Nachdem Thin Lizzy in der letzten Zeit bezüglich Auftritten im Z7
eher durch Absagen negativ von sich reden machten, sah es nach der
neuerlichen Zusage zuerst wieder so aus! Erst als Scott Gorham
persönlich per Internet verlauten liess, dass die angesetzten
Euro-Dates wirklich gespielt werden, beruhigten sich die Gemüter
wieder. Das nährte die Vorfreude meinerseits auf eines der
Live-Highlights dieses Jahres, da mit John Sykes (g) und eben Mister
Gorham (g) sowie Drum-Gott Tommy Aldridge (Ex-jede Menge) drei
absolute Kult-Musiker angesagt waren. Der Vierte im Bunde wäre
natürlich der unsterbliche Phil Lynott (R.I.P.) gewesen. Absolut
unersetzbar, aber das gewichtige, musikalische Erbe wurde jedoch für
die immer noch grosse Fanbase erfreulicherweise über die Jahre
hindurch gerettet und aufrecht erhalten. Francesco DiCosmo als
Youngster der Truppe sorgte derweil für die tiefen Töne. Der heutige
Abend hätte somit also eine freudige Angelegenheit werden sollen...,
wurde er aber, um es gleich zu erwähnen, leider nur bedingt! Zu
meiner Überraschung fungierte als Support die Schweizer Band ADAM,
die bereits letzten Frühling für Mothers Finest eröffnet und schon
damals einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hatte!
Adam
Oftmals steht hinter der Ankündigung des Headliners «Special Guest».
Dieser Verpflichtung wurden Adam mehr als gerecht, denn diese
überzeugten bereits im Frühling dieses Jahres an gleicher Stelle.
Die Mehrzahl der Anwesenden dürfte die Top-Band mit ihrem
charismatischen Sänger Zach Prather jedoch noch nicht zu Gesicht
bekommen haben. Im Vordergrund standen auch heute Abend Songs des
letzten Albums «Contact». Der oft etwas funkig ausgeschmückte Rock
hörte sich wiederum mitreissend an und gefiel dem Publikum
offensichtlich ganz gut. Man merkte dem Fünfer einfach an, dass sie
ein eingespieltes Team sind und ihre Musik genau auf den Punkt
bringen, respektive spielen. Nach dem Konzert und dem traditionellen
Krallen einer Original-Setlist, stellte ich zu Hause fest, dass ADAM
wiederum die gleichen Songs in der identischen Reihenfolge spielten.
Im Vergleich zum letzten Mal hatte ich jedoch den Eindruck, dass der
heutige Auftritt etwas weniger spritzig rüber kam. Der dunkelhäutige
Sänger (und einzige Nicht-Eidgenosse) zeigte sich zwar wiederum
aktiv auf der Bühne und wirkte sehr souverän. Ein geborener
Frontmann, der nicht nur über eine sackstarke Stimme verfügt. Die
beiden Gitarristen Dany Nicoulaz und Guido Strassman spielten ebenso
gekonnt auf, während die Rhythm-Section mit Bassist Edi «Elton»
Imhof und Drummer Eric Kunz den nötigen Groove-Teppich hinlegte. Die
zu dem Zeitpunkt etwa 200 bis 250 anwesenden Leuten wachten
allerdings erst gegen Ende der ambitionierten 45 Minuten Show so
richtig auf. Für den letzten Song «Since I Made You» fehlte die Zeit
allerdings. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Top-Band noch
einige Male im Z7 als Anheizer zu sehen sein wird!
Setlist: «I've Been Waiting» - «One Step Closer» - «Anna's Diary» -
«Cold As Stone» - «Fallin' One» - «Stand Alone» - «Runaway» - «Yepey
Ya Kio» - «Contact» - «Since I Made You (nicht gespielt!)».
Thin Lizzy
Kommen sie nun wirklich oder etwa wieder nicht? Um 21.30 Uhr wurden
die gut 300 bis vielleicht knapp 350 Fans schliesslich erlöst und
dann war es tatsächlich soweit: Thin Lizzy are back on stage! Auch
wenn ich John Sykes (immer noch mit wallendem, lockigen Haar
ausgestattet) gerne..., nein
mitte
der 80er viel lieber mal mit Whitesnake oder etwas später mit Blue
Murder gesehen hätte, war es auch so ein Leckerbissen, als die Band
gleich mit «Jailbreak» in den Set einstieg. Auf dem Fusse folgte «Waiting
For An Alibi», ergänzt von «Don't Believe A Word». Scott Gorham,
rank und schlank sowie fast modelmässig angezogen, duellierte sich
umgehend mit seinem Kollegen, während Lockenkopf Nummer Zwei, sprich
Tommy Aldridge, hinten an den Kesseln wie gewohnt die Felle
verdrosch, als gäbe es kein Morgen mehr! Hey Leute..., der Mann hat
mittlerweile 58 Jahre (!) auf dem Buckel und lässt immer noch fast
jeden Jungspund aus seiner Zunft steinalt aussehen. Zusammen zockte
die Band darauf einen Hit nach dem anderen runter. Was zu dem
Zeitpunkt niemand in der Halle ahnte, war, dass in erster Linie John
Sykes, trotz aufgesetztem Lächeln und schlafwandlerisch sicherem
Posing, zunehmend schlechte Laune bekam. Der Grund war für
Aussenstehende nicht unmittelbar auszumachen, aber es schien ein
mediales Problem (Fotographieren und/oder Filmen) zu sein. Die
verhängnisvolle Folge davon war, dass laufend Songs wie «Rosalie», «Massacre»
oder «Suicide» schlicht ausgelassen wurden. Dieser Umstand sollte
aber erst gegen Ende des Konzertes für die
entsprechende Wirkung sorgen. Nach einer durch Tommy's
Power-Drumming eher zerstörten Version von «Sha La La» folgte das
entsprechende Solo, das nach all den Jahren mehr oder weniger immer
noch gleich gespielt wurde, also inklusive der Darbietung ohne
Sticks, sprich den blossen Händen. Nun ja..., es war technisch
sicher hochstehend, aber vor allem die älteren Fans dürften darob
nicht nur begeistert gewesen sein. Nach gut einer Stunde Spielzeit
ging die Band das erste Mal (zur grossen Überraschung Vieler) von
der Bühne runter und kam dann aber nochmals zurück, um mit dem
Smasher «Cold Sweat» jedoch bereits den letzten Song des Abends (!)
in einer wenigstens fulminant gespielten Version zu zelebrieren. Als
kurz darauf das Licht anging, waren erst 70 Minuten vergangen! Es
ist absolut legitim, sich über
etwas
zu ärgern, was einem gerade gegen den Strich geht, aber die so zu
sagen kollektive Bestrafung für alle Leute, die an diesem Abend CHF
50.- Eintritt bezahlt hatten, ist schlicht inakzeptabel und lässt
jede Fairness und Vernunft vermissen! Somit war das vermeintliche
Fest zu Ende, bevor es eigentlich richtig angefangen hatte. Schade
auch, denn dieses unprofessionelle Verhalten hat nun unmittelbar zur
Folge, dass Thin Lizzy so schnell, wenn überhaupt, nicht oder gar
nie mehr im Z7 spielen werden. Ein somit zusätzlicher
Wermuts-Tropfen auf die eh schon gepeinigte Fan-Seele. Was da wohl
der gute Phil Lynott (R.I.P.) dazu gesagt hätte?
Setlist: «Jailbreak» - «Waiting For An Alibi» - «Don't Believe A
Word» - «Are You Ready» - «Bad Reputation» - «Rosalie»*** - «Dancing
In The Moonlight» - «Massacre»*** - «Still In Love» - «Southbound» -
«Sha La La» - «Drum Solo Tommy - «Emerald» - «Suicide»*** - «Cowboy
Song» - «The Boys Are Back in Town» -- «Cold Sweat» - «Black
Rose»***. (Hinweis in eigener Sache: Die mit *** bezeichneten Tracks
wurden nicht gespielt, obwohl sie auf der Setlist standen!)
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