Kaum zu glauben, aber erst im August 2012 sah ich TOTO in
Sursee zum allerersten Mal live! Dies war eigentlich ein echtes
Geschenk an alle Spätberufenen wie mich, denn die frühe nicht
miterlebte Phase der 1976 (!) gegründeten und 2008 durch Gitarrist
Steve Lukather stillgelegten Rock-Ikone wurde zwei Jahre später
wieder zum Leben erweckt. Grund dafür war im Wesentlichen die
fortschreitende Krankheit (ALS) von Bassist Mike Porcaro, den man
mit einer Kurztour in Europa unter Beteiligung der meisten
ehemaligen Mitglieder unterstützen wollte. So fanden mitunter David
Paich (keyb/v) und Steve Porcaro (keyb/v) den Weg zurück zu ihrem
alten Bandkumpel Steve Lukather und dem zurück gekehrten Frontmann
Joseph Williams. Seit den 90ern und bis 2015 bei Toto aktiv , aber
auf dem letzten Studioalbum «XIV» leider nicht mehr mit dabei,
komplettierte Drum-Meister Simon Philipps das Line-Up. Aufgestockt
mit zwei, drei SängerInnen für die Backing Vocals, rollte der
Toto-Express wieder wie in seinen besten Zeiten. Allerdings vermag
die Kulttruppe das Hallenstadion längst nicht mehr zu füllen, und so
musste man sich mit rund 4'000 sitzenden Fans zufrieden geben.
TOTO
Vor etwas mehr als einer Dekade spielten die Briten noch vor
deutlich mehr Publikum, was zum Beispiel die offiziellen
Live-Aufnahmen von Paris (26.03.2007) in Ton und Bild eindrücklich
wiedergeben. Nichtsdestotrotz freute sich das heutige wie sichtlich
gemässigte Schweizer Durchschnitts-Publikum in der komplett
bestuhlten Klub-Halle des Hallenstadions (entspricht grundsätzlich
der halben Halle) auf das bevorstehende Konzert. Eine Vorband gab es
nicht, was dem benötigten Bühnenaufbau geschuldet war, und so durfte
man spielzeitmässig eine üppige Show erwarten. Da das aktuelle
Studio-Album «XIV» heuer eigentlich just drei Jahre alt ist, stand
diese Tour somit unter dem Motto «40 Trips Around The Sun», einem
weiteren Best-Of Album zum 40-jährigen Bühnenjubiläum. Nebst der
erneuerten Rhythm-Section mit Bassist Shem von Schroek und
Schlagzeuger Shannon Forrest war zudem Perkussionist Lenny Castro
wieder mit dabei, der als Freelancer mitunter schon mit vielen
anderen Bands wie Fleetwood Mac, The Rolling Stones oder Joe
Bonamassa zusammen arbeitete, respektive live unterwegs war. Somit
stand einem hochkarätigen Konzert-Event nichts im Weg. Wenn man
schon einige Jahre als Musikjournalist unterwegs ist und somit schon
manchen Foto-Pit mit werten Kolleginnen und
Kollegen
geteilt hat, weiss man einiges darüber zu erzählen. Aus Sicht der
fotographie-renden Zunft geht es vorab um gutes Licht und
professionelle Musiker, die unsere Arbeit ebenso zu schätzen, wie
ihre Fans zu erfreuen wissen. Der heutige Abend gehörte
erfreulicherweise wieder einmal zu den angenehmeren Jobs, da beide
Kriterien erfüllt wurden. Somit durften wir zur Starttriplette mit
«Alone», «Hold The Line» und «Lovers In The Night» gut gelaunte
Musiker unter idealen Lichtverhältnissen in Ruhe ablichten. Danach
hiess es raus gehen, Kamera abgeben und schnurstracks wieder rein
auf einen der Presseplätze, um den Rest in vollen Zügen geniessen zu
können.
Dass der Alt-Hit «Hold The Line» bereits als zweiter
Song im Set auftauchte, zeigte unmissverständlich auf, über welch
edlen Backkatalog TOTO verfügen, und dass davon schon bald einiges
mehr folgen würde. Die Setliste der diesjährigen Tour war
dreigeteilt in zwei Sets mit einem akustischen Part dazwischen. Die
Bandbreite der Songs erstreckte sich dabei interessanterweise
insgesamt nur zwischen dem Debüt von 1978 und dem Album «Mindfields»
von 1999, ergänzt um zwei der drei neuen Songs der Best-Of Scheibe.
Dazu gehörten der Opener «Alone» und «Spanish Sea». Es brauchte
natürlich nicht lange, bis das Publikum durch die professionelle
Musikalität einmal mehr regelrecht geflasht wurde. Das total
flüssige und leichtfüssige Spiel ist an Perfektion nicht zu
überbieten. Interessant gestaltete sich der akustisch geprägte
Mittelteil, wo einleitend zu den Songs erzählt wurde, wie und wo sie
entstanden sind. Dazu gehörte auch «Human Nature»,
von Steve Porcaro geschrieben (Musik) und dank Michael Jackson zu
Weltruhm gelangt. Wem das nicht oder nicht mehr bewusst war, kriegt
etwas Musikgeschichte nachgereicht. Eich echtes Cover war dann
natürlich der unsterbliche Beatles-Klassiker «While My Guitar Gently
Weeps», wo sich Steve Lukather keinerlei Blösse wie überhaupt sonst
gab. Der Gitarren-Meister, der auch über eine töfte Gesangsstimme
verfügt, ist eh schon die halbe Miete an einem Auftritt von TOTO.
Nach dem ersten Muss-Lied «Rosanna» aus dem ersten Set, durfte
«Africa», der noch zwingendere Hit als letzter Track des regulären
Sets, nicht fehlen. Als Zugabe folgte schliesslich noch «The Road
Goes On» vom 95er Album «Tambo» und entliess nach gut zwei Stunden
ein abermals glückliches, wenn auch nicht mehr so zahlreiches
Schweizer Publikum.
Setliste: (Set 1): «Alone» - «Hold The
Line» - «Lovers In The Night» - «Spanish Sea» - «I Will Remember» -
«English Eyes» - «Jake To The Bone» - «Lea» - «Rosanna» - (Acoustic
Storytellers): «Miss Sun» - «Georgy Porgy» - «Human Nature (Cover
Michael Jackson)» - «Holyanna» - «No Love» - «Mushanga» - «Stop
Loving You» - (Set 2): «Girl Goodbye» - «Angela» - «Lion» - «Dune
(Desert Theme) » - «While My Guitar Gently Weeps (Cover The
Beatles)» - «Make Believe» - «Africa» -- «The Road Goes On».
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