Es war am Ende des Konzertes einer jener Events, an die man
sich immer wieder gerne zurück erinnern wird. Zum einen, weil mit
Reds' Cool eine wirklich geile Support-Band im Z7 spielte, und zum
anderen, weil mir The Iron Maidens wieder die Iron Maiden in
Erinnerung riefen, die ich seit Jahrzehnten schmerzlich vermisse
(mal ausgenommen, wenn sich die Herren um Steve Harris auch auf ihre
alten Klassiker besinnen). Es war nicht nur ein sonniger 1. Mai, der
für einige auch zugleich ein freier Tag war, sondern auch einer, der
dem Z7 viele Besucher bescherte.
Red's Cool
Als ich zum Backstage-Eingang des Z7 marschierte, sah ich einen
kleinen Van mit russischen Autokennzeichen. Aus St. Petersburg
stammt der Fünfer, der sich auf eine sehr sympathische Art und Weise
präsentierte. Musikalisch irgendwo zwischen den alten Europe, den
Little Angels und ein bisschen Tygers Of Pan Tang sowie Whitesnake zu
«1987»-Zeiten liegend, spielten die Jungs mit viel Spass. Auch wenn
die Performance noch ein bisschen schüchtern wirkte, mit zunehmender
Spielzeit ging speziell Sänger Slava Spark mehr aus sich heraus. Ihm
ist es auch zu verdanken, dass die Songs sofort den Weg in die
Gehörgänge fanden. Mit seiner starken Stimme überzeugte er von der
ersten Sekunde an. Kerniger Hardrock scheint noch immer zeitlos zu
sein, und nur die zu Beginn zu vernehmenden modernen
Keyboard-Elemente (die vom Band kamen) nervten ein bisschen.
Ansonsten verrichteten die fünf Herren einen wirklich famosen Job.
Irgendwie kam mir die Truppe bekannt vor, und erst als ich zu Hause
meine Liste mit den besuchten Konzerten kontaktierte, stellte ich
fest, dass ich die Truppe bereits 2016 sah, als Support von Magnum.
Reds' Cool stellten die Musik und nicht sich selber in den
Mittelpunkt. Sie rockten mit viel Freude und waren sichtlich dankbar
über die Reaktionen der Fans. Reds' Cool, ein Name, den man sich
merken sollte.
The Iron Maidens Was dann
folgte, war mich für eine echte Überraschung, die ich in der Form nie
erwartet hätte. Auch wenn die Mädels «Flight Of Icarus» nicht spielten,
zeigten sie mir, welche geniale Band sie selber sind und welche
sensationellen Songs die Eisernen (das Original) mal komponierten
und einst spielten. Fünf Songs von «The Number Of The Beast»,
jeweils drei Tracks von «Killers», «Piece Of Mind» und «Somewhere In
Time»,
plus jeweils einer von «Killers», «Powerslave» und «Virtual XI»!
Banger-Herz, was willst du mehr? Dabei wurden auch seltene Perlen
ausgepackt, wie «The Duellists» (göttlich gespielt!), «Phantom Of
The Opera», «Murders In The Rue Morgue», «Caught Somewhere In Time»
(was für eine vergessen gegangene Perle!) und «Invaders»
(Kniefall!). Das Schöne ist, dass The Iron Maidens kaum eine
identische Setliste spielen, sondern sich Abend für Abend einem
abgeänderten Set bedienen, aus der Frühphase der Engländer stammend.
Nach dem Konzert verliess nicht nur ich mit einem glückseligen
Grinsen das Z7 und erinnerte mich an eine Zeit, in der Iron Maiden
noch mit einer gewissen Aggressivität, Frische und Unbekümmertheit
rockten, als gäbe es kein Morgen. Alleine die doppelläufigen Solos
waren an diesem Abend im Z7 eine Offenbarung und ganz ehrlich, nicht
einmal das Duo Murray/Smith bringt diese Genialität und Sicherheit
noch heute ans Tageslicht.
Für diese Gitarrenpower waren
Courtney Cox und Nikki Springfield verantwortlich. Unglaublich, mit
welcher Locker- und Sicherheit die Beiden sich in einen wahren
Rausch spielten, dabei noch immer mit einem zufriedenen Lächeln
auf der Bühne standen und ihre langen Haare fliegen liessen. Mit der
Rhythmussektion um Wanda Ortiz (Bass) und Linda McDonald (Drums)
brannte ebenso nichts an. Selbst die schwierigen, galoppierenden Bassparts
meisterte Wanda locker. Sicher, einen Steve Harris mit seiner
agilen Art zu kopieren, ist schier unmöglich. Aber Frau Ortiz wurde
von Stück zu Stück beweglicher und mutierte zu einem richtigen
Aktivposten. Linda, die man von Phantom Blue her kennt, zerdepperte
ihr Arbeitswerkzeug souverän und grinste, als würde gerade Ostern,
Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag fallen. Zwischen all den
Instrumentalistinnen sang sich Kirsten Rosenberg in einen wahren
Rausch. Die langen Screams bei
«Hallowed Be Thy Name», «Run To The Hills» und «The Number Of The
Beast» erklangen, als würden sie direkt von der Vinylscheibe kommen.
Klar, lang anhaltend und erhaben. Was für eine unglaubliche
Leistung!
Auch showtechnisch liessen die Ladys nichts
anbrennen. So stieg Kirsten mit der England- und der Schweizerfahne
bei «The Trooper» ins Geschehen ein, sowie dem roten Armeekittel.
Eddie hatte seinen Auftritt bei «Run To The Hills» und «Wasted
Years» in der futuristischen Ausführung der «Somewhere In
Time»-Zeit. Zudem waren die Haare von Kirsten ebenso lang, wie zu
Bruce besten Zeiten, während die Lederarmbänder an das «The Number
Of The Beast»-Video erinnerten, worin Mister Dickinson damals solche trug.
Mit einer weiblichen Ausführung von Eddie als Backdrop und seinem
Kopf mit rosa Schleifchen auf den Seitendrops hatten die Ladys die
Lacher auf ihrer Seite.
Fazit: Ja, The Iron Maidens sind eine
Iron Maiden Coverband. Aber eine, die mit sehr viel Hingabe und
technischen Fähigkeiten endlich wieder die Songs spielt, die ich bei
einer neuen Maiden-Tour schmerzlichst vermisse. Wann haben wir zum
letzten Mal «The Duellists» (was für Gitarrenharmonien und Solos!),
«Phantom Of The Opera» (was für ein Aufbau!) oder «Invaders» (wieso
wird diese
Hammernummer
seit der «Beast On The Road»-Tour nicht mehr gespielt?) vom Original
gehört? Wann haben wir Nummern wie «22 Acacia Avenue», «Run To The
Hills» oder «Revelations» mit so viel Spass in den Backen serviert
bekommen? Wann haben wir «The Ides Of March» live und nicht vom
Tonträger vorgetragen bekommen? Warum sind die Fangesänge bei «The
Clansman» zwar im Z7 vorhanden, aber lange nicht so laut wie bei
Iron Maiden (schämt euch alle!)? Wann hat der Sänger sich vor den
Zugaben ans Schlagzeug gesetzt und "gedroht", ein Solo zu spielen?
«Z7, we love this venue and the really good catering!» war nur eine
der sympathischen Ansagen von Kerstin. Dass das Eis erst nach
«Phantom Of The Opera» brach und die Stimmung erst knapp vor den
Zugaben zu kochen begann, ist ein Armutszeugnis. Wären Bruce
Dickinson, Steve Harris und Konsorten auf der Bühne gestanden, der
Jubel der Fans hätte das Z7 von der ersten Sekunde aus den Angeln
gehievt. The Iron Maidens mussten sich diesen Erfolg sehr hart
erkämpfen. Nochmals, sollte dies nicht schon längst klar geworden
sein: Ich schaue mir lieber The Iron Maidens an, bei denen die Setliste
wie auch die Präsentation stimmen, statt mich bei Iron Maiden durch neue
Songs zu quälen, in der Hoffnung, dass vielleicht die Klassiker am
Schluss gespielt werden. UP THE IRONS, aber die Weiblichen!
Setliste: «Intro - Doctor Doctor (UFO Cover)», «Invaders», «Die
With Your Boots On», «Revelations», «Wasted Years»,
«22 Acacia Avenue», «The Trooper», «The Duellists», «Caught
Somewhere In Time», «The Number Of The Beast», «The Ides Of March /
Wrathchild», «The Clansman», «Murders In The Rue Morgue», «Phantom
Of The Opera», «Heaven Can Wait» - «Hallowed Be Thy Name», «Run To
The Hills», «Outro – Always Look On The Bright Side Of Life»
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