Einer der grössten Newcomer der letzten paar Jahre kommt nach
Zürich. Letztes Jahr erfreute sich das Moods, den Hunnen sei Dank,
einer ausverkauften Veranstaltung, und so sind die Erwartungen an
diesen Event auch entsprechend hoch. Zwar hatte ich das letzte Mal
nicht das Vergnügen, dabei zu sein, doch wie ich mitbekomme, "gings
voll ab." Nebst den üblichen Rockern und Metalheads, die ich sonst so
im Einsatz zu Gesicht bekomme, sehe ich einige Mongolische
Landsleute mit Fahne sowie völlig aus dem Schema sprengende
Persönlichkeiten; Punker, Hippies, Normies. Jung wie auch Alt trifft
heute zusammen, eine solch bunte Mischung an Menschen sieht man an
meinen sonstigen Konzerten kaum. Dies wird wohl daran liegen, dass
die Mongolen aus der Hauptstadt Ulanbataar durch die Sozialen Medien für
Aufregung sorgten. Analog anderer Bands, die für uns exotische
Instrumente mit der härteren Musik vermischen, zieht dies breiteres
Publikum an als eine Band, die sich an der NWOBHM orientiert.
Eigentlich logisch. Ob diese verschiedenen Persönlichkeiten im
Publikum dann funktionieren, wird sich noch heraus stellen. Der Abend
dürfte sich also als sehr interessant erweisen.
Fire
From The Gods Metalcore aus Texas stimmt uns auf den
Abend ein. Oder auch nicht? Bei einem solch durchmischten Publikum
dürfte sich Core, welcher zum Teil mit Sprechgesang untermalt wird,
als ein ziemlich schwieriges Genre heraus stellen. Das Publikum zeigt
somit wenig Begeisterung. Eigentlich schade, denn schlecht klingt
der Sound bei Weitem nicht. Ob die Herren aber zu The HU passen, ist
die andere Frage. Persönlich bin ich gutem Core nicht abgeneigt, was
wohl der Grund sein wird, weshalb mich der Auftritt positiv stimmt.
Der Sprechgesang ist weniger mein Fall, die Sympathiepunkte für den
charismatischen Frontmann AJ Channer aber lasse ich mir nicht
nehmen. Generell ist die Band sehr aktiv auf der Bühne und versucht,
das Publikum mitzureissen. Schade wirkt es bei dieser Audience nur
wenig. Die teilweise grosse Gleichgültigkeit in der Front Row ist
ziemlich besorgniserregend. Liegt wohl einerseits am bereits
vorerwähnten Mix an Persönlichkeiten, andererseits aber hat Core
nicht sehr viel mit dem Hunnu Rock des Headliners zu tun. Obschon
für mich persönlich die Stimmung rasch steigt, bin ich nicht
sonderlich überzeugt, dass ich hier für die Massen sprechen könnte.
Das Set scheint sich aufgrund der mangelnden Atmosphäre im Publikum
ein Wenig in die Länge zu ziehen. Schade, sehr schade. Besonders
auffällig ist die mangelnde Teilnahme seitens "Nicht Metal Menschen".
Nicht ohne Grund nennt man Leute abseits unserer Kreise auch
Touristen, wenn sie sich mal eine Rock- oder Metal-Show verirren. Bei
Metalcore scheiden sich bekanntlich die Geister, dennoch ist es
ziemlich respektlos, wie manche während des Auftritts schnattern. So
bin ich dann doch ein wenig froh, als die Texaner ihr Set beenden.
Schade, musikalisch wars echt nice. Privat würde ich mir die Herren
trotz Sprechgesang weiter anhören. Der einzige richtige Kritikpunkt
für mich wäre die Kombination. Metalcore passt musikalisch nicht zum
Headliner. Für mich wars trotzdem sehr angenehm.
Setliste: The
Voiceless - Composition - Another Level - Truth To The Weak (Not
Built To Collapse) - In Spite Of Doubt - End Transmission - Fight
The World - Right Now - Excuse Me
The HU Endlich, Zeit für den Headliner. Die Atmosphäre
ist erwartungsvoll, kein Wunder. Das Publikum dreht durch und das
zurecht. Die Hunnen präsentieren sich recht selbstsicher auf der
Bühne und ziehen ihr Ding ab, die Darbietung erweckt mindestens so
viel Ehrfurcht wie die Videos, die mich zum ersten Mal auf die Band
aufmerksam gemacht haben. Als ich letztes Jahr ein Video auf
Facebook gesehen habe, dachte ich niemals, dass diese exotische
Mischung in Europa so populär sein würde. Umso erstaunlicher für
mich, dass manche Individuen im Publikum immer noch schwatzen. Es
ist ja klar, dass ALLE wegen The HU da sind. Wieso also so
respektlos? Wieder einmal überrascht es mich wenig, dass dies nicht
von den Rockern und Metalheads kommt, mehrheitlich zumindest. Eher
vorne im Club, in Bühnennähe geht die Post dafür ziemlich ab. Laute
HU! HU! HU! Rufe zwischen den Songs, etwas Headbangen und etwas
Tanzen. Nun, zum Headbangen eigenen sich nicht alle Songs, dafür
sind sie den traditionellen Instrumenten sei Dank zu atmosphärisch.
Mysthisch und dennoch teils recht heavy, die Balance ist perfekt
getroffen. Der Charme liegt aber eindeutig beim uns Unbekannten,
denn der Rock selber ist
relativ
unspektakulär. Die Mischung machts eben. Vorne tanzen ganz viele,
ich bin eher in einer Trance. Ob dies an den Pferdekopfgeigen, den
Trommeln oder doch eher am Kehlkopfgesang liegt, kann ich nicht
beurteilen. Ist aber nicht so wichtig, hauptsache, die Laune ist
gut. Die Mongolen entführen mich sehr gekonnt, und die Show vergeht
wie im Fluge. Nur am Publikum hätte ich teils etwas auszusetzen.
Beschreiben fällt mir hier sichtlich schwer, wer The HU noch nicht
erlebt hat, muss dies nach Möglichkeit nachholen. Live-Empfehlung
1000%
Setliste: Intro - Shoog Shoog - The Same - The Gereg -
The Song Of Women - The Legend Of Mother Swan - Uchirtai Gurav -
Shireg Shireg - Bii Biyley - Yuve Yuve Yu - Wolf Totem - The Great
Chinggis Khaan - Black Thunder - This Is The Mongol - Wolf Totem
(Zugabe)
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