Die Geschichte der 1989 gegründeten britischen
Hardrock-Institution ist eigentlich noch nicht so alt, und doch gab
es neben frühen Grosserfolgen bereits zwei Bandauflösungen (1999 und
2009) zu beklagen. Ganz weg vom Fenster waren Frontmann Danny Bowes
und seine Jungs allerdings nie, denn es fanden auch in der
„inaktiven Zeit“ einige Konzerte statt , was durch mittlerweile zig
Live-Alben, vor allem aus den 2000er Jahren, untermauert wird. Wer
die Jungs jemals live gesehen hat, weiss um die unbestrittene
Live-Stärke dieser Combo. Wie auch Magnum, Def Leppard, Tygers Of
Pan Tang oder aktuell Inglorious als jüngere Genre-Vertreter,
besitzen all diese UK-Truppen einfach das gewisse Etwas, das sie vor
allem von den Kollegen aus Übersee unterscheidet. Näher dran sind
nur die skandinavischen Protagonisten, dafür aber mit ebenso viel
Talent ausgestattet. Die zweite Auflösung 2009 traf mich dann bös
auf dem falschen Fuss, da ich Thunder in den 90ern live irgendwie
verpasst hatte, respektive diese nicht zwingend auch immer in der
Schweiz aufspielten. Deshalb freute ich mich ab 2011 auf jegliche
Auftritte, die zuerst vor allem durch Festivals in Europa abgedeckt
wurden.
Dögz Die Schweizer Blues-Rocker um Gitarrist Phipu
„Bluedög“ Gerber und Ex-Krokus Trommler Freddy Steady sind eine
bestens eingespielte Rockmaschine, die jeden Laden aufmischen
können. Wenn Phipu nicht als Stage-Tech am „ICE ROCK“-Festival
gefordert ist, macht er am liebsten selber Musik mit seiner eigenen
Combo. Dabei hängt er jeweils den Outlaw so richtig raus und lässt
seine Gitarre sprechen. Komplettiert wird die Band durch Bassist
J.C. Wirth und Tastenfrau Brigtte Geiser. Letztere gebärdet sich für
meinen Geschmack allerdings viel zu brav und wenn auf der
offiziellen Homepage „Hammond“ steht, dann sollte man diese auch
entsprechend heraus hören! Zudem wäre zwischendurch auch mal ein
nicht ausufernder Solopart wünschenswert, seis drum. Im Zentrum
steht eh Phipu, der mit seinem Bart natürlich unweigerlich an ZZ Top
Recke Dusty Hill erinnert. Der Sound der Dögz trägt dann aber eher
eine eigene bluesige Note, und was ich an dieser Stelle eh begrüsse,
ist das durchwegs eigene Songmaterial. Das heisst
natürlich
nicht, dass ab und an, vor allem bei Headliner-Gigs, mal der eine
oder andere Klassiker von berühmten Bands als Zückerchen mit dabei
ist. Bis auf «Rolling And Thumbling» stammten alle Songs vom 2015er
full lenght Debüt-Album «To The Bone». Das Publikum antizipierte
schon bald ganz ordentlich und liess sich in gute Stimmung
versetzen. Derweil wurden die Dögz gut eine Dreiviertelstunde lang
ihrer Rolle als Anheizer für Thunder mehr als gerecht. Dem einen
oder anderen Besucher mundete der Auftritt zwar nicht so wie dem
Gros im Z7, aber wenn es um schnörkellose „Handmade“-Musik mit Herz
und Seele geht, stehen Phipu, Freddy, Brigitte und J.C. zu hundert
Prozent dafür. Mal sehen, wann es hier neues Studiomaterial geben
wird. Die Zeit wäre eigentlich reif dafür, und die mittlerweile
umfangreiche Garde der Vinyl-Freaks hofft dann wohl inbrünstig auf
eine ergänzende Version aus schwarzem Gold!
Setliste: «True
Tube Boogie» - «Cleveland» - «Rolling And Thumbling» - «Blind Man» -
«Naked In The Rain» - «I’ll Be There» - «Still Going Wild».
Thunder
Bevor die zweite Auflösung (mit Ansage!) Tatsache wurde, waren
Thunder jedoch nochmals ausgedehnt unterwegs (inklusive Japan!) und
spielten vor acht Jahren an gleicher Stelle ein hammergeiles, fast
zweistündiges Konzert. Dass danach wirklich Schluss sein sollte,
konnte man eigentlich bei so einer Präsenz kaum glauben. Und ich
Dödel, der die Band vorher kaum bis nie live gesehen hatte, stand
quasi vor einem Scherbenhaufen. Doch das Glück war bekanntlich allen
Rockfans hold, und Gitarrist Luke Morley (damals interviewt von
Roger W.) nahm es ja vorweg: „Ich meine, vielleicht werden wir uns
in einigen Jahren dazu entschliessen, Thunder nochmals aufleben zu
lassen.“ Genau das passierte zum Glück, und aktuell sind die Briten
stärker denn je! Da freut es einen zudem sehr, dass der am Krebs
erkrankte Ben Matthews (g/v/keyb) wieder genesen ist und somit auch
auf dem neuen Album «Rip It Up» wieder zu hören ist. Wie schon das
letzte Mal war das Z7 leider nicht ausverkauft, aber die gut 500
Leute und somit etwa gleich viel wie das letzte Mal, wurden abermals
mit einem Hammer-Konzert belohnt. Dabei wurden viele neue Songs der
letzten beiden Alben gespielt, nämlich nicht weniger als deren elf
(!), und diese standen den alten Krachern in Nichts nach, im
Gegenteil. Sie können es immer noch, und wie! Das schlug sich ja
auch in
den
bisher wieder höchsten Chartnotierungen (Nr. 3 in UK) seit 25 Jahren
nieder. Auf dieser Grundlage lässt sich wieder frohlocken, und das
von Luke auch im aktuellen Interview mit Tinu mehrfach erwähnte
„Geniessen“ war offensichtlich.
Sowas beflügelt natürlich
zusätzlich und das hörte man auch. Der agile Auftritt war geprägt
von Spass und Spielfreude, was umgehend für eine Superstimmung in
der Halle sorgte. Kaum angedeutet sowie postwendend dazu
aufgefordert, wurde eifrig mitgeklatscht und mindestens versucht,
lautstark mitzusingen. Auch wenn dieser Punkt zumindest in der
Deutschschweiz ja oft mit dem Prädikat „na ja, geht so…“ versehen
ist, lässt einen die geile Mucke von Thunder keinesfalls an Ort und
Stelle still halten. Dennoch waren es letztlich die Klang-Perlen der
Vergangenheit wie «Backstreet Symphony», «Higher Ground» oder «Dirty
Love» als umjubelte letzte Zugabe, die dem Ganzen noch das berühmte
Sahnehäubchen aufsetzten. Da können zum Beispiel die wirklich
obergeilen The Dead Daisies oder von mir aus auch die zweifellos
sackstarken Black Star Riders höchstens gleich ziehen, und es bleibt
schwer zu hoffen, dass Danny Bowes und seine Jungs jetzt hoffentlich
noch ein paar Jährchen dran hängen werden. Sollten sie es nun
womöglich mitunter den Kanadiern von Saga gleich tun, die jetzt nach
vier Dekaden definitiv abtreten werden, dann würden wir entsprechend
das Jahr 2029 schreiben, und ich wäre ebenso
ein frischgebackener Rentner! Noch ist es zum Glück nicht soweit,
und ich freue mich jetzt erstmal tierisch auf das anstehende „Sweden
Rock“-Festival anfangs Juni in Sölvesborg (S), wo nebst unzähligen
anderen Highlights auch genau diese drei eben erwähnten Bands
aufspielen werden! Wer hätte das vor acht Jahren gedacht? Thunder
wohl am wenigsten.
Setliste: « No One Gets Out Alive» - «The
Enemy Inside» - «River Of Pain» - «Resurrection Day» - «Right From
The Start» - «Backstreet Symphony» - «Higher Ground» - «In Another
Life» - «The Thing I Want» - «Don't Wait for Me» - «Rip It Up» -
«Love Walked In» - «I Love You More Than Rock'n'Roll» -- «Wonder
Days» - «Serpentine» - «Dirty Love».
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