Was für ein Package, das jetzt im Frühling im Z7 Halt machte!
Schwedischer Hardrock der Spitzenklasse, flankiert von zwei
Schweizer Bands, die hierzulande nicht unbekannt sind. Zum einen
waren das die Melodic Rocker Crystal Ball, die mit ihrem
letztjährigen Album «Dawnbreaker» wieder durchstarten und an frühere
Zeiten anknüpfen wollen sowie auf der anderen Seite Kirk, die
Progressive Metaller aus dem Baselbiet, die nach zehnjähriger Pause
just ihr sackstarkes Comeback-Werk «Masquerade» veröffentlicht
haben. Sowas konnte der Headliner natürlich auch bieten, denn The
Poodles hatten ihrerseits mit «Tour De Force» ihr aktuelles
Masterpiece mit im Gepäck. Das versprach also eine interessante
Ausgangslage, da ich die Schweden wohl eine ganze Weile nicht mehr
bis eventuell hin zu gar noch nie gesehen hatte und Kirk heuer im
Februar wie auch Crystal Ball Ende November 2013 jeweils ihre
CD-Release Konzerte gegeben haben. Das Ganze war ein weiterer Event
im Rahmen der Mini-Z7-Serie, die sich seit dem Wegfallen des
Galery-Clubs als valabler Ersatz mausern konnte, obwohl so die
damalige Club-Atmosphäre halt dennoch nicht wieder eingefangen
werden kann.
Kirk
Das CD-Release-Konzert im Basler Sommer-casino war noch in bester
Erinnerung und nun wollte ich mich vergewissern, ob die Jungs bereit
für die anstehende Tour sind. Leider war mein Zeitmanagement am
heutigen Abend etwas ins Schleudern geraten, so dass ich den Opener
«Devils Claw» schon mal verpasst hatte, als ich in der Halle ankam.
Das war übrigens mein allererster Besuch eines Mini-Z7-Konzertes.
Die Bühne wird jeweils in der Verlängerung des bestehenden Podestes
auf der linken Seite, in Richtung Hauptbühne gesehen, aufgestellt.
Nebst der PA stand auch eine Lichttraverse mit allem dran, was es
für ein Rock-und/oder Metal-Konzert braucht. Das trifft zu hundert
Prozent auch auf das neue Studioalbum der Baselbieter zu, das bisher
in der Szene querbeet und zu recht sehr gute Kritiken einheimsen
konnte. «Masquerade» ist in der Tat ein toller Nachfolger des
ohnehin schon kultigen Vorgängers «The Final Dance» von 2003
geworden. Der Tour-Set bestand aus acht Songs, wovon dreiviertel von
der neuen Scheibe stammten und mittendrin kamen noch zwei alte
Tracks zu Ehren. Leider war da mein persönlicher Fave «Sell Your
Soul» nicht mit dabei, im Sommercasino hingegen schon. Trotzdem
legten Kirk einen beherzten Gig vor offensichtlich einigen Leute aus
dem privaten Umfeld hin. Im Publikum befand sich unter anderem auch
der Paten-Junge von Frontmann Thomi Rauch, der namentlich begrüsst
wurde. Die Stimmung auf der Bühne war ohnehin gut und Bassist Dani
Pfister auch zu kleinen Spässchen aufgelegt. Derweil gab die Band
ordentlich Gas und trotz der eher bescheidenen Lautstärke, kam das
aktive Schlagzeugspiel von Philipp Eichenberger gut zur Geltung. Was
mir hingegen nicht so gut gefiel, respektive im Hinblick auf die
bevorstehende Tour etwas Sorgen bereitete, war die angeschlagene
Stimme von Thomi, der sich mehrmals ziemlich anstrengen musste.
Bleibt zu hoffen, dass man nach dieser Tour im Schlepptau von The
Poodles weiterhin von dieser geilen Band was hören und sehen wird!
Setliste: «Prelude in C#-Minor (Intro)» - «Devils Claw» - «Supersonic
Speed» - «Masquerade» - «Center Of The Universe» - «Ashes» - «Eternity»
- «Fight Or Die» - «Time».
Crystal Ball
Als 2005 das Hammeralbum «Timewalker» erschien, war ich der festen
Überzeugung, dass Crystal Ball die Kurve nochmals kriegen und den
Erfolg der Anfangstage wiederholen könnten. Doch es kam anders und
mündete gar im Abgang von zwei Bandmembers. Zwei Jahre später kam
dann mit «Secrets» so zu sagen das letzte Aufbäumen und als sich der
Erfolg wiederum nicht einstellte, ging Sänger Mark Sweeney von Bord.
Spätestens von da an, erlosch mein Interesse an der einst
hoffungsvollen Schweizer Top-Rockband zusehends. In den Jahren
danach wurde es nicht unerwartet ruhig und erst letztes Jahr nahmen
die beiden noch übrig gebliebenen Ur-Members Scott Leach (g/v) und
Marcel Sardella (d) mit einer neuen Mannschaft die Zügel nochmals in
die Hand. Heraus gekommen ist erstmal ein bemerkenswertes neues
Studio-Album mit dem Titel «Dawnbreaker», das einen ganzen Zacken
härter zu Werke geht und mehr auf der Linie von «Hellvetia» (2003)
als dem früheren wie späteren Material liegt. Zudem musste ja die
Lücke des fehlenden Frontmanns wieder aufgefüllt werden und mit dem
Deutschen Steven Mageney ist dies optimal gelungen. Mit Cris Stone
am Bass und Markus Flury an der zweiten Gitarre wurde das Lineup
wieder vervollständigt. Letzterer steht bekanntlich ja auch noch in
Diensten von Charing Cross, dort aber als Bassist. Wann ich Crystal
Ball das letzte
Mal live gesehen habe, ist nicht mehr genau zu eruieren,
aber das muss schon eine ganze Weile her sein, denn mir kommt auf
jeden Fall noch ein Gig in Wangen a. A (SO) in den Sinn und das ist
gefühlte hundert Jahre her. Somit stand eigentlich eine neue Band
vor mir, die nach dem «Zarathustra»-Intro mit dem Album-Opener
«Break Of Dawn» gleich flott zu Werke ging und dabei gleich mal ein
Twin-Solo von Scott und Markus auftauchte. Das nachfolgende «Walls
Fall Dawn» unterstrich darauf mit seinem schleppenden Groove die
wieder etwas härtere Ausrichtung und das zunehmende Ausbleiben von
Keyboard-Klängen. Diese fanden sich zum Beispiel auch nicht mehr bei
«Dance With The Devil», dem ältesten vorgetragenen Song ab dem
2002er Album «Virtual Empire», wo Tom Graber damals noch die einen
oder anderen Keyboard-Klänge auch live spielte. Heute kam das eine
oder andere halt einfach dezent vom Band. Mit der schon fast
obligaten Zugabe «Hellvetia» bewiesen Crystal Ball zum Schluss, dass
ihr Sound auch in der heutigen Zeit durchaus noch seine Berechtigung
hat und Anhänger findet. Mir gefiel das Dargebotene auf jeden Fall
gut, aber ich trauere der alten Besetzung halt immer noch nach.
Setliste: «Also sprach Zarathustra (Intro)» - «Break Of Dawn» -
«Walls Fall Dawn» - «Dance With The Devil» - «Brothers Were Wright»
- «He Came To Change The World» - «Skin To Skin» - «Powerpack» -
«Sun Came Out» - «Back For Good» - «Powerflight» - «Anyone» -- «Hellvetia».
The Poodles
Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Schweden mitunter einen ganzen
Haufen, ja mittlerweile eigentlich eine unübersichtlich gewordene
Dichte an hart rockenden Combos aufweist! Dazu gehören ohne Zweifel
auch The Poodles, die es jedoch gar noch nicht so lange gibt. Erste
Schritte gehen auf das Jahr 2005 zurück und die Gruppe nahm 2006
zunächst mal am European Song Contest in ihrer Heimat teil. Dort
lieferten sie dabei mit «Night Of Passion» gleich eine Platin-Single
ab. Etwas später gelang das mit «Streets Of Fire» gar doppelt so
gut! Zahlreiche Konzerte, unter anderem zusammen mit Krokus und
HammerFall, festigten den Bekanntheitsgrad der Nordländer
nachhaltig. Trotzdem nahm meine Wenigkeit eigentlich kaum Notiz von
ihnen, bis mir mal an einer CD- und Schallplatten-Börse der 2009er
Release «Clash Of The Elements» in die Hände fiel. Da günstig
angeboten, schlug ich zu und liess das Teil dann doch wieder im
Regal stehen, was jedoch mehr mit der grundsätzlichen Flut an
Tonträgern zu tun hatte, die laufend in meinen Bestand gelangen.
Wären also nicht Kirk als Support gewesen, hätte es gut sein können,
dass ich dieses Konzert auslasse. Das wäre, und im Nachhinein weiss
man es ja stets besser, ein kapitaler Fehler gewesen! Neben H.E.A.T
und Europe sind The Poodles die so ziemlich heisseste Band aus der
Heimat von Abba und lassen locker auch Vergleiche mit D.A.D oder
Vengeance zu. Es gibt einfach Bands, die einen schon nach wenigen
Minuten umhauen, weil ihr Sound kompakt, melodiös und kraftvoll
zelebriert wird.
Darüber hinaus findet sich mit Frontmann Jakob Samuel im Line-Up
nicht nur ein exzellenter Sänger, sondern auch ein begnadeter
Performer durch und durch. So brauchten die vier Schweden nicht
lange, um den offensichtlichen Unterschied zu ihren Kollegen
augenscheinlich aufzuzeigen. Damit will ich den beiden Schweizer
Support-Bands keinesfalls deren zweifellos vorhandene
Professionalität absprechen, aber die Präsenz des Headliners war
mehr als nur beeindruckend. Umso mehr, dass ich den Backkatalog und
auch «Tour De Force» nicht im Ohr hatte und so eigentlich ein ganzes
Konzert mit für mich frischen Songs erleben durfte. Darunter fand
sich nicht ein Hänger, was somit für die generelle Klasse des
Songwritings spricht. Ein grosser Anteil des positiven Gesamtbildes
ist aber auch dem charis-matischen Bassisten und Sympathikus Pontus
Egberg zuzuschreiben, der nicht nur durch sein Spiel, sondern auch
aus seinem athletischen Körperbau Kapital schlägt. Ganz zu schweigen
von den zahlreichen geilen Posen, die der langmähnige Musiker auf
der Mini-Z7-Bühne riss. Das kam beim begeisterten Publikum (so
circa 150 bis 200 Leute) sehr gut an und ich musste mir nun selber den
Vorwurf machen, die unbestrittene Klasse dieser obergeilen Band
nicht schon eher entdeckt zu haben. Dieses Hammer-Konzert hat mir
aber die Augen und Ohren geöffnet und fortan werde ich da dran
bleiben und freue mich jetzt schon auf das nächste Konzert! Das
sollte dann hoffentlich, ja muss vor deutlich mehr Leuten als heute
Abend stattfinden!
Setliste: «Misery Loves Company» - «Metal Will Stand Tall» - «Cuts
Like A Knife» - «Shut Up!» - «Shadows» - «Line Of Fire» - «Crying» -
«Instrumental» - «Caroline» - «Kings & Fools» - «Like No Tomorrow» -
«Seven Seas» -- «En För Alla För En» - «Night Of Passion.
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