Diese Woche hatte es wahrlich in sich, denn
ich kann mich kaum, wenn überhaupt daran erinnern, in einer Woche
gleich dreimal ins Z7 gepilgert zu sein. Heute Abend fand die zweite
Sause statt, während am Samstag schliesslich noch Powerwolf und
Candlemass an der Reihe waren. Mein Fokus an diesem Abend waren
natürlich meine neuen Faves Communic, die zwar noch kein neues
Material mitbrachten, aber auch so ein absolutes 'Must' sind. Bei
Threshold wäre die Euphorie eigentlich gleich gross, aber seit dem
plötzlichen Abgang von Sänger Andy 'Mac' McDermott ist bei den
Briten definitiv irgendwie der Wurm drin. Zuerst ging 2002 Bassist
Jon Jeary und dann verabschiedete sich auch noch Gitarrist Nick
Midson, mindestens vorübergehend. Der neuerliche Aderlass hat seine
Wirkung nicht verfehlt, dazu mehr im Bericht. Bei Machine Men nahm
mich Wunder, wieviel direkter Einfluss von Iron Maiden noch spürbar
ist. Das neue Album "Circus Of Fools" ist zumindest echt gut
geraten. Die Band Serenity aus Österreich kannte ich bisher noch
überhaupt nicht. Der melodische Prog Metal hört sich im MySpace
Profil soweit ganz ordentlich an. Das aktuelle Album "Words Untold &
Dreams Unlived" kam Ende April heraus. Dass es schwer ist, solche
Mucke überzeugend auch live darzubieten, dürfte der sonst
professionell wirkenden Band nicht entgangen zu sein. Der allgemeine
Zuspruch des Publikums gegenüber dem Montag war zum Glück deutlich
höher, wenn auch noch weit weg von zahlreichen Hundertschaften.
Nichtsdestotrotz konnte der Konzertabend als Ganzes, bis auf ein zu
Beginn total lethargisches Publikum, einen positiven Eindruck
hinterlassen.
Serenity
Als Opener eines Vierer-Billings hat man es nicht leicht und in
einem zu dem Zeitpunkt praktisch leeren Z7 sowieso nicht. Serenity
liessen sich davon jedoch nicht beirren und legten gleich
unbekümmert los. Die zur Verfügung stehende halbe Stunde ist
schliesslich schnell um. Sänger Georg Neuhauser übernahm das Zepter
sogleich und hörte sich dabei frappant nach dem beim Headliner
aktuell fehlenden 'Mac' an. Der Melodic Metal mit leicht
progressiven Zügen wurde soweit sauber vorgetragen, liess aber einen
gewissen Zug vermissen. Es klang alles etwas zu
brav, obwohl Bassist
Simon Holzknecht einen 6-String Bass spielte, der gut zur Geltung
kam. Das spärliche Publikum reagierte kaum auf die aufmunternden
Zurufe des Sängers, was dieser aber professionell überspielte.
Insgesamt fehlte der Mucke, zumindest auf der Bühne, die zweite
Gitarre, die für noch mehr Druck hätte sorgen können. Dies kam am
Schluss vor allem bei der total verhunzten Version vom Savatage
Klassiker "Edge Of Thorns" zum Tragen. Noch peinlicher war
allerdings das anwesende Publikum, von dem auf Anfrage des Sängers
kaum einer diesen Übersong kannte oder es sah zumindest so aus.
Somit endete dieser eher belanglose Auftritt mit einem Song, zu dem
vor ein paar Jahren ein ausverkauftes Haus noch völlig durchdrehte.
So ändern sich die Zeiten!
Setlist: "Forever" - "Canopus 3" - "Reduced To Nothingsness" - "Engarved
Within" - "Edge Of Thorns".
Machine Men
Wenn eine Band voll einen auf Maiden macht, dann geht dieser Schuss
meistens nach hinten los, weil das Original immer besser ist.
Versucht haben dies freilich schon einige vor den Finnen, aber in
der jüngeren Vergangenheit gab es eigentlich nur Wolf zu ihren
Anfangstagen und eben Machine Men, dessen Debüt "Elegies" (2005)
frisch und fröhlich bei der NWOBHM-Ikone klaute. Dies wurde aber so
gut umgesetzt, dass man keinesfalls von einem billigen Rip-Off
sprechen konnte. Das brachte den Finnen entsprechende Anerkennung
und diese verarbeiteten sie beim neuen Album "Circus Of Fools" dahin
gehend, dass man, ohne die Wurzeln zu verleugnen, noch einen Tick
eigenständiger wurde. Dies versuchten Machinen Men nun den Fans vor
der Bühne mit einer von Anfang an agilen Show zu vermitteln. Dennoch
kam leider auch bei der zweiten Band des Abends kaum Stimmung auf.
Nur gerade die erste Reihe wurde von mattenschwingenden Metalheads
beider Geschlechter bevölkert. Wenigstens fiel der Applaus zunehmend
stärker aus, denn das war das Mindeste, was die Band verdient hatte.
Sänger Antony eiferte derweil sichtlich seinem grossen Vorbild nach
und die Band lieferte bei gutem Sound eine satte Performance ab, die
jedoch wie gesagt kaum einen zu beeindrucken schien! Woran lag es
also? Falsche Band oder falsches Publikum? Keine Ahnung, aber sowas
macht auf jeden Fall einfach keinen Spass!
Setlist: "Circus Of Fools" - "No Talk Without The Giant" - "Ghost of
The Seasons" - "The Shadow Gallery" - "Dying Without A Name" - "Scars
& Wounds" - "Against The Freaks".
Communic
Der Tipp meines Local Record Dealers (Thanx an Fribi vom Outsider!)
brachte mich vor zwei Jahren zum genialen Debüt "Conspiracy In Mind"
der Norweger. Seither komme ich von dieser hammergeilen Metal-Mucke
nicht mehr los. Mit einem genialen Mix aus Thrash, superben
Melody-Lines und dem harten Bereich von Prog Metal (wie Dream
Theater's "Train Of Thought") begeistern Communic eine immer grösser
werdende Fan-Gemeinde. Dass dabei die Amis von Nevermore zu einem
guten Teil, vor allem bei den heftigeren Songs, Pate stehen, wird
eher als Kompliment, denn als Bürde empfunden. Communic verpacken
jedoch derart viele Tempi und Stimmungen in ihre Songs, dass sie
unweigerlich 'progressive' Spielzeiten von bis zu 11 Minuten ("Silence
Surrounds") erreichen können. Mit dem zweiten Album "Waves of Visual
Decay" (2006) setzte man gar noch einen drauf und ich bin schon mal
gespannt, wie diese Geschichte weiter geht. Für die aktuelle Tour
haben sich Oddleif Stensland (v/g), Tor Atle Andersen (d) und Erik
Mortensen für eine variable Setliste aus ihren zwei Alben
entschieden. Da ich zu Beginn im Fotograben beschäftigt war und auf
der Bühne keine Setliste lag, entging mir glatt, wie der Opener
hiess! Es dürfte aber mit ziemlicher Sicherheit ein Track vom Debüt
gewesen sein. Diese Unsicherheit lag vielleicht auch etwas darin
begründet, dass der Sound zu Beginn klar zu leise eingestellt war.
Das besserte sich aber bald zum Glück und zum ersten Mal an diesem
Abend konnnte man erleichtert feststellen, dass dieser Anlass nicht
in einer leeren Halle abgehalten wurde. Wurde auch Zeit verdammt...,
ist doch wahr! Wahrscheinlich lag es halt schon an den Songs, denn
diesem Riff-Gewitter, das vor allem bei gedrosseltem Tempo eine
ungeheure Energie erzeugt, konnte man sich kaum entziehen...,
vorausgesetzt man ist ein Metal-Fan! Mein Highlight war natürlich
der Titeltrack des neuen Album's, der mir immer wieder auf's Neue
eine dicke Gänsehaut (während) und Nackenschmerzen (danach)
beschert. Die Bühnenperformance ansich wirkte durch die
Doppelbelastung Gitarre und Gesang von Oddleif
Stensland wiederum
etwas hüftsteif, hat sich aber merklich verbessert. Ein zweiter
Gitarrist würde da vielleicht Abhilfe schaffen, aber davon wollen
Communic (mindestens vorerst) nichts wissen. Oddleif besitzt nicht
nur die Fähigkeit des exzellenten Gitarren-Spiels, sondern verfügt
gleichzeitig über eine sackstarke Stimme, die mitunter auch das
Markenzeichen der Nordländer ist. "Fooled By The Serpent" setzte als
letzter Song nochmals Energien frei und dann waren 45 Minuten nach
gerade mal sechs gespielten Songs schon um. Zum dritten Album wird
dann wohl die erste Headliner-Tour anstehen. Hoffentlich dauert das
nicht mehr allzu lange, denn es könnten sich in der Ziwschenzeit
unangenehme Entzugerscheinungen bemerkbar machen!
Setlist: "..?.." - "Frozen Asleep In The Park" - "Waves Of Visual
Decay" - "Under Luminous Sky" - "They Feed On Our Fear" - "Fooled By
The Serpent".
Threshold
Als ich 1998 mit dem Hammer-Album "Clone" zum ersten Mal auf die
britischen Prog Metaller aufmerksam wurde, kannte ich die ersten
drei Alben mit Damien Wilson und Glynn Morgan als Vorgänger von
Andrew 'Mac' McDermott nicht. Dem zu Folge hatte ich in all den
Jahren danach eigentlich nur den Gesang von 'Mac' präsent.
Irgendwann im Zuge der Re-Releases der alten Scheiben gelangte zum
Beispiel "Psychedelicatessen" (mit Sänger Glynn Morgan) in mein
CD-Regal. Der heutige Sound ist ja mehr oder weniger der gleiche
geblieben, ausser dass ab "Clone" viel fetter produziert wurde. Dazu
kommt, dass die Stimme von 'Mac' einfach besser zu Threshold's Musik
passt. Und jetzt, nach 9 Jahren und einem Top-Album nach dem
anderen, hatte Mister McDermott gerade zu Beginn der "Dead Reckoning"
Tour plötzlich keine Lust mehr und stieg Knall auf Fall aus. Das
ansich ist im Music-Biz zwar alltäglich, aber die Art und Weise war
mies und vor allem der Zeitpunkt hätte schlechter nicht sein können.
Als Fan würde man sicher hinter so einem Entscheid stehen können,
aber nur wenn die Tour noch absoviert und danach ein sauberer
Schlussstrich mit erhobenem Haupt gezogen worden wäre. Threshold
wollten die Tour aber keinesfalls abblasen oder verschieben und
fragten deshalb ihren ersten Sänger Damien Wilson, ob er nicht
einspringen könne. Das tat dieser dann zur Freude von Karl Groom &
Co., obwohl die ersten Auftritte mit Text-Spickzettel eher peinlich
daher kamen. Dies war heute Abend zum Glück nicht mehr der Fall,
aber dafür hatte sich die ursprüngliche Setlist mit Sicherheit
verändert, um Damien entgegen zu kommen. Das freute vielleicht die
Alt-Fans von Threshold, jedoch mit Sicherheit nicht die Mehrheit der
Fanbase. Nach der ersten Triplette mit dem Opener "Slipstream" (vom
neuen Album) und zwei Songs von "Subsurface", nämlich "Pressure" und
"Mission Profile", kam mit "Surface To Air" bereits das erste
(überlange) Epos vom Debüt "Wounded Land", ehe "Hollow" wieder einen
Sprung von 14 Jahren nach vorne machte. Das Ganze hörte sich zwar
ganz gut an, aber irgendwie stand nicht mehr die gleiche Band wie
früher auf der Bühne. Es fehlte einfach ein gewisser Kick, der vom
alten Line-Up
ausging. An Damien Wilson lag es nicht, denn der
verströmte permanent gute Laune und hatte sichtlich Spass an seinem
Aushilfs-Job. Ein instrumentales Highlight gab es in Form des
herrlich ausgedehnten Guitar-Solos bei "Pilot In The Sky Of Dreams",
wo sich Karl Groom regelrecht in einen Rausch spielte. Davon war das
mittlerweile (durch Communic) aufgewachte Publikum weit weg, aber es
herrschte immerhin eine passable Stimmung in der Halle. Spätestens
bei "Light And Space" war es dann offensichtlich, dass Threshold
noch eine Weile am Abgang von 'Mac' knabbern werden. Da verwunderte
es auch nicht, dass "Fragmentation", obwohl auf der Setliste
stehend, nicht gespielt wurde. Zum Schluss gab es mit "Sanity's End"
und "This Is Your Life" den letzten Song-Spagat über die ganze
Karriere. Wiegesagt..., Threshold waren gut, aber nicht
unwiderstehlich..., und dass kein einziger Song von "Clone" gespielt
wurde, verbuchte ich für mich persönlich als Enttäuschung des
Abends.
Setlist: "Slipstream" - "Pressure" - "Mission Profile" - "Surface To
Air" - "Hollow" - "Exposed" - "Elusive" - "Pilot In The Sky Of
Dreams" - "Light And Space" - "One Degree Down" - "Sanity's End" - "This
Is Your Life".
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