Die frühen Pop- und Glam-Jahre von The Sweet kriegte ich eher
dezent mit und es kam nicht von ungefähr, dass ich «Ballroom Blitz»
in der Version von Krokus (zu finden auf dem Album «The Blitz» von
1984) erst etwas später als Cover der Briten erkannte. Natürlich
wurden damals in unseren Dorf-Discos deren Hits wie «Fox On The Run»
oder «Action» immer wieder gespielt. Meine Aufmerksamkeit zu The
Sweet weckte (einmal mehr!) aber mein Dad, der «Level Headed» als
Kassette im Auto und diese wegen dem Hit «Love Is Like Oxygen»
gekauft hatte. So kam es, dass diese eher untypische Scheibe der
einstigen Glam-Rocker durchgenudelt wurde und ich mit den Jahren
jeden Song darauf in- und auswendig kannte. Mit dem Tod von Sänger
Brian Conolly (R.I.P.) 1997 und Drummer Mick Tucker (R.I.P.) 2002,
sowie dem Rückzug von Bassist Steve Priest, war es dann definitiv
aus mit einer Reunion. Gitarrist Andy Scott vermochte den totalen
Untergang jedoch zu verhindern und tourt nun schon ein paar Jahre
mit dem musikalischen Vermächtnis seiner ehemaligen Bandkumpels
umher und das frischer denn je!
The Sweet
Ich war noch nicht oft im Club Silex, der im Event-Tempel "GoEasy" (Cart
& Bowling) in Station Siggenthal einquartiert ist. Die geräumige
Halle bietet einigen Hundertschaften Platz und es dürften in Zukunft
wohl noch einige Konzerte dort stattfinden. Crazy Diamond (Finest
Swiss Pink Floyd Cover Band) und Manfred Mann's Earth Band waren zum
Beispiel, neben anderen, auch schon zu Gast dort. Zu Beginn der
Ankündigung war ich allerdings ziemlich skeptisch, aber da ich Andy
Scott und geschweige denn The Sweet, respektive ihre Songs noch nie
live gesehen hatte, fielen die Würfel zu Gunsten des einzigen, noch
verbliebenen Ur-Mitgliedes. Man sagt ja im Volksmund, dass man
nachher immer gescheiter ist und ich kann an dieser Stelle vorweg
nehmen, dass ich jetzt (und für immer!) sehr froh bin, dieses
überraschend gute Konzert besucht, gesehen und gehört zu haben. Doch
immer schön der Reihe nach! Als Erstes sickerte bald einmal durch,
dass es keine Vorband geben wird. Das ist für das zahlende Publikum
natürlich nicht ganz befriedigend, denn bei einem Eintritt von
stolzen CHF 55.- an der Abendkasse kann man durchaus einen
Support-Act erwarten. So war also etwas Geduld vor Ort gefordert und
kurz nach 21.00 Uhr gingen die Lichter in der Halle aus. Das
aktuelle Lineup besteht seit 2006 und mit Andy Scott (g/v) kamen
noch seine Kumpels Steve Grant (g/keys/v), Bruce Bisland (d) und
Peter Lincoln (b/v) auf die Bühne. Letzterer fiel mir bald einmal
auf und brachte meine grauen Hirnzellen in Bewegung, bis es "klick"
machte! Die Kontrolle zu Hause bestätigte dann meine Vermutung,
nämlich dass besagter Herr Lincoln vor seinem Einstieg bei The
Sweet
mal eine Weile der Frontmann von Sailor («Girls Girls Girls» & «A
Glass Of Champagne») war und zwar von Ende 1995 (als Nachfolger von
Georg Kajanus) bis Ende Sommer 2006. Damals war er allerdings
deutlich pfundiger unterwegs, weshalb ich zweimal hinschauen musste.
Dass der heutige Abend eine Zeitreise in die gute alte Zeit werden
würde, brauchte man wohl Niemandem des etwa rund 200-köpfigen
Publikums erzählen.
Der Einstieg mit «Hellraiser» hätte nicht besser gewählt werden
können. Zu meiner Überraschung und gleichzeitig grosser Freude klang
das Ganze von Beginn weg fett und transparent zugleich. Darüber
hinaus sah man eine perfekt eingespielte Band und die typischen
Backing-Vocals von The Sweet, die die gleiche Bedeutung wie die von
Queen haben, also unverwechselbar sind, kamen lupenrein daher! «Burn
On The Flames» setzte nahtlos an und spätestens bei «Six Teens»
waren die Fans warm und in guter Stimmung. Peter Lincoln entpuppte
sich dabei als brillanter Frontmann und nicht minder beschlagener
Bassist. Andy Scott freute sich derweil wie ein Honigkuchenpferd
über die gute Resonanz und spielte flüssig und leicht. Das Medley
aus «Wig Wam Bam» und «Little Willy» liess die poppige Zeit wieder
auferstehen, während «Teenage Rampage» quasi als Übergang in die
rockige Phase fungierte. Die Instrumentierung passte einfach in
allen Lagen, das heisst auch wenn mal eine akustische Gitarre oder
Keyboard-Klänge zum Einsatz kamen. Mit Spannung erwartete ich (und
natürlich nicht nur ich!) den Übersong «Love Is Like Oxygen» und der
kam dann hammergeil rüber! Dazu spielten sie den Smasher in der
"Long Version", wobei nicht alle Parts albumgetreu umgesetzt wurden.
Die ursprünglichen Vibes blieben jedoch erhalten und darum war jede
einzelne Minute ein voller Genuss bis zum letzten Ton. «Blockbuster»
machte seinem Titel alle Ehre und überhaupt fanden diverse
Mitsing-Parts einen fruchtbaren Boden beim begeisterten Publikum,
das altersmässig einen deutlich höheren Durchschnitt verkörperte.
Nach dem unkaputtbaren «Fox On The Run» räumten The Sweet die Bühne
ein erstes Mal, um diese postwendend und für leider nur zwei Zugaben
wieder zu betreten. Dabei stieg der Puls nochmals so richtig an und
die Halle tobte regelrecht. «Action» und «Ballroom Blitz» hiessen
die beiden töften Rausschmeisser. Besser gehts nimmer und man
gedachte wehmütig den beiden Verstorbenen, die sicher auch ihre
helle Freunde daran gehabt hätten. Unter dem Strich blieb auf jeden
Fall ein tolles, wenn auch mit 75 Minuten eher knappes Konzert in
guter Erinnerung zurück und in der Form werde ich mir die Altherren
ein weiteres Mal ansehen, sobald sie wieder als Headliner bei uns in
der Schweiz gastieren werden!
Setliste: «Hellraiser» - «Burn On The Flames» - «Six Teens» - «Wig-Wam
Bam/Little Willy» - «Teenage Rampage» - «In To The Night» - «No You
Don't» - «Love Is Like Oxygen» - «Blockbuster» - «Fox On The Run» --
«Action» - «Ballroom Blitz».
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