Livereview: The Vintage Caravan – Black Mirrors

24. April 2019, Olten – Coq d'Or
By Rockslave
Dass im goldenen Güggel zu Olten schon eine ganze Weile viele Konzerte aus der Retro, Psych, Space, Sludge, Stoner und sonst noch Rock-Ecke zelebriert werden, hat sich längst herum gesprochen. Selbst Graveyard waren hier schon zu Gast sowie auch härteres Gebolze wie Hirax und Nervosa. Die Ankündigung von The Vintage Caravan überraschte dann aber doch eher, und die Freude über den Support Black Mirrors liess sich zumindest von meiner Seite kaum in Worte fassen. Letztere faszinierten schon letztes Jahr in Zürich als Einheizer von The Night Flight Orchestra im wahrsten Sinne des Wortes und blieben sich auch heute Abend absolut nichts schuldig. Im verhältnismässig kleinen Konzertraum im Keller des Coq d'Or müssen bekanntlich alle Bands stets mit ziemlich bescheidenen Platzverhältnissen auskommen. Was nach eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten klingt, stimmt eigentlich dennoch nur bedingt, aber was die Akteure des heutigen Abends ablieferten, war schlicht phänomenal! Dass es hierbei auf der Bühne und auch mit den Fans in der ersten Reihe, zu denen ich ebenso gehörte, nicht zu schmerzhaften Begegnungen kam, unterstreicht deren Professionalität.

Black Mirrors

Mein lieber Schwan war ich aufgeregt, als die bezaubernde Marcella di Troia und ihre Jungs die Bühne erklommen. Obwohl das Düsterlicht fototechnisch ein absoluter Graus, ja schlicht ein Albtraum war, erzeugte es andererseits genau die richtige Stimmung für die energiegeladenen Songs der Truppe aus Belgien. Schon zum Opener legte sich die ganze Band bös in Zeug und Marcella war sofort in ihrem Element. Was danach folgte, war gar noch besser als das, was schon in Zürich sehr gut rüber kam! Der bereits ziemlich volle Keller (der Gig war mit rund 100 Nasen ausverkauft!) wurde bald in eine gute wie ausgelassene Stimmung versetzt und antizipierte den wilden Sound innert kurzer Zeit. Black Mirrors verstanden es dabei vorzüglich, die Laut/Leise-Parts voll auszuloten. Dabei steigerte man sich wiederholt in explosionsartige Ausbrüche, wo es dann auf der Bühne mehrmals, wie in der Einleitung bereits erwähnt, zu einigen brenzligen Situationen kam, die aber glücklicherweise über die Gesamtdistanz ohne Folgen blieben. Das wäre falls, auch ziemlich schräg gewesen, aber es ist schwer anzunehmen, dass die Grösse dieser Lokalität schon einige Male anderweitig auf dem Weg des Erfolges angetroffen wurde. So fokussiert und energiegeladen die Performance auf der Bühne war, so schlicht, herzlich und ohne jegliche Allüren präsentierte sich Marcella, zusammen mit ihren Jungs, nach dem grandiosen Konzert am Merch-stand. Dabei ging es nicht nur ums Absetzen von Merch, sondern alle Bandmembers unterhielten sich locker und gelöst mit ihren Fans. Es bleibt schwer zu hoffen, dass Black Mirrors ihre Frische wie Attitüde weiterhin aufrecht erhalten und man diese Hammer-Band schon bald irgendwo in der Schweiz wieder freudig begrüssen kann.

Setliste: «Intro» - «Shoes For Booze» - «Günther Kimmich» - «Funky Queen» - «The Mess» - «Inner Reality» - «Heart In Trouble» - «Canard Vengeur Masqué» - «Moonstone» - «Lay My Burden Down» - «Kick Out the Jams (MC5 Cover)» - «Burning Warriors».




The Vintage Caravan
Obwohl seit der Gründung des Psychedelic Rock Trios aus Island, bestehend aus Óskar Logi (lead v/g), Alexander Örn (b/backing v) und Stefán Ari (d/backing v), mittlerweile auch schon dreizehn vergangen sind, wirkt die Truppe immer noch überaus jugendlich. Diese Frische hievt die stets energetischen und explosiven Auftritte auf ein Level hinauf, das Seinesgleichen sucht. In schön regelmässigem Dreijahres-Rhythmus sind bisher vier Alben erschienen, wovon vor allem Nummer zwei («Voyage», 2012) und Nummer drei («Arrival», 2015) für Furore in der Retro-Szene sorgten. Der Lohn des Talents dieser Truppe mündete, wie zuletzt schon bei The Blues Pills und aktuell Pristine, in einem Record Deal mit dem Branchen-Riesen "Nuclear Blast". Damit steht jeweils mindestens mittelfristig und je nach Qualität der Mucke eine rosige Zukunft bevor. Trotz den wohl sicherlich vorhandenen Erwartungen dauerte es bis zu «Gateways» (2018) weitere drei Jahre. Diese Zeit wurde offensichtlich dazu genutzt, The Vintage Caravan für zukünftige Anforderungen fit zu trimmen. Unter Beibehaltung der Band-DNA sind die Songs insgesamt etwas verspielter und zugänglicher geworden. Nebst den auf den früheren Alben schon zelebrierten leiseren Passagen, respektive balladeskeren Momenten, wirkt das neue Material deutlich gereift. Mit «Reflections» als Opener und dem nachfolgenden «Set Your Sights» wurden gleich zwei der neueren Songs performt, die sofort für Stimmung sorgten.

Es dauerte dann auch nicht lange, bis der Schweiss in Strömen floss, und das nicht nur bei den aktiven Musikern. Im Gegensatz zu Black Mirrors, die die kleine Coq-Bühne gar zu viert teilen mussten, profitierten Óskar und Alexander von unwesentlich mehr Platz, und auch sie mussten tunlichst achtgeben, dass keiner was abkriegte, die erste Reihe inbegriffen. The Vintage Caravan hatten die Situation jedoch zu jeder Zeit im Griff und dürften bisher eh schon einige ähnlich ausgelegte Locations bespielt haben. Mit Fokus auf dem neuen Material zockten die drei Jungs quasi ein "best of" der letzten drei Alben runter, das sich nichts schuldig blieb. Während sich Óskar einmal mehr als überaus versierter Gitarrist empfahl, steuerte die Rhythm-Section mit Alexander und Stefán eine verdammt satte Soundbasis bei. Nicht fehlen durfte «Expand Your Mind» im Set, der mitunter als stilistische Blaupause für die Band aus dem hohen Norden gilt. Der gekonnte Spagat zwischen rotzigräudigem Retro- und feinstem Psychedelic-Rock offenbarte sich bei «Cocaine Sally» und «Farewell». Gerade letzterer Song stellt für mich die Fahrkarte in die Zukunft dieser geilen Combo dar. «Midnight Meditation» als Abschluss zapfte schliesslich die noch verbleibende Energie der Musiker wie der Fans gleichermassen an und walzte mit seinem Black Sabbath Flair alles nieder. Solche nachhaltigen Shows wie diese sollten sich die Leute vermehrt ansehen und anhören gehen. Wo? Im Coq d'Or in Olten natürlich!

Setliste: «Reflections» - «Set Your Sights» - «Babylon» - «Innerverse» - «Crazy Horses» - «Let Me Be» - «Reset» - «On The Run» - «Expand Your Mind» - «Cocaine Sally» - «Farewell» - «Last Day Of Light» - «Midnight Meditation».