Livereview: Threshold - The Silent Wedding - Maxxwell

11. Oktober 2018, Pratteln – Z7
By Rockslave
Es ist noch kein Jahr her, seit Threshold und erstmals mit Rückkehrer Glynn Morgan dem Z7 ihre Aufwartung gemacht haben. Mit dabei hatten die Briten das brandneue Album «Legend Of The Shires», das im Frühherbst (08.09.2017) erschienen war und den schrägen Rausschmiss von Damian Wilson kompositorisch locker auffing. Will heissen, dass es ganz auf der Linie der beiden Vorgänger-Alben liegt und halt erneut einen anderen Leadsänger aufweist. Für den zweiten Teil der Tour wurde überraschenderweise verkündet, dass gleich alle Songs zur Aufführung gelangen! Angesichts der Qualität des aktuellen Longplayers eine veritable win-win Situation. Mit den Support-Griechen von The Silent Wedding war der Headliner schon 2014 unterwegs, und der konzertmässige Auftakt oblag unseren Innerschweizer Hardrockern von Maxxwell. Stilistisch etwas anders gestrickt, bliesen Gilbi Mélendez und seine Jungs dem noch spärlich anwesenden Prog-Publikum ein ordentliches Pfund auf Basis der neuen Scheibe «Metalized» um die Ohren. Da auf der offiziellen Z7-Homepage der frühere Beginn um 19:30 Uhr nicht aktualisiert wurde, verpassten einige Leute den sehens- und hörenswerten Gig.

Maxxwell

Obwohl Lead-Gitarrist Hef Häfliger den um eine halbe Stunde vorgezogenen Start auf seinem privaten Facebook-Profil mit Nachdruck kund tat, reichte dies natürlich nicht aus, um damit die breite Masse zu erreichen. Das war natürlich ärgerlich und passierte so leider nicht zum ersten Mal im Z7! So lief ich der Konzertfabrik entgegen, als Maxxwell bereits mit dem Opener «Hurricane» am Powern waren. Drinnen angekommen zeigte sich ein ziemlich deprimierendes Bild, da sich erst ein paar wenige Konzertbesucher in der Halle tummelten und vor der Bühne nichts als eine gähnende Leere klaffte. Maxxwell und insbesondere ihr stets proaktiver Frontgaul Gilbi interessierte das jedoch nicht die Bohne, und so zockten die Jungs ihr neues Material mit ungebremster Energie runter. Für wohl mindestens teilweise feinkalibrierte Prog-Trommelfelle war der „metallisierte“ Maxxwell-Sound möglicherweise etwas am Limit. Der Zuspruch der vorhandenen Fans war allerdings ganz artig, aber da erst auf das Ende der halben Stunde Spielzeit spürbar mehr Leute auftauchten, reichte das natürlich nicht mehr aus, um wenigstens halbwegs Partystimmung erzeugen zu können. Die Performance des Innerschweizer Rock-Fünfers war jedoch ohne Zweifel hochstehend, und die mit sechs regulären Songs so zu sagen zur Hälfte durchgespielte neue Scheibe machte ihrem Titel auf jeden Fall alle Ehre. Nach dem Rausschmeisser «Queen Of The Night», auf dem «Metalized»-Digipak als Bonustrack drauf und bereits 2016 auf der «XX»-EP zu finden, mussten Maxxwell das Feld leider schon räumen. Wer mehr von den Jungs sehen und hören will, wird auf der laufenden Tour sicher noch eine Gelegenheit finden, zumal es auch 2019 weitere Konzerttermine geben wird. So watch out folks!

Setliste: «Hurricane» - «Back Again» - «She's Mine» - «Scars» - «Done With You» - «The Temple» - «Queen Of The Night».


The Silent Wedding
Der Archiv-Check förderte den ersten CH-Auftritt der griechischen Melodic Heavy Metaller aus Athen zu Tage, und das war, wie in der Einleitung bereits erwähnt, auf der 2014er Tour von Threshold. Das Konzert fand im Aarauer KiFF statt, und meine Wenigkeit schrieb auch damals die Live-Rezi. Das Fazit am Ende des Debüts auf Schweizer Boden war zwar durchaus wohlwollend, wenn auch mit der Feststellung verbunden, dass noch Luft nach oben besteht. Immerhin verzichteten The Silent Wedding diesmal auf Cover-Material und seither, respektive letztes Jahr, ist das zweite full lenght Album «Enigma Eternal» veröffentlicht worden. Je nach nachgeschlagener Info über die Band wird auch von Power Metal mit progressivem Einschlag gesprochen, was grundsätzlich nicht abwegig ist. Bis auf «The Return (To Ithaca)» spielten die Griechen nur aktuelle Songs. Der Opener «Shadows And Dust» verströmte dabei durchaus proggige Vibes. Beim zweiten Song «The Endless Journey», obwohl noch im Fotograben stehend, fragte ich mich, ob da wohl Attila Dorn von Powerwolf am Mikro steht. Vor allem bei den kräftigeren Passagen klingt Frontmann Marios Karanastasis ziemlich ähnlich wie der Anführer des Wolfsrudels aus deutschen Landen. Das alleine war jedoch nicht das Problem meiner persönlichen Präferenzen, sondern dass mir die Gesangsperformance als solche nicht gefiel. Dazu fehlte mir von Gitarrist Jim Katsaros der nötige Druck und der eintönige Synthie-Sound von Johnny Thermos konnte mich ebenso nicht erwärmen. So schlich sich schon bald eine gepflegte Langweile beim Rezensenten ein, und der Gang an den Bartresen sowie der dortige Verbleib waren unver-meidlich. Einzig die getragene Halbballade «Loneliness» vermochte noch etwas Aufmerksamkeit zu generieren. Unter dem Strich war dies aber eindeutig zu wenig, um den Drang zu verspüren, einen Tonträger von The Silent Wedding erwerben zu wollen. Somit war eine Dreiviertelstunde am oberen Limit des Ausharrens, sprich es wurde definitiv Zeit, dass der Headliner die Z7-Bühne in Beschlag nahm.

Setliste: «A Living Experiment (Intro)» - «Shadows And Dust» - «The Endless Journey» - «The Return (To Ithaca)» - «What Lies Beyond» - «Catharsis» - «Loneliness» - «Silence» - «Insanity».


Threshold
Gemessen an den getragenen Tour-Shirts, wobei nicht wenige offensichtlich von der letztjährigen Show her stammten, waren im Gegensatz zum Beginn nun erstens deutlich mehr Leute und zweitens viele Threshold-Fans zugegen. Für das „sold out“-Schild an der Kasse reichte es allerdings deutlich nicht, was wohl dem Donnerstag als Konzert-Tag geschuldet war. Ich würde sogar hingehen und behaupten, dass im vergangenen Dezember mehr Konzertbesucher da waren. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, was stimmungsmässig bald geschehen sollte. Zudem war natürlich eine gewisse Spannung weg, weil allen klar war, dass nun zuerst über achtzig Minuten feinster Prog-Metal am Stück folgen werden, welche die Prog-Nerds im Publikum inzwischen sicher in- und auswendig kannten. Da Prog-Alben oft konzeptionell ausgerichtet und genre-typisch mit überlangen Songs versehen sind, erübrigt sich die Frage nach einer allfällig geänderten Reihenfolge auf dem Fusse. Die dänischen Spass-Rocker von D-A-D. kehrten den Spiess vor zwei Jahren an gleicher Stelle hingegen einmal komplett herum und spielten ihr 89er-Album «No Fuel Left For The Pilgrims» nämlich von hinten her nach vorne durch! Das geschah heute Abend nicht, und eigentlich hätte man nun, wie beim „Sweden Rock“-Festival üblich, nichts als eine gemütliche Sitzgelegenheit gebraucht, um das Ganze in völlig relaxtem Zustand geniessen zu können. Die Hammer-Show riss das Publikum jedoch umgehend zu begeisterten Reaktionen hin, und da wäre schon bald nichts mehr mit der eben beschriebenen Musse gewesen. Spätestens beim ersten zeitlichen wie natürlich auch kompositorischen Überflieger «The Man Who Saw Through Time» gab es für mich keinerlei Zweifel mehr, dass Glynn Morgan seinen Platz als neuer alter Frontmann bei Threshold wieder vollumfänglich gefunden hat. Was letztes Jahr teilweise noch etwas angestrengt daher kam, ist nun einer bestechenden Sicherheit gewichen, die in einer absolut über-zeugenden Performance mündete. Und wenn immer sich Glynn (s)eine E-Guitar umhängte und Mastermind Karl Groom zumeist mit Riffs und gelegentlich auch mit Soli kongenial befeuerte, hörte sich die Truppe wieder genauso an, als noch ein Nick Midson oder Pete Morten zum Line-Up gehörten.

Wie verdammt gut «Legend Of The Shires» ist, bewies sich mit jedem gespielten Song mehr. Die Dichte an einprägsamen Melodien und dem typischen Gitarren-Sound von Mr. Groom ist wieder hin zu den allerbesten Zeiten mit dem unvergessenen Andrew „Mac“ McDermott zurück gekehrt. «Trust The Process» beispielsweise hinterlässt nichts als eine Gänsehaut vom Allerfeinsten. Ein spontaner Blick in die Menge um mich herum liess erahnen, dass fast alle auf ihre individuelle Weise am Schwelgen waren und diese obergeilen Songs wie ein ein gieriges Kollektiv von Schwämmen unaufhörlich in sich aufsogen. Werte Kollegen, darunter M. F. vom ICE ROCK waren sichtlich hin und weg! Wenn Glynn die Fans zum Mitklatschen aufmunterte, liess die Reaktion nicht lange auf sich warten. Die Stimmung war schlicht grandios wie ausgelassen zugleich, und je länger ich Glynn zuhörte, desto mehr war die Gewissheit da, dass dieser wirklich angekommen ist und, ohne den grossartigen Damian Wilson auch nur ein Quäntchen abzuwerten, mehr als einmal sehr nahe an „Mac“ heran reichte. Angetrieben von der obertighten Rhythmusmaschine mit Bassist Steve Anderson und Drummer Johanne James sowie Keyboarder Richard West lieferten Threshold einen der bisher besten Gigs ab, den ich je von den Briten gehört und gesehen habe. Eingebettet in fettes Hauslicht der Marke Z7 liess einen der Schlusssong «Swallowed» sowas von völlig geplättet zurück, dass man sich zuerst wieder sammeln musste. Es war nichts als zum Niederknien geil! Doch das war noch nicht alles, denn es folgten noch drei Zugaben, wovon natürlich das länger nicht mehr gespielte «Light And Space» vom Album «Hypthetical» (2001) den Vogel vollends abschoss. Ich war darob so durcheinander vor Freude, dass ich allen Freunden und Kollegen um mich herum total überdreht weismachen wollte, dass dies ein Song vom unmittelbaren Vorgänger «Clone» gewesen sei. Letztlich aber egal, denn es interessierte eh kaum jemanden. Was zählte war der Moment des gemeinsamen Erlebens, und als «Slipstream» nach grandiosen knapp 110 Minuten ausklang, war zumindest für mich und einige Glückspilze mehr sonnenklar, gerade dem Konzert des Jahres beigewohnt zu haben!

Setliste: «Legends Of The Shires (Intro)» - «The Shire (Part 1)» - «Small Dark Lines» - «The Man Who Saw Through Time» - «Trust The Process» - «Stars And Satellites» - «On The Edge» - «The Shire (Part 2)» - «Snowblind» - «Subliminal Freeways» - «State Of Independence» - «Superior Machine» - «The Shire (Part 3)» - «Lost In Translation» - «Swallowed» -- «Light And Space» - «Pressure» - «Slipstream».