Es war im März des vergangenen Jahres, als Heaven's Basement als
Support-Band von Thunder im Z7 mehr als nur überzeugten und deshalb
galt mein vordergründiges Interesse erstmal den Briten. Vom
Headliner wusste ich ehrlich gesagt vorher überhaupt nix, ausser
dass sie (Theory Of A Dead Man) je nach Standpunkt und Meinung eine
gute, respektive schlechte Kopie von Nickelback sein sollen. Da die
Kanadier labeltechnisch zudem noch bei Chad Kroeger's «604 Records»
untergekommen sind, lässt sich die stilistische Nähe zumindest schon
mal erahnen. Bei uns eher unbekannt, konnte man aber vor allem in
der Heimat vor ein paar Jahren locker Platin einfahren, und nicht
zuletzt auch durch Songs, die bei Games («Fahrenheit») oder
Kino-Filmen (Transformers - The Revenge») Verwendung fanden, weitere
Erfolge verbuchen. Für eine im wahrsten Sinne des Wortes brettharte
Überraschung in Sachen Rock sorgten jedoch Halestorm mit ihrer
jungen Sängerin/Gitarristin Elizabeth "Lzzy" Hale, die ordentlich in
Saiten haute und sich als stimmlich wie instrumental versierte
Rock-Lady empfahl.
Heaven's Basement
Von Beginn an gaben die britischen Glam Rocker um den neuen Sänger
Johnny Fallen (ersetzte erst im Februar seinen Vorgänger Richie
Hevanz) voll Gummi und liessen es musikalisch wie optisch ordentlich
krachen. Tonträgermässig hatten die Jungs ausser der gleichnamigen
6-Track EP (die es noch in einer zweiten Version mit zwei anderen
Songs gibt) allerdings nichts zu promoten. Dennoch kamen ganz neue
und bisher unveröffentlichte Stücke zu Live-Ehren. Mit unbändiger
Energie zockte der UK-Fünfer seine griffigen Songs runter, wobei
einmal auch Bassist Rob 'Bones' Ellershaw die Leadvocals souverän
übernahm. Mit etwas Verspätung kamen die Bemühungen
schliesslich
auch beim anfangs eher reserviert wirkenden Publikum an. In der
Schnittmenge der neuen Mötley Crüe, etwas alten Guns 'n Roses und
den längst vergessenen Amis von New American Shame zeigten die fünf
Briten, was eine echte, ehrliche Rock-Show ausmacht. Dass die
Live-Performance dabei so megatight wirkte, kam nicht von ungefähr,
denn Heaven's Basement konnten schon für einige bekannte Acts wie
Bon Jovi, Tesla, Papa Roach oder eben, wie eingangs bereits erwähnt
Thunder eröffnen und holten sich so die nötige Routine und
Lockerheit. Die braucht es, um glaubwürdig zu wirken und diesem
Anspruch wurde man trotz, respektive wie immer ultrakurzen 30
Minuten auf jeden Fall gerecht. Allerdings reicht diese Zeit meist
nicht aus, um beim Publikum wirklich was reissen zu können, denn
kaum warm, war der solide Auftritt bereits wieder Stoff für die
Archive der Musikgeschichte. Ich fand den Auftritt absolut
klasse, auch den Live-Sound vom Kofmehl und hoffe jetzt mal auf ein
bald erscheinendes, neues Album, das mindestens auf dem gleichen
wenn nicht nächst höheren Niveau angesiedelt sein wird!
Setliste: «Unbreak» - «Long Goodbye» - «Sorry» - «Paranoia» - «Reign
On My Parade» - «Executioner's Day».
Halestorm
Ich stand noch draussen beim Merchandise Stand, als ein
markerschütternder Schrei durch das ganze Kofmehl hindurch drang und
unmissverständlich darauf hinwies, dass die Amis mit ihrer kessen
und sexy Frontlady Lzzy Hale bereit waren, als zweiter Support des
Abends heftig los zu rocken! Vor der Bühne angekommen musste ich
zuerst zweimal hinschauen und fragte mich ernsthaft, ob ich von
dieser eigentlich bereits 1997 gegründeten Band schon irgendwo mal
gelesen hatte oder nicht. Es fiel mir dazu eigentlich nichts ein und
dazu passte dann natürlich perfekt, dass Lzzy (schreibt sich
übrigens wirklich so, also ohne das "i" dazwischen!) den allerersten
Schweizer Auftritt überhaupt ankündigte! Somit erschien die
Angelegenheit oder besser ausgedrückt mein Erinnerungsvermögen schon
schlüssiger zu sein. Ein weiteres und wirklich speziell
erwähnenswertes Detail ist der drei Jahre jüngere Bruder von Miss
Hale und Drummer Arejay Hale, der, um es gleich vorweg zu nehmen,
den kreativen Vogel des Abends abschoss, denn was der Junge da eine
(weitere) halbe Stunde lang an diesem Konzertabend auf der Bühne
ablieferte, war schlicht sensationell! Der fette Rocksound mit klar
metallischer Attitüde wurde ebenso kraftvoll wie vorher zelebriert.
Mit im Gepäck war die neue selbstbetitelte Debüt-CD «Halestorm». Was
auf der CD schon
sehr ansprechend klingt, erfuhr auf der Bühne noch
einen deutlichen Schub nach vorne. Das lag vor allem am
unglaublichen, beinahe knarzenden Bass-Sound, der ins «Köffu»
geblasen wurde. Dazu legte sich die Frontfrau entsprechend ins Zeug
und offenbarte nicht nur Qualitäten beim Umherwetzen mit ihren
ziemlich hohen Absätzen. Auch die Posen, der glasklare Gesang und
das agile Gitarrenspiel von Lzzy waren mehr als ansprechend. Witzig
und ungewohnt zugleich fiel das Schlagzeug-Solo (!) von Arejay aus,
der er es tatsächlich fertig brachte, dass sich der eine in die Höhe
geworfene Stick in der Beleuchtung über ihm verhakte und dort echt
stecken blieb und das anschliessende Solo aller vier Musiker (!)
zusammen. Stilistisch im Sandwich von Saraya, Lee Aaron, Alannah
Myles und Avril Lavigne sind es vor allem die catchy Melodien, die
sich wohltuend im Gehör festsetzen. «It's Not You» und «I Get Off»
besitzen zum Beispiel massig Chart-Potenzial, was für so eine Band
ziemlich wichtig sein kann und bald einmal die weitere Karriere
beeinflussen wird!
Setliste: «It's Not You» - «What Were You Expecting» - «Bet U Wish You Had Me Back» - «Familiar Taste Of Poison» - «Drum Solo
(!)» - «Dirty Work» - «I Get Off».
Theory Of A Deadman
Nach dieser energiegeladenen Show von Halestorm konnte der Headliner
in meinen Augen nur noch verlieren..., und es kam auch so! Die
Ausgangslage der vier Kanadier war allerdings die gleiche wie bei
Halestorm zuvor, denn auch Theory Of A Deadman begingen offenbar ihre
CH-Premiere. Das Trio um Sänger Tyler Conolly, Bassist Dean Back und
6-String Mann Dave Brenner wurde durch (Tour-?) Drummer Brent Fitz
verstärkt. Geboten wurden in erster Linie einige Songs des
mittlerweile auch schon zwei Jahre alten, dritten Albums «Scars &
Souvenirs», ergänzt um weitere Stücke der ersten zwei Alben und dem
Soundtrack von «Spiderman». Blickfang der zahlreichen Girls war
eindeutig der charismatische Frontmann, der meist auch Gitarre
spielte. Und da wären wir bereits beim ersten Kritikpunkt angelangt,
denn vom donnernden Sound der CD war auf der Bühne praktisch nichts
zu vernehmen. Da hätte mit zwei Gitarristen viel mehr Dampf kommen
müssen! Überhaupt klangen die Songs erstaunlich zahm und irgendwie
gleichförmig und die unverkennbare Schlagseite hin zu Nickelback ist
dabei mehr Fluch denn Segen. Im Vergleich zu vorher war das hier ein
laues Lüftchen! Darüber hinaus bekundete Herr Conolly in den oberen
Gesangsregionen offensichtlich Mühe und hinterliess hier keinen
souveränen Eindruck. Seiner Ausstrahlung und Wirkung auf die
zahlreichen Mädels in der ersten Reihe tat das allerdings keinen
Abbruch, denn die feierten ihn ganz ordentlich ab. In den hinteren
Rängen hielt sich die Begeisterung allerdings ziemlich
in Grenzen
und von einer ausgelassenen Stimmung trotz passablem Fan-Aufmarsch
konnte nie die Rede sein. Meine Wenigkeit verkrümelte sich nach den
geknipsten Fotos dezent nach hinten und von dort aus wirkte das
Ganze noch belangloser. Die Performance als solche war ja schon in
Ordnung, aber als Headliner sollte man da deutlich mehr Druck auf der
Bühne erzeugen. Des Weiteren fehlten mir mit diesem Gebaren und
einer solchen Vorlage (Platin-Verkäufe in der Heimat) die
todsicheren Hits. Da sind Nickelback als die grossen Inspiratoren
viel weiter und es bleibt abzuwarten, wie sich Theory Of A Deadman
künftig in Europa schlagen werden. Was ennet dem Teich bestens
funktionert, schlägt bei uns nicht zwingend in der gleichen
Intensität an, respektive ein. Wenn man dann bei der CH-Premiere zudem gleich als
Headliner antanzt und wie heute Abend gute 85 Minuten auf der Bühne
stand, muss diese Zeit entsprechend auch ausgefüllt werden. Obwohl
insgesamt gesehen das soweit richtige Publikum gekommen und
sicherlich mindestens etwas Stimmung vorhanden war, liessen mich die
Canucks ziemlich bis völlig kalt. Zum Glück konnte das starke
Vorprogramm die Scharte weitgehend auswetzen!
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