Livereview: Thin Lizzy - Adam
07. Oktober 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Nachdem Thin Lizzy in der letzten Zeit bezüglich Auftritten im Z7 eher durch Absagen negativ von sich reden machten, sah es nach der neuerlichen Zusage zuerst wieder so aus! Erst als Scott Gorham persönlich per Internet verlauten liess, dass die angesetzten Euro-Dates wirklich gespielt werden, beruhigten sich die Gemüter wieder. Das nährte die Vorfreude meinerseits auf eines der Live-Highlights dieses Jahres, da mit John Sykes (g) und eben Mister Gorham (g) sowie Drum-Gott Tommy Aldridge (Ex-jede Menge) drei absolute Kult-Musiker angesagt waren. Der Vierte im Bunde wäre natürlich der unsterbliche Phil Lynott (R.I.P.) gewesen. Absolut unersetzbar, aber das gewichtige, musikalische Erbe wurde jedoch für die immer noch grosse Fanbase erfreulicherweise über die Jahre hindurch gerettet und aufrecht erhalten. Francesco DiCosmo als Youngster der Truppe sorgte derweil für die tiefen Töne. Der heutige Abend hätte somit also eine freudige Angelegenheit werden sollen..., wurde er aber, um es gleich zu erwähnen, leider nur bedingt! Zu meiner Überraschung fungierte als Support die Schweizer Band ADAM, die bereits letzten Frühling für Mothers Finest eröffnet und schon damals einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hatte!

Adam
Oftmals steht hinter der Ankündigung des Headliners «Special Guest». Dieser Verpflichtung wurden Adam mehr als gerecht, denn diese überzeugten bereits im Frühling dieses Jahres an gleicher Stelle. Die Mehrzahl der Anwesenden dürfte die Top-Band mit ihrem charismatischen Sänger Zach Prather jedoch noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Im Vordergrund standen auch heute Abend Songs des letzten Albums «Contact». Der oft etwas funkig ausgeschmückte Rock hörte sich wiederum mitreissend an und gefiel dem Publikum offensichtlich ganz gut. Man merkte dem Fünfer einfach an, dass sie ein eingespieltes Team sind und ihre Musik genau auf den Punkt bringen, respektive spielen. Nach dem Konzert und dem traditionellen Krallen einer Original-Setlist, stellte ich zu Hause fest, dass ADAM wiederum die gleichen Songs in der identischen Reihenfolge spielten. Im Vergleich zum letzten Mal hatte ich jedoch den Eindruck, dass der heutige Auftritt etwas weniger spritzig rüber kam. Der dunkelhäutige Sänger (und einzige Nicht-Eidgenosse) zeigte sich zwar wiederum aktiv auf der Bühne und wirkte sehr souverän. Ein geborener Frontmann, der nicht nur über eine sackstarke Stimme verfügt. Die beiden Gitarristen Dany Nicoulaz und Guido Strassman spielten ebenso gekonnt auf, während die Rhythm-Section mit Bassist Edi «Elton» Imhof und Drummer Eric Kunz den nötigen Groove-Teppich hinlegte. Die zu dem Zeitpunkt etwa 200 bis 250 anwesenden Leuten wachten allerdings erst gegen Ende der ambitionierten 45 Minuten Show so richtig auf. Für den letzten Song «Since I Made You» fehlte die Zeit allerdings. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Top-Band noch einige Male im Z7 als Anheizer zu sehen sein wird!

Setlist: «I've Been Waiting» - «One Step Closer» - «Anna's Diary» - «Cold As Stone» - «Fallin' One» - «Stand Alone» - «Runaway» - «Yepey Ya Kio» - «Contact» - «Since I Made You (nicht gespielt!)».

Thin Lizzy
Kommen sie nun wirklich oder etwa wieder nicht? Um 21.30 Uhr wurden die gut 300 bis vielleicht knapp 350 Fans schliesslich erlöst und dann war es tatsächlich soweit: Thin Lizzy are back on stage! Auch wenn ich John Sykes (immer noch mit wallendem, lockigen Haar ausgestattet) gerne..., nein mitte der 80er viel lieber mal mit Whitesnake oder etwas später mit Blue Murder gesehen hätte, war es auch so ein Leckerbissen, als die Band gleich mit «Jailbreak» in den Set einstieg. Auf dem Fusse folgte «Waiting For An Alibi», ergänzt von «Don't Believe A Word». Scott Gorham, rank und schlank sowie fast modelmässig angezogen, duellierte sich umgehend mit seinem Kollegen, während Lockenkopf Nummer Zwei, sprich Tommy Aldridge, hinten an den Kesseln wie gewohnt die Felle verdrosch, als gäbe es kein Morgen mehr! Hey Leute..., der Mann hat mittlerweile 58 Jahre (!) auf dem Buckel und lässt immer noch fast jeden Jungspund aus seiner Zunft steinalt aussehen. Zusammen zockte die Band darauf einen Hit nach dem anderen runter. Was zu dem Zeitpunkt niemand in der Halle ahnte, war, dass in erster Linie John Sykes, trotz aufgesetztem Lächeln und schlafwandlerisch sicherem Posing, zunehmend schlechte Laune bekam. Der Grund war für Aussenstehende nicht unmittelbar auszumachen, aber es schien ein mediales Problem (Fotographieren und/oder Filmen) zu sein. Die verhängnisvolle Folge davon war, dass laufend Songs wie «Rosalie», «Massacre» oder «Suicide» schlicht ausgelassen wurden. Dieser Umstand sollte aber erst gegen Ende des Konzertes für die entsprechende Wirkung sorgen. Nach einer durch Tommy's Power-Drumming eher zerstörten Version von «Sha La La» folgte das entsprechende Solo, das nach all den Jahren mehr oder weniger immer noch gleich gespielt wurde, also inklusive der Darbietung ohne Sticks, sprich den blossen Händen. Nun ja..., es war technisch sicher hochstehend, aber vor allem die älteren Fans dürften darob nicht nur begeistert gewesen sein. Nach gut einer Stunde Spielzeit ging die Band das erste Mal (zur grossen Überraschung Vieler) von der Bühne runter und kam dann aber nochmals zurück, um mit dem Smasher «Cold Sweat» jedoch bereits den letzten Song des Abends (!) in einer wenigstens fulminant gespielten Version zu zelebrieren. Als kurz darauf das Licht anging, waren erst 70 Minuten vergangen! Es ist absolut legitim, sich über etwas zu ärgern, was einem gerade gegen den Strich geht, aber die so zu sagen kollektive Bestrafung für alle Leute, die an diesem Abend CHF 50.- Eintritt bezahlt hatten, ist schlicht inakzeptabel und lässt jede Fairness und Vernunft vermissen! Somit war das vermeintliche Fest zu Ende, bevor es eigentlich richtig angefangen hatte. Schade auch, denn dieses unprofessionelle Verhalten hat nun unmittelbar zur Folge, dass Thin Lizzy so schnell, wenn überhaupt, nicht oder gar nie mehr im Z7 spielen werden. Ein somit zusätzlicher Wermuts-Tropfen auf die eh schon gepeinigte Fan-Seele. Was da wohl der gute Phil Lynott (R.I.P.) dazu gesagt hätte?

Setlist: «Jailbreak» - «Waiting For An Alibi» - «Don't Believe A Word» - «Are You Ready» - «Bad Reputation» - «Rosalie»*** - «Dancing In The Moonlight» - «Massacre»*** - «Still In Love» - «Southbound» - «Sha La La» - «Drum Solo Tommy - «Emerald» - «Suicide»*** - «Cowboy Song» - «The Boys Are Back in Town» -- «Cold Sweat» - «Black Rose»***. (Hinweis in eigener Sache: Die mit *** bezeichneten Tracks wurden nicht gespielt, obwohl sie auf der Setlist standen!)