Eigentlich hätten die Charmebolzen The Quireboys nur auf der
kleinen Bühne im Z7 spielen sollen, aber das Sextett fand sich
plötzlich auf der grossen Stage wieder, was den Jungs auch besser zu
Gesicht stand. Es wäre trotzdem interessant gewesen, wie sich die
Truppe mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Piano und einem
Mikrofonständer schwingenden Sänger auf der kleinen Bühne
zurechtgefunden hätte.
Die Engländer sind so eine
Sache für sich. Weitab von Metalklängen oder harten Hardrock-Tönen gehen
die Jungs um Sänger Spike seit 1984 ihren ureigenen Weg. Die
optische Mischung aus Bettler und Millionär, das teils dominierende
Klavier und die rauchige, an Rod Stewart erinnernde Stimme sind
einzigartig. Die Band wird niemals ein Mainstream-Publikum
ansprechen, auch wenn sie die dazu passenden Balladen im Repertoire
haben. Aber, der einstige grosse Start mit dem Debütalbum «A Bit Of
What Your Fancy», übrigens unter den Fittichen von Sharon Osbourne, konnte
nie mehr wiederholt werden. So sind The Quireboys noch heute eine
charmante, spitzbübische Truppe, die ihre Lieder mit viel Rock 'n
Roll, Blues, Honkytonk, Herzblut und Hingabe spielen.
O.M.S. hatten die undankbare Aufgabe, vor den Engländern auf die
Bühne zu gehen. Das Quartett aus dem Kanton Bern klingt wie eine
englische Mundartrock-Truppe, zumindest was die melan-cholische Seite
angeht. Musikalisch klingt alles interessant, aber es fehlt den
Jungs an einem Hit, an den sich die Besucher nach dem Konzert
erinnern. Der Applaus des Publikums war deshalb eher verhalten und änderte
sich auch nicht gross bis zum letzten Ton. Overdrive Meets Space, so
der ausgeschriebene Bandname, passen sicher sehr gut in einem
kleinen Club, wo ihr funkiger, poppiger, souliger und rockiger Sound
bestens passt. Hier im Z7 verpuffte das Ganze schnell, und die
englischen Ansagen vom singenden Bassisten Marc Rudin hätten
garantiert mehr Wirkung gezeigt, wenn man sie in astreinem
Berndeutsch vorgetragen hätte. O.M.S. haben absolut eine
Daseinsberechtigung und passten musikalisch gar nicht schlecht zu
The Quireboys. Allerdings verblasste der Auftritt im Vergleich zu
der Party-Truppe von Spike. Dies wurde nach den ersten Spielsekunden
des Headliners klar.
Und Spike stellte von Beginn weg klar,
wer der Chef im Ring ist! «We're the Quireboys and this is Rock 'n
roll!» Eine klarere Ansage gibt es nicht! Der Sänger stand kaum
einen Moment still, wirbelte mit seinem Mikrofonständer herum und
wurde somit zur lebenden Gefahr für seine Mitstreiter auf der Bühne.
Selten gibt es heute noch eine so authentische Truppe, die ihren
Sound optisch dermassen gekonnt umsetzt. Auf jeden Fall fand das
Stoff-Gilet an diesem Abend nicht nur auf der
Bühne
sein Revival. Der Hut von Mister Griffin war zumindest das einzige
Leder, welches sich auf der Bühne befand. - Das Professionelle wurde
in eine tramperische Art verpackt und mit einem unglaublichen
Charme sowie einiger Spitzbübigkeit versehen. Wer kann sich da verwehren? Vom
ersten Ton an war klar: Dieser Abend gehört den Engländern, bei denen
sich die beiden Gitarristen Guy Griffin und Paul Guerin vorne am
Bühnenrand mit Spike den Platz teilten. Aber! Es war Spikes Show,
denn ER hüpfte, sprang, tanzte, drehte sich um die eigene Achse und
spielte mit seinem Arbeitsgerät. Der Shouter zog die Blicke auf sich
und flirtete mit seiner unschuldigen Art. Da blieben selbst die
absolut coolen Klavierklänge bei «There She Goes Again» ein
Farbtupfer, wenn auch ein wichtiger! Die rauchige Stimme von
Jonathan Gray (so der bürgerliche Name von Spike) ist das ultimative
Puzzleteil, welches The Quireboys aus der Flut an Bands heraus hievt.
Ebenso die Hammondklänge und Klavierpassagen, welche den Stil der
United Kingdomer so einzigartig machen. Und verfällt Spike mit seinem
«Yeeh-Ha» in die gute Southernrock-Mentalität, bleibt eh kein Auge
trocken. «Hello posers, rockers
and fuckers!», begrüsste Spike die Fans mit einem Becher in der
Hand. «It's only Coca-Cola», gab der trinkfreudige Sänger mit einem
sehr breiten Grinsen den Anwesenden als Erklärung ab. Spike ist aber
mehr als nur ein cooler Entertainer. Hört man ihn eine Nummer wie
«Whippin' Boy» singen, hallen eine rauchige Melancholie, Schwermut,
Hoffnung, Enttäuschung, Hass und eine zielgerechtete «Leck mich am
Arsch»-Mentalität mit. «Cheers for everybody and thank you for
coming here. This song is for everybody how had a broken heart».
Diese Dramatik kann nur mit einem bestimmten Song verbunden werden, und
folgerichtig spielten The Quireboys «I Don't Love You Anymore», eine
Nummer, die man niemals hören sollte, wenn einem gerade die Liebste
oder der Liebste verlassen hat. Diese Lyrics sind purer Zündstoff! Neben
dem ganzen Herzschmerz stand der Abend aber auch noch im Zeichen des
Geburtstags von Bassist Gus. Dieser wurde von Spike immer wieder erwähnt
und so aninimierte er das Publikum schiesslich dazu, ein kleines
Geburtstagständchen zu singen.
Seien wir ehrlich. The
Quireboys werden mit ihrer Musik nie zu Millionären werden, aber womit
sollten sie sonst ihr Geld verdienen? Die Jungs können nichts
anderes, wie Spike dies mit einem süffisanten Lächeln verkündete.
Die Truppe spielte sich durch ein Hit-Potpourri aus Klassikern und
neuen Songs. Es war kein einziger emotionaler Ausfall zu hören, auch
wenn
«Mayfair»
nicht gespielt wurde (geht ja gar nicht!!!), und so blieb die
Stimmung immer auf einem sehr hohen Niveau. Mit der Mundharmonika
bewaffnet, leitete Spike den letzten Song des offiziellen Sets ein. «7
o'Clock», einer der grössten Partyhits der Truppe, mobilisierte
nochmals die letzten Reserven und Spike versprach: «Good night! God
bless you. We'll see us at the bar!» Noch nicht ganz. Auch wenn The
Quireboys lange auf sich warten liessen, bis endlich die erste
Zugabe gespielt wurde, die Truppe folgte den lauten Zugaberufen des
Publikums. «Let me see your drinks in the air (und ja, wir wissen,
es ist nur Cola in deinem Becher, Spike!)! You wanna a party? A SEX
PARTY???» Was für eine Frage, der Überhit ist und bleibt der
perfekte Rausschmeisser. Die Fans sangen, klatschten, tanzten,
bangten, lagen sich in den Armen und schrien laut: «Sex party,
yeah sex party, you all been invited to a sex party. With me,
tonight, you all been invited to a sex party». Nach den letzten
Klängen verneigten sich die Jungs vor ihren total glücklichen
Publikum, versprachen bald an der Bar mit ihnen auf den gelungen
Abend anzustossen und entliessen dann alle mit aufgedrehten Hormonen
in die schwüle Nacht. Wie war das noch von wegen… «You all been
invited to a sex party…»
Setliste: «Black
Mariah» - «Too Much Of A Good Thing» - «Misled» - «There She Goes
Again» - «Roses & Rings» - «This Is Rock'n Roll» - «Mona Lisa Smiled» -
«Whippin' Boy» - «I Don't Love You Anymore» - «Tramps And Thieves» -
«Hey You» - «Beautiful Curse» - «Searching» - «Sweet Mary Ann» - «7
o'Clock» - «I Love This Dirty Town»» -- «Sex Party».
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