Tut mir echt leid, all ihr altgedienten
Rocker und Headbanger, aber ein Factum muss im Zuge dieser
Einleitung einfach ausgeschrieben werden: Junge Teenie-Fans feiern
an einem Konzert definitiv eine Liga höher als erfahrene Metalkenner,
die schon alles dutzend Mal gesehen haben. Das kann zwar einerseits
an der weniger grossen Vergleichsmöglichkeit liegen, welche die
metallische Jugend vorweisen kann, doch woran es auch liegen mag, an
Konzerten, die vornehmlich ein adoleszentes Publikum anziehen geht
im Normalfall die Post ab. So auch bei den Megasellern Trivium, die
mit ihrem dritten Werk "The Crusade" die glorreichen Achtziger
wieder salonfähig machten und im Mai zum ersten Mal eine richtige
Headliner-Show durch Europa absolvierten, nachdem man sich im
Dezember vergangenen Jahres schon als Support-Act Iron Maidens hatte
blicken lassen. Thrash für jung und alt hiess dabei die Devise, denn
neben den energiegeladenen Newcomern Sanctity war auch Jeff Waters
mit seiner Koriphäe Annihilator mit von der Partie, ein Package,
dass besser wohl nicht hätte funktionieren können, wurden doch
sämtliche Aktuere von der ersten bis zur letzten Note abgefeiert was
das Zeug hielt und dies im eher suboptimalen Rohstofflager, welches
wieder einmal doppelt belegt worden war. Das Spassige daran: Ab
22.00 Uhr verirrten sich Zürichs Partygänger zwischen schwitzende
und biertrinkende Metaller, ein Schock, welchen die aufgebretzelte
MTV-Anhängerschaft wohl nie vergessen wird, genauso wenig wie die
eigentlichen Zuschauer, welche einen dynamischen Thrash-Abend mit
tonnenweise Killerlicks, Mörderriffs und suizidähnlichem Headbanging
erleben durfte. (Kis)
Sanctity
Und so konnten schon die Neulinge von Sanctity trotz frühem Beginn
(wegen der schon erwähnten Doppelvermietung) auf ein gut gelauntes
Publikum in Feierlaune zählen. Dies auch zu Recht, denn der Vierer
aus North Carolina, welcher mit "Road to Bloodshed" erst kürzlichen
ihren viel gelobten Erstling veröffentlicht hatten, brachten von
Anfang an einen solchen Druck an den Start, dass auch der
rohstoffjager-typische Matsch-Sound (zu laute Drums, zu breiige
Gitarren) vergessen war. Sicherlich alles andere als appetitlähmend
ist dabei auch das Material der Amis, die ein Brett aus schwedischem
Melo Death à la In Flames und gutem alten US-Thrash vom Stapel
lassen, somit also die leckeren Licks von Lead-Gitarrist Zeff
zusammen mit den tonnenschweren Riffs von Fronter Jared direkt den
Geschmacksnerv der im Durcvhschnitt weit unter 18 Jahre alten
ANwesenden treffen. So klatscht man im Takt, lässt sich von den "Fuck!
Fuck! Fuck!"-Shouts des zeitweise nach Lemmy klingenden Jared
mitreissen und streckt natürlich nach jedem Song brav die
Fingerhörnchen in die Luft... so muss das sein. Einzig der von der
Band energisch geforderte Moshpit scheint nicht so auf Gegenliebe zu
stossen und fällt dementsprechend eher kläglich aus, was die
Anheizerqualität Sanctity's natürlich nicht im Geringsten schmälert,
was auch der am Schluss dargebotene Track "Beneath the Machines"
unterstreicht, der passend als Übergang schwer nach Annihilator
duftet. (Kis)
Annihilator
Hatte man nun im Vorfeld doch die eine oder andere Stimme raunen
hören, Jeff Waters und seine altgedienten Annihilator würden im
Vergleich zu den
beiden anderen, jungen und wilden Truppen, etwas
verstaubt wirken, so verstummten sicherlich alle Kritiker schon nach
den ersten Klängen der aktuellen Bandhymne "Operation Annihilation",
die, von Jeff gesungen, da fortfuhr, wo Sanctity aufgehört hatten.
Das Publikum sogleich am Haken, strotzten oder, wenn man die Hitze
wieder einmal in eine Allegorie einbauen möchte, schwitzten vor
Spielfreude, Elan und Tightness. Dass Jeff auch heute noch zu den
Besten der Besten aller Metalgitarristen gehört ist unbestritten,
dass er dieses Talent auch live zur Schau stellen vermag ebenso
wenig und so steht einer 45-minütigen, leicht nostalgischen
Thrash-Sause nichts mehr im Wege, hat sich doch doch auch Sänger
Dave Padden, der auf dieser Tour zur Rhythmus-Gitarre greifen
durfte, sichtlich und hörbar gesteigert. Mit Unterstützung von Jeff
in Form von Backing Vocals schafft es der unscheinbare Rocker dieses
Mal sogar, die ganz hohen Passagen der alten Klassiker zu
intonieren, welche an diesem Abend klar den Vortritt gegenüber dem
aktuellen Material der Scheibe "Metal" erhielten. So bleibt das an
zweiter Stelle vorgetragene, auch nicht üble, aber halt doch nicht
mit den Glanztaten mithalten könnende, "Clown Parade" die letzte
aktuelle Nummern. "King of the Kill", "Never, Neverland", "Set the
World on Fire" oder "The Fun Palace" lassen keinen Nackenwirbel mehr
an seinem Platz, Massengebange ist bei solchen Tracks garantiert
angesagt, sowohl vor, als auch auf der Bühne. Jeff zockt ein
Glanzsolo nach dem anderen aus den Handgelenken, schüttelt seine
wieder lange Mähne und schneidet, wie sich das gehört, Grimassen am
Laufmeter, ohne auch nur einmal auf sein Griffbrett schielen zu
müssen. Dave Padden hingegen wirft sich in klassische Metalposen,
was kombiniert zu den immer wechselnden Standorten des Front-Duos fü
reichlich Stage-Agilität sorgt. Als dann zum Abschluss noch "Alyson
Hell" kredenzt wird, steht bei mir der wahre Headliner dieses Abends
fest, denn in Sachen Präzision, Präsenz und ausgeklügeltem
Songwritting macht man Jeff Waters so schnell nichts nach. (Kis)
Setlist Annihilator:
"Operation Annihilation" - "Clown Parade" - "The Blackest Day" -
"King of the Kill" - "Never, Neverland" "Stone Wall" - "Set the
World on Fire" - "The Fun Palace" - "Alison Hell"
Trivium
Als Vorgruppe für Iron Maiden im vergangenen Dezember hinterliessen
Trivium leider keinen besonders positiven Eindruck, somit konnten
sie es am heutigen Abend als Headliner nur noch besser machen.
Schon
vor Konzertbeginn war die Location rappelvoll, die jungen Männer aus
Florida wurden sehnsüchtig erwartet. Mikrofone standen auf das
Publikum gerichtet vor der Bühne, unter den Zuschauern wurde
aufgeregt diskutiert, palavert und debattiert; man konnte die
gespannte Atmosphäre richtig spüren! Und da waren sie endlich, um
auch gleich mit "Entrance of the conflagration" los zu legen,
gefolgt von "Detonation". Die Chemie zwischen der Band und dem
Publikum stimmte von Anfang an, worauf Trivium mit jedem Song noch
mehr Enthusiasmus an den Tag legten. Die Menge dankte es ihnen mit
überschäumendem Mitsingen und Jubel. Wo man auch hin schaute,
überall waren die Leute in Bewegung. Das sehr beliebte "Ignition"
vom aktuellen Album "The Crusade" war wohl eines der Highlights
unter den weiblichen Fans, welchen Matthew auch das unverschämt
schöne "Dying in your arms" widmete. Der Kessel brodelte und die
Fans schrien begeistert, als der wohl beste Song "Anthem (We are the
fire)" angekündigt wurde. Die Band zog sich kurz zurück, um gleich
darauf ein Medley besonderer Art zu spielen, bestehend aus Songs wie
Manowar's "Fighting the world", Lynyrd Skynyrd's "Sweet home
Alabama", Rammstein's "Du hast" und AC/DC's "Hell's bells". Die
darauf folgenden Reaktionen frenetisch zu nennen wäre nun wirklich
untertrieben. Shouter Matthew lobte sein vorwiegend sehr junges
Publikum über alle Massen und hatte die Menge voll im Griff. Man
wollte kaum noch Abschied von einander nehmen, doch leider war auch
dieses verdammt gute Konzert irgendwann einmal vorbei. Danke Trivium,
für diese hervorragende Leistung, welche Ihr nun in Spanien und dem
Rest der Tournee hoffentlich wiederholen werdet! (Maiya)
Setlist Trivium:
„Entrance of the Conflagration“ – „Detonation“ – „Ember to Inferno“
– „Like Light to the Flies“ – „Rain“ – „To the Rats“ – „Unrepentant“
– „Requiem“ – „Tread the Floods“ – „Dying in your Arms“ – „Drowned
and Torn Assunder“ – „Suffocation Sight“ / „Ascendendancy“ – „Ignition“
– „Anthem (We Are the Fire)“
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„A Gunshot to the Head of Trepidation“ – „Pull Harder on the Strings
of your Martyr“
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