Nur 10 Konzerte beinhaltete die “Essence Of Progression (EoP)“-Tour
2009. Umso schöner natürlich, wenn eines davon bei uns in Pratteln
stattfand. Mal mehr, dann weniger und nochmals viel mehr Metal der
progressiven Stilrichtung stand auf diesem Abend auf dem Programm.
Als Headliner fungierten die Briten Threshold, die zusammen mit
ihrem „Wiedersänger“ Damian Wilson ein zweistündiges Programm
hinlegten. Zusammen mit den Österreichern Serenity und Spheric
Universe Experience aus Frankreich schafften sie es leider nicht,
mehr als 200 Nasen ins Z7 zu bewegen. Man darf darüber spekulieren,
ob dieser geringe Zuspruch am Bekanntheitsgrad der Bands oder dem
aktuellen Konzert-Overkill, verbunden mit der Wirtschaftskrise liegt.
Tatsache ist, dass sämtliche Gruppen auf beachtlichem Niveau
musizierten und so die Konzertgänger für den sonntäglichen Trip in
den Metalltempel mehr als belohnt wurden.
Spheric Universe Experience
Wenn auf der Homepage vom Z7 „Konzertbeginn 19.30 Uhr” steht, tut
man meist besser daran, rechtzeitig vor Ort zu sein. Vor allem wenn
man sich gerne alle Vorbands anhören möchten. Dass hier mit 19.30
Uhr der Beginn eines allgemeinen Werbespots für Nuclear Bands
gemeint war, verwirrte dann aber schon ein bisschen. Allerdings kam man
so in den Genuss der neusten Videoclips der Labelbands. Und mal
abgesehen davon, war die
Halle
eine halbe Stunde später um 20.00 Uhr deutlich voller. Beste
Bedingungen also für das Spheric Universe Experience. Der
französische Fünfköpfer legte dann auch engagiert los, und konnte
mit seinem progressiven Metal mehr als Achtungs-Applaus einheimsen.
Abwechslungsreich gestaltete, eher sperrige Lieder, erzeugten eine
angenehme Atmosphäre. Das Publikum durfte immer wieder mal
mitklatschen, was das Dauergrinsen von Bassist John Drai noch weiter
zementierte. Überhaupt wirkte die Truppe ziemlich entspannt und
routiniert. Ein paar charmante Ansagen hätten allerdings nicht
geschadet und auch an den hohen Tönen darf Sänger Franck Garcia
noch ein wenig schleifen. Zu dünn wirkten sie noch. Einen
nachhaltigen, musikalischen Eindruck konnten Spheric Universe
Experience aber kaum hinterlassen. Ihr Prog-Metal ist schlicht noch
zu sperrig, um beim ersten Hören direkt ins Ohr zu gehen. Die hohe
Kunst der Verbindung zwischen musikalischem Anspruch und
Eingängigkeit beherrschen Spheric Universe Experience also noch
nicht. Dafür kennen sie ihre Instrumente bestens und schleuderten
feine Licks und Melodien von der Bühne. Die Franzosen empfahlen sich
deshalb mit ihrem Auftritt für die weitere Beobachtung der
Bandentwicklung.
Serenity
Was Spheric Univers Experience an Eingängigkeit fehlte, machten die
Österreicher Serenity mehr als wett. Die Jungs, welche musikalisch
in Richtung Kamelot tendieren, gaben mächtig Gas und konnten wohl
einige Fans für sich gewinnen. Als einzige Band des Abends, die zwar
progressive Elemente in ihren Sound integriert, die man aber
trotzdem nicht als Prog Metal
bezeichnen kann, sorgten sie für Abwechslung an diesem Abend. „Wir
freuen uns, hier in unserem Nachbarland Gast sein zu dürfen“,
strahlte Sänger Georg Neuhauser. Sofort forderte er das Publikum
auf, den zwischen der ersten und der zweiten Publikumsreihe
entstandenen Graben zu schliessen. Das Metalvolk folgte zögerlich aber
bestimmt. Richtig schön warm ums Herz wurde es einem bei der Ballade „Fairytales“.
Hier konnte der Sänger gleich zeigen, was in ihm steckt, und das ist
viel. Weiter ging es mit dem schnellen „Sheltered (By The Obscure)“.
Wer bis vor dem Konzert gedacht hatte, dass es sich bei Serenity um
eine weitere überflüssige Symphonic Metal-Band handle, wurde eines
Besseren belehrt. Serenity sind mindestens live eine Macht für sich.
Die Band wirkt sehr herzlich und erzeugte damit eine angenehm
positive Stimmung im Publikum. Bleibt nur zu hoffen, dass Serenity
möglichst bald auf einer Tour aufspringen können, die mehr Leute
zieht. Das Threshold-Publikum wäre sicher wieder dabei.
Threshold
Der Abend gehörte aber schliesslich doch dem Headliner Threshold,
der den Fans genau das gab, was sie wollten: Zwei Stunden progressiven
Metal ohne störende Egotrips. Das heisst, anstelle von langen
Schlagzeug-, Gitarren-, Bass- oder Triangel-Soli gab es „nur“ Songs
zu hören. Threshold wirkten dadurch sehr kompakt und als richtige
Einheit, deren man die Spielfreude gut ansehen konnte. Begleitet
wurden die Briten durch schlichte Video-Einspielungen, die nur zum
Konzertbeginn nervös wirkten. Hier wurden die Alben-Covers und
Bandfotos der Threshold-Geschichte gezeigt, bevor mit „Consume To
Live“ ein wahrer Prog-Sturm losgetreten wurde. Threshold freuten
sich sichtlich hier zu sein. Sänger Damian Wilson kommunizierte
während den Ansagen immer wieder mit dem Publikum, hielt auch
mal kurz das Mikrofon hin oder suchte die physische Nähe zum
Publikum. Nämlich dann, wenn er über den Fotograben zwischen den
Fans hindurch lief, dabei sang und mitunter auch fast unsere beiden
Metal Factory Gesandten über den Haufen rannte. Berücksichtigt wurden
vor allem die Alben der letzten 10 Jahre, wobei das immer noch
aktuelle Album „Dead Reckoning“ von 2007 mit vier Songs besonders
stark berücksichtigt wurde. Der Gesang ist dabei natürlich reine
Geschmackssache. Allerdings klingen in meine Ohren gerade die Stücke
von „Dead Reckoning“ von Damian Wilson gesungen um Einiges intensiver
und eingängiger als vom
damaligen
Shouter Andrew McDermott. „Smile At The Moon“ wurde im Z7 von Damian
als Lieblingssong angekündigt, und tatsächlich entwickelte dieser
mit seinem ruhigen Beginn und starken Schluss eine unglaublich
starke Stimmung. Die nachfolgenden „Art Of Reason“, „Long Way Home“,
„Pilot In The Sky Of Dreams“ und “Slipstream“ konnten davon
profitieren und beendeten das reguläre Programm des Abends. Damit
aber noch nicht genug, denn bei „Mission Profile“ und schliesslich
„Paradox“ vom allerersten Album „Wounded Land“ wurden nochmals alle
Register gezogen. Die Briten beendeten einen denkwürdigen Prog-Abend, nach dem wohl
jeder ein bis zwei Songs auf dem Nachhauseweg durch den Regen mitgesummt hat.
Setliste: Consume To Live, Fighting The Breath, Stop Dead,
Part Of The Chaos, Avalon, One Degree Down, Critical Mass, Smile At
The Moon, Art Of Reason, Long Way Home, Pilot In The Sky Of Dreams,
Slipstream, Mission Profile, Paradox.
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