An sich herrscht dieser Zustand schon einige Jahre vor,
sprich dass konstant eine Unmenge an Bands, anders kann man das ja
mittlerweile nicht mehr bezeichnen, insgesamt ganzjährig live
unterwegs sind. Der Grund dafür ist hinlänglich bekannt. Die
internetbedingt total eingebrochenen Einnahmen aus Tonträgern müssen
durch verstärkte Live-Aktivitäten, zumindest im Rahmen des
Möglichen, aufgefangen werden. Was für weniger erfolgreiche Acts
nichts als das reine Überleben bedeutet, bringt für die Fans ein
ähnliches Szenario hervor, das aber mehr durch die quantitativ
bedingte Qual der Wahl besteht. Grössere Events, sprich Festivals
vermögen die Massen noch mit der Menge an klingenderen Namen
anzuziehen, und der nach wie vor gute Besuch von etablierten Events
wie "Wacken" oder das "Sweden Rock" Festival bestätigt dies…, noch.
Allerdings zeigt sich ebenso, dass einst grosse Bands, wie zum
Beispiel TOTO in der Schweiz, an Resonanz eingebüsst haben. Das
Hallenstadion wird mittlerweile längst nicht mehr ausverkauft, und
darum müssen auch Superstars aus den USA mit weniger, wie diesem
Auftritt von heute Abend im Rahmen der "Z7 Summer Nights", vorlieb
nehmen.
ZFG
Wer sich vor diesem Anlass im Netz etwas schlau darüber gemacht oder
sich schlicht auch darum, sprich den heutigen Support von TOTO,
interessiert hatte, stiess im Zusammenhang mit der Vorband ZFG
(steht für "Zero Fucks Given") auf illustre Nachnamen, zumindest
zwei davon, und die stehen zwangsläufig in direktem wie gewichtigem
Zusammenhang mit dem Headliner. Die Rede ist von zwei jungen
Männern. Einer von ihnen heisst Trev Lukather (g/v) und ist
natürlich der Filius seines berühmten Vaters mit Vornamen Steve und
der andere trägt den nicht minder klingenden Nachnamen seines leider
bereits verstorbenen Erzeugers und ehemaligen TOTO Basissten Mike
Porcaro (R.I.P). Sein Vorname lautet Sam, und müssig zu erwähnen,
dass auch der Sohn das gleiche Instrument wie sein Papa spielt.
Ergänzt wird das zunächst mal auf dem Papier berühmte Duo durch
Sänger Jules Galli und Drummer Josh Devine, der sonst bei One
Direction in Lohn und Brot steht. Solche Konstellationen können für
die jeweilige Jungmannschaft an die Nieren gehen, aber das Quartett
zeigte sich von Anfang an als gefestigte Einheit, und da war rein
gar nix an etwelcher Nervosität auszumachen, im Gegenteil. ZFG
spielten ihre Mucke (Rock mit Alternative- und Funk-Vibes) fluffig
wie losgelöst mit ordentlich Groove, und Frontmann Jules entpuppte
sich bald als sehr versierter wie ausdrucksstarker Sänger. Das
hinterliess umgehend die entsprechende Wirkung beim Publikum, das
bestens antizipierte und sichtlich Spass an der
Performance
der Youngsters fand. Seitens der Band wirkte auch nichts aufgesetzt,
und dass Trev mitunter von einem der weltbesten Gitarrenlehrer
profitieren konnte, blitzte immer wieder auf. ZFG haben bis jetzt,
ausser «Holehearted» digital, noch keine offizielle Veröffentlichung
auf einem Tonträger vorzuweisen, was aber nach dieser Tour wohl
nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Zudem spielten
sie während gut einer Dreiviertelstunde nur eigene Songs, was ein
weiterer Pluspunkt war. Das persönliche lockere Gespräch mit beiden
Protagonisten, die sich nach dem Konzert und völlig frei von
irgendwelchen Allüren, gleich unter die Fans mischten, unterstrich
die erfreuliche Boden-ständigkeit. Etwas Besseres als dies, versehen
mit der berühmten DNA sowie der offen-sichtlichen Fähigkeit auf
eigenen Füssen zu stehen, gibt es nicht, und so lässt sich die
Zukunft dieser talentierten Band überaus rosig zeichnen.
Setliste: «Vibez On» - «Saturday» - «Just A Man» - «Holehearted» -
«Drive It Away» - «Show No Love» - «Lights» - «Special».
TOTO Brechend voll war es an diesem schönen
Sommerabend in Pratteln nicht, aber von den etwa maximal möglichen
2'200 Leuten waren mindestens 2'000 vor Ort. Für die
erfolgsverwöhnten Amerikaner, die in der Heimat sicherlich immer
noch deutlich mehr Zuspruch erhalten, eine vielleicht etwas
ungewohnte Situation, aber auf diesem musikalischen und technischen
Niveau gleichzeitig kaum bis gar nicht einflussnehmend. Entscheidend
war wohl eher, den Schweizer Fans und auswärtigen Besuchern zur
erweiterten "40 Trips
Around The World Tour" keinen allenfalls gelangweilten Eindruck zu
vermitteln. Puristen und Die-Harder bemängelten allerdings die
Vakanz von David Paich (Piano & Keyboards), der beim letzten Konzert
in Zürich (12.03.2018) noch mit dabei war und ab Juli 2018 ersetzt
wurde. Sein Nachfolger heisst Dominique Taplin, und der gab sich
technisch keine Blösse, was ja kaum verwunderte. Immer noch mit
dabei, das heisst jeweils auf Tour, ist Perkussionist und
Sympathikus Lenny Castro, der sich mehrmals in Szene setzen konnte.
Chef auf Platz ist, respektive war natürlich Steve Lukather (g/v),
der aktuell wieder langhaariger unterwegs ist. Er sagte jeweils die
Songs an, wenn auch nicht alle und erzählte dann und wann etwas zur
Entstehung. Als Opener wurde «Devil's Tower» gespielt. Eigentlich
ein bisheriger Non-Album Track (!), der ursprünglich aus den 80ern
und dem Umfeld der Sessions zum Hit-Album «TOTO IV» stammt. Danach
folgte mit «Hold The Line» gleich der erste Monster-Hit, der
jegliche Lethargie innert Sekunden verflüchtigen liess. Leadsänger
Joseph Williams war stimmlich absolut auf der Höhe, und auch wenn
vieles in x-fach zelebrierter Routine daher kam, war alles
präzise
auf den Punkt gespielt, wie man das ja von TOTO seit Jahrzehnten
kennt und liebt. Der Welthit «Rosanna» schloss den ersten
elektri-fizierten Teil des Sets ab, ehe anschliessend ein paar Songs als
"Acoustic-Set" gezockt wurden.
Mit dabei war da unter anderem
auch «Human Nature». Ein weiterer Klassiker, dem bekanntlich Michael
Jackson zu Ruhm und Ehre verhalf, mitunter aber aus der Feder von
Steve Porcaro stammt. «Stop Loving You», in der Originalversion viel
schmissiger und opulenter arrangiert, erhielt in der Akustik-Version
eine eigene feine Note. Der zweite Stromgitarren-Part wurde mit
«Girl Goodbye», einem weitere Oldie, eröffnet, und so langsam konnte
man sich fragen, ob vom letzten Studioalbum «TOTO XIV», wie schon in
Zürich, wieder nichts berücksichtigt wurde. Letztlich war es dann
tatsächlich so, was ich aber noch schade fand, denn das neue
Material ist top, seis drum. Der absolute Höhepunkt ohne Zweifel und
einmal mehr der unsterbliche Song «While My Guitar Gently Weeps»,
geschrieben von Ex-Beatle Georg Harrison (R.I.P.), den aktuell wohl
kaum sonst jemand so wie Steve Lukather interpretieren kann. Das
zugehörige Solo war abermals zum Niederknien geil, Gänsehaut
inklusive! Dass es dann gegen den Schluss hin noch einen gemeinsamen
Auftritt von TOTO, zusammen mit ZFG gab, lag eigentlich auf der
Hand, und es
hätte echt was gefehlt ohne. Nicht zu übersehen war dabei, wie stolz
Steve auf seinen Sohn ist, und wenn man sowas sieht, muss man sich
um die generelle Zukunft der Musik keine Sorgen machen. Wenn die
Alten eines Tages abtreten, werden die Jungen bereit sein und den
Spirit ihrer Väter weiter tragen. Der offizielle Teil des Konzertes
wurde mit dem Alltime-Klassiker «Africa» beendet. Die Fans lechzten
natürlich nach mehr und bekamen «Home Of The Brave» als letzte
Zugabe. TOTO verwöhnten ihre Fans auch am Open-Air während zwei
vollen Stunden und scheinen mit insgesamt weniger Leuten locker klar
zu kommen. Wie hoch hingegen die Gage war, fragen wir jetzt besser
nicht nach, aber die Zeiten haben sich definitiv geändert, sonst
würde sowas nicht möglich werden!
Setliste: «Devil's Tower» -
«Hold The Line» - «Lovers In The Night» - «Alone» - «I Will
Remember» - «English Eyes» - «Jake To The Bone» - «Rosanna» -
«(Acoustic Set): «Georgy Porgy» - «Human Nature» - «I'll Be Over
You» - «No Love» - «Stop Loving You» - «Piano Solo Dominique Taplin»
-- «Girl Goodbye» - «Lion» - «Dune (Desert Theme) » - «While My
Guitar Gently Weeps (George Harrison Cover)» - «Make Believe» -
«Africa» --- «Home Of The Brave».
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