Dass im goldenen Güggel zu Olten schon eine ganze Weile
viele Konzerte aus der Retro, Psych, Space, Sludge, Stoner und sonst
noch Rock-Ecke zelebriert werden, hat sich längst herum gesprochen.
Selbst Graveyard waren hier schon zu Gast sowie auch härteres
Gebolze wie Hirax und Nervosa. Die Ankündigung von The Vintage
Caravan überraschte dann aber doch eher, und die Freude über den
Support Black Mirrors liess sich zumindest von meiner Seite kaum in
Worte fassen. Letztere faszinierten schon letztes Jahr in Zürich als
Einheizer von The Night Flight Orchestra im wahrsten Sinne des
Wortes und blieben sich auch heute Abend absolut nichts schuldig. Im
verhältnismässig kleinen Konzertraum im Keller des Coq d'Or müssen
bekanntlich alle Bands stets mit ziemlich bescheidenen
Platzverhältnissen auskommen. Was nach eingeschränkten
Bewegungsmöglichkeiten klingt, stimmt eigentlich dennoch nur
bedingt, aber was die Akteure des heutigen Abends ablieferten, war
schlicht phänomenal! Dass es hierbei auf der Bühne und auch mit den
Fans in der ersten Reihe, zu denen ich ebenso gehörte, nicht zu
schmerzhaften Begegnungen kam, unterstreicht deren Professionalität.
Black Mirrors Mein lieber Schwan war ich aufgeregt, als
die bezaubernde Marcella di Troia und ihre Jungs die Bühne
erklommen. Obwohl das Düsterlicht fototechnisch ein absoluter Graus,
ja schlicht ein Albtraum war, erzeugte es andererseits genau die
richtige Stimmung für die energiegeladenen Songs der Truppe aus
Belgien. Schon zum Opener legte sich die ganze Band bös in Zeug und
Marcella war sofort in ihrem Element. Was danach folgte, war gar
noch besser als das, was schon in Zürich sehr gut rüber kam! Der
bereits ziemlich volle Keller (der Gig war mit rund 100 Nasen
ausverkauft!) wurde bald in eine gute wie ausgelassene Stimmung
versetzt und antizipierte den wilden Sound innert kurzer Zeit. Black
Mirrors verstanden es dabei vorzüglich, die Laut/Leise-Parts voll
auszuloten. Dabei steigerte man sich wiederholt in explosionsartige
Ausbrüche, wo es dann auf der Bühne mehrmals, wie in der Einleitung
bereits erwähnt, zu einigen brenzligen Situationen kam, die aber
glücklicherweise über die Gesamtdistanz ohne Folgen blieben. Das
wäre falls, auch ziemlich schräg gewesen, aber es ist schwer
anzunehmen, dass die
Grösse
dieser Lokalität schon einige Male anderweitig auf dem Weg des
Erfolges angetroffen wurde. So fokussiert und energiegeladen die
Performance auf der Bühne war, so schlicht, herzlich und ohne
jegliche Allüren präsentierte sich Marcella, zusammen mit ihren
Jungs, nach dem grandiosen Konzert am Merch-stand. Dabei ging es
nicht nur ums Absetzen von Merch, sondern alle Bandmembers
unterhielten sich locker und gelöst mit ihren Fans. Es bleibt schwer
zu hoffen, dass Black Mirrors ihre Frische wie Attitüde weiterhin
aufrecht erhalten und man diese Hammer-Band schon bald irgendwo in
der Schweiz wieder freudig begrüssen kann.
Setliste: «Intro»
- «Shoes For Booze» - «Günther Kimmich» - «Funky Queen» - «The Mess»
- «Inner Reality» - «Heart In Trouble» - «Canard Vengeur Masqué» -
«Moonstone» - «Lay My Burden Down» - «Kick Out the Jams (MC5 Cover)»
- «Burning Warriors».
The Vintage Caravan
Obwohl seit der Gründung des Psychedelic Rock Trios aus Island,
bestehend aus Óskar Logi (lead v/g), Alexander Örn (b/backing v) und
Stefán Ari (d/backing v), mittlerweile auch schon dreizehn vergangen
sind, wirkt die Truppe immer noch überaus jugendlich. Diese Frische
hievt die stets energetischen und explosiven Auftritte auf ein Level
hinauf, das Seinesgleichen sucht. In schön regelmässigem Dreijahres-Rhythmus
sind bisher vier Alben erschienen, wovon vor allem Nummer zwei
(«Voyage», 2012) und Nummer drei («Arrival», 2015) für Furore in der
Retro-Szene sorgten. Der Lohn des Talents dieser Truppe mündete, wie
zuletzt schon bei The Blues Pills und aktuell Pristine, in einem
Record Deal mit dem Branchen-Riesen "Nuclear Blast". Damit steht
jeweils mindestens mittelfristig und je nach Qualität der Mucke eine
rosige Zukunft bevor. Trotz den wohl sicherlich vorhandenen
Erwartungen dauerte es bis zu «Gateways» (2018) weitere drei Jahre.
Diese Zeit wurde offensichtlich dazu genutzt, The Vintage Caravan
für zukünftige Anforderungen fit zu trimmen. Unter Beibehaltung der
Band-DNA sind die Songs insgesamt etwas verspielter und zugänglicher
geworden. Nebst den auf den früheren Alben schon zelebrierten
leiseren Passagen, respektive balladeskeren Momenten, wirkt das neue
Material deutlich gereift. Mit «Reflections» als Opener und dem
nachfolgenden «Set Your Sights» wurden gleich zwei der neueren Songs
performt, die sofort für Stimmung sorgten.
Es
dauerte dann auch nicht lange, bis der Schweiss in Strömen floss,
und das nicht nur bei den aktiven Musikern. Im Gegensatz zu Black
Mirrors, die die kleine Coq-Bühne gar zu viert teilen mussten,
profitierten Óskar und Alexander von unwesentlich mehr Platz, und
auch sie mussten tunlichst achtgeben, dass keiner was abkriegte, die
erste Reihe inbegriffen. The Vintage Caravan hatten die Situation
jedoch zu jeder Zeit im Griff und dürften bisher eh schon einige
ähnlich ausgelegte Locations bespielt haben. Mit Fokus auf dem neuen
Material zockten die drei Jungs quasi ein "best of" der letzten drei
Alben runter, das sich nichts schuldig blieb. Während sich Óskar
einmal mehr als überaus versierter Gitarrist empfahl, steuerte die
Rhythm-Section mit Alexander und Stefán eine verdammt satte
Soundbasis bei. Nicht fehlen durfte «Expand Your Mind» im Set, der
mitunter als stilistische Blaupause für die Band aus dem hohen
Norden gilt. Der gekonnte Spagat zwischen rotzigräudigem Retro- und
feinstem Psychedelic-Rock offenbarte sich bei «Cocaine Sally» und
«Farewell». Gerade letzterer Song stellt für mich die Fahrkarte in
die Zukunft dieser geilen Combo dar. «Midnight Meditation» als
Abschluss zapfte schliesslich die noch verbleibende Energie der
Musiker wie der Fans gleichermassen an und walzte mit seinem Black
Sabbath Flair alles nieder. Solche nachhaltigen Shows wie diese
sollten sich die Leute vermehrt ansehen und anhören gehen. Wo? Im
Coq d'Or in Olten natürlich!
Setliste: «Reflections» - «Set
Your Sights» - «Babylon» - «Innerverse» - «Crazy Horses» - «Let Me
Be» - «Reset» - «On The Run» - «Expand Your Mind» - «Cocaine Sally»
- «Farewell» - «Last Day Of Light» - «Midnight Meditation».
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