Livereview: The Dead Daisies - The New Roses - King Zebra

08. Mai 2018, Pratteln – Z7
By Rockslave
Die etwas modernere Ausrichtung des neuen Studio-Albums «Burn It Down» liess mich zunächst ein wenig irritiert zurück, was bei den CD-Rezis seine Wirkung zeigte. Auf der anderen Seite sah ich mich darin bestätigt, dass The Dead Daisies die eigene Messlatte mit dem sackstarken Vorgänger «Make Some Noise» (2016) plus der bereits im letzten Jahr nachgeschobenen Live-Retrospektive sauhoch angelegt haben. Deshalb war ich gespannt und mit sichtlicher Spannung wie Vorfreude unterwegs nach Pratteln. Die Vermutung, dass das Ganze live wieder raus gehauen wird, sollte sich schon bald bewahrheiten. Als ich kurz vor 20:00 Uhr, zusammen mit Metalrose von Rockstation, in Richtung Z7 schlenderte, war bereits Live-Sound zu hören! Des Rätsels Lösung hiess King Zebra, aber die Schweizer Band, wo sich nun Ex-China Frontmann Eric St. Michaels ein neues Nest gebaut hat, wurde noch zusätzlich ins Billing rein gequetscht und auf 19:30 Uhr auf die Bühne geschickt. Da insgesamt unzulänglich angekündigt, führte dies dazu, dass ich mir gerade noch einen Song ansehen und -hören konnte. Tja, was will man machen?! The News Roses als Hauptsupport juckte das natürlich nicht, warum auch?!

King Zebra

Wie schon im Vorwort erwähnt, zogen King Zebra als erste Band des Abends nicht gerade das grosse Los. Einerseits war das für meine Begriffe, ausser man hatte einen Tipp erhalten oder es auf Facebook gesehen, nicht ausreichend kommuniziert worden. Allerdings muss ich an dieser Stelle gestehen, dass es mir an diesem Abend zeitlich eh nicht gereicht hätte, früher hinzufahren. Fakt ist aber, dass die Zürcher Sleaze Rocker und Hair Metaller zumindest mit ihrem neuen Frontmann einen Glücksgriff getätigt haben. Das wiederum soll seinen Vorgänger Tom Hoochie Coo jedoch in keiner Weise desavouieren. King Zebra wie auch Hysteria (wo Tom nun das Mikrophon schwingt) sind bestens gerüstet für die Zukunft. Als „Amuse bouche“ reichte das Gezeigte gerade noch, aber mehr lag heute Abend leider nicht drin, und so verabschiedeten sich die königlichen Zebras kurzum von der Bühne und überliessen den Platz den Deutschen von The New Roses. Müssig zu erwähnen, dass es hierzu keine Fotos gibt, denn bis ich vor Ort mit meinem Foto-Koffer bereit gewesen wäre, hätte das Licht in der Halle locker wieder gebrannt. Somit auf ein anderes Mal an anderer Stelle.

The New Roses
Was erdigen Rock-Sound mit Schmackes aus Germanien angeht, so stand, respektive stehe ich nach wie vor noch vor dem Szene-Aufkommen der neuen Rosen vornehmlich auf Zodiac (die ja dem Vernehmen nach aufgehört haben sollen…, leider!) oder Radio Haze, und in der Sparte Retro-Rock auf Wolvespirit und Wucan. Letztere zwei Combos sind jedoch mit female vocals ausgestattet. The New Roses trafen bereits mit ihrem brillanten Debüt «Without A Trace» (2013), gefolgt vom nicht minder abrockenden «Dead Man’s Voice» bis hin zum aktuellen Dreher «One More For The Road» (2017) den musikalischen Geschmacksnerv der seither laufend ansteigenden Fange-meinde. Das Quartett aus Wiesbaden hat den Dreh offensichtlich raus und hat sich längst als überzeugende Live-Band etabliert. Das führte mitunter zu Support-Slots für Molly Hatchet und Accept. Da gelegentlich auch metallische Vibes durchdringen, vermag die Band durchaus auch Fans aus diesem Lager abzuholen. Das Tour-Package, zusammen mit The Dead Daisies, sah schon auf dem Papier gut aus, und wo andere Combos in diesem Billing vom hochkarätigen Headliner Abend für Abend zerrieben worden wären, spornte dies Frontmann Timmy Rough (v/g) und seine drei Mitstreiter erst recht an. Timmy Rough?! Woher kenne ich diesen Namen bloss?! Natürlich! Archiv sei Dank findet sich ein Support-Auftritt im Z7 aus dem Jahre 2010 für, siehe oben…, genau…, Molly Hatchet, und damals lief das Ganze noch unter dem Namen „Timmy Rough Band“! Aktuell hat der Front- und Mainman rundum neue Mitstreiter an seiner Seite und ist sich stilistisch jedoch treu geblieben. Dass dem wirklich so ist, zeigten die Jungs darauf mit einem gefühlt leider zu kurzen, aber dafür umso energetischeren Auftritt! Wie schon vor nun einigen Jährchen her, überzeugt auch diese Formation mit total eingeschliffenem Spiel, und so boten The New Roses eine optimale Steilvorlage für den Headliner.

Setliste: «Every Wildheart» - «Forever Never Comes» - «Dancing On A Razorblade» - «Gimme Your Love» - «It's A Long Way» - «Life Ain't Easy (For A Boy With Long Hair)» - «Devil's Toys» - «One More For The Road» - «Thirsty».


The Dead Daisies
Obwohl mit Gitarrist David Lowy das noch einzig verbliebene Gründungsmitglied als so zu sagen „unbekanntester Musiker“ der Band logischerweise noch mit dabei ist, steht/stand der Rest der Truppe eher im Rampen-, respektive Scheinwerferlicht. Die Namen dazu sind John Corabi (v), Doug Aldrich (g/v), Marco Mendoza (b/v) und neu Deen Castronovo (d), der Brian Tichy (Ex-Whitesnake) abgelöst hat, und wo sich die anderen drei Profi-Musiker ihre bisherigen Karriere-Credits gutschreiben lassen können, dürfte ja langsam aber sicher bekannt sein. Das alleine im Sinne des hier schon früh verwendeten Begriffes „Supergroup“ garantiert indes noch längst keinen Erfolg, aber The Dead Daisies sind längst über diesen Punkt hinaus und räumten vor allem mit dem 2016er Album «Make Some Noise» auf der ganzen Linie ab. Mit der neuen Langrille «Burn It Down» wurden nun etwas modernere Akzente gesetzt, was ein paar Durchläufe mehr brauchte, um mehrheitlich die gleichen Vibes auszumachen. Somit kam ich mit der Erwartung ans Konzert, dass die Liveversionen der frischen Songs noch etwas mehr Pepp als ab Konserve aufweisen. Erfreulicherweise bestätigte sich dies gleich beim Opener «Resurrected» und fünf weiteren Neuheiten von «Burn It Down», zu denen auch das etwas ruppige «Rise Up» gehörte. Gefragt waren neben dem Groove aber vor allem die einprägsamen Tracks, und die wurden von den bestehenden Rock-Perlen wie «Make Some Noise», Song And A Prayer» oder «Long Way To Go» vorzüglich abgedeckt.

Die Band zeigte sich auf der Bühne wie gewohnt agil und posierfreudig, was den zahlreichen Vertretern der fotographierenden Zunft natürlich wunderbar in die Hände spielte, sprich gute Fotos entstehen liess, was nicht immer so ist. Ein weiteres Steckenpferd der Daisies, das bei Weitem nicht jede Band mit der gleichen Überzeugung bringen kann, sind töfte Cover-Versionen von bekannten Originalen. Hier hat die Allstar-Gruppe, zumindest bisher, ein mehr als nur ein glückliches Händchen bewiesen, und dazu gehörten heute Abend The Rolling Stones («Bitch») und natürlich zwingend wieder The Sensational Alex Harvey Band («Midnight Moses»). Gerade letzterer Song kann und muss einfach immer wieder als der absolute Killer-Song erwähnt wie abgefeiert werden. Leider war danach für das begeisterte Publikum der offizielle Teil des regulären Sets zu Ende. Zuvor gab es ausserdem noch einen kurzen Ausritt von Bassist Marco Mendoza mitten ins und durch das Publikum vor der Bühne, ergänzt um eine witzige Vorstellung der einzelnen Bandmembers. Dabei wurden kurze Ausschnitte von Rock-Classics wie «Rock And Roll All Night» (Kiss, für Dean), «Highway To Hell» (AC/DC, für David), «The Boys Are Back In Town» (Thin Lizzy, für Marco), «Smoke On The Water» (Deep Purple, für Doug) und last, but mot least «Heaven And Hell» (Black Sabbath, für John) angespielt. Und darum, obwohl The Dead Daisies dies ja nicht nötig hätten, wurde mit einer fulminanten Vollversion vom Deep Purple Alltime-Classic «Highway Star» ein letztes Mal ordentlich Rabatz im Z7 veranstaltet.

Setliste: «Resurrected» - «Rise Up» - «Make Some Noise» - «Song And A Prayer» - «Dead And Gone» - «Mexico» - «What Goes Around» - «Last Time I Saw the Sun» - «Can't Take It With You» - «All The Same» - «Drum Solo Deen Castronovo» - «Bitch (The Rolling Stones Cover)» - «With You And I» - «Mainline» - «Long Way To Go» - «Midnight Moses (The Sensational Alex Harvey Band Cover)» -- «Leave Me Alone» - «Highway Star (Deep Purple Cover)».