Im Zuge des aktuellen absoluten
Überangebotes an Livekonzerten fällt es mir extrem schwer, Prioritäten
zu setzen. Die Qual der Wahl! Im Bezug auf The Pineapple Thief habe ich
mich richtig entschieden, denn die Jungs zeigten der Galery in Pratteln
mal so richtig, wo der Hammer hängt!
Durch das im Jahre 2010 veröffentlichte Album «Someone Here Is Missing»
wurde ich auf die Engländer aufmerksam. Durch das späte Entdecken habe
ich somit erstmal die sieben Studioveröffentlichungen, die The
Pineapple Thief zuvor veröffentlicht hatten, gnadenlos verpennt. 2011
begann jedoch die Plattenfirma Kscope, welche sich auf Post
Progressiven Sound spezialisiert hat, die vergriffenen frühen
Produktionen der Band in remasterten und teilweise auch remixten
Versionen neu heraus zu bringen und da griff ich zu! Aktuell sind sie mit
der neu veröffentlichen EP «Build A World» im Gepäck auf Europareise
und liessen es sich nicht nehmen, auch das Schweizer Publikum von ihrer
starken Live-Präsenz zu überzeugen.
The Pineapple Thief
Irgendwie hat es sich so eingebürgert, dass man in der Galery in
Pratteln keine Vorbands mehr hat. Wo im Z7 manchmal bis zu vier Support
Bands den Abend unnötig in die Länge ziehen, verzichtet man hier ganz
auf einen „Vorheizer“. The Pineapple Thief kamen alleine für knapp 35.-
CHF und wieder einmal konnte man leider nur wenige Leute am besagten
Sonntag Abend überzeugen, den Weg Richtung Basel auf sich zu nehmen.
Dafür kamen sie aus allen Ecken „des Planeten“ angereist und das
kunterbunte Publikum (ca. 60 Zuschauer) machte Lärm für 1000. Das hätte
ich nicht erwartet und die Überraschung war gross! Wirkte das letzte
Album «All The Wars» etwas zurückhaltend, war beim Live-Auftritt der
Engländer kaum etwas davon zu spüren. Ich weiss nicht, wann ich zum
letzten Mal solch eine tolle Stimmung in dieser aussergewöhnlichen
Location erleben durfte. Die Band hatte das Publikum voll im Griff und
der Schlagzeuger Keith Harrison schüttelte sogar noch nach dem Konzert
ununterbrochen den Kopf: „Das war unglaublich, ich kann es gar nicht
fassen, ihr wart grossartig“, lobte er die Fans. Kleine Fehltritte
während dem Konzert überspielte man mit Witz und Spontanität. „Eine
Band sollte einfach nicht mit einem Laptop auf Tour gehen, das kommt
nie gut“ lachte der in Deutschland geborene Frontman Bruce Soord in das
Mikrophon, als technische Probleme aufkamen. Flugs griff er sich die
akustische Gitarre und zog das Notfall-Lied «My Debt To You» aus dem
Zylinder, und weil das textsichere Publikum die Band in ihren Bann
gezogen hatte, gab es eine zweite ungeplante Zugabe mit «Light Up Your
Eyes». Hoffen wir mal, dass The Pineapple Thief ihr Versprechen halten
werden und wir sie im nächsten Jahr wieder in der Schweiz bejubeln
dürfen.
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