Livereview: TOTO - ZFG

16. Juli 2019, Pratteln – Z7 (Summer Nights Open-Air)
By Rockslave
An sich herrscht dieser Zustand schon einige Jahre vor, sprich dass konstant eine Unmenge an Bands, anders kann man das ja mittlerweile nicht mehr bezeichnen, insgesamt ganzjährig live unterwegs sind. Der Grund dafür ist hinlänglich bekannt. Die internetbedingt total eingebrochenen Einnahmen aus Tonträgern müssen durch verstärkte Live-Aktivitäten, zumindest im Rahmen des Möglichen, aufgefangen werden. Was für weniger erfolgreiche Acts nichts als das reine Überleben bedeutet, bringt für die Fans ein ähnliches Szenario hervor, das aber mehr durch die quantitativ bedingte Qual der Wahl besteht. Grössere Events, sprich Festivals vermögen die Massen noch mit der Menge an klingenderen Namen anzuziehen, und der nach wie vor gute Besuch von etablierten Events wie "Wacken" oder das "Sweden Rock" Festival bestätigt dies…, noch. Allerdings zeigt sich ebenso, dass einst grosse Bands, wie zum Beispiel TOTO in der Schweiz, an Resonanz eingebüsst haben. Das Hallenstadion wird mittlerweile längst nicht mehr ausverkauft, und darum müssen auch Superstars aus den USA mit weniger, wie diesem Auftritt von heute Abend im Rahmen der "Z7 Summer Nights", vorlieb nehmen.

ZFG

Wer sich vor diesem Anlass im Netz etwas schlau darüber gemacht oder sich schlicht auch darum, sprich den heutigen Support von TOTO, interessiert hatte, stiess im Zusammenhang mit der Vorband ZFG (steht für "Zero Fucks Given") auf illustre Nachnamen, zumindest zwei davon, und die stehen zwangsläufig in direktem wie gewichtigem Zusammenhang mit dem Headliner. Die Rede ist von zwei jungen Männern. Einer von ihnen heisst Trev Lukather (g/v) und ist natürlich der Filius seines berühmten Vaters mit Vornamen Steve und der andere trägt den nicht minder klingenden Nachnamen seines leider bereits verstorbenen Erzeugers und ehemaligen TOTO Basissten Mike Porcaro (R.I.P). Sein Vorname lautet Sam, und müssig zu erwähnen, dass auch der Sohn das gleiche Instrument wie sein Papa spielt. Ergänzt wird das zunächst mal auf dem Papier berühmte Duo durch Sänger Jules Galli und Drummer Josh Devine, der sonst bei One Direction in Lohn und Brot steht. Solche Konstellationen können für die jeweilige Jungmannschaft an die Nieren gehen, aber das Quartett zeigte sich von Anfang an als gefestigte Einheit, und da war rein gar nix an etwelcher Nervosität auszumachen, im Gegenteil. ZFG spielten ihre Mucke (Rock mit Alternative- und Funk-Vibes) fluffig wie losgelöst mit ordentlich Groove, und Frontmann Jules entpuppte sich bald als sehr versierter wie ausdrucksstarker Sänger. Das hinterliess umgehend die entsprechende Wirkung beim Publikum, das bestens antizipierte und sichtlich Spass an der Performance der Youngsters fand. Seitens der Band wirkte auch nichts aufgesetzt, und dass Trev mitunter von einem der weltbesten Gitarrenlehrer profitieren konnte, blitzte immer wieder auf. ZFG haben bis jetzt, ausser «Holehearted» digital, noch keine offizielle Veröffentlichung auf einem Tonträger vorzuweisen, was aber nach dieser Tour wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Zudem spielten sie während gut einer Dreiviertelstunde nur eigene Songs, was ein weiterer Pluspunkt war. Das persönliche lockere Gespräch mit beiden Protagonisten, die sich nach dem Konzert und völlig frei von irgendwelchen Allüren, gleich unter die Fans mischten, unterstrich die erfreuliche Boden-ständigkeit. Etwas Besseres als dies, versehen mit der berühmten DNA sowie der offen-sichtlichen Fähigkeit auf eigenen Füssen zu stehen, gibt es nicht, und so lässt sich die Zukunft dieser talentierten Band überaus rosig zeichnen.

Setliste: «Vibez On» - «Saturday» - «Just A Man» - «Holehearted» - «Drive It Away» - «Show No Love» - «Lights» - «Special».


TOTO
Brechend voll war es an diesem schönen Sommerabend in Pratteln nicht, aber von den etwa maximal möglichen 2'200 Leuten waren mindestens 2'000 vor Ort. Für die erfolgsverwöhnten Amerikaner, die in der Heimat sicherlich immer noch deutlich mehr Zuspruch erhalten, eine vielleicht etwas ungewohnte Situation, aber auf diesem musikalischen und technischen Niveau gleichzeitig kaum bis gar nicht einflussnehmend. Entscheidend war wohl eher, den Schweizer Fans und auswärtigen Besuchern zur erweiterten "40 Trips Around The World Tour" keinen allenfalls gelangweilten Eindruck zu vermitteln. Puristen und Die-Harder bemängelten allerdings die Vakanz von David Paich (Piano & Keyboards), der beim letzten Konzert in Zürich (12.03.2018) noch mit dabei war und ab Juli 2018 ersetzt wurde. Sein Nachfolger heisst Dominique Taplin, und der gab sich technisch keine Blösse, was ja kaum verwunderte. Immer noch mit dabei, das heisst jeweils auf Tour, ist Perkussionist und Sympathikus Lenny Castro, der sich mehrmals in Szene setzen konnte. Chef auf Platz ist, respektive war natürlich Steve Lukather (g/v), der aktuell wieder langhaariger unterwegs ist. Er sagte jeweils die Songs an, wenn auch nicht alle und erzählte dann und wann etwas zur Entstehung. Als Opener wurde «Devil's Tower» gespielt. Eigentlich ein bisheriger Non-Album Track (!), der ursprünglich aus den 80ern und dem Umfeld der Sessions zum Hit-Album «TOTO IV» stammt. Danach folgte mit «Hold The Line» gleich der erste Monster-Hit, der jegliche Lethargie innert Sekunden verflüchtigen liess. Leadsänger Joseph Williams war stimmlich absolut auf der Höhe, und auch wenn vieles in x-fach zelebrierter Routine daher kam, war alles präzise auf den Punkt gespielt, wie man das ja von TOTO seit Jahrzehnten kennt und liebt. Der Welthit «Rosanna» schloss den ersten elektri-fizierten Teil des Sets ab, ehe anschliessend ein paar Songs als "Acoustic-Set" gezockt wurden.

Mit dabei war da unter anderem auch «Human Nature». Ein weiterer Klassiker, dem bekanntlich Michael Jackson zu Ruhm und Ehre verhalf, mitunter aber aus der Feder von Steve Porcaro stammt. «Stop Loving You», in der Originalversion viel schmissiger und opulenter arrangiert, erhielt in der Akustik-Version eine eigene feine Note. Der zweite Stromgitarren-Part wurde mit «Girl Goodbye», einem weitere Oldie, eröffnet, und so langsam konnte man sich fragen, ob vom letzten Studioalbum «TOTO XIV», wie schon in Zürich, wieder nichts berücksichtigt wurde. Letztlich war es dann tatsächlich so, was ich aber noch schade fand, denn das neue Material ist top, seis drum. Der absolute Höhepunkt ohne Zweifel und einmal mehr der unsterbliche Song «While My Guitar Gently Weeps», geschrieben von Ex-Beatle Georg Harrison (R.I.P.), den aktuell wohl kaum sonst jemand so wie Steve Lukather interpretieren kann. Das zugehörige Solo war abermals zum Niederknien geil, Gänsehaut inklusive! Dass es dann gegen den Schluss hin noch einen gemeinsamen Auftritt von TOTO, zusammen mit ZFG gab, lag eigentlich auf der Hand, und es hätte echt was gefehlt ohne. Nicht zu übersehen war dabei, wie stolz Steve auf seinen Sohn ist, und wenn man sowas sieht, muss man sich um die generelle Zukunft der Musik keine Sorgen machen. Wenn die Alten eines Tages abtreten, werden die Jungen bereit sein und den Spirit ihrer Väter weiter tragen. Der offizielle Teil des Konzertes wurde mit dem Alltime-Klassiker «Africa» beendet. Die Fans lechzten natürlich nach mehr und bekamen «Home Of The Brave» als letzte Zugabe. TOTO verwöhnten ihre Fans auch am Open-Air während zwei vollen Stunden und scheinen mit insgesamt weniger Leuten locker klar zu kommen. Wie hoch hingegen die Gage war, fragen wir jetzt besser nicht nach, aber die Zeiten haben sich definitiv geändert, sonst würde sowas nicht möglich werden!

Setliste: «Devil's Tower» - «Hold The Line» - «Lovers In The Night» - «Alone» - «I Will Remember» - «English Eyes» - «Jake To The Bone» - «Rosanna» - «(Acoustic Set): «Georgy Porgy» - «Human Nature» - «I'll Be Over You» - «No Love» - «Stop Loving You» - «Piano Solo Dominique Taplin» -- «Girl Goodbye» - «Lion» - «Dune (Desert Theme) » - «While My Guitar Gently Weeps (George Harrison Cover)» - «Make Believe» - «Africa» --- «Home Of The Brave».