Livereview: The Poodles - Pretty Wild

27. April 2015, Pratteln – Mini-Z7
By Tinu

«Who let the dogs out?» The Poodles luden einmal mehr zum kollektiven Knochensuchen und Gruppenheulen ein. Wenn auch im Mini-Z7, so hatte der schwedische Vierer eine unglaubliche Freude auf der Bühne und rockte die Stage. Ob es daran lag, dass der Montag eigentlich ein unbeliebter Konzertabend ist, oder am Überangebot an Konzerten? The Poodles hätten definitiv mehr Zuschauer verdient gehabt. Jacob Samuel und seine Mitstreiter kämpften um jede Reaktion und wurden am Schluss mit viel Applaus belohnt. Dass die Truppe eine der besten Live-Bands ist, wurde auch an diesem Abend erneut unter Beweis gestellt. Daran änderte sich auch nichts durch Neubassist Johan Flodqvist (Ex-Fatal Smile), welcher Pontus Egberg ersetzte.


Einen zusätzlichen fröhlichen Farbklecks setzten die Jungs von Pretty Wild. Die Stockholmer sehen aus wie eine Mischung aus den alten Mötley Crüe und den alten Black Veil Brides. Sie rockten sich mit einer jugendlichen Unbekümmertheit durch die Songs, wie damals Bon Jovi bei seinem Debütalbum und einem starken Hang zu Crazy Lixx. Klar, das Songmaterial ist noch ausbaufähig und der Spass und das lockere Leben steht bei den Jungs noch ein bisschen höher im Kurs, als ein komplett auf den Punkt gebrachtes Songwriting. ABER! Was Pretty Wild ablieferten, machte Spass und war endlich, ENDLICH wieder mal eine Band, welche den Namen Support auch zu recht tragen durfte. Die Refrains waren mit vielen «ohhh» und «yeahs» geschmückt und begeisterten speziell die weiblichen Besucher an diesem Abend. Neben den rockigen, leicht sleazigen aber immer in den 80ern verwurzelten Tracks poste sich der Vierer genüsslich durch den Set. Speziell das Nikki Sixx und Slash angelehnte Outfit von Gitarrist Axl Ludwig sorgte für grinsende Gesichter. Spielerisch versemmelte der Gute zwar ein Solo, bot ansonsten aber eine gute Performance, ebenso wie Trommler Johnny Benson, der seine Stöcke in bester Tommy Lee Manier kreisen liess. Zwischen schnelleren, rockigeren wie balladesken Momenten wechselten sich die Songs ab und liessen die etwas mehr als dreissig Minuten wie im Flug vergehen. Es sind halt Schweden und die wissen, wie eine Bühne zu rocken ist. Darum werden wir hoffentlich bald wieder, oder sicher noch einiges, von Pretty Wild hören. Denn sie haben den Biss, weiterhin gute Alben (bisher sind zwei erschienen) zu komponieren und geben auf der Bühne einiges her. Nach dem Konzert standen die Jungs kollektiv am kleinen Merch-Stand und nahmen sich Zeit für die Interessierten.



The Poodles bestiegen dann eine für sie eigentlich viel zu kleine Bühne. Sänger Jacob, Bassist Johan, Gitarrist Henrik Bergqvist und Schlagzeuger Christian Lundqvist brauchen Platz, um ihre Show präsentieren zu können. So wurde es für die Saitenfraktion eng und gefährlich auf der Bühne, da Mister Samuel bekanntlich sehr gerne mit seinem Mikrofonständer um sich wirbelt und somit zu einer lebenden Gefahr für seine Mitmusiker wird. Bedingt durch die geringen Platzverhältnisse auf der Mini-Z7-Stage konnte sich der Shouter nur in kleinem Masse austoben und dies raubte der Show ein bisschen das Flair. Auch schien Hendrik Probleme mit seinem Monitor zu haben, was die Jungs aber beides mit einer ungebremsten Spielfreude wett machten. Das Vorstellen der Band hatte schon fast etwas Steel Panther ähnliches und geriet zu einer amüsanten Plauderei und gegenseitigen wie spassigen Stichelei. Zeremonienmeister war wie immer Jacob. Einen so exzellenten Entertainer und Sänger zugleich sucht man in der heutigen Zeit meistens vergebens. Seine freundliche, stets positive und mitreissende Art macht es unmöglich, anteilnahmslos stehen zu bleiben. Seine gesangliche Performance war einmal mehr über jeden Zweifel erhaben und selbst die hohen Schreie bei «Line Of Fire» kamen in einer Präzision, die ihres Gleichen sucht. Kicken, so der Spitzname vom Drummer, haute sein Arbeitswerkzeug einmal mehr in Grund und Boden. Ihm zuzuschauen macht einfach unglaublichen Spass. Sein neuer Rhythmuspartner Johan war im Vergleich zu seinem Vorgänger Pontus eher der rabiate Rocker mit einem schelmischen Lächeln. War Pontus der verspielte Sonnyboy mit seinem «perfect body», so steht Johan breitbeinig auf der Bühne und donnert seine Bassgroovs in die Halle. Gesanglich ist Mister Flodqvist ein würdiger Ersatz und durfte die Strophen von «Line Of Fire» singen. Hendrik bleibt eher im Hintergrund, spielt seine tollen Rhythmus- und Solo-Parts und überzeugt alleine durch sein Spiel. Dabei wird er immer wieder von Jacob in den Mittelpunkt gezogen, überlässt aber das grosse Posen lieber dem Sänger.

Mit dem neuen Album «Devil In The Details» im Rücken starteten die Jungs ihre Show. – Interessant dabei, dass diese Konzertreise eher klein war und die eigentliche Tour erst im Herbst über die Bühne gehen wird! – Man kann über das neue Album denken, wie man will. Für die einen zu verspielt, für die anderen zu untypisch und für die Dritten genauso wie es sein muss. Für die Band selber scheinen die neuen Tracks zu passen, packten die Herren gleich mal vier neue Lieder in die Setliste. Drumherum kamen die bekannten Hits und Evergreens der Pudels zum Tragen. Dabei stachen, wie zu erwarten war, «Cuts Like A Knife», «Line Of Fire», «Caroline», «Thunderball», «Seven Seas» und die einzige Zugabe (!!!) «Night Of Passion» hervor. Die Band versteht es, den Nummern immer einen catchy Refrain zu verleihen, der selbst den Menschen, die The Poodles nicht kennen, ein Lächeln auf die Lippen zaubert und diese sofort zum Mitsingen animiert. So konnte sich Jacob beim Publikum bedanken, dass sich trotz des «fucking Monday» das Mini-Z7 sehr gut füllte. Nach «Everything» klopfte er seinem Gitarristen für den tollen Song lobend auf die Schulter! «He wrote this fucking song and every night it's hard to sing!», was Hendrik veranlasste zu kontern: «...but you did it well!» Jacob, der Poser-Gott, der seine Kleidung bedeutend weniger wechselte als noch auf vorhergegangen Konzerten, verkündete, dass The Poodles nach dem Konzert noch an den Merch-Stand gehen und dort alles unterschreiben werden. CDs, T-Shirts, oder, mit einem Augenzwinkern, auch den Allerwertesten! Die Truppe bewies einmal mehr, dass sie zu den besten, unterhaltsamsten und geilsten Live-Bands gehören. Wer sie verpasste, bekam fünf Tage später nochmals die Möglichkeit, den Vierer in Wetzikon zu sehen. UND! Wer auch dies verpasste, ist schlicht und ergreifend selber schuld!

Setliste: «Before I Die» - «Metal Will Stand Tall» - «House Of Cards» - «Cuts Like A Knife» - «Shut Up!» - «I Want It All» - «Everything» - «Line Of Fire» - «Caroline» - «The Greatest» - «Instrumental/Drum Solo Christian Lundqvist» - «Thunderball» - «Like No Tomorrow» - «Seven Seas» -- «Night Of Passion».