Als The Haunted für's
Abart angekündigt wurden, war ich zugegebenermassen ein wenig enttäuscht - schliesslich
versprach mir Peter Dolving (Sänger von The Haunted) auf der letzten Tour mit Cradle Of
Filth, dass sie nächstes Mal in grösseren Hallen spielen wollten. Nichtsdestotrotz war
von vornherein klar, dass dies trotzdem ein wunderbarer Abend werden würde, denn
schliesslich waren God Dethroned und God Forbid mit von der Partie.
God Dethroned
Als God Dethroned pünktlich um 20:30 Uhr zum Tanze baten, war das Abart ca. zu einem Drittel
gefüllt - was sich während des restlichen Abends kaum ändern würde. God Dethroned
zeigten sich bereits von Beginn weg motiviert und präzise, ihr melodischer Death war die
erste angenehme Überraschung an diesem Abend. Zweifellos waren einige wenige
Metalcore-Schergen (Die wegen God Forbid den Weg ins Abart gefunden hatten) über die
dargebotene Brutalität überrascht, bei den restlichen Besuchern hingegen sorgte die
Knüppelorgie für durchwegs positive Reaktionen. Was hingegen klar nervte, war der
Stereomix. Bei einem so kleinen Saal wie dem Abart war damit je nach Position nur eine der
beiden Klampfen zu hören. Circa acht Songs wurden dargeboten, die Band wirkte unverkrampft
und genoss den Auftritt sichtlich, und verabschiedete sich nach gut 40 Min. vom
begeisterten Publikum.
God Forbid
God Forbid stiessen darauf auf ein gespaltenes Publikum. Zum einen waren da die
GF-Fanatiker, die ihre fünf Helden bedingungslos abfeierten, zum anderen die
Knüppelfans, die wegen den Mid-Tempi-Songs nur langsam oder gar nicht warm wurden. God
Forbid langten zwar ordentlich in die Saiten, aber es wurde schnell klar, dass ihr
Hardcore-Touch nicht bei Vielen auf offene Ohren stiess. Klarer Pluspunkt für die Band:
Die zweistimmigen Gitarrenmelodien und die mehrstimmigen Vocals der beiden Gitarristen
sorgten für Auflockerung des Materials. Was zudem auch noch erwähnenswärt wäre: Mit
Ausnahme des Bassisten waren sämtliche Bandmitglieder zumindest afroamerikanischer
Abstammung - Sieht man viel zu selten.
Bei der Umbaupause dann die grosse Überraschung: Public Enemy dröhnten aus den Boxen,
und das nicht nur für einen Song. Ein herrlicher Anblick: Sämtliche Todesblei-Fanatiker
ergaben sich beim Erklingen der ersten Noten der Schwerkraft, ihre Mundwinkel erreichten
bisher ungeglaubte Tiefen
The Haunted
In der Zwischenzeit ging der Umbau ohne grosse Probleme von statten, Anders Björler
(g) übernahm den Soundcheck gleich selber, Axl Rose (oder sein unbekannter
Zwilling, der nun für The Haunted Material schleppt) übernahm den Rest. Um knapp 22:30 Uhr
erklang das Intro zu "No compromise" aus den Boxen, die Band bezog ihre Positionen,
und ab ging die Post. Was dann folgte, lässt sich schwer mit Worten erklären: The Haunted
prügelten sich durch ihre bekanntesten Songs wie "Hatesong", "Bury your dead" und
"99", fokussierten sich zuweilen auf ihren aktuellen Longplayer "rEVOLVEr" und
hinterliessen keine Gefangenen. Während die Björler-Zwillinge (g/b) die Haare
kreisen liessen, Jensen Assoziationen zu Lemmy weckte und Per hinter seiner Schiessbude
keine Miene verzog, durchlebte Pete (v) sämtliche seiner Lyrics von neuem - der
Mann vergrub sein Gesicht in seinen Händen, riss hässliche Fratzen, spuckte, raufte
sich die Haare und keifte die Vocals wie kein Zweiter ins Mikro. Zwischen den Songs liess
er einige lockere Sprüche vom Stapel, und belegte das Publikum mit dem Prädikat
"hässlich", ohne dass ihm das jemand verübelte. Ach ja, Publikum war ja auch noch da.
Tatsächlich habe ich in meinem Leben schon derbere Reaktionen als an diesem Abend vor der
Bühne gesehen, aber immerhin tobte der Mob zum Groovemonster "99" wie kein Zweiter. Zum
Schluss der 90 Minuten stürzte sich die Band in den vergleichsweise doomigen Übersong
"My shadow", Pete schlug seine Zähne zum letzten Mal in das Mikro und das Publikum
liess sich von den Klängen noch ein letztes Mal in die schwedische Kälte versetzen.
Geiler Abend, bitte mehr davon!
Set-Liste: (Reihenfolge nicht beachten!): "No compromise", "Nothing right", "Abysmal", "99", "My
shadow", "Hatesong", "Bury your dead", "Forensick/D.O.A.", "Bloodletting/In vein", "Dark intentions",
"Shadow world", "All against all".
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