Metal
Mayhem im Aargau! Das Kiff versprach mit dem gebuchten
Dreier-Package einen erfüllten Samstag Abend. Da es mal wieder
dunkel wie im Hintern einer Kuh gewesen ist, gibt es dieses Mal nur
eine kleine Auswahl an schwarz/weiss Fotos, denn blitzen gibt es bei
mir nicht. Auch wenn sich andere Leute nicht an die Vorgaben halten,
richte ich mich an die Anweisungen der Veranstalter....
Cryptex
Als ich den Namen Cryptex zum ersten mal hörte, kam mir unweigerlich
kompliziertes oder mathematisches Komposing à la Blotted Sience oder
Animals as Leaders in den Sinn. Was für ein cooler
vielversprechender Bandname, dachte ich! „Nomen es Omen“ heisst es
bekanntlich, aber dies liess sich definitiv nicht auf Cryptex
anwenden und von Math-Metal war auch keine Spur zu sehen bzw. zu
hören - im Gegenteil! Schon beim ersten
Song von Cryptex wurde man
zurück ins 20. Jahrhundert katapultiert und mit leicht verdaulicher
und eingängiger Musik konfrontiert. Die drei Mannen aus
Niedersachsen spielten einen ungewöhnlichen Mix von Progressive-Rock,
Folk, Alternative und, und, und. Vielleicht wurde der
Progressive-Metal Fan, der sich ein Gitarren-Gefidel a la Petrucci
und Konsorten gewöhnt ist, ein wenig enttäuscht, aber es ist ja auch
nicht die Absicht von Cryptex mit musikalischer Hochakrobatik zu
glänzen. Aber glänzen tun sie trotzdem, denn Cryptex tun nämlich
das, was ein Konzert letztlich machen soll - Spass, Spass und
nochmals Spass! Versteht mich nicht falsch, was Cryptex ablieferte
war keinesfalls laienhaft. Es war vielmehr ehrliche und
leidenschaftliche Musik, präsentiert von drei Musikern denen die
Spielfreude förmlich ins Gesicht geschrieben stand. Musikalisch
ausgesprochen vielseitig und experimentell vermochten die Deutschen
das Publikum zunehmend begeistern. Unterschiedliche Instrumente
bescherten den Zuhörern ein Sammelsurium von Klangwelten, wobei man
auf den Einsatz von
Synthesizern gänzlich verzichtete. So wechselte Sänger Simon Moskon
vom E-Piano zum E-Bass spielte Mundharmonika und sang noch
Textpassagen von Led Zeppelins „Whole Lotta Love“, Drummer Ramon
Fleig setzte sich für einen Song auf eine Cajon und agierte als
Perkussionist und Gitarrist Martin Linke bediente sich eines
Xylophons und anderen Instrumenten. Cryptex haben in allen Belangen
einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wo andere nach „höher,
schneller und weiter“ streben, drücken die drei Musiker aus
Germanien einfach nur ab und machen das Wesentliche - gute Musik.
Hut ab!
Enochian Theory
Enochian Theory gehören zu dieser Sorte Band, die nicht
explosionsartig aus dem Nichts in der Prog-Szene aufgetaucht sind.
Stetiges und geduldiges Arbeiten ist auch nötig angesichts der
komplexen Songs und Klangbilder der drei Engländer. Schon mit dem
letzte Album liessen die Briten die Szene aufhorchen und der
Longplayer „Evolution: Creation Ex Nihilio“ hat durchweg gute
Kritiken bekommen. Auch das neue Album „Life...and all its entails“
scheint vielversprechend zu sein. Enochian Theory spielen definitiv
keinen Hauruck-Metal, den man sich zwischen zwei Bieren reinzieht.
Komplizierte Songstrukturen und das Ineinandergreifen der
verschiedenen Songs verlangen dem Zuhörer Konzentration ab und auch
die Bereitschaft, sich mit der Band bzw. mit derer Musik
auseinanderzusetzen. Die Herausforderung liegt allerdings darin,
diese vielschichtige Musik auf die Bühne transportieren zu können
und es gibt Gigs, wo dies schlichtweg nicht gelingt - so geschehen
im Kiff am 9. März 2013 - leider bei
Enochian Theory. Besucher, die
sich schon mit der Band auseinandergesetzt haben, waren klar im
Vorteil, denn sie wussten, dass auch wenn die drei Jungs aus England
eigentlich ganz schön was auf dem Kasten haben, sie es nicht
schaffen würden, die Klangvielfalt der Alben als 3er Combo live
darzubieten, denn dafür wären ein zweiter Gitarrist und ein
Keyboarder von Nöten gewesen und diese haben Enochian Theory nun mal
nicht. Die Zauberformel heisst Samples, oder um es in den Worten der
Oldies zu sagen „ab Band gespielt“. Das ist heute keine
ungewöhnliche Sache mehr und der Einsatz von Samples, mit Hilfe
eines Computers, ist gang und gäbe.
Und dennoch wirkt es selbst für den technisch versierten Zuhörer ein
wenig befremdend, wenn Gitarrenriffs erklingen, während sich der
Gitarrist gerade in der Nase bohrt, oder wenn ein Song mit opulenten
fetten Klängen von Streichern ausklingt und es ist weit und breit
kein Tastenmann oder eine Tastenfrau zu sehen. Nun denn, mit diesem
Umstand kann ich trotzdem ganz gut leben, schliesslich zählt das
klangliche Erlebnis. Wer nun glaubt, dass man klanglich mit einem
magischen Zauber versehen wurde, was mit der Musik von Enochian
Theory durchaus gleichzusetzen wäre, wurde meiner Meinung nach
bitter enttäuscht. Die cleanen und sanften Klänge der Gitarre
verschwanden im Nirvana, weil sie so leise waren, dass sie vom
Husten der inzwischen gelangweilten Metal-Heads neben mir übertönt
wurden. Kam dann mal eine Passage wo die Metal-typische Stromgitarre
zum Einsatz kam, wurde man mit einem Inferno an undefinierbaren
hohen verdichteten und kreischenden Klängen bedient, die es einem
schlichtweg unmöglich machten, nur ansatzweise etwas herauszuhören.
Dankbarerweise war dafür das Schlagzeug so dumpf abgemischt, dass
der mich begleitende Schlagzeuger nur ein ungläubiges Kopfschütteln
übrig hatte, und sich plötzlich lieber der Bar zuwandte. Der Bassist
sprühte nur von Spielfreude und spielte auch viel... zumindest sah
es so aus, denn der musikalische Teppich, den der Bass eigentlich
legen müsste war nur schwer zu erkennen. Nur gegen Ende des
Auftritts konnte die Band ein wenig Druck aufbauen und ansatzweise
konnte man erkennen, dass Enochian Theory auch live etwas zu bieten
hätten. Die Vermutung liegt nahe, dass es nicht an der Band lag,
dass sie klanglich nicht überzeugen konnte, sondern ganz
offensichtlich am Umvermögen des Mischpultbedieners, der es sogar
schaffte, die gespielte Musik während den Umbaupausen beschissen
klingen zu lassen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den
Ton(un)techniker, der diese vielversprechende Band eventuell nicht
mochte.
Threshold
Vorhang zu und Umbaupause (ich erinnere an den tollen Sound des
Mischers während der Umbaupause – aber fairerweise muss man diesen
für den guten Geschmack loben: Steven Wilson!). Eigentlich war der
Auftritt von Threshold auf 22:30 Uhr vorgesehen, doch der grosse
Zeiger wanderte unermüdlich weiter und Minute um Minute verstrich.
Neugierige Zuschauer lugten zwischen dem Vorhang auf die Bühne und
erkannten am emsigen Treiben, dass man sichtlich nervös war. Um
23:00 Uhr trat Sänger Damian Wilson vor den Vorhang und verkündete
den wartenenden Zuschauern (das Kiff war gut besucht), dass man
massive technische Probleme habe und es wohl noch ein wenig dauern
könnte. Der sympathische Londoner, jetzt Vollbart tragend, vermochte
es mit Leichtigkeit die gute Stimmung im Publikum aufrecht zu
erhalten und versprach, dass man bald loslegen würde. Mit fast einer
dreiviertel Stunde Verspätung starteten Threshold mit „Mission
Profile“ und vermochten vom ersten Moment an, das Publikum zu
begeistern. Auch klanglich wurde der Zuhörer endlich verwöhnt,
vielleicht hat ja der Mischer inzwischen einen Kurs bekommen oder
die Person wurde einfach ausgetauscht und entsorgt. Damian Wilson
zeigte sich auffällig kommunikativ und interagierte bereits schon
nach dem ersten Song mit dem Publikum. So hielt er ein erstaunlich
langes Referat über Bärte (once again!) und so manch einer wunderte
sich, da die Pause dann doch recht lange gewesen ist. Nun, die
technischen Probleme schienen noch nicht gelöst, denn Keyboarder
Richard West blickte oft angespannt auf den Laptop neben seinen
Instrumenten und ein sichtlich gestresster Techniker suchte offenbar
immer noch nach dem Fehler, was auch Wilsons Publikums-Interkation
erklärte - er schindete Zeit, damit man Probleme lösen konnte. Zu
allem Pech schien es Gitarrist Pete Morten alles andere als gut zu
gehen, was ihn dennoch nicht abhielt eine solide Leistung zu zeigen.
Überhaupt zeigte sich die Band hochprofessionell und spielte trotz
technischer Probleme die spannende Setlist weiter. Nach dem vierten
Song sah man Richard West und Drummer Johanne James deutlich an,
dass aus technischer Sicht alles wieder in Ordnung war und Threshold
lief zu Höchstform auf. Ein Knaller folgte dem anderen und Damian
Wilson agierte nicht nur als hervorragender Sänger sondern auch als
exzellenter Frontmann. So verschwand er mehr als einmal im Publikum
was diesem sichtlich gut gefiel. Tolle Band, tolle Songs,
begeisterte Musiker und vor allem ein begeistertes Publikum - was
zum Geier will man mehr?
|
|