Livereview: Theory Of A Deadman - Halestorm - Heaven's Basement
26. März 2010, Solothurn - Kofmehl
By Rockslave
Es war im März des vergangenen Jahres, als Heaven's Basement als Support-Band von Thunder im Z7 mehr als nur überzeugten und deshalb galt mein vordergründiges Interesse erstmal den Briten. Vom Headliner wusste ich ehrlich gesagt vorher überhaupt nix, ausser dass sie (Theory Of A Dead Man) je nach Standpunkt und Meinung eine gute, respektive schlechte Kopie von Nickelback sein sollen. Da die Kanadier labeltechnisch zudem noch bei Chad Kroeger's «604 Records» untergekommen sind, lässt sich die stilistische Nähe zumindest schon mal erahnen. Bei uns eher unbekannt, konnte man aber vor allem in der Heimat vor ein paar Jahren locker Platin einfahren, und nicht zuletzt auch durch Songs, die bei Games («Fahrenheit») oder Kino-Filmen (Transformers - The Revenge») Verwendung fanden, weitere Erfolge verbuchen. Für eine im wahrsten Sinne des Wortes brettharte Überraschung in Sachen Rock sorgten jedoch Halestorm mit ihrer jungen Sängerin/Gitarristin Elizabeth "Lzzy" Hale, die ordentlich in Saiten haute und sich als stimmlich wie instrumental versierte Rock-Lady empfahl.

Heaven's Basement

Von Beginn an gaben die britischen Glam Rocker um den neuen Sänger Johnny Fallen (ersetzte erst im Februar seinen Vorgänger Richie Hevanz) voll Gummi und liessen es musikalisch wie optisch ordentlich krachen. Tonträgermässig hatten die Jungs ausser der gleichnamigen 6-Track EP (die es noch in einer zweiten Version mit zwei anderen Songs gibt) allerdings nichts zu promoten. Dennoch kamen ganz neue und bisher unveröffentlichte Stücke zu Live-Ehren. Mit unbändiger Energie zockte der UK-Fünfer seine griffigen Songs runter, wobei einmal auch Bassist Rob 'Bones' Ellershaw die Leadvocals souverän übernahm. Mit etwas Verspätung kamen die Bemühungen schliesslich auch beim anfangs eher reserviert wirkenden Publikum an. In der Schnittmenge der neuen Mötley Crüe, etwas alten Guns 'n Roses und den längst vergessenen Amis von New American Shame zeigten die fünf Briten, was eine echte, ehrliche Rock-Show ausmacht. Dass die Live-Performance dabei so megatight wirkte, kam nicht von ungefähr, denn Heaven's Basement konnten schon für einige bekannte Acts wie Bon Jovi, Tesla, Papa Roach oder eben, wie eingangs bereits erwähnt Thunder eröffnen und holten sich so die nötige Routine und Lockerheit. Die braucht es, um glaubwürdig zu wirken und diesem Anspruch wurde man trotz, respektive wie immer ultrakurzen 30 Minuten auf jeden Fall gerecht. Allerdings reicht diese Zeit meist nicht aus, um beim Publikum wirklich was reissen zu können, denn kaum warm, war der solide Auftritt bereits wieder Stoff für die Archive der Musikgeschichte. Ich fand den Auftritt absolut klasse, auch den Live-Sound vom Kofmehl und hoffe jetzt mal auf ein bald erscheinendes, neues Album, das mindestens auf dem gleichen wenn nicht nächst höheren Niveau angesiedelt sein wird!

Setliste: «Unbreak» - «Long Goodbye» - «Sorry» - «Paranoia» - «Reign On My Parade» - «Executioner's Day».

Halestorm
Ich stand noch draussen beim Merchandise Stand, als ein markerschütternder Schrei durch das ganze Kofmehl hindurch drang und unmissverständlich darauf hinwies, dass die Amis mit ihrer kessen und sexy Frontlady Lzzy Hale bereit waren, als zweiter Support des Abends heftig los zu rocken! Vor der Bühne angekommen musste ich zuerst zweimal hinschauen und fragte mich ernsthaft, ob ich von dieser eigentlich bereits 1997 gegründeten Band schon irgendwo mal gelesen hatte oder nicht. Es fiel mir dazu eigentlich nichts ein und dazu passte dann natürlich perfekt, dass Lzzy (schreibt sich übrigens wirklich so, also ohne das "i" dazwischen!) den allerersten Schweizer Auftritt überhaupt ankündigte! Somit erschien die Angelegenheit oder besser ausgedrückt mein Erinnerungsvermögen schon schlüssiger zu sein. Ein weiteres und wirklich speziell erwähnenswertes Detail ist der drei Jahre jüngere Bruder von Miss Hale und Drummer Arejay Hale, der, um es gleich vorweg zu nehmen, den kreativen Vogel des Abends abschoss, denn was der Junge da eine (weitere) halbe Stunde lang an diesem Konzertabend auf der Bühne ablieferte, war schlicht sensationell! Der fette Rocksound mit klar metallischer Attitüde wurde ebenso kraftvoll wie vorher zelebriert. Mit im Gepäck war die neue selbstbetitelte Debüt-CD «Halestorm». Was auf der CD schon sehr ansprechend klingt, erfuhr auf der Bühne noch einen deutlichen Schub nach vorne. Das lag vor allem am unglaublichen, beinahe knarzenden Bass-Sound, der ins «Köffu» geblasen wurde. Dazu legte sich die Frontfrau entsprechend ins Zeug und offenbarte nicht nur Qualitäten beim Umherwetzen mit ihren ziemlich hohen Absätzen. Auch die Posen, der glasklare Gesang und das agile Gitarrenspiel von Lzzy waren mehr als ansprechend. Witzig und ungewohnt zugleich fiel das Schlagzeug-Solo (!) von Arejay aus, der er es tatsächlich fertig brachte, dass sich der eine in die Höhe geworfene Stick in der Beleuchtung über ihm verhakte und dort echt stecken blieb und das anschliessende Solo aller vier Musiker (!) zusammen. Stilistisch im Sandwich von Saraya, Lee Aaron, Alannah Myles und Avril Lavigne sind es vor allem die catchy Melodien, die sich wohltuend im Gehör festsetzen. «It's Not You» und «I Get Off» besitzen zum Beispiel massig Chart-Potenzial, was für so eine Band ziemlich wichtig sein kann und bald einmal die weitere Karriere beeinflussen wird!

Setliste: «It's Not You» - «What Were You Expecting» - «Bet U Wish You Had Me Back» - «Familiar Taste Of Poison» - «Drum Solo (!)» - «Dirty Work» - «I Get Off».

Theory Of A Deadman
Nach dieser energiegeladenen Show von Halestorm konnte der Headliner in meinen Augen nur noch verlieren..., und es kam auch so! Die Ausgangslage der vier Kanadier war allerdings die gleiche wie bei Halestorm zuvor, denn auch Theory Of A Deadman begingen offenbar ihre CH-Premiere. Das Trio um Sänger Tyler Conolly, Bassist Dean Back und 6-String Mann Dave Brenner wurde durch (Tour-?) Drummer Brent Fitz verstärkt. Geboten wurden in erster Linie einige Songs des mittlerweile auch schon zwei Jahre alten, dritten Albums «Scars & Souvenirs», ergänzt um weitere Stücke der ersten zwei Alben und dem Soundtrack von «Spiderman». Blickfang der zahlreichen Girls war eindeutig der charismatische Frontmann, der meist auch Gitarre spielte. Und da wären wir bereits beim ersten Kritikpunkt angelangt, denn vom donnernden Sound der CD war auf der Bühne praktisch nichts zu vernehmen. Da hätte mit zwei Gitarristen viel mehr Dampf kommen müssen! Überhaupt klangen die Songs erstaunlich zahm und irgendwie gleichförmig und die unverkennbare Schlagseite hin zu Nickelback ist dabei mehr Fluch denn Segen. Im Vergleich zu vorher war das hier ein laues Lüftchen! Darüber hinaus bekundete Herr Conolly in den oberen Gesangsregionen offensichtlich Mühe und hinterliess hier keinen souveränen Eindruck. Seiner Ausstrahlung und Wirkung auf die zahlreichen Mädels in der ersten Reihe tat das allerdings keinen Abbruch, denn die feierten ihn ganz ordentlich ab. In den hinteren Rängen hielt sich die Begeisterung allerdings ziemlich in Grenzen und von einer ausgelassenen Stimmung trotz passablem Fan-Aufmarsch konnte nie die Rede sein. Meine Wenigkeit verkrümelte sich nach den geknipsten Fotos dezent nach hinten und von dort aus wirkte das Ganze noch belangloser. Die Performance als solche war ja schon in Ordnung, aber als Headliner sollte man da deutlich mehr Druck auf der Bühne erzeugen. Des Weiteren fehlten mir mit diesem Gebaren und einer solchen Vorlage (Platin-Verkäufe in der Heimat) die todsicheren Hits. Da sind Nickelback als die grossen Inspiratoren viel weiter und es bleibt abzuwarten, wie sich Theory Of A Deadman künftig in Europa schlagen werden. Was ennet dem Teich bestens funktionert, schlägt bei uns nicht zwingend in der gleichen Intensität an, respektive ein. Wenn man dann bei der CH-Premiere zudem gleich als Headliner antanzt und wie heute Abend gute 85 Minuten auf der Bühne stand, muss diese Zeit entsprechend auch ausgefüllt werden. Obwohl insgesamt gesehen das soweit richtige Publikum gekommen und sicherlich mindestens etwas Stimmung vorhanden war, liessen mich die Canucks ziemlich bis völlig kalt. Zum Glück konnte das starke Vorprogramm die Scharte weitgehend auswetzen!