Ein Portion «Kick Ass Rock'n'Roll» hat noch niemandem
geschadet, und so standen an diesem Dienstagabend mit den
schwedischen Thundermother und den deutschen Hardbone zwei Bands auf
der Bühne des Z7, die gehörig Power verbreiteten und nach bester
Nikolaus-Manier allen Unwürdigen den Arsch versohlten. Auch wenn der
Besucheraufmarsch eher überschaubar war, diejenigen, welche den Weg
nach Pratteln fanden, wurden reichlich beschenkt.
Hardbone
Interessanterweise trugen viele der Besucher Hardbone-Shirts. Die
Hamburger schienen einigen mehr als nur ein Begriff zu sein und
konnten somit die Anwesenden auch relativ leicht begeistern. Der
arschtrockene AC/DC-Groove aus der Bon Scott Ära besitzt einfach seinen
Reiz und besticht durch einen sofort in die Beine gehenden
Rhythmus. Ich für mich muss allerdings sagen, dass ich die Truppe
langweilig fand. Das lag aber nicht an der Bühnen-präsentation! Die Jungs
waren stetig in Bewegung, wechselten ihre Positionen, bangten und
posten wie kleine Sleazer. Die Animationsversuche von Sänger Tim mit
"Grüezi miteinander. Schön, dass ihr da seid, dann könnt ihr auch
gleich ein bisschen mitsingen", besassen Flair und liessen für die
meisten den Gig noch um einiges sympathischer erscheinen. Aber mal
ganz ehrlich! Hatten wir nicht schon AC/DC? Gibt es nicht schon
Airbourne, Bullet, The Treatment, Warbabies, Kix, Rhino Bucket und
Cinderella? Um nur ein paar zu nennen. Was haben all diese Truppen?
Genau! Verdammt geile Songs, die, einmal gehört, nicht mehr aus den
Gehörstuben weichen. Die haben die harten Knochen (in meinen Ohren)
nicht. Darum plätscherte das Set an mir vorbei, und auch der Ausflug
des Gitarristen ins Publikum (bei seinem Solo), änderte nichts an
meiner Meinung. Ja, ich weiss..., elender Nörgler! Aber vielleicht bin
ich einfach auch ein bisschen zu verwöhnt mit all den Bands, die
ich bisher sehen durfte oder auch musste… "Das war Z10 plus",
bedankte sich die Truppe bei den Anwesenden, die Hardbone nach ihrem
Gig einen sehr warmen und kräftigen Schlussapplaus schenkten.
Thundermother Dann standen die Donnermamis auf
der Bühne. Seit dem letzten Auftritt in Pratteln war die Combo fast
runderneuert. Nur noch Leadgitarristin Filippa Nässil betrat von der
damaligen Besetzung die Stage. Unterstützt wird sie heute von
Sängerin Guernica Mancini, Drummerin Emlee Johansson und… nein Sara
Pettersson stand an diesem Abend nicht auf der Bühne, sondern Mats
Rydstrom, da die etatmässige Tieftönerin aus "geschäftlichen"
Gründen verhindert war. Mit seiner langen Matte macht der Bassist
den Ladys Konkurrenz, war aber dennoch ein exotischer Fremdkörper in
der ansonsten reinen Frauenband.
Thundermother
sind für mich eine der besten Live-Bands, auch wenn sie den letzten
Gig zu fünft, an diesem Abend zu viert, nicht toppen konnten. Das
lag auch an der fehlenden Rhythmusgitarre, die speziell bei den
Tracks aus den beiden ersten Alben «Rock'n Roll Disaster» und «Road
Fever» Spuren hinterliess. Und an dem damals viel packenderen
Zusammenspiel der alten Besetzung (Gruppenposing, bangen,
Energielevel). Trotzdem zupfte Filippa ein fettes Brett, schredderte
sich durch ihre Soloparts und spielte mal locker mit einer
ausgetrunkenen Corona-Flasche auf ihrer Gitarre. Daneben poste die
kleine Schwedin wie eine Göttin, schnitt Grimassen, rannte von links
nach rechts und überliess das Feld immer wieder ihrer neuen
Sängerin. Guernica überzeugte alleine mit ihrer Grösse. Sie wirkte ab
und an noch ein bisschen "unsicher" auf der Bühne, sang aber mit
sehr viel Kraft in der Stimme. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin
muss die hübsche Lady aber noch an ihrer Performance arbeiten,
sprich aktiver werden, mehr animieren und das Publikum
miteinbeziehen. Die Sängerin war aber eine sehr sympathische und
dankbare Gastgeberin und liess dies die Anwesenden auch immer wieder
wissen. Speziell die am Absperrgitter befestigte Schweden-Fahne
einer der Redaktion bestens bekannten Konzertbesucherin erwähnte die
Shouterin und bedankte sich für ein Stück Heimat. "The next song is
very important for us. Follow your
dreams, follow your heart!", kündete sie die "balladeske" Nummer
«Follow Your Heart» an. Es war diese empathische Art der Sängerin,
welche die Lady sehr fannah zeigte: «Danke, danke
Prrrrrrrrratelnnnnnn», bedankte sich Frau Mancini in akzentfreiem
Deutsch immer wieder bei den Besuchern. "Do you have enemies? No, I
know, you're a good guy", war die Einleitung zu «Enemy».
Das
Quartett konnte von der ersten Sekunde an beim Publikum punkten.
Filippa hüpfte dabei auch zweimal von der Bühne ins Publikum,
marschierte durch die Fans und spielte sich ihre Finger auf den
sechs Saiten wund (die linke Hand wies schon einen verletzten
Mittelfinger auf!). Beim zweiten Marsch durch die Reihen sass sie
auf dem Rücken des Schlagzeugers von Hardbone. Die Beiden gingen,
wie damals Bon Scott und Angus Young durch die Fans, was die
Besucher sofort ihre Handys für ein Erinnerungsfoto zücken liess.
"This is an awesome audience with awesome people!" Dies aber auch
dank einer unglaublichen Band, die auf der Bühne stand. Filippa
teilte sich den Gesang mit ihrer Sängerin bei «Quitter», was
Guernica dazu bewegte, das Publikum mit "you fucking rock" zu
betiteln. «Deal With The Devil» wurde Lemmy von Motörhead gewidmet
und mit den Hits «Shoot To Kill» sowie «It's Just A Tease» brannten
die Ladys ein Feuerwerk sondergleichen ab.
Nach knapp einer
Stunde war der offizielle Teil vorbei und es folgten vier Zugaben.
Gestartet wurde mit dem gefühlvollen «Fire In The Rain», das in das
fetzige «Give Me Some Lights» überging und von der Bandhymne
«Thunderous» abgelöst wurde. Die Stimmung im Publikum wurde mit
jeden Track noch
grösser
und der Sound aus einer Mischung von AC/DC, Motörhead und Led
Zeppelin traf die Anwesenden direkt im Herzen. Band wie auch Fans
schienen zu einer unzertrennbaren Verbindung heran zu wachsen. Was
folgte, war die Ansage zum letzten Track, welche durch ein lautes
"Ohhhhh" von den Besuchern quittiert wurde. Mit «We Fight For Rock'n'Roll»
wurde der Abend, zusammen mit Hardbone auf der Bühne beendet, die
den letzten Song gemeinsam mit Thundermother spielten. Nach leider
nur 75 Minuten gingen die Ladys, sicher 15 Minuten zu
früh, von der Bühne. Was sie aber boten, war jedoch eine waschechte
Rock'n'Roll Show mit viel Hingabe, die auf eine sehr authentische Art und
Weise wiedergegeben wurde. Beide Bands standen den Fans nach dem Gig
noch für Fotos und Autogramme am Merch-Stand zur Verfügung, was
zahlreich genutzt wurde. Dieser Dienstagabend bot eine gehörige
Portion Rock, der aufzeigte, dass es noch immer Bands gibt, welche die
Fahne des harten Rock auf grundehrliche Art und Weise hochhalten
können. Hier wird nicht einfach nur musiziert, sondern ZELEBRIERT!
Setliste: «Whatever», «Cheers», «Revival»,
«Racing On Mainstreet», «Hellevator», «It's Just A Tease», «Follow
Your Heart», «Rip Your Heart Out», «Enemy», «Quitter», «Deal With
The Devil», «Shoot To Kill», «FFWF» - «Fire In The Rain», «Give Me
Some Lights», «Thunderous», «We Fight For Rock'n Roll»
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