Über The Ocean müssen an dieser Stelle keine grossen Worte mehr
verloren werden - Die Band konnte unter anderem letzten Dezember im
Vorprogramm von Opeth bereits im Rohstofflager brillieren, ihre
aktuellen Scheiben werden von Kritikern rund um den Globus
hochgelobt, und spätestens seit auch noch drei Schweizer Musiker im
aktuellen Line-Up dabei sind, sollte der Name nun heiss gehandelt
werden. Ironischerweise sind bei dieser Tour unter anderem auch
Burst dabei, eine Band die ziemlich sicher als Einfluss von The
Ocean geltend gemacht werden kann. Die fünf Schweden um Fronter
Linus Jägerskog zelebrieren schon seit über sechzehn Jahren ihre
komplexe und vielschichtige Mucke, um dabei aus allen möglichen
Stilrichtungen Einfluss zu schöpfen - Und wie's der Zufall so will
waren auch sie bei ihrem letzten Besuch in der Schweiz als Vorband
von Opeth am Start, allerdings liegt dieser Gig schon mehr als drei
Jahre zurück. Mit Bison B.C. und Medeia komplettierten zudem noch
zwei weitere Bands das Line-Up, die in Zukunft noch für Furore
sorgen könnten - Während Medeia dabei den Rotten Sound-Fronter Keijo
Niinimaa als Sänger verbuchen konnten, rumpeln sich Bison B.C. mit
verstaubten StonerMetal-Riffs durch die Gegend.
Als Medeia gegen 19h45 auf die Bühne stiegen, machte sich die
gähnende Leere im Rohstofflager erst richtig bemerkbar - Gegen 50
Nasen hielten sich bis dahin im Konzertraum auf, für
schweisstreibende Gigs also alles andere als optimal. Die Band
reagierte aber ziemlich prompt darauf, und liess sich den Spass an
den vierzig Minuten Auftritt nicht nehmen. Rein Mucke-Technisch
hätte ich jetzt nicht auf ein solches Spasspotential getippt, aber
die vier Jungs und das Mädel liessen mit gezielten Sprüchen nix
anbrennen und hatten die Besucher schnell mal auf ihrer Seite.
Richtig geil war dabei auch das zwischendurch von der Decke fallende
Konfetti, das Lordi am Vorabend dort hin befördert hatten. Medeia
wirkten mit ihrem Deathcore mit schwarzmetallischer/epischer
Schlagseite zwar etwas deplaziert, konnten aber die
Ausgangssituation optimal nutzen. Mir persönlich gingen zwar die
ziemlich generischen Keyboards und leider auch der Gesang des
Tastenmädels auf den Wecker, aber ansonsten gab's an dieser Stelle
bereits mal Daumen hoch.
Bison B.C. hatten weder bekannte Namen im Line-Up dabei, noch
blödelten sie gross auf der Bühne rum - Die Band wählte den denkbar
einfachsten Weg, sich dem Publikum zu präsentieren: Den Rock'n'Roll!
Die Vier Jungs legten einen äusserst fetten Gig auf's Parkett, und
konnten mit ihrem
Gemisch aus älteren/simpleren Mastodon und Queens
Of The Stone Age-Grooves der schlechten Sound-Qualität locker
standhalten. Optisch dominierten fliegende Flying-Vs (!), Bärte und
jede Menge Haar das Bühnegeschehen, während auf der muskalischen
Sicht ziemlich simple Grooves und etwas ausfallendere Strukturen für
überraschend gute Reaktionen sorgten. Während die beiden Klampfer/Sänger
in ihrem Universum aufzugehen schienen, sorgte vor allem der Bassist
für einige hochgezogene Augenbrauen - er schien mit seinem Bass
unbedingt ein Loch in den Bühnenboden reissen zu wollen, immerhin
schob er ihn regelmässig kopfvoran über die Bretter. Das Publikum
war jedenfalls mehr als davon angetan, und auch die Band schaffte
es, sich im Lauf der vierzig Minuten kontinuierlich zu steigern. Bis
hier auf jeden Fall klarer Höhepunkt des Abends!
Überraschenderweise waren für Burst nicht gerade all zu viele
Fans angereist - Zwar war das Publikum auf etwa 120 Nasen
angewachsen, aber während des Gigs stellte sich schnell heraus, dass
kaum jemand davon die Band kannte. Burst indes machten es dem
Publikum allerdings auch nicht wirklich einfach, die aktuelle
Scheibe 'Lazarus' bietet für ungewohnte Ohren einfach zu komplexe
Mucke. Live zeigte sich zumindest für meine Ohren eine starke
Diskrepanz zu etwa den Songs vom Vorgänger 'Origo', die definitiv
besser ankamen. Während Sänger Gitarrist Jonas Rydberg, Sänger Linus
Jägerskog und Bassist Jesper Liveröd (Ex-Nasum) sich um die Action
auf der Bühne kümmerten, schien Gitarrist/Sänger Robert Reinholdz in
einer parallelen Welt zu performen - Der Mann sass im Anzug und mit
Jazz-Klampfe auf einem Stuhl am linken Bühnenrand und gab sich mehr
als nur introvertiert. Die langen Songs gepaart mit der breiten
Stilistik der Band sorgte mittlerweile bei einer leider grösseren
Menge an Besuchern für Kopfschmerzen, und nur die wirklich harten
Nasen gaben sich diese Performance im vollen Mass. Auch mir
persönlich fuhr vor allem der erste Teil des Sets ziemlich schräg
ein, aber irgendwann schaffte es die Band dann doch noch, die Kurve
zu kratzen. Intensiv und technisch sauber war die Performance
allemal, aber ich denke ich frage mich berechtigt, wie um Himmel's
Willen diese Band bloss an Openairs bestehen will…
Die Erlösung sollte dann um Punkt 23h00 mit The Ocean folgen.
Die Band legte wie auch schon letztes Mal mit 'Calymnian' los, aber
auch hier schien die Sache nicht richtig funktionieren zu wollen.
Zwar regierte bei The Ocean endlich das Chaos auf der Bühne, aber
das Publikum schien am Boden festgeschraubt zu sein - An Action
schien niemand wirklich zu denken. Die Band selber gab sich im
ergleich dazu allerdings redlich Mühe: Gitarrist/Bandchef Robin,
Bassist Louis und Gitarrist Jona wirbelten mit den Klampfen
regelmässig um die eigene Achse, während Sänger Mike sich dem Headbanging verschrieben hatte. Diesmal hatten sie auch endlich ihre
eigene Lichtshow am Start, Songs wie das bereits erwähnte 'Calymnian'
aber auch 'Orosirian' oder 'The
City In The Sea' funktionieren in
kaltes Blau und Grün getaucht einfach besser. Dementsprechend
zunehmend wurde auch der Applaus seitens des Publikums, wie die Band
wiederum anstachelte. Drummer Luc zertrümmerte in Folge dessen knapp
eine ganze Hand voll Sticks, während Louis und Jona etwa gleich
viele Saiten ins Jenseits beförderten. All dies reichte aber
trotzdem nicht, um das Publikum aus der Donnerstag Abend-Lethargie
zu reissen, und obwohl mehr oder weniger lautstark nach einer Zugabe
gefordert, und diese mit 'Queen Of The Foodchain' auch nachgereicht
wurde, blieb das The Ocean-Set eine zwiespältige Angelegenheit -
Motiviertes Auftretten und das volle Brett auf der einen Seite, und
müdes Fussvolk auf der anderen, da wäre theoretisch mehr gegangen.
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