Livereview: The Hu - Fire From The Gods

31. Januar 2020, Zürich – Komplex 457
By Monika M 
Einer der grössten Newcomer der letzten paar Jahre kommt nach Zürich. Letztes Jahr erfreute sich das Moods, den Hunnen sei Dank, einer ausverkauften Veranstaltung, und so sind die Erwartungen an diesen Event auch entsprechend hoch. Zwar hatte ich das letzte Mal nicht das Vergnügen, dabei zu sein, doch wie ich mitbekomme, "gings voll ab." Nebst den üblichen Rockern und Metalheads, die ich sonst so im Einsatz zu Gesicht bekomme, sehe ich einige Mongolische Landsleute mit Fahne sowie völlig aus dem Schema sprengende Persönlichkeiten; Punker, Hippies, Normies. Jung wie auch Alt trifft heute zusammen, eine solch bunte Mischung an Menschen sieht man an meinen sonstigen Konzerten kaum. Dies wird wohl daran liegen, dass die Mongolen aus der Hauptstadt Ulanbataar durch die Sozialen Medien für Aufregung sorgten. Analog anderer Bands, die für uns exotische Instrumente mit der härteren Musik vermischen, zieht dies breiteres Publikum an als eine Band, die sich an der NWOBHM orientiert. Eigentlich logisch. Ob diese verschiedenen Persönlichkeiten im Publikum dann funktionieren, wird sich noch heraus stellen. Der Abend dürfte sich also als sehr interessant erweisen.

Fire From The Gods
Metalcore aus Texas stimmt uns auf den Abend ein. Oder auch nicht? Bei einem solch durchmischten Publikum dürfte sich Core, welcher zum Teil mit Sprechgesang untermalt wird, als ein ziemlich schwieriges Genre heraus stellen. Das Publikum zeigt somit wenig Begeisterung. Eigentlich schade, denn schlecht klingt der Sound bei Weitem nicht. Ob die Herren aber zu The HU passen, ist die andere Frage. Persönlich bin ich gutem Core nicht abgeneigt, was wohl der Grund sein wird, weshalb mich der Auftritt positiv stimmt. Der Sprechgesang ist weniger mein Fall, die Sympathiepunkte für den charismatischen Frontmann AJ Channer aber lasse ich mir nicht nehmen. Generell ist die Band sehr aktiv auf der Bühne und versucht, das Publikum mitzureissen. Schade wirkt es bei dieser Audience nur wenig. Die teilweise grosse Gleichgültigkeit in der Front Row ist ziemlich besorgniserregend. Liegt wohl einerseits am bereits vorerwähnten Mix an Persönlichkeiten, andererseits aber hat Core nicht sehr viel mit dem Hunnu Rock des Headliners zu tun. Obschon für mich persönlich die Stimmung rasch steigt, bin ich nicht sonderlich überzeugt, dass ich hier für die Massen sprechen könnte. Das Set scheint sich aufgrund der mangelnden Atmosphäre im Publikum ein Wenig in die Länge zu ziehen. Schade, sehr schade. Besonders auffällig ist die mangelnde Teilnahme seitens "Nicht Metal Menschen". Nicht ohne Grund nennt man Leute abseits unserer Kreise auch Touristen, wenn sie sich mal eine Rock- oder Metal-Show verirren. Bei Metalcore scheiden sich bekanntlich die Geister, dennoch ist es ziemlich respektlos, wie manche während des Auftritts schnattern. So bin ich dann doch ein wenig froh, als die Texaner ihr Set beenden. Schade, musikalisch wars echt nice. Privat würde ich mir die Herren trotz Sprechgesang weiter anhören. Der einzige richtige Kritikpunkt für mich wäre die Kombination. Metalcore passt musikalisch nicht zum Headliner. Für mich wars trotzdem sehr angenehm.

Setliste: The Voiceless - Composition - Another Level - Truth To The Weak (Not Built To Collapse) - In Spite Of Doubt - End Transmission - Fight The World - Right Now - Excuse Me


The HU
Endlich, Zeit für den Headliner. Die Atmosphäre ist erwartungsvoll, kein Wunder. Das Publikum dreht durch und das zurecht. Die Hunnen präsentieren sich recht selbstsicher auf der Bühne und ziehen ihr Ding ab, die Darbietung erweckt mindestens so viel Ehrfurcht wie die Videos, die mich zum ersten Mal auf die Band aufmerksam gemacht haben. Als ich letztes Jahr ein Video auf Facebook gesehen habe, dachte ich niemals, dass diese exotische Mischung in Europa so populär sein würde. Umso erstaunlicher für mich, dass manche Individuen im Publikum immer noch schwatzen. Es ist ja klar, dass ALLE wegen The HU da sind. Wieso also so respektlos? Wieder einmal überrascht es mich wenig, dass dies nicht von den Rockern und Metalheads kommt, mehrheitlich zumindest. Eher vorne im Club, in Bühnennähe geht die Post dafür ziemlich ab. Laute HU! HU! HU! Rufe zwischen den Songs, etwas Headbangen und etwas Tanzen. Nun, zum Headbangen eigenen sich nicht alle Songs, dafür sind sie den traditionellen Instrumenten sei Dank zu atmosphärisch. Mysthisch und dennoch teils recht heavy, die Balance ist perfekt getroffen. Der Charme liegt aber eindeutig beim uns Unbekannten, denn der Rock selber ist relativ unspektakulär. Die Mischung machts eben. Vorne tanzen ganz viele, ich bin eher in einer Trance. Ob dies an den Pferdekopfgeigen, den Trommeln oder doch eher am Kehlkopfgesang liegt, kann ich nicht beurteilen. Ist aber nicht so wichtig, hauptsache, die Laune ist gut. Die Mongolen entführen mich sehr gekonnt, und die Show vergeht wie im Fluge. Nur am Publikum hätte ich teils etwas auszusetzen. Beschreiben fällt mir hier sichtlich schwer, wer The HU noch nicht erlebt hat, muss dies nach Möglichkeit nachholen. Live-Empfehlung 1000%

Setliste: Intro - Shoog Shoog - The Same - The Gereg - The Song Of Women - The Legend Of Mother Swan - Uchirtai Gurav - Shireg Shireg - Bii Biyley - Yuve Yuve Yu - Wolf Totem - The Great Chinggis Khaan - Black Thunder - This Is The Mongol - Wolf Totem (Zugabe)