für das begeisterte
Publikum der offizielle Teil des regulären Sets zu Ende. Zuvor gab
es ausserdem noch einen kurzen Ausritt von Bassist Marco Mendoza
mitten ins und durch das Publikum vor der Bühne, ergänzt um eine
witzige Vorstellung der einzelnen Bandmembers. Dabei wurden kurze
Ausschnitte von Rock-Classics wie «Rock And Roll All Night» (Kiss,
für Dean), «Highway To Hell» (AC/DC, für David), «The Boys Are Back
In Town» (Thin Lizzy, für Marco), «Smoke On The Water» (Deep Purple,
für Doug) und last, but mot least «Heaven And Hell» (Black Sabbath,
für John) angespielt. Und darum, obwohl The Dead Daisies dies ja
nicht nötig hätten, wurde mit einer fulminanten Vollversion vom Deep
Purple Alltime-Classic «Highway Star» ein letztes Mal ordentlich
Rabatz im Z7 veranstaltet.
Setliste: «Resurrected» - «Rise
Up» - «Make Some Noise» - «Song And A Prayer» - «Dead And Gone» -
«Mexico» - «What Goes Around» - «Last Time I Saw the Sun» - «Can't
Take It With You» - «All The Same» - «Drum Solo Deen Castronovo» -
«Bitch (The Rolling Stones Cover)» - «With You And I» - «Mainline» -
«Long Way To Go» - «Midnight Moses (The Sensational Alex Harvey Band
Cover)» -- «Leave Me Alone» - «Highway Star (Deep Purple Cover)».
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