In Amerika feiert das „Metal Musical“ schon längst enorm grosse
Erfolge. Dort kommen bis zu 20.000 Besucher zu einer Vorstellung.
Die Resonanz ist so gewaltig, dass man sogar mit 2 unterschiedlichen
Besetzungen zur gleichen Zeit an Ost- bzw. Westküste auffahren kann.
Das Trans Siberian Orchestra ist nun zum ersten Mal in Europa
angekommen und bereiste für einen der 11 Abende auch die Schweiz.
Mit ca. 4000 Besuchern war dies für das gut 30-köpfige Ensemble wohl
eher eine familiäre und kuschelige Angelegenheit.
Das Grundthema der Show ist „Beethoven`s letzte Nacht“. Zwischen den
Liedern führte (oder soll ich lieber sagen: er schrie?) der
Gespenstische Erzähler durch die Geschichte
und wer kein Englisch konnte, durfte die Übersetzungen an den 2
Telepromptern rechts und links an der Bühne verfolgen: Ludwig van
Beethoven liegt erschöpft auf der Tastatur seine Klaviers, vor ihm
das Manuskript seiner 10. Symphonie, die - wie wir mittlerweile
wissen - nie vollendet werden konnte.
Mephistopheles, der Teufel höchst persönlich, meldet sich zu Wort
und fordert die Seele des Komponisten ein. Er macht ihm aber ein
Angebot und somit beginnt das Feilschen. Das ganze wird untermalt
von einer Bühnenshow die selbstverständlich einiges an optischen
Reizen zu bieten hatte, wie zum Beispiel pyrotechnische Feuerraketen
die wohl dem Ex-Savatage Schlagzeuger Jeff Plate mächtig eingeheizt
haben mussten. Ausserdem blitzten reichlich bunte Laserstrahlen
durch die Halle. Drei Leinwände die die Rückwand der Bühne bildeten
und aussahen wie übergrosse Bilderrahmen, unterhielten den Zuschauer
mit farbenfrohen Projektionen und Notenblätter. Tänzerinnen in Leder
und Highheels mischten sich mit den Klängen des Teufelsgeigers Roddy
Chung. Stellenweise wirklich atemberaubend. Das Publikum in welches
sämtliche Generationen vorzuweisen hatte, reagierte jedoch
reserviert und zurückhaltend.
Das
komplett bestuhlte Hallenstadion war leider nur schwer aus der
Reserve zu locken. Lediglich die Savatage Songs am Ende der Show,
welche pünktlich um 20:00 Uhr begonnen hatte und auch pünktlich ohne
Pause um 22:30 Uhr beendet wurde, liessen lange Mähnen schütteln.
Vereinzelt stand man dann auch mal auf um zu klatschen und zu
pfeifen. Sicher durfte man hier nicht zu viel Euphorie erwarten,
denn neben den harten Gitarrenklängen dominierten an dem Abend
midtempo Songs und viele gesprochene Parts was eine Art Broadway
Stimmung aufkommen liess. Eventuell war auch etwas Ehrfurcht im
Spiel? Oder sogar Angst? Durch die strengen Anweisungen des
Sicherheitspersonals hat man sich ja auch nicht wirklich getraut
sich zu bewegen oder gar zu laut zu atmen.
Die reisende Rock-Oper war beeindruckend und hinterliess bleibende
Erinnerungen. Es war eine abwechslungsreiche Darbietung mit
reichlich Wechsel am Gesang. Mit einer versprochenen Savatage
„Wiedervereinigung“ am Ende der Show hat Jon Olivia leider zu viel
Hoffnung geschürt. Übel nehmen darf man ihm es allerdings nicht,
denn Mitbegründer Paul O`Neal entschuldigte einen der wichtigsten
kreativen Köpfe, da Jon aus persönlichen Gründen (Krankheit in der
Familie) nicht anwesend sein konnte. Zum gratis Tourheftchen in
deutscher Übersetzung gab es zum Abschluss noch eine Autogrammstunde
im Foyer.
|
|