Man
(n) mag es kaum glauben, aber nächstes Jahr können Tygers Of Pan
Tang oder zumindest Gitarrist und Gründungsmitglied Robb Weir auf
das vierzigste Bandjubiläum (!) anstossen. Gemessen am insgesamt
eher bescheidenen Erfolg in der Zeit, grenzt es eigentlich an ein
Wunder, dass diese Truppe immer noch unterwegs ist. Nimmt man jedoch
das aktuelle selbstbetitelte Album als Massstab, dann hat die
NWOBHM-Ikone kaum je besser geklungen! Seit dem konzertmässigen
Relaunch in Wacken 1999 und der eigentlichen Wiederbelebung der Band
2001, hat der Tiger wieder Blut geleckt. Wer die Geschichte der
Briten kennt, weiss natürlich, dass zu Beginn in den frühen 80ern
John Sykes mit dabei war, der jedoch erst später mit
Thin Lizzy, Whitesnake und Blue Murder für Furore sorgte. Heuer ist
also nur noch Robb Weir übrig geblieben, der sich inzwischen eine
neue Band zusammengestellt hat. Jüngster Zugang seit etwa vier
Jahren ist Gitarrist Micky Crystal an der zweiten Klampfe, und seit
2004, also auch schon eine Weile, sorgt Frontmann Jacopo Meille für
Konstanz. Nach Balingen (BYH!!!-Festival) 2011 und 2015 sah ich die
Band somit erst zum dritten Mal!
Headless Eine
lokale Supportband wäre an dieser Stelle keine Überraschung gewesen,
doch mit Headless hatte der Headliner eine feste Truppe dabei und
andererseits gab es ein Wiedersehen mit dem Ex-Yngwie Malmsteen
Shouter Göran Edman! Unvergessen ist dabei das Killer-Album
«Eclipse» von 1990 und die Tour dazu, die damals auch im Zürcher
Volkshaus Halt machte. Nach «Fire & Ice» (1992) war die Ära bei Ying
Yang aber bereits wieder vorbei. Danach schloss sich Göran bis heute
zahlreichen Combos an, darunter Brazen Abott (1995 – 1997). Bei den
Italienern von Headless stieg er vor rund vier Jahren dazu und sang
bisher mit «Growing Apart» (2013) und «Melt The Ice Away» (2016)
zwei Alben ein. Dieser Kelch ging
bisher jedoch ohne jegliche Wirkung an mir vorbei, und dass ich
eigentlich erst zu Hause wirklich schnallte, dass dies Mr. Edman
war, braucht keine weiteren Erklärungen. Nichtsdestotrotz spielten
die Italos einen soweit beherzten Set, der insgesamt jedoch noch
etwas mehr Schmackes hätte vertragen können. Verantwortlich für
diese Einschätzung war im Wesentlichen der gute Göran, der zwar
sauber sang, aber eine viel zu brave Attitüde auf die Bretter legte.
Da war nichts mehr von der früheren Agilität zu sehen, und darum
konnten seine sichtlich bemühten Kollegen den Karren nicht aus dem
Dreck heraus ziehen. So sah ich mich nach dem Konzert nicht dazu
veranlasst, am Merchstand einen Tonträger zu erstehen. Zu Hause
stach mich der Hafer jedoch trotzdem, und so führte ich mir
zumindest mal den letztjährigen Studio-Output an die Lauschklappen.
Was ich da dann zu hören kriegte, gefiel mir weitaus besser als die
Performance im Badener Löschwasserbecken (LWB) oder mit der neueren
Lokalbezeichnung Provisorium. Dem bereits gut gelaunten Publikum war
mein persönliches Befinden in Zusammenhang mit der Band allerdings
völlig schnuppe, und so erhielten Headless mehr als nur fairen
Applaus. Eine letzte Möglichkeit, auf den in der Ansage zum alten
Gassenhauer «Making Love» (Opener vom Album «Eclipse») zu bemerken,
wer da vor einem steht, liess ich tatsächlich ungenutzt! Sachen
gibts…, die gibts gar nicht…, muss wohl das Alter sein.
Tygers Of Pan Tang Die Nachricht war zunächst
fast zu schön, um wahr zu sein: Tygers Of Pan Tang kommen in die
Schweiz und das nach jahrzehntelanger Abstinenz. Wann genau die Band
in den 80ern in der Schweiz aufspielte (wenn überhaupt!), lässt sich
so einfach nicht verifizieren. Diese Frage wurde von Tinu im
Interview mit Robb Weir nicht gestellt, doch letztlich ist das
völlig egal. Die vergangenen Zeiten sind vorbei und lassen sich
nicht mehr reaktivieren, vom einher gehenden Zeitgeist ganz zu
schweigen. Das Augenmerk gilt somit der Gegenwart, respektive der
näheren Zukunft, und diese sieht in Sachen Live-Auftritte erfreulich
aus. Zum einen geht es um den exklusiven CH-Auftritt von heute Abend
in Baden, und zum anderen werden die Tygers am nächstjährigen „ICE
ROCK“-Festival im Emmental aufmarschieren und alles in Schutt und
Asche legen. Zu schlagen gilt es Threshold (mit Damian
Wilson) und Morgana Lefay. Wenn man sich das aktuelle
selbstbetitelte Album anhört, so steht uns ein echter
Live-Leckerbissen bevor, den das heutige Publikum bereits vorkosten
durfte. Kaum hatte die Band angefangen zu spielen, trat der
Unterschied zur Support-Truppe umgehend hervor. Die Mucke der Briten
schob gewaltig und versetzte die Konzertbesucher ziemlich schnell in
Jubelstimmung. Davon liess sich der Headliner noch so gerne
inspirieren und lieferte amtlich ab. Interessant war auch zu sehen,
dass es nicht nur angejahrte Fans hatte, sondern auch etliche
jüngere BesucherInnen den Weg ins Provisorium 8 auf sich genommen
haben und sich voll ins Zeug legten. Sowas lässt grundsätzlich
Freude aufkommen.
Schade war lediglich, dass der Sound über
die Gesamtdistanz nicht zu überzeugen vermochte. Vor allem die
massiven Lautstärke-Schwankungen bei Gitarrist Micky fielen einem
mehrmals unangenehm auf. Die Soli waren stets zu laut und die Riffs
gingen immer wieder mal im allgemeinen Soundgebräu unter. Der
anwesenden Fanschar konnten diese technischen Ungereimtheiten nichts
anhaben, im Gegenteil! Die Party ging steil ab, was bei den
knackigen neuen Songs, vermischt mit zahlreichen alten Perlen der
80er, auch kein Wunder war. Mainman Robb strahlte wie ein
Honigkuchenpferd und genoss den Moment der Aufmerksamkeit sichtlich.
Das galt auch für Drummer Craig Ellis, der mächtig Dampf freisetzte.
Der Löwenanteil der Frische, die die Band ausstrahlt, geht jedoch
auf das Konto von
Frontmann
Jacopo Meille. Nebst der brillanten wie kräftigen Gesangsstimme
kommt er auch als Typ voll sympathisch rüber. Da war nichts von
affektiertem Gehabe auf der Bühne zu sehen und zu hören, sondern nur
purer Spass auszumachen! Somit muss man sich den Termin im nächsten
Januar ziemlich fett im Kalender anstreichen, und ich wage zu
behaupten, dass Tygers Of Pan Tang eine absolute Killer-Show auf die
Bretter legen werden. Da die Anreise nach Baden staubedingt
verzögert wurde und die NWOBHM-Ikonen somit später als geplant
eintrafen, könnte dies der Grund sein, warum auf der Setliste zwei
Songs, nämlich «Blood Red Sky» und «Rock Candy», leider gestrichen
wurden. Der Rest liess sich jedoch keinesfalls lumpen, und man darf
dabei getrost erwähnen, dass der Tiger wieder kräftig faucht!
Setliste: «Only The Brave» - «Love Don't Stay» - «Gangland» -
«Do It Good / Euthanasia» - «Glad Rags» - «Take It» - «Never Give
In» - «Keeping Me Alive» - «Don't Stop By» - «Raised On Rock» -
«Devil You Know» - «Rock 'N' Roll Man» - «Hellbound» - «Suzie
Smiled» -- «Tush (Cover ZZ Top)» - «Love Potion No. 9 (Cover The
Clovers).
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